Onkyo TX-SR494 (Test)

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Onkyo: Baulich ist der Geber identisch mit der Fernbedienung von Pioneer; er unterscheidet sich allerdings in der Tasten­belegung.

Mit 500 Euro positioniert Onkyo den TX-SR494 im Einsteiger-Segment. Abstriche bei Ausstattung und Leistung sind da zwar vorprogrammiert, trotzdem kann der Kleine in einer Kerndisziplin punkten, in welcher der ähnlich teure TX-NR474 (480 Euro, Test in Ausgabe 7-2017) noch die Segel strich: So besitzt der Neuling zwei Endstufen mehr, womit er dank 7 internen Verstärkern auch 7.2- bzw. 5.2.2-Kanäle befeuern kann.

Der SR494 hat aber noch mehr zu bieten, etwa DTS Virtual:X und Dolbys neuen Atmos Height Virtualizer für 3D-Sound ohne Höhenboxen; Letzterer wird allerdings erst per Firmware nachgereicht. Neu ist auch der DSP-basierte Vocal Enhancer, der es laut Onkyo ermöglicht, „die  Sprachfrequenzen (…) zu erhöhen bzw. zu senken, wodurch sich die Hörbarkeit von Filmen oder TV-Dialogen in Sekundenschnelle steigern lässt“. Wie gut das funktioniert, verraten wir im Hörtest auf der rechten Seite. Hinzu gekommen ist auch ein Zone B Pre-out, der etwa für die Beschallung eines zweiten Hörraums Signale der analogen wie digitalen Eingänge an einen Stereo-Verstärker ausgibt.

Apropos Anschluss: Mit nummerierten und illustrierten Diagrammen auf der Geräterückseite möchte Onkyo die Verkabelung erleichtern; viel falsch machen kann man aber ohnehin nicht, da das Repertoire an Kontakten überschaubar ausfällt.

Kein Anschlusswunder: Wie bei Receivern um die 500 Euro üblich, ist die Anzahl der Schnittstellen auf das Nötige reduziert: Zu 4 HDMI-Eingängen und einem HDMI-Ausgang gesellen sich gerade mal 3 Stereo-Cinch- und 2 Digitaleingänge. Der USB-Eingang wäre auf der Frontseite besser aufgehoben. Netzwerk-Anschlüsse fehlen dem Onkyo gänzlich.

Ausstattung und Technik

Für viele Heimkinos ist das Gebotene mit 4 HDMI-Eingängen, einem HDMI-Ausgang, 2 S/PDIF-Buchsen und 3 analogen Cinch-Pärchen sicher ausreichend, die Nase rümpfen müssen wir allerdings bei den Mini-Boxenklemmen für Center, Surround und Height – für die wir mal eben unsere Boxen-Strippen ab-konfektionieren mussten. Denn mit Bananensteckern oder dicken Kabel-Querschnittten ist an Klemm-Terminals Schluss mit lustig.

Der Vocal Enhancer mischt für eine bessere Sprachverständlichkeit den Center-Kanal auf die Hauptboxen.

Auch wenig erbaulich ist das Fehlen von WLAN und Ethernet, womit die meisten Netzwerk- bzw. Streaming-Funktionen unter den Tisch fallen. Von daher gibt es auch kein Webradio. Nur über Bluetooth und den rückseitigen USB-Eingang kann man dem SR494 digitale Musik zuspielen; da hatte der NR474 mit AirPlay, Chromecast, DTS Play-Fi und Flare Connect mehr zu bieten.

Das 4K-Scaling verursacht leichte Doppelkonturen, die bei aktiver Anschärfe-Funktion aber minimiert werden.

Auf Video-Seite klotzt der SR494 mit einer 4K-Skalierung, die dem NR474 fehlt; allerdings fabrizierte das Hochrechnen von 1080p auf UHD-Auflösung im Test dezente Doppelkonturen; die Anschärfe-Funktion („Super Auflösung“) minimiert diese und sollte beim 4K-Scaling aktiv sein. Ein Video-Equalizer fehlt.

Decoder und Boxen-Setup

Mit Ausnahme von Auro 3D bringt der kleine Onkyo alle Standard-Decoder mit: Dolby Atmos und DTS:X, die 3D-Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X sowie die 3D-Virtualizer Dolby Atmos Height Virtualizer (per Update) und DTS Virtual:X. Das Cross-Format-Upmixing ist beim SR494 nicht mehr möglich. Darüber trösten auch die 9 von Onkyo entwickelten Klangprogramme nicht hinweg.

Bei der Lautsprecher-Konfiguration darf man die Abstände aller Boxen in 3-Zentimeter-Schritten justieren – gut, doch 1-Zentimeter-Schritte wären besser. Auch die Pegeljustage fällt mit 1-Dezibel- statt 0,5-Dezibel-Schritten nicht optimal aus. Das Bass-Management erlaubt Crossover-Frequenzen zwischen 40 und 200 Hertz in 11 Stufen.

Mit 7 internen Endstufen versorgt der Onkyo 7.2- oder 5.2.2-Boxen-Sets. Bereits bei der Verkabelung muss man sich entscheiden, ob man lieber Höhen- oder hintere Surround-Lautsprecher nutzen möchte. Denn einen fliegenden Wechsel zwischen diesen Varianten bietet der SR494 aufgrund fehlender Boxen-Terminals nicht.

Im 5.1.2-Betrieb darf man die Höhenboxen vorne, mittig (Foto) oder hinten platzieren. Natürlich ist auch der Einsatz von Aufsatzboxen (vorne, hinten) möglich.

Bei der Konfiguration sind dafür exotische 3D-Konfigurationen wie 3.1.2 oder 2.1.2 ohne Surround-Speaker möglich. 3D-Sound-Virtualizer von Dolby, DTS oder Onkyos eigenes Boxen-Virtualisierung-Programm „Theater-Dimensional“ versuchen in diesem Fall die fehlenden Lautsprecher durch DSP-Algorithmen akustisch zu ergänzen. Sofern keine Height-Boxen im Betrieb sind, kann man an deren Stelle ein zweites Boxenpaar verkabeln, etwa für die Beschallung eines Nebenraums. Auch das Bi-Amping der Hauptlautsprecher ist möglich.

Die beiden Subwoofer-Anschlüsse lassen sich nicht getrennt regeln. Bedauerlich ist das Wegfallen des Equalizers, womit der Onkyo nur die Regler für Bass und Treble als manuelle Eingriffsmöglichkeiten in den Klang offeriert – plus dem EQ der Einmess-Automatik. Bei dieser kommt Onkyos eigenes „AccuEQ“-System zum Einsatz, das zwei EQ-Zielkurven auf Basis eines einzelnen Messpunkts erzeugt. Vor der Einmessung muss man entscheiden, ob Höhen- oder Back-Surroundboxen entzerrt werden.

Zur komfortableren Bedienung bekam der Onkyo eine neue Fernbedienung spendiert, die auf spitze Gehäusekanten verzichtet; dies war unser Hauptkritikpunkt am alten Geber. Mit schmerzenden Handballen ist daher Schluss. Die Bedienung des Receivers gelingt dank klarem Menüaufbau einfach, Schönheitspreise gewinnt die kleine, weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund allerdings nicht. Aufgrund fehlender Netzwerkschnittstellen lässt sich der Onkyo nicht via App steuern.

Tonqualität

Bei der Leistungsmessung stemmte der SR494 im 7.1-Betrieb ausreichende 49 (6 Ohm) bzw. 52 Watt (4 Ohm). Damit reißt er zwar keine Bäume aus, im Alltag sollte es damit aber keine Probleme geben. Dasselbe gilt für die 69 (6 Ohm) bzw. 76 Watt (4 Ohm) im 5.1-Betrieb. Die HDMI-Durchleitung funktionierte im Modus „Auto (Eco)“ mit einem Verbrauch von 0,2 Watt problemlos. Stellt man den Modus jedoch auf eine Quelle (z.B. DVD/BD), dann frisst der Onkyo im Ruhezustand deutlich zu hohe 25 Watt. Ohne aktiven HDMI-Pass-Through waren es hingegen nur 0,2 Watt.

Die Standby-Durchleitung sollte auf Auto (Eco) stehen, sonst frisst der Onkyo im Ruhezustand 25 Watt.

Im Hörtest spielte der SR494 im „Direct“-Modus sehr klar, aufgeräumt und schälte Instrumente greifbar heraus. Klassische Musik mit Chor und Orchester dröselte er sauber auf, wobei wir Bachs Cantaten schon etwas geräumiger und bei hohen Pegeln sanfter im Ohr hatten. Die Einmessung lieferte meist plausible Werte, nur bei unseren großen Hauptboxen stellte die Automatik das Crossover auf zu hohe 200 Hertz.

AccuEQ dunkelte den Klang in den Mitten etwas ab, was bei lauten Pegeln von Vorteil sein kann – dann tönt es weniger hart. Bei Musik ließen wie den EQ jedoch lieber aus. Die Basswiedergabe empfanden wir nicht so druckvoll, wie wir das von älteren Onkyo-Modellen kennen; ein Paar Dezibel mehr auf dem Bass-Kanal schafften hier jedoch Abhilfe.

Eine Tafel gibt Informationen über ein- und ausgehende Tonsignale; jedoch fehlt die Anzeige der Datenrate.

Mit Dolby-Atmos-Trailern vermissten wir viel Sound von oben, selbst dedizierte Höhen-Effekte wie das Synthesizer-Spiel im „Audiosphere“-Clip klang mit dem SR494 eher von vorn als von über dem Kopf. In der 2D-Sound-Ebene fanden wir dagegen den Raumeindruck ansprechend – luftig und dennoch präzise, plastisch und lückenlos.

Die „Late Night“-Funktion ebnete Dynamik-Spitzen zuverlässig ein, jedoch nur bei Dolby-Ton. Bei DTS-Signalen konnten wir keine Auswirkungen hören. Die eingangs erwähnte „Vocal“-Funktion zur Verstärkung von Dialogen ist aus unserer Sicht ein mauer Kompromiss: So legt die Schaltung in 3 Stufen den kompletten Center-Kanal mehr oder weniger zusätzlich auf die beiden Hauptlautsprecher. Damit werden Dialoge zwar lauter, die Kanaltrennung von L/R und Center geht aber flöten.

Im Stereo-Betrieb machte der Onkyo eine gute Figur und spielte räumlich, plastisch, fein aufgelöst und straff. Stimmen standen felsenfest in der Mitte verortet, Basse kamen konturiert und knackig. Der „Music Optimizer“ reichert den Sound ähnlich einer Loudness-Funktion mit Bässen und Höhen für einen lebendigeren Klang an, was stark komprimierter Musik klanglich auf die Sprünge hilft.

Der Testbericht Onkyo TX-SR494 (Gesamtwertung: 66, Preis/UVP: 500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

66 befriedigend

Der gut klingende und mit ausreichend Leistung aufwartende TX-SR494 bietet 2 Endstufen mehr als der Vorgänger, auf Netzwerk-Funktionen muss man allerdings verzichten.
Andreas Oswald

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