Onkyo TX-RZ840 (Test)

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Pioneer: Die mittelgroße Fernbedienung liegt dank runder Ecken angenehm in der Hand. Große und logisch gegliederte Tasten erleichtern die Bedienung.

Auch Onkyo folgt dem Puls der Zeit und packt in seinen überarbeiteten Mittelklasse-Boliden TX-RZ840 die neuesten Sound-Technologien von Dolby und DTS: Demnach ist IMAX Enhanced ebenso mit von der Partie wie Dolbys virtueller 3D-Upmixer „Height Virtualizer“. Neu ist zudem die DSP-Klangschaltung „Vocal Enhancer“, die das Anheben oder Absenken von Dialogfrequenzen in fünf Schritten ermöglicht. 

Hand angelegt haben die Ingenieure auch bei der Hardware, sprich den Rechenchips: Das neu konzipierte HDMI-Board bietet kürzere Signalwege und größere, sorgfältig veredelte Flächen für saubere AV-Signale. Für verbessertes Streaming rüstet ein neuer Quad-Core SoC die Netzwerkfunktion um die Hochgeschwindigkeitsspezifikation 802.11ac 2×2 MIMO Wi-Fi auf, zudem ist der Chip auch kompatibel mit Dual-Band 802.11b/g/n Routern. Auf den Preis hatte das löblicherweise keine Auswirkungen, der beträgt wie beim Vorgänger 1.200 Euro.     

Ausstattung und Praxis

Eine Seltenheit in der Receiver-Landschaft ist das THX-Siegel geworden, die „THX Select“-Zertifikation des RZ840 garantiert dem Käufer eine Heim-kino-gerechte Signalnach-bearbeitung und genügend Leistung für die Beschallung von Räumen bis 57 Kubikmetern Größe. Apropos Power: Der RZ840 verfügt über 9 Endstufen, die Signale von 5 Hz bis 100 kHz verarbeiten. Eine verstärkte Stromleitung soll auch bei 4-Ohm-Last eine sichere Energieversorgung gewährleisten. Ein stranggepresster Aluminiumkühlkörper regelt die Länge und Neigung der Resonanzfrequenzen und soll so Vibrationen begrenzen. Die 11.2-Signalverarbeitung erlaubt den Einsatz großer Boxen-Sets in 7.2.4-Konfiguration. Für die Nebenbei-Beschallung im Wohnzimmer ist der „Stereo Assign Modus“ interessant, der die Signale der beiden Frontboxen einem Paar Deckenlautsprecher oder Rear-Boxen zuweist.

Bot der Onkyo TX-RZ830 noch 11 Boxenterminals, so sind es beim RZ840 nur noch 9. Auch eine der Toslink-Buchsen sowie ein analoger YUV-Eingang fiel weg. 7 HDMI-Inputs und 2 Ausgänge sind in der Regel völlig ausreichend.

Nicht genutzte Endstufen können für die aktive Beschallung von zwei weiteren Hörräumen oder für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher genutzt werden. Passiv gibt der Onkyo mittels Vorverstärker-Ausgängen Tonsignale an zwei Nebenräume aus, hierfür werden separate DACs verwendet.

Nicht zuletzt wurde Onkyos proprietäre Einmess-Automatik „AccuEQ“ erweitert, sie erfasst nun 9 statt wie bisher 3 Positionen. Die Entzerrung stehender Basswellen ist hingegen ebenso wie die Accu-Reflex-Funktion zur Phasenkorrektur von Aufsatz-Lautsprechern (Add-on-Speaker) für 3D-Sound kein Novum, aber allemal eine Erwähnung wert.

An Ton-Decodern verbaute Onkyo Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Entgegen dem Vormodell ist beim RZ840 derzeit das Cross-Format-Upmixing weder bei Dolby- noch DTS-Streams möglich. Ob die Sperre per Firmware-Update aufgehoben wird, konnte uns Produkt-Manager Stéphane Moussu nicht beantworten. Auf 3D-Sound von Auro müssen Heimkino-Freunde bei Onkyo weiterhin verzichten, dafür kann der TX-RZ840 dank THX-Zertifizierung mit den Klangschaltungen „Cinema“, „Music“ und „Games“ aufwarten. Diese verweigern unschönerweise bei 3D-Ton ihren Dienst.

Boxen-Setup: Dank 11.2-Pre-outs ist trotz 9 Endstufen auch vollwertiger 3D-Sound mit 7.2.4-Kanälen möglich.

Beim Lautsprecher-Setup blieb alles beim Alten: So ist die Einstellung der Abstände mit 3-Zentimeter-Schritten nach wie vor nicht perfekt. Die Pegel-einstellung klappt mit Schritten von 0,5 Dezibel präziser. Die Crossover-Frequenzen lassen sich für jede Kanalgruppe zwischen 40 und 200 Hertz einstellen; die beiden Cinch-Ausgänge des Subwoofer-Kanals können aber nicht getrennt geregelt werden und geben somit stets dasselbe Signal aus. Der Equalizer stellt 15 Frequenzbänder zwischen 25 Hz und 16 kHz bereit, von denen sich 9 gleichzeitig nutzen lassen. Der Woofer-Kanal wird mit 5 Bändern zwischen 25 und 160 Hz geregelt.

Video und Multimedia

Videoseitig baut der TX-RZ840 auf HDMI 2.0 samt HDCP 2.3 sowie die HDR-Kompatibilität mit Dolby Vision, HDR10 und HLG. Im Gegensatz zum Vorgänger bietet der RZ840 einen Video-Scaler, der allerdings nur 1080p-Signale in die UHD-Auflösung rechnet. Der rudimentäre Video-EQ  schärft das Bild beim Hochrechnen auf Wunsch mehrstufig an.

Onkyos proprietäre Einmessung AccuEQ berücksichtigt bei der Frequenzgangmessung aller Lautsprecher nun bis zu 9 Mikrofon-Positionen.

Strea-ming-technisch schöpft der Onkyo aus dem Vollen: FlareConnect, Chrome-cast, DTS Play-Fi, AirPlay und Bluetooth lassen keine Verbindungs-probleme aufkommen. Kompatibel ist der Receiver auch zu Geräten von Sonos, allerdings wird dafür der mit 400 Euro nicht gerade günstige „Sonos Connect“-Adapter benötigt. Neben dem TuneIn-Webradio sind die Bezahldienste Tidal, Deezer, Spotify und Amazon Music an Bord. Der Media-Player liest auch Hi-Res-Formate wie FLAC, WAV, AIFF, ALAC und DSD (bis 11.2 MHz).


Das steckt hinter IMAX-Enhanced

Dolby hat in den letzten Jahren mit Dolby Atmos, Dolby Vision und sogar ganzen Dolby-Kinos technisch vorgelegt. So verwundert es kaum, dass Mitbewerber wie IMAX und DTS nachziehen. Deren Kollaboration nennt sich „IMAX Enhanced“, zielt auf den Heimkino-Markt und betrifft sowohl die Elektronik als auch die Inhalte. Im Idealfall soll die komplette Wieder-gabe-Kette nach Vorgaben der beiden Firmen optimiert sein. Ziel des Programms ist es, IMAX-Kinoerlebnisse zu Hause in bestmöglicher Qualität auf der Grundlage von DTS- und HDR-Technologie zu ermöglichen.

Voraussetzung sind natürlich entsprechende Inhalte. Hierfür sollen Spielfilme und Dokumentationen nach IMAX-Vorgaben und auf IMAX-Equipment in 4K-Auflösung und HDR gemastered werden, dazu gehören spezielle Verfahren der Rausch-reduktion und Helligkeitsanpassung für 4K-HDR-Displays. Bei auf IMAX-Kameras gedrehten Produktionen darf man sich zudem auf balkenfreie Bildformate (1,78:1 statt 2,35:1) freuen. Doch was genau steckt hinter diesen Versprechungen?

Als Voraussetzung müssen IMAX-zertifizierte AV-Komponenten mindestens ein 5.1.4-Boxen-Layout ermöglichen, was 9 Endstufen plus Sub-Pre-out oder 10-Vorverstärker-Ausgänge erfordert. Für die optimale Wiedergabe von IMAX-Inhalten wird jedoch ein 7.2.4-Setup mit 2 Subwoofern und 4 Höhenlautsprechern empfohlen.

Liegt IMAX-Ton an, kann man im Grundmenü das Bassmanagement auch manuell einstellen.

Beim Onkyo TX-RZ840 werden IMAX-Inhalte automatisch erkannt. Infolgedessen werden der spezielle DTS:X Codec sowie ein eigenes Bassmanagement angewendet: Hierzu gehören ein eigener Subwoofer-Modus (IMAX Bass Feeding), der Bassanteile aller anderen Boxen auf Basis der IMAX-Vorgaben  an den LFE-Kanal schanzt, sowie eine separate Justage des Basspegels (IMAX LFE Level) zwischen -20db und keiner Beschränkung.

Tonqualität Surround

Bei der Leistungsmessung bot der TX-RZ840 in etwa die gleiche Leistung wie sein Vorgänger. Unterm Strich bietet der Bolide an jeder Last üppige Kraftreserven: Mit 7 voll ausgelasteten Kanälen stellte er sehr gute 103 (4 Ohm) bzw. 98 (6 Ohm) Watt pro Kanal zur Verfügung und steigerte sich bis zu stolzen 2 x 231 Watt im Stereo-Betrieb (4 Ohm). Im Durchschnitt zog der TX-RZ840 rund 322 Watt Strom aus der Steckdose, ein Eco-Modus fehlt dem Boliden – und das trotz Klimadebatte.

Beim Hörtest erfreute der Onkyo mit den Tugenden der letzten Generation: Selbst ohne Einmessung musizierte er luftig, temperamentvoll und gefiel mit seinem vollmundigen und seidigen Charme, der zu langen und stressfreien Hörrunden einlädt. Trotz seiner samtigen, unaufgeregten und im besten Sinne kultivierten Spielweise vermissten wir keine Klanginformationen. Barocke Orchestermusik von 5.1-SACD spielte der RZ840 im originalen DSD-Stream – sie stand glaubhaft im Raum, hier war allerdings noch Luft nach oben.

Die Einmessung der Lautsprecher-Frequenzgänge auf 9 Messpunkte funktionierte problemlos und lieferte plausible Werte; danach klang es etwas wärmer bzw. musikalischer. Mit Dolby-Atmos-Trailern spannte der RZ840 eine große Bühne auf, in der alles greifbar platziert wurde, auch Umgebungsgeräusche füllten weiträumig das Klangfeld. Höhen-Effekte wie die Synthesizer in „Audio-sphere“ hievte der Bolide plastisch zur Decke, allerdings und trotz 5.1.4-Boxen-Set nicht direkt über unsere Köpfe, sondern leicht nach vorn versetzt.

Die „Late Night“-Schaltung zur Dynamikreduktion funktionierte bei Dolby-Ton ausgezeichnet, blieb bei DTS-Sound aber ohne hörbare Wirkung. Als zweischneidiges Schwert entpuppte sich die „Vocal“-Funktion zur Verstärkung von Dia-logen: So legt die Schaltung in 3 Stufen den Center-Kanal mehr oder weniger auch auf die Hauptlautsprecher. Damit werden Dialoge zwar lauter, die Kanaltrennung geht aber flöten.

Im Stereo-Betrieb musizierte der TX-RZ840 ebenso klar, kultiviert und unangestrengt; Bässe kamen sauber und druckvoll. Dabei spielte der Bolide eher breit und vor den Boxen als tief. Gelegentlich hatten wir den Eindruck, als würde die Musik aus dem Boxen „poppen“ bzw. als wäre noch eine Surround-Schaltung aktiv.                 

           

 

Der Testbericht Onkyo TX-RZ840 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

84 sehr gut

Der Onkyo TX-RZ740 klotzt für günstige 950 Euro mit 9 Endstufen, 11.2-Processing, THX und Neuerungen wie IMAX Enhanced und Dolbys Height Virtualizer, was ihm den Testsieg beschert.
Andreas Oswald

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