Panasonic TX-65FXW784 (Test)

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Sachlich und funktional: Die Fernbedienung des 65-Zöllers ist wenig innovativ, erfüllt ihre Aufgabe jedoch zur vollsten Zufriedenheit. Die Tasten sind sinnvoll angeordnet, alles sitzt da, wo man es erwartet.

Das neue LCD-Flaggschiff TX-65FXW784 von Panasonic protzt mit viel Ausstattung zum kleinen Preis. Gelingt sogar der Angriff auf die deutlich teurere OLED-Oberklasse?

Gerade mal 2.100 Euro verlangt Panasonic für sein neues LCD-Flaggschiff TX-65FXW784. Ein strategischer Zug der Japaner, um preislich einen Puffer zu den OLED-Modellen zu schaffen. Die spannende Frage: Müssen Heim-kino-Fans mit höchsten Ansprüchen bei Panasonic künftig zum Bildschirm mit selbstleuchtenden Bildpunkten greifen, oder kommen sie auch mit einem klassischen Backlight-Panel wie beim FXW784 voll auf ihre Kosten? Der Apparat thront auf einem schweren Metallfuß, elastische Kabel lassen sich durch einen Kanal im Fuß dezent verlegen, um den TV auch frei im Raum platzieren zu können. Das vier Millimeter dünne Panel sitzt auf einer Glasscheibe, Panasonic spricht vom Art & Interior Glass Design.


Ausstattung und Praxis

An der Ausstattung wurde beim 65-Zöller nicht gespart. Jeweils zwei Tuner für Kabel, Satellit und Antenne erlauben bis zu zwei Aufnahmen gleichzeitig. Bei der Auswahl der USB-Festplatte sollte man Panasonic zufolge darauf achten, dass diese über eine eigene Stromversorgung verfügt, um Anschlussprobleme zu vermeiden. Der FXW784 unterstützt TimeShift (hierzu muss im Menü „Setup Aufzeichnung“ die „Permanente Aufzeichnung“ auf „Auto“ stehen). Eine laufende Sendung lässt sich – sofern keine Restriktionen seitens des Senders vorliegen – bis zu 90 Minuten zurückspulen.

Anschlussseitig lässt der Panasonic keine Wünsche offen. Seitlich befinden sich sogar zwei „CI+“-Schächte zum Empfang von Bezahlfernsehen.

Zudem verfügt das Gerät als vierten Empfangsweg über einen TV>IP Server & Client, um die Signale auch im Netzwerk zu verteilen. Pay-TV-Liebhaber freuen sich über zwei seitliche „CI+“-Slots. Viele Pluspunkte sammelt der 65-Zöller durch seinen hohen Bedienkomfort. Das liegt am sehr flott reagierenden My Home Screen 3.0. Direkt nach der Auslieferung liegen lediglich die drei kreisförmigen Symbole für „Live-TV“, „Apps“ und „Geräte“ auf der Oberfläche. Zusätzliche Lieblingsinhalte wie bevorzugte TV-Sender, Apps von Streaming-Portalen oder das Aufnahme-Archiv lassen sich blitzschnell auf die Startseite heften und hier wie auf einem Smartphone an die gewünschte Position schieben. Auf der Taste „My App“ der Fernbedienung kann man seine am häufigsten genutzte Anwendung abspeichern. Insgesamt ist das App-Angebot sehr gut ausgebaut. Der Mediaplayer spielt viele Formate ab. Diashows werden automatisch mit Musik hinterlegt.

Steuerung per Smartphone

Eine Sprachsteuerung hat Panasonic noch nicht in die Fernbedienung integriert. Auf einfache Sprachbefehle reagiert der Apparat jedoch per Smart-phone. Dazu benötigt man die App „TV Remote 2“. Simple Ansagen wie „Lauter“, „Leiser“, „Nächster Sender“ oder „Vorheriger Sender“ führt der TX-65FXW784 prompt aus. Insgesamt ist die App sehr ausgereift. Der Fernseher lässt sich komplett steuern, Aufnahmen sind möglich und der Zugriff auf sämtliche Anwendungen und Apps gelingt durch farbige Symbole extrem zügig.

My Home Screen 3.0: Die Bedienoberfläche des Panasonic ist sehr aufgeräumt und lässt sich beliebig um weitere Apps und bevorzugte Anwendungen erweitern.

Dankbar ist man auch für die Tastatur für den Web-Browser.Ebenso gelingt die Wiedergabe der Aufnahmen von der USB-Platte auf dem Smartphone oder Tablet, darüber hinaus kann man den gewünschten TV-Tuner auswählen und sich so das Live-Fernsehen auf seinem Mobilgerät anschauen. Sogar Musik, Fotos und Videos, die auf einem USB-Stick am Flat-TV schlummern, erweckt man per Smartphone zum Leben. Das erhöht den Bedienkomfort enorm, zumal die Applikation sehr schnell und ohne nervige Hänger reagiert.

Lieblings-Applikation: Egal ob YouTube, der Web-Browser oder ein Nachrichtendienst – seine Wunsch-App kann man auf eine eigene Taste der Fernbedienung legen.

Bildqualität

Die natürlichsten Farben liefert der Panasonic im Bildmodus „True Cinema“, sowohl beim klassischen Fernsehen als auch bei der Wiedergabe von Blu-rays und UHD-Blu-ray-Discs. Speziell tagsüber mit Sonnenlicht, wenn das Wohnzimmer nicht abgedunkelt ist, gehen allerdings im Vergleich zu den helleren Presets „Normal“ und „Kino“ einige Details in dunkleren Bereichen verloren. Abhilfe schafft man, indem man die Helligkeit leicht erhöht und das Gamma vom voreingestellten Wert 2,4 auf 2,2 absenkt. Wie ausgewogen das Bild und wie neutral die Farben aussehen, beweist eindrucksvoll die royale Hochzeitszeremonie von Prinz Harry und Meghan Markle in der St. George‘s Chapel. Der dunkle Anzug des Bräutigams, das weiße Kleid der Braut, hölzerne Vertäfelungen an den Wänden, bunte Fahnen an der Decke und farbige Kirchenfenster: Der FXW784 arbeitet die unterschiedlichen Töne fein heraus. Spätestens bei einem seitlichen Sitzplatz mit einer Abweichung von 45 Grad zur Mittelachse tritt auch beim Panasonic das LCD-typische Phänomen auf, dass das Bild an Farbkraft verliert und beginnt, auszubleichen.

Gute Trefferquote: Im Bildmodus „True Cinema“ zeigt der Panasonic keine erwähnenswerten Abweichungen. Lediglich bei den Blautönen gibt es leichte Ausreißer.

Für eine perfekte Bildqualität sollte man deshalb möglichst mittig auf das Panel schauen können. Eine andere Schwachstelle des 65-Zöllers: Das Display ist weder so satt schwarz wie bei einem OLED noch so gleichmäßig ausgeleuchtet. An den Rändern fällt Licht durch. Das sieht man besonders dann, wenn man sich nicht exakt auf Augenhöhe mit dem Fernseher befindet und leicht von oben bzw. von unten schaut.

Bei Spielfilmen stören die Cinemascope-Balken, die zu erkennen sind, weil sie der Apparat eben nicht tief dunkel darstellt. OLED-Fernseher sind in diesem Punkt klar im Vorteil, weil sie in dunklen Bereichen die Leuchtdioden aus organischem Kunststoff komplett abschalten und dadurch super sattes Schwarz darstellen, während das Backlight bei LCD-TVs immer leicht durchschimmert. Der Panasonic erreicht einen ANSI-Kontrastumfang von 645:1 sowie einen Schwarzwert von 0,06 Candela pro Quadratmeter.

Leuchtkraft und Ton

In den düsteren Szenen der Blu-ray „Der Medicus“ erweist es sich als sinnvoll, die Funktion „Kontrast-Remastering“ zu aktivieren. So tauchen mehr Details auf, die man vorher nicht wahrnehmen konnte. Im HDR-Betrieb wünscht man sich eine etwas höhere Leuchtkraft des TX-65FXW784, was angesichts des günstigen Preises von 2.100 Euro allerdings eine überzogene Forderung ist. Über die „Intelligent Frame Creation“ erreicht man sehr geschmeidige Bewegungen mit anpassbarem „Film Smooth“ und modifizierbarer „Blur-Reduktion“.

Nicht nur bei Blu-rays, sondern auch bei UHD-Scheiben im HDR-Betrieb liefert der Panasonic im Modus „True Cinema“ die ansehnlichsten Ergebnisse bei überschaubarer Leuchtdichte. Im vollflächigen Weiß kommt der 65-Zöller maximal auf 461 Candela, in Spitzlichtern unterscheidet sich die Leuchtdichte nur marginal (448 Candela). Die Farbtemperatur erreicht mit 6.566 Kelvin hingegen einen nahezu perfekten Wert. Im Modus „HDR Normal“ schafft das Display 483 Candela, mit 9.152 Kelvin fällt das Setup jedoch viel zu kühl aus. Im „Kino“-Modus knackt der Panasonic die 500-Candela-Grenze (505), die Farbtemperatur weicht hier allerdings mit 7.824 Kelvin ebenfalls von der Idealvorgabe ab. Auch in der „True Cinema“-Einstellung reizen die Farben das DCI-P3-Spektrum nicht ganz aus.

Autopilot: In der Regel kann man die HDR-Helligkeit auf „Auto“ stehen lassen, die Regulierung erfolgt dann in Abhängigkeit vom Umgebungslicht.

Mit einem Gammawert von 2,2 erreicht man den perfekten Kompromiss aus dunkler Darstellung und guter Detailzeichnung. Wer die Eingangspegel noch detaillierter anpassen will, kann sich in feinen Stufen zwischen 2,5 und 100 IRE an die Bildeigenschaften herantasten, die die persönlichen Vorlieben am ehesten treffen.

HDR-Bildmodus „True Cinema“: Speziell bei den Farben Grün und Gelb hat der Panasonic im DCI-P3-Spektrum leichte Defizite.

Beim Ton bereiten dem neuen Flaggschiff der Japaner mit einer Ausgangsleistung von 20 Watt Dialoge keine Probleme, die Sprachverständlichkeit ist in Ordnung. In Musikpassagen kann der Apparat jedoch nicht mit breitem Bassfundament und beeindruckendem Raumklang dienen. Hier fehlt es dem preiswerten TV-Riesen etwas an Wucht.

Der Testbericht Panasonic TX-65FXW784 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 2100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 gut

Der TX-65FXW784 bietet viel Bild für wenig Geld. Die Ausstattung ist üppig, das App-Angebot gut und der Bedienkomfort spitze. Farben sind sehr neutral. An teurere Spitzenmodelle kommt der Pana­sonic aber nicht heran, zu den Schwächen zählen Leuchtdichte und Blickwinkelstabilität.
Jochen Wieloch

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