Metz Topas 65TX99 (Test)

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Edle Erscheinung: Die schwere Fernbedienung überzeugt beim Material und der Oberflächengestaltung

Metz steht seit Generationen für hochwertige Fernseher. Der Topas knüpft an diese Tradition an – das OLED-Panel und das Soundsystem agieren auf höchstem Niveau.   

Das aktuelle TV-Spitzenmodell von Metz hört auf den Namen Topas und punktet bereits auf den ersten Blick durch seine exzellente Verarbeitung. Das dünne Display des 4.000 Euro teuren 65 TX99 OLED twin R ist drehbar, der Fuß besteht aus gebürstetem Metall und knapp darüber hängt ein Drei-Wege-Soundsystem mit Subwoofer.

Mittels optionaler VESA-Halterung gelingt auch die Wandmontage des Fernsehers. Das kleine OLED-Klartextdisplay zeigt sowohl im TV- als auch im Radiobetrieb wahlweise Sendernamen oder die  Uhrzeit an und informiert darüber, wenn eine Sendung aufgenommen oder zeitversetzt ferngesehen wird. Die Intensität der Status-Anzeige ist variabel.

Ausstattung & Bedienung

Mit seiner eingebauten 1 Terabyte großen Festplatte wartet der Metz mit einer Besonderheit auf. Das Anstöpseln eines externen USB-Speichers für Aufnahmen kann man sich sparen. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 HD sind doppelt verbaut, für Bezahlfernsehen verfügt der OLED über zwei „CI+“-Slots. Flüssig und verzögerungsfrei gelingt die Bedienung über den massiven Steuerstab, der glücklicherweise nicht überladen ist.

Informatives Display: Sender, Uhrzeit, gewählte Quelle – die kleine Status-Anzeige ist auskunftsfreudig, die Helligkeit kann der Zuschauer individuell einstellen.

Die Tasten F1 bis F3 lassen sich mit maximal 10 Funktionen individuell belegen. Wie das funktioniert, erfährt man wie so vieles direkt über den Bildschirm, ohne lange suchen zu müssen. Beim grauen TV-Menü steht maximaler Bedienkomfort an erster Stelle – es ist eine willkommene Abwechslung zum immer größeren Einheitsbrei der sich stark ähnelnden Android-Geräte.

Großzügig ausgestattet: Neben analogen Ein- und Ausgängen und einer Kopfhörerbuchse können sogar ältere Zuspieler über einen Mini-Scart-Adapter angeschlossen werden.

Auch Metz erlaubt es, seine Fernseher per App zu steuern. Dies gelingt über die für iOS und An-droid erhältliche Gratis-Anwendung „Metz Remote“ vorzüglich. Ob Programm, Lautstärke, Aufnahme-Archiv, Mediaplayer, EPG, Internet, Bild- oder Toneinstellungen: Per Smartphone gewährt der Apparat den Zugriff auf sämtliche Funktionen. Und das klappt unwahrscheinlich schnell und simpel, da die App-Oberfläche durchdacht konzipiert wurde. In diesem Fall ist das Mobiltelefon in der Tat mal eine empfehlenswerte Alternative zur Fernbedienung.

Metz kann auch App: Den Sender wechseln, die Lautstärke verändern oder zu den Bildeinstellungen navigieren, alles ist kein Problem.

Über Bluetooth kann man den 65 TX99 OLED twin R mit Smartphone, Tablet, Kopfhörern oder einem zusätzlichen Subwoofer koppeln. Unser Samsung Galaxy Note9 hat den Topas sofort gefunden – speziell für die Musikwiedergabe ist das eine feine Sache, da der 65-Zöller die Klangqualitäten einer guten Soundbar mitbringt. Wer Musik mag, sollte unter „Signalquellen“ zum Eintrag „Internet-Radio“ navigieren. Dann springt der Metz umgehend zu TuneIn und serviert tausende Radiosender aus den Weiten des World Wide Web.

Internet oder Medien: Über die App hat man auch Zugriff auf die TV-Aufnahmen.

Ein App-Portal hat der TV-Apparat aus deutscher Produktion ebenfalls an Bord. Der OLED deckt zwar alle Bereiche ab, also auch Spiele, Musik und News. Trotzdem erlaubt er sich in diesem Bereich die einzige gravierende Schwäche. Denn mit Netflix, Maxdome, YouTube und Amazon Prime Video fehlen Plattformen, die mittlerweile einfach Standard sind. Der filmische Schwerpunkt liegt vielmehr bei Videociety.

Sind Sie Technik-Laie und haben keine Lust auf umfangreiche Bildeinstellungen? Oder sind Sie Freak, der das Optimum aus dem OLED herauskitzeln will? Metz bietet mit den Optionen „Einfach“, „Komfort“ und „Experte“ drei Möglichkeiten der Menü-Anpassung. So kann beispielsweise auch die Schwiegermutter nichts verstellen, wenn diese abends mal auf die Kinder aufpasst und es sich vor dem Fernseher gemütlich macht.

Modus „Komfort“: Die Zahl der Menüpunkte nimmt deutlich zu, für Tuning-Profis ist „Experte“ geeignet.

Modus „Einfach“: Bild heller oder dunkler, mehr Einstell-Optionen bietet dieses Setup nicht.

Bildqualität

Schon im normalen TV-Betrieb über DVB-T2 HD sieht man sofort die bildlichen Qualitäten des Metz und die seines OLED-Panels. So brillant haben wir selten eine TV-Zuspielung erlebt. Das extrem satte Schwarz und die leuchtenden Farben verleihen dem Bild eine tolle Tiefe und enorme Souveränität. Im „ARD Buffet“ trennt der 65-Zöller die Protagonisten sauber vom Hintergrund, Schärfe und Detailauflösung sind enorm.

Verschieben, sichern, löschen: TV-Aufnahmen sind beim 65-Zöller gern gesehene Gäste. Der Metz bietet diverse Möglichkeiten, diese nachzubearbeiten.

Einzelne Haare, Falten im Gesicht, Schattierungen in der Kleidung – hier entgeht einem nichts. Selbst bei gerade mal 1,5 Meter Sitzabstand ist das Panel absolut rauschfrei, die gleichmäßige Ausleuchtung überzeugt. Auch bewegte Kanten sind exakt gezeichnet und frei von Flimmern oder Zacken.

Vorbildlich: Im Programmführer kann man sich künftige Sendungen auch nach Datum oder Uhrzeit herausfiltern. Zudem sind Aufnahme-Programmierungen möglich.

Wenig überraschend, dass der Topas mit Material von der Blu-ray genauso begeistert. Hier ist das tiefe Schwarz ebenfalls die Grundlage für ein in sich sehr stimmiges Bild mit hoher Plastizität. Im Vorspann des Films „Deutschland von oben“ werden die vier Jahreszeiten im Zeitraffer gezeigt. Beeindruckend, wie der Metz im Herbst selbst im „Kino“-Modus auf das Gaspedal drückt und die orangen Blätter zum Leuchten bringt. Spannend ist dabei auch ein Blick auf die einzelnen Baumstämme in der Allee: Nicht nur vorne, sondern noch im sechsten und siebten Baum weiter hinten erkennt man die Struktur in der Rinde. Wer das Laub weniger knallig mag, kann die „Farbbetonung“ verringern.

Mal was anderes: Das Hauptmenü des Topas ist extrem übersichtlich. Die einzelnen Rubriken sind klar beschriftet und erleichtern die Orientierung.

Auf die genannte Feinzeichnung nimmt man maßgeschneidert über den „Dyn. Kontrast“ Einfluss. So kann man auch in monotonen Flächen wie beispielsweise großen Schneefeldern zusätzliche Details herauskitzeln. Der ANSI-Kon-trast fällt mit 800:1 solide aus.

Aufnahme-Assistent: Dank eingebauter Festplatte kann man sofort loslegen. Metz nimmt das Thema sehr ernst und bietet Optionen in Hülle und Fülle.

Ob schnell oder langsam, Bewegungen sind für den Topas keine Herausforderung. Lediglich bei einem Fußballspiel aus der Luft segelt der Ball nicht ganz flüssig in den Strafraum. Der Nachzieheffekt lässt sich über die Bewegungskorrektur verbessern, aber nicht ganz beseitigen.

Das passt: Die Messung im SDR-Bereich untermauert, was man sieht. Der Metz begeistert durch sehr natürliche Farben und bildet die Realität ausgezeichnet ab.

Als wahrer Farbenkünstler outet sich der OLED sowohl bei der Darstellung eines Kirschbaum-Feldes als auch beim Überfliegen einer Braunkohlehalde. Mit Weiß, Grün und Braun dominieren hier drei Farben, aber die Palette der unterschiedlichen Abstufungen und Tönungen ist riesig, die Übergänge sind fließend und stets ganz fein dosiert. Artefakte verkneift sich der Metz auch in großen, einfarbigen Flächen. Die Blickwinkelstabilität ist exzellent, auf seitlichen Sitzplätzen verlieren Schwarz und Farben nur leicht an Kraft.

Im HDR-Betrieb stehen dem Metz fünf Bildmodi zur Verfügung. Das klassische „Kino“-Setup fehlt, dafür verfügt der Flat-TV über eine „Premium“-Voreinstellung, die die natürlichsten Ergebnisse liefert. In Spitzlichtern schafft der Topas so eine beachtliche Helligkeit von 820 Candela. 262 sind es, wenn sich der Weißanteil auf 50 Prozent hochschraubt, nur noch 137 Candela bei bildschirmfüllendem Weiß. Der HDR-Eindruck lässt sich manuell beeinflussen, von „Dunkel“ über „Hell max.“ und „Hell“ bis hin zu „Lebhaft“, „Ausgeglichen max.“, „Ausgeglichen“ und „Auto“. Vorteil: Je nachdem, ob man tagsüber im sonnendurchfluteten Wohnzimmer oder abends im abgedunkelten Raum schaut, kann man die Intensität perfekt anpassen.

Heller oder dunkler? Die HDR-Intensität kann man über verschiedene Vorgaben individuell anpassen.

Maßarbeit hat Metz bei der Voreinstellung der Farbtemperatur geleistet: „Warm (D65)“ ist mit 6.491 Kelvin ideal abgestimmt. „Harmonisch“ liegt mit 9.239 Kelvin deutlich daneben. In Verbindung mit der hohen Auflösung erzeugt der Topas ein sehr kontrastreiches, pixelfreies und leuchtendes Bild. Einziges Manko: Metz unterstützt von den aktuellen HDR-Formaten lediglich HDR10 und HLG, Dolby Vision und HDR10+ fehlen.

Fast perfekt: Minimale Abweichungen im DCI-P3-Spektrum fallen bei HDR-Darstellungen nicht auf.

Satter Sound

Sechs Lautsprecher mit zwei mal 30 Watt und ein zusätzlicher 30 Watt starker Subwoofer heben den Metz auf ein akustisches Spitzenniveau. Das Ergebnis sind Stimmen, keine Stimmchen. Mit Kraft, perfekter Verständlichkeit und einem satten Timbre. Musik macht mit dem Topas richtig viel Spaß. „Metz Surround“ erzeugt eine extrem breite und füllige Bühne mit dynamischen Bässen.

Einfach schick: Die Kombination aus Alu-Zierblende, massivem Metallfuß und der Rückwand in gebürsteter Platinoptik verleiht dem Topas ein hochwertiges Äußeres. Der Bildschirm lässt sich drehen.

Es ist völlig egal, ob man sich einen zentralen Sitzplatz ergattert hat. Das Schöne: Man kann tonal auch mal über die Stränge schlagen und die Lautstärke nach oben drehen. Der TX99 spielt sehr lange ungemein präzise. So haben wir das gerne.

Der Testbericht Metz Topas 65TX99 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

85 sehr gut

Teuer, aber richtig gut: Der Topas 65 TX99 OLED twin R liefert ein fantastisches Bild, herausragenden Klang und macht dank eingebauter Festplatte TV-Aufnahmen zum Kinderspiel. Trotz vieler Funktionen ist die Bedienung unproblematisch. Lediglich bei den Video-Apps muss Metz nachbessern.
Jochen Wieloch

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