55 Zoll für 400 Euro! So viel kostet der neue UHD/HDR-Fernseher OK ODL 55651U-TIB, eine Eigenmarke von Media-Markt und Saturn. Mitbewerber verlangen für einen UHD-Flachmann mit 139 Zentimetern mindestens 200 Euro mehr – was einem prozentualen Aufschlag von 50 Prozent entspricht. Mit 7,27 Euro pro Zoll ist der OK ein Schnäppchen. Aber auch eine Kaufempfehlung?
Das Gehäuse des vom türkischen Hersteller Vestel produzierten Flat-TVs besteht wie erwartet aus Kunststoff, auf hochwertigere Materialien wie Glas und Aluminium wird logischerweise verzichtet. Zur Ausstattung gehören unter anderem drei HDMI- und zwei USB-Buchsen, ein optischer Audio-Ausgang, ein „CI+“-Slot, WLAN und ein Netzwerkanschluss. Der ODL 55651U empfängt Fernsehprogramme per Satellit, Kabel und DVB-T2, allerdings hat er jeweils nur Single-Tuner verbaut, was aber zu verschmerzen ist. Denn Aufnahmen auf USB-Festplatte sind ohnehin nicht möglich. Die Fernbedienung fällt überdurchschnittlich groß aus, liegt aber gut in der Hand. Für die Videoportale Netflix und YouTube sind eigene Bedienfelder vorgesehen. Etwas störend sind einige zumindest bei unserem Test-Exemplar recht knarzende Tasten.
Bedienkomfort
Die Einrichtung des 55-Zöllers erfolgt wie bei teureren Modellen menügeführt und ist schnell abgeschlossen. Die farbigen Menüs sind keine optische Meisterleistung, aber funktional. Über einen Druck auf die rote Taste wird HbbTV aktiviert.
Auch per WLAN ruft der OK die Videoportale der Sender erstaunlich flott auf und streamt die Videos ruckelfrei ohne spürbare Wartezeit. Rund acht Sekunden muss man hingegen einplanen, bis das Smart-TV-Portal mit einigen wenigen Apps, einem Web-Browser sowie der Wettervorhersage zur Verfügung steht.
OK hat seinen ODL 55651U-TIB auch fit für multimediale Anwendungen gemacht. Fotos, Musik und Videos gibt er in den meisten gängigen Formaten – abgesehen von Clips im Dateiformat DivX und AVCHD – vom USB-Stick wieder. Diashows lassen sich mit unterschiedlicher Intervall-Länge abspielen. Über den Medienbrowser kann man auch auf Dateien zugreifen, die im Netzwerk schlummern und auf einem Medienserver wie einer FritzBox bzw. einem vernetzten Musiksystem oder auf der PC-Festplatte abgelegt sind. Über die „Source“-Taste der Fernbedienung gelangt man zum Menüpunkt „Wireless Display“.
Um Inhalte von einem Smartphone oder Tablet drahtlos und umkompliziert auf das Display des 55-Zöllers zu spiegeln, muss man auf den Mobilgeräten eine kostenlose Sharing-App wie beispielsweise „Screen Mirroring“ installieren. Ruft man „Wireless Display“ auf dem OK auf, so ist dieser bereit zur Verbindung. Jetzt muss man nur noch die Sharing-App auf dem Smartphone starten: Der ODL 55651U-TIB wird automatisch aufgelistet – eine Berührung genügt, und schon lassen sich sämtliche Inhalte vom Mobilgerät auf den Flachbildfernseher übertragen.
Bild- und Tonqualität
Die ab Werk voreingestellten Energiesparoptionen sollte man deaktivieren und die Farbtemperatur auf „Warm“ stellen. Im Bildmodus „Natürlich“ kommt der OK so immerhin auf 5.977 Kelvin, während er mit der Farbtemperatur „Normal“ mit 8.639 Kelvin spürbar vom 6.500-Kelvin-Idealwert abweicht. Auch wenn die Farbreproduktion nicht mit teureren Markengeräten konkurrieren kann: Das TV-Bild macht einen ausgewogenen Eindruck. Die Plastizität ist ordentlich, hierzu sollte der „Dynamische Kontrast“ auf „Niedrig“ stehen. HD-Sender zeigt der LCD-TV rauschfrei, und das Display ist vernünftig entspiegelt. Auch der Schärfeeindruck kann beim Schnäppchen-Flachmann überzeugen. Leuchtende Farbbrillanz, speziell in heller Umgebung, darf man beim ODL 55651U-TIB nicht erwarten. Auch Hauttöne trifft er nicht immer perfekt.
Das Display ist erstaunlich gleichmäßig ausgeleuchtet. Ein Ergebnis des Direct-LED-Backlights, das in dieser Preisklasse selten der Edge-LED-Beleuchtung vorgezogen wird. Cinemascope-Balken erscheinen nicht tief schwarz, aber so dunkel, dass sie abends nicht unangenehm auffallen. Der ANSI-Kontrast von 745:1 kann mit deutlich teureren LCD-Fernsehern locker mithalten, der Schwarzwert ist mit 0,098 nicht optimal, aber noch im Rahmen. Langsame Kameraschwenks stellt der Apparat mit Rucklern dar, auch sonst bekleckert sich der Videoprozessor in Bezug auf Upscaling nicht gerade mit Ruhm. An seine Grenzen stößt der OK beim Thema HDR. Zwar unterstützt er HDR10 und HLG. Allerdings liefert er mit maximal 350 Candela zu wenig Helligkeitsreserven, um die Stärken von kontraststarken Aufnahmen ins Wohnzimmer zu holen. Ab einem seit-lichen Betrachtungswinkel von rund 45 Grad wird die Bildqualität sichtbar schlechter.
Klanglich ist der 55-Zöller nur Durchschnitt. Der Lautsprecher mit 2 x 10 Watt klingt kalt und blechern. Das Raumklang-Verhalten kann über das Menü angepasst werden und ist gar nicht schlecht, aber insgesamt ist der Sound zu dumpf.
Der Testbericht OK ODL 55651U-TIB (Gesamtwertung: 61, Preis/UVP: 400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2018 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Für anspruchsvolles Filmvergnügen mit HDR ist der OK ODL 55651U-TIB kaum geeignet – was angesichts des Preises nicht verwundert. Im TV-Alltag schlägt er sich hingegen überraschend wacker und bietet (fast) alles, was man so braucht.
Jochen Wieloch