Philips 65OLED873 (Test)

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Zwei Fernbedienungen, drei Benutzeroberflächen. Der größere Steuerstab besitzt auf der Rückseite eine vollwertige QWERTZ-Tastatur.

 

Auch wenn es die Produktbezeichnung nicht vermuten lässt, handelt es sich beim 3.500 Euro teuren beziehungsweise günstigen 65OLED873 im Grunde um den großen Bruder des 55POS9002 (Test in 11-2017).  Optisch punktet der Fernseher durch sein extrem schlankes Display, das selbst mit Tunern und Anschlüssen gerade mal 4,75 Millimeter tief ist, und dem schicken Standfuß aus gebürstetem Aluminium.

Ein Ausstattungs-Highlight ist Ambilight. Ausgeliefert wird der Philips mit zwei Fernbedienungen: Der größere Steuerstab hat eine QWERTZ-Tastatur auf der Rückseite, was bei Smart-TV-Anwendungen die Texteingabe erheblich vereinfacht. Der Mini-Signalgeber ist nur mit den Basisfunktionen und einer Mikrofon-Taste für die Sprachsteuerung ausgestattet.

Nur zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen HDCP 2.2. Außerdem hat der Philips lediglich Single-Tuner an Bord, was sich bei Aufnahmen bemerkbar macht: Ein Umschalten auf einen anderen Sender ist nicht möglich.

Auch wenn Philips seine Fernseher schon seit Jahren mit Ambilight ausstattet, von der Faszination hat das Lichterspektakel im Rücken des Geräts nichts verloren. Die oberen und seitlichen LEDs beleuchten die Wand in unterschiedlichen Farben, machen damit den Bildschirm subjektiv größer und entspannen die Augen beim Fernsehen im Dunkeln. Zum Ambilight-Setup gelangt man über eine eigene Taste auf der Fernbedienung. Hier legt man fest, ob sich die Variationen des Lichts am Bild oder am Ton orientieren sollen. Je nach persönlichem Wunsch kann die Farbmalerei auf der Wand mehr oder weniger intensiv aussehen. Schaut man beispielsweise ein Fußballspiel, so kann der Philips das Grün des Rasens auf die Wand übertragen, wodurch sich das Spielfeld zu vergrößern scheint. Mit „Heiße Lava“ (rot), „Tiefsee“ (blau), „Natur“ (grün) oder zwei Weißtönen hat Philips auch feste Farbvorgaben vorprogrammiert. Die Intensität der Sättigung und der Helligkeit von Ambilight bestimmt der Zuschauer selbst. Damit Ambilight optimal zur Geltung kommt, kann sogar die Farbe der Wand hinter dem TV festgelegt werden. Speziell in dunkler Umgebung will man das Farbenfeuerwerk von Philips ganz schnell nicht mehr missen.

Tolles Lichterschauspiel: Die LEDs hinten am Gehäuse des 65OLED873 verhindern effektiv das Ermüden der Augen an langen Filmabenden.


Multimediale Extras

Das App-Angebot (mehr dazu auf Seite 36) lässt auch wegen des Google Play Store keine Wünsche offen. Über die Sprachsuche liefert der 65OLED873 schnelle Informationen – optisch ansprechend aufbereitet – zu Wetter, Persönlichkeiten oder Sportergebnissen. Wünscht man sich „Actionfilme bei YouTube“, so listet der Philips umgehend eine Auswahl auf. Sehr gelungen ist die App „Philips TV Remote“. Sie bietet schnellen Zugriff auf TV-Sender, Aufnahmen, Apps, Multimedia-Dateien aus dem Netzwerk sowie die Ambilight-Optionen und gestattet Programmierungen.

Im Home-Menü des Philips findet man nicht nur diverse Apps, sondern auch die Einstellungen für Bild- und Tonqualität.

Fotos, Musik und Videos (auch UHD-Clips) von USB spielt der OLED zuverlässig ab. Diashows mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten sind möglich. Sowohl für Fotos als auch für eigene Filme lässt sich das HDR-Upscaling aktivieren.

TV-Empfang und Aufnahme

Der 65OLED873 empfängt Fernsehen per Kabel, Satellit und DVB-T2, verfügt aber leider nur über einen Single-Tuner. Läuft eine Aufnahme, lässt sich kein anderer Sender schauen. In unserem Test gab es zudem Probleme mit der erforderlichen Formatierung der USB-Festplatte – bei diversen Modellen konnte der Philips die Formatierung nicht beenden. Wünschenswert wären etwas kürzere Umschaltzeiten.

Die kostenlose App „Philips TV Remote“ ist sehr gelungen: Sie ermöglicht das Programmieren von Aufnahmen, den Zugriff auf unterschiedliche Apps und ist übersichtlich und selbsterklärend gestaltet.

 

 

 

Die Fernbedienung muss zudem recht genau auf den IR-Sensor gehalten werden, sonst reagiert der Apparat nicht. Mit Android 7.0 läuft der Philips stabil, punktuell könnte das Arbeitstempo etwas schneller sein. Gut und recht intuitiv ist das Bedien-konzept: Über

das Home-Menü erreicht man sowohl die Apps als auch die „Einstellungen“.

Bild- und Tonqualität

Ob Sport, Spielfilm oder Show: Der Philips mit P5 Perfect Picture Engine begeistert bei HD-Sendern mit schöner Schärfe, natürlichen Farben und guter Plastizität. Tagsüber ist der Modus „Lebhaft“ zu empfehlen, in dunkleren Räumen eignet sich „Natürlich“. Wenn in der Blu-ray „Deutschland von oben“ die Jahreszeiten in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund eingeblendet werden, sieht man, welch eindrucksvolles Pechschwarz der 

OLED darstellen kann. Im April zeigt er die Dächer von Heidelberg extrem differenziert mit Ziegeln in den unterschiedlichsten Rot-, Braun- und Orangetönen. Die Stadt schlängelt sich mit guter Raumtiefe bis zum Horizont am Neckar entlang. Einziges Sorgenkind – und das ist Jammern auf hohem Niveau – ist der Januar: Den großen weißen Schneefeldern im Gebirge fehlt es ein wenig an Leuchtkraft und Feinzeichnung, die Leuchtdichte fällt hier auf unter 200 Candela. Generell ist es beim 65OLED873 egal, ob man mittig oder seitlich vor dem Panel sitzt, die Blickwinkelstabilität ist hervorragend.

Bei der Wiedergabe von UHD-Blu-rays gefallen die vielfältigen HDR-Einstellungen mit sieben Modi. Eine neutrale Farbtemperatur erreicht man mit „HDR-Film“, „isf-Tag“ und „isf-Nacht“. Den Gammawert sollte man von 0 auf -2 anpassen, um in dunklen Bildbereichen die Detaildarstellung und die Tiefenwirkung zu verbessern. Aktuell wird HDR10 und HLG unterstützt. HDR10+ will Philips im Laufe des Jahres nachreichen – ob auch für dieses Modell, steht allerdings noch nicht fest. Dolby Vision wird hingegen definitiv nicht unterstützt.

Sollten sich statische Bildmotive wie Börsenticker oder Senderlogos einmal einbrennen (bei uns war dies selbst nach einem zwölfstündigen Standbild nicht der Fall) besitzt der Niederländer die Option „Bild-rückstände entfernen“. Bei ganz ungünstigen Bildeinstellungen erkennt man im grauen Menü minimales Vertical Banding. Im normalen TV-Alltag tritt dieses Problem aber so gut wie nicht auf.

Als Ausgangsleistung liefert der Philips 50 Watt. Die Sprachverständlichkeit bei Dokumentationen, Nachrichten und in Talkshows ist gut. Filmmusik könnte hingegen noch etwas voluminöser klingen, hier fehlt es speziell bei den Höhen ein wenig an Präzision und Brillanz. Die Bässe sind hingegen ordentlich. Im Ton-Setup muss eingestellt werden, ob der 65-Zöller an der Wand hängt oder auf seinem Tischfuß montiert ist.

Der Testbericht Philips 65OLED873 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 3500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

85 sehr gut

Philips überträgt die starke Performance des 55POS9002 erfolgreich auf den neuen 65OLED873. Das Bild ist abgesehen von kleinen Schwächen in weißen Sequenzen ausgezeichnet. Ambilight, das breite App-Angebot und der gute Bedienkomfort lassen nicht nur die Wand hinter dem TV strahlen.
Jochen Wieloch

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