Microsoft XBox One X (Test)

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Für eine bessere Steuerung von Blu-ray & Co. bietet Micro­soft die „Xbox One Media Remote“. Sie verfügt über beleuchtete Tasten, kostet aber stolze 20 Euro.

Doppelt genäht hält besser, sagt ein Sprichwort.  Bereits in Ausgabe 1-2018 haben wir die Xbox One X auf ihre Heimkino-Tauglichkeit geprüft – mit einem eher bescheidenen Ergebnis vom 67 Punkten. Inzwischen sind viele Monate und Updates ins Land gezogen, weshalb uns ein erneuter Test sinnvoll erscheint. Ist die Xbox nach X Updates jetzt also X-mal besser als Ende 2017?

Wer mehr über ihre Gaming-Qualitäten erfahren möchte, der ist bei unserer Schwester-zeitschrift M!Games sowie auf www.maniac.de bestens aufgehoben. Im Fokus unseres Tests stehen abermals die Fähigkeiten als UHD-Blu-ray-/Multimedia-Player. Der Listenpreis blieb mit 500 Euro übrigens konstant, dank Schnäppchen-Angeboten bekommt man die schwarze Kiste auch schon mal für unter 400 Euro. 

Dolby Vision, aber nicht für alle

Hardware-Revisionen gab es keine, dafür regelmäßige Firmware-Updates, welche die Wiedergabe von Spielen und Filmen verbessern sollen. Für Cineasten interessant ist die Integration von Dolby Vision, die jedoch zwei Haken besitzt: Zum Ersten ist Dolby Vision nur mit Apps von Streaming-Diensten wie Netflix verfügbar. Über die UHD-Blu-ray liefert die One X auch weiterhin ausschließlich HDR10 an den Fernseher. Zum Zweiten arbeitet Dolby Vision auf Basis des „Low Latency“-Verfahrens, das die Verarbeitung der HDR-Daten stärker vom TV auf den Zuspieler, sprich die Xbox, verlagert. Den Low Latency-Modus unterstützen nicht alle Fernseher, mit der Xbox kompatible Modelle hat Dolby auf seiner Webseite (dolby.com) aufgeführt; die Liste enthält ausschließlich Geräte von Sony, LG und Funai der Baujahre 2017 und 2018.

 Digitale Anschlussvielfalt: Die Xbox One X verfügt neben einem HDMI-Ausgang auch über einen HDMI-Eingang zum Durchschleifen externer Quellen. Zur digitalen Tonübertragung gibt es einen S/PDIF-Ausgang, analoge AV-Schnittstellen fehlen dagegen.

Wo wir schon bei Dolby sind: Dolby Atmos beherrscht die Xbox seit unserem letzten Test, zeitnah soll ein Dolby-Atmos-Upmixer folgen, der 2D-Sound zu 3D-Ton hochmischt – quasi das Xbox-Pendant zum Dolby Surround Mixer in AV-Receivern. Zum Testzeitpunkt Mitte März war das Upmixer-Update nur einem Kreis von Microsoft-Software-Testern  („Insider“-Programm) zugänglich, mit einer Verfügbarkeit für jedermann ist jedoch schon bald zu rechnen. Gleiches gilt für DTS:X, das via Bitstream-Ausgabe bisher nur für Filme funktionierte. Eine neue DTS-App soll künftig auch Spiele mit dem 3D-Sound der Dolby-Konkurrenz ermöglichen.

Aufgebaut wie ein PC: Die Explosionsgrafik zeigt das Innenleben der Xbox One X im Detail.

Gamer erhielten mit den Updates der letzten Monate noch weitere Vorteile: Die Xbox unterstützt nun auch die Ausgabeauflösung 2.560 x 1.440 Pixel mit bis zu 120 Hertz, damit lassen sich 3K-Displays nativ ansteuern. Hinzu kam VRR (Variable Refresh Rate) auf Basis von AMDsFreeSync, was die Synchronisierung zwischen Fernseher und Xbox mit variablen Aktualisierungsraten der Bildwechselfrequenz ermöglicht. Dies soll für geringere Latenzzeiten (Input Lag) und weniger Ruckeln sorgen. Das Display muss hierfür ebenfalls FreeSync-kompatibel sein. Zudem soll der Auto Low Latency Mode (ALLM) dem Bildschirm signalisieren, dass sich die Xbox im Gaming-Modus befindet. Kompatible Fernseher schalten dann automatisch in ihren Game-Mode (sofern vorhanden), den man gerne mal zu aktivieren vergisst – oder von dessen Existenz man gar nichts weiß bzw. wusste. Für das Video-Streaming und die UHD-Blu-ray-Wiedergabe bringen diese Features aber nichts.

Schwarz und Weiß

Rein äußerlich hat sich nichts getan – fast nichts, denn es gibt das sehr robuste Kunststoffgehäuse der One X neben Schwarz nun auch in Weiß. Das mit 3,8 Kilogramm beachtliche Gewicht der Konsole geht auch auf die Konstruktion mit Verdampfungskammer zurück, welche effizient die Hitze der Chips ableitet. Mehr als handwarm wird die Konsole nicht, nach hinten sollte sie wegen der warmen Abluft etwas Platz haben.

Geräuschvoll agiert die One X nach wie vor, sofern eine Disc im Laufwerk rotiert, das sich wie ein kleiner Orkan bemerkbar macht. Nach über einem Jahr Einsatz in der M! Games Redaktion läuft der Lüfter unserer Xbox bereits etwas unrund. Beim Heimkino-Abend ist das dezente Knattern aber nicht hörbar bzw. wird vom Film-Sound überlagert. Die Front zieren neben dem Schlitz für das Slot-in-Laufwerk und einer USB-Buchse nur die Druckknöpfe für Power, Joy-Pad-Kopplung und Disc-Auswurf.

Auf der Rückseite sitzt ein HDMI-Ausgang nach 2.0b-Standard, der 4K/60p, HDCP 2.2 und HDR10 beherrscht. Über den HDMI-Eingang (nur 1.4b-Standard) lassen sich Bildsignale durchschleifen, etwa das TV-Programm einer Settop-Box. Für separaten Sound gibt es einen Toslink-Ausgang, hinzu kommen ein Remote Out, eine LAN-Buchse sowie zwei weitere USB-Eingänge. Analoge Schnittstellen sucht man vergebens, sie spielen in modernen Heimkinos aber auch keine Rolle mehr. Intern werkelt eine 1 Terabyte große Festplatte. Die reicht für Multimedia-Optionen zwar locker aus, kommen aber 4K-Spiele und Patches hinzu, wird der Speicher schnell knapp. Zum Glück unterstützt die Xbox externe USB-Festplatten. Der Stromverbrauch liegt mit 51 Watt im Leerlauf und 61 Watt bei 4K-Blu-ray-Betrieb rund 20 Watt höher als bei der leistungsschwächeren Xbox One S. Neben dem Stromkabel gehören zum Lieferumfang auch ein HDMI-Kabel und Microsofts Standard-Joypad, das kabellos mit Batterien oder via USB-Kabel die Konsole steuert.

Dank vierfacher Auflösung machen Spiele auf der Xbox One X einen deutlichen Grafiksprung im Vergleich zur Xbox One / Xbox One S – ein gutes Vergleichsbeispiel ist „Assassin’s Creed Origins”, das laut Entwickler je nach Spielsituation eine dynamische Auflösung generiert. Auf diese Weise soll die Bildrate auf jeder Plattform bei 30 fps gehalten werden. Trotzdem kann das Action-Adventure auf der normalen Xbox One die anvisierte Bildrate nicht immer halten, was zu gelegentlichem Ruckeln führt. Gleichzeitig bedeutet das, dass selbst auf der Xbox One X aufgrund der dynamischen Auflösung kein natives 4K dargestellt wird. Unterm Strich hat Microsofts High-End-Konsole auch im Vergleich zur PS4 Pro dennoch die Nase vorn: Selbst weit entfernte Objekte erscheinen scharf und kontrastreich, auch Blattwerk und Verästelung der Bäume wirken strukturierter als auf allen anderen Konsolen.

Auflösungsvorteil: Auf den ersten Blick sind die Unterschiede zwischen der Xbox One X (rechts unten) und der Xbox One (links unten) nicht übermäßig stark. Wenn man ins Bild reinzoomt (obere Reihe), ist das Plus an Pixeln bei der Xbox One X (rechts oben) aber unübersehbar.

Xbox-Spiele laufen maximal mit nativem 4K (3.840 x 2.160 Pixel), sofern die Entwickler ein passendes Update veröffentlichen. Vor allem hausinterne Titel wie „Forza Motorsport 7”, „Halo Wars 2” oder „Gears of War 4” glänzen nach dem Patch mit einer wundervoll knackigen Optik. Bei letzterem Spiel besteht die
Option, zwischen zwei Grafikmodi zu wählen: Es stehen die Varianten „aufgehübschte 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde“ und „reduzierter Detailgrad bei 60 fps“ zur Verfügung. Gleichzeitig wird klar, wie sehr Entwickler das kleinere Xbox-Gerät vernachlässigen. Beispiel „Red Dead Redemption 2“: Auf Xbox One X steht natives 4K zur Verfügung, auf der Xbox One dagegen nur eine Auflösung von 864p.
Aber Achtung: Einige Spiele sind Speicherfresser, sie füllen die 1-TB-Festplatte in Windeseile. „Gears of War 4” beispielsweise verschlingt satte 103 GB, schon auf der normalen Xbox One belegte die Sci-Fi-Action 78 GB. „Halo 5” schlägt gar mit 107 GB zu Buche, „Forza Motorsport 7” verlangt nach 95 GB. Schuld daran sind größere Spieldaten wie Modelle und Texturen. Als simple Upgrade-Lösung dient hier eine externe USB-Festplatte. Allerdings hat man mit einer langsamen Internetanbindung nichts zu lachen, da auch die Updates oft Dutzende Gigabyte groß sind.

Wie die Standard-Xbox-One ist auch die Xbox One X kompatibel zu einer Auswahl an Xbox-360-Spielen. Diese Titel werden auf 4K-Auflösung hochskaliert – und das Ergebnis verblüfft: Einige Spiele wie der Ego-Shooter-Klassiker „Halo 3” oder das 12 Jahre alte Rollenspiel „Elder Scrolls IV: Oblivion“ geben sogar 4K-Auflösung aus und wirken wie eine Remastered-Version.
Trotz des größeren Datenumfangs haben sich die Ladezeiten von 4K-Titeln nicht verlängert, sondern sogar verkürzt. Denn in der Xbox One X ist eine um 50 Prozent flottere Festplatte mit 7.200 U/s und SATA-III-Schnittstelle verbaut. In „Forza Motorsport 7” lädt die Strecke von Rio in 00:45 statt in 01:11, vom Menü bis zum Spiel dauert es bei „Assassin’s Creed Origins” 00:54 statt 01:07.

Die Bedienung via Pad ist Gewöhnungssache. Die separat erhältliche und recht simple Medienfernbedienung kostet 20 Euro extra. Die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa ist nicht möglich, zumindest nicht in Deutschland und nicht mit der One X. Bei der Ur-Xbox One funktioniert die Alexa-App aber für Amerika und England. Das Jammern vieler Nutzer über die Menüführung kommt nicht von ungefähr, denn die Navigation fällt mit komplex und tief verschachtelten Menüs samt bunter und verschieden großer Kacheln wenig überschaubar aus.

Multimedia und Streaming

Für das Abspielen von CDs und Blu-rays sind eigene Apps zuständig, Microsofts kostenloser Media Player wird dagegen für Foto-, Musik- und Videodateien von USB-Sticks oder einem Server benötigt. An Dateiformaten spielte die One X unter anderem MP3, WAV, ALAC, FLAC (auch Mehrkanal-Dateien), WMA sowie Hi-Res-Audio-Formate; DSD-Streams jedoch nicht. Auf Videoseite schluckte die Multimedia-Zentrale die gängigsten Formate, im Gegensatz zu unserem früheren Test fraß sie diesmal auch 4K-Clips; auch jene mit HEVC-Codierung (H.265). Allerdings ruckelte das Bild meist, was uns den Spaß vermieste. Bei Fotos werden die Formate JPEG, TIFF, PNG, BMP und GIF unterstützt, 4K-Bilder erschienen aber noch immer seitlich beschnitten und nur mit reduzierter Auflösung. Wer Microsofts Media-Player verschmäht, findet adäquaten Ersatz in den Apps der Media-Center KODI und PLEX.

Stark verzweigte Menüs machen die unübersichtliche Navigation der Xbox One X zum Such- und Geduldsspiel.

Das App-Angebot im Microsoft Store fällt üppig aus und widmet sich neben kostenpflichtigen  Spielen und Filmen auch den üblichen Streaming-Verdächtigen wie Netflix, Amazon Video, Maxdome, DAZN, Deezer und Spotify. Die YouTube-App spielt jetzt auch 4K-Videos, aber noch immer kein HDR.

Bild- und Tonqualität

Bei der Bildwiedergabe konnten wir keine Unterschiede im Vergleich zum früheren Test feststellen. Die One X gibt UHD-Scheiben und normale Blu-rays in erstklassiger Qualität wieder und muss sich nicht vor der Konkurrenz in Sachen Kantenschärfe, Details und Graustufenzeichnung verstecken. Das Fehlen manueller Optimierungsoptionen mit einem Video-Equalizer, einer HDR/SDR-Konvertierung oder einer HDR-Dynamikbereichsanpassung sind hingegen nicht mehr zeitgemäß – und kostet etliche Punkte.

Nützliches Tool: Die Konsole hat Testbilder zum Kalibrieren des Fernsehers an Bord.

Bei der 4K-Skalierung von 1080p-Blu-rays leistet sich die Konsole nur marginale Schwächen und fabrizierte geringe Doppelkonturen an kontrastreichen Kanten; damit ist die Xbox aber nicht allein, wie viele unsere Blu-ray-Player-Tests zeigen. Beim DVD-Testklassiker „Sechs Tage, sieben Nächte“ (Kapitel 10) waren leichtes Zeilenflimmern und Treppenstufen (Aliasing) sichtbar. Die Ausgabe der nativen Disc-Auflösung ist nicht möglich, je nach Einstellung werden Inhalte auf 720p, 1080p oder 4K skaliert. Verbesserungspotenzial bietet auch der DVD-Layer-Wechsel, der sich mit einer kurzen Unterbrechung bemerkbar macht.

Für die Tonausgabe mit Dolby Atmos muss man „HDMI-Audio“ auf Bitsream stellen, das Format auf „Dolby Atmos for Home Theater“.

Tonseitig gibt die One X den originalen Bitstream aus, für Dolby-Atmos braucht man die „Dolby Access“-App; für DTS:X-Ton via Blu-ray benötigt man keine Zusatz-Software.       

Wer mit der Xbox One X Ton im Dolby-Atmos-Format wiedergeben möchte, benötigt hierfür die Dolby-
Access-App. Diese kann kostenlos im Microsoft Store heruntergeladen werden und muss danach für die korrekte Tonwiedergabe konfiguriert werden. Ein Assistent leitet durch die Installation:
Im „Anzeige & Sound“-Menü muss man nach der App-Installation unter dem Reiter „Bitstream-Format“ den Punkt „Dolby Atmos for Home Theatre“ auswählen. Der darüber sitzende Reiter „HDMI-Audio“ muss hierfür auf „Bitstream-Ausgabe“ stehen. Für die Wiedergabe von DTS:X ist solch eine App nicht nötig. Im Menü „Disc & Blu-ray“ ist ferner der Punkt „Receiver kann Audio decodieren“ zu aktivieren, andernfalls gibt es keinen 3D-Sound. Mit dem Einschalten der Funktion werden übrigens die Benachrichtigungs- und System-Sounds der Xbox während der Nutzung der Blu-ray-App abgeschaltet.

Für die Wiedergabe von Dolby Atmos benötigt man zwingend die kostenlose Dolby-Access-App.

Die Dolby-Access-App bietet zudem ein überschaubares Angebot an Atmos-Democlips und Trailern, die teils auch auf den offiziellen, jedoch nicht käuflichen Atmos-Demo-Discs von Dolby zu finden sind.

Der Testbericht Microsoft XBox One X (Gesamtwertung: 67, Preis/UVP: 500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

67 befriedigend

Knapp 1,5 Jahre nach Ihrer Einführung steht die Xbox One X in Sachen Heimkino kaum besser da als zuvor. Dolby Vision wurde halbgar integriert, Video-EQ und HDR-Optimizer fehlen noch immer. Zumindest ist der Atmos-Upmixer eine Bereicherung, ebenso YouTube in 4K-Auflösung.
Andreas Oswald

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