Marantz SR6014 (Test)

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Auch der zum Denon baulich identische Marantz-Geber leidet unter wenig präzisen Druckpunkten der großzügig dimensionierten Tasten.

Marantz hat ihn schon, Dolbys lange angekündigten „Height Virtualizer“ – auch, wenn wir uns da anfangs gar nicht so sicher waren. Der kam dann aber doch per Firmware-Update in den SR6014 und natürlich ließen wir uns es nicht nehmen, auszuprobieren, wie das mit dem virtuellen Sound aus dem Nichts so klappt. Das Ergebnis und einiges mehr rund um den virtuellen 3D-Sound haben wir im Kasten rechts zusammengefasst.

Ansonsten bekam der Nachfolger des SR6013 eher marginale Updates spendiert. So ist nun die Sprachsteuerung via Apple Siri und Google Assistant möglich; Alexa folgte schon beim Vorgänger auf Kommando. Ein neuer DSP-Downmix erlaubt es ferner, die gleiche Quelle in der Haupthörzone im nativen Mehrkanalformat und in Zone 2 im Stereo-format zu hören. Der 2-Kanal-Downmix lässt sich auch kabellos an HEOS-Geräte im System streamen. Neu ist zudem die automatische Benennung von Eingängen nach den angeschlossenen Geräten, etwa „UDP-203“ wie bei unserem Oppo.

Ende des Jahres soll ein Firmware-Update erlauben, Bluetooth-Kopfhörer mit dem Receiver zu verbinden. Für die meisten weniger spannend: Den All-Zone-Stereo-Modus kann man jetzt auch auf einer der Schnellwahltasten („Smart Select“) speichern. Auro 3D gibt es bei Marantz erst ab dem SR7013, der dieses Jahr keinen Nachfolger bekommt. Auch das terrestrische Digitalradio DAB+ hätte sich gut in der Upgrade-Liste gemacht.

Dafür ist der SR6014 auch nicht teurer geworden, im Gegenteil kostet er mit 1.300 Euro sogar 100 Euro weniger als der Vorgänger.

Ausstattung und Praxis

Nicht mehr brandneu, aber immer noch aktuell sind Features wie IMAX Enhanced, ALLM, DTS Virtual:X, eARC und AirPlay2, die der SR6014 an Bord hat. Nichts geändert hat sich bei den Endstufen, 9 an der Zahl. Das 11.2-Kanal-Processing für 7.1.4-Boxensysteme ist inzwischen auch in der gehobenen Mittelklasse Standard, unter den Big-Playern tanzt nur noch Yamaha aus der Reihe. Freie Endstufen können im SR6014 auch für die Beschallung eines Nebenraums oder das Bi-Amping genutzt werden. 

Ebenfalls an Bord sind natürlich die Decoder Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround, DTS Neural:X und DTS Virtual:X. Dolby-Streams lassen sich aufgrund einer von Dolby verordneten Sperre derzeit nicht mit den DTS-Decodern wiedergeben, aber wie bei den Denons soll ein Firmware-Update in 2020 die Sperre aufheben. 

Bestens bestückt: 11 Lautsprecher lassen sich verkabeln, von denen 9 zeitgleich aktiv sind. Dank 11.2-Pre-outs versorgt der SR6014 auch vollwertige 7.2.4-Boxensets mit Sound. Einer der 3 HDMI-Ausgänge kann einem zweiten Hörraum zugeordnet werden. Eine Seltenheit ist der analoge 7.1-Mehrkanaleingang.

Wie gewohnt ist für die Einmessung aller Lautsprecher Audysseys hochwertigste Einmessautomatik „MultEQ XT 32“ zuständig, die bis zu 8 Messpunkte berücksichtigt. Der 9-Band-Equalizer regelt bis auf die Subwoofer alle Boxen ab aus unserer Sicht etwas zu hohen 63 Hertz. Zudem lässt sich der EQ nicht parallel zu Audyssey aktivieren. Audysseys kostenpflichtige MultEQ-App ist aber ohnehin die bessere Wahl für manuelle Frequenzgang-Korrekturen.

Boxen-Setup: Dank 11.2-Processing ist auch 7.2.4-Ton möglich, hier benötigen die Top-Rears externe Amps.

Unter der Fülle von Anschlüssen auf der Rückseite findet man auch einen seltenen 7.1-Analog-Eingang, an den man zum Beispiel einen SACD-Player stöpseln kann. Kontaktprobleme analoger wie digitaler Art sollte man mit dem SR6014 nicht bekommen.

Dolby Height Virtualizer

Iss‘er nun drin, oder nicht? So ganz klar war das nicht, als das Firmware-Update zwar auf Dolbys Height Virtualizer hinwies, dieser im Anschluss aber nicht in der Decoder-Liste aufpoppte und auch im Hauptmenü nirgends auffindbar war. Drin war er letztlich doch, nur gut versteckt, denn wie bei Geräten von Marantz und Denon üblich, blendet das Menü mit dem anliegenden Ton-stream nicht nutzbare Funktionen aus – was das Auffinden nicht erleichtert.

Überraschend war zudem, dass Dolbys Height Virtualizer kein klassischer Decoder wie DTS Virtual:X ist, der gesondert in der Decoder-Auswahl auftaucht. Stattdessen versteckt sich der Hochmischer als optionale Klangschaltung im Hauptmenü „Audio“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ und taucht dort auch nur auf, sofern im Boxensetup keine Höhenboxen und/oder keine Surround-Boxen aktiviert wurden. Zudem muss Dolbys „Surround-Upmixer“-Decoder aktiv sein, nur dann lässt sich der Virtualizer im Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ (siehe Bild) auch blicken. Sinn macht das durchaus, denn falls alle Tonkanäle diskret über reale Boxen wiedergegeben werden, benötigt man den Virtualizer nicht. An virtuellen Lautsprechern simuliert Dolbys Height Virtualizer aber nicht nur Höhenboxen, wie der Name vermuten lässt, auch bei fehlenden Surround-Boxen lässt sich der Virtualisierer zuschalten. Ein Segen also für Leute, die ihr Wohnzimmer-Kino möglichst „boxenfrei“ gestalten wollen. Doch wie klingt das Ganze überhaupt?

Dolbys Height Virtualizer wird im Marantz SR6014 im etwas versteckten Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ aktiviert; von „Dolby“ ist dort allerdings keine Rede.

Entscheidend ist zu wissen, dass beim Downmix keine Klanginformationen verloren gehen, sondern diese umverteilt werden. Fehlt zum Beispiel die vordere linke Höhenbox, wird deren Toninformation dem vorderen linken Hauptlautsprecher zugeschanzt. Durch die Umrechnung von Laufzeit, Phasendrehung und Frequenz eines Signals versuchen Virtualisierer dem Gehör Schallquellen vorzugaukeln, die gar nicht existieren – im besten Fall tönt besagter Links-Oben-Kanal dann auch von oben links, ganz ohne dort installierte Höhenbox.

Prinzipbedingt ist die Virtualisierung dem Klang echter Lautsprecher unterlegen, was unser Hörtest auch untermauerte. Vorteile brachte die Technik durchaus, ganz besonders, wenn nur Boxen vorne im 2.0- oder 3.1-Modus laufen. Dann wurde das Klangfeld tatsächlich seitlich wie etwas nach oben erweitert. So klebte zum Beispiel das Glockenspiel in Dolbys Demo-Clip „Audiosphere“ nicht mehr direkt an den Frontboxen, sondern löste sich etwas nach oben hin ab und spielte luftiger. Allerdings geht die Virtualisierung auf Kosten der tonalen Neutralität bzw. Natürlichkeit, teils wurden  Klanginformationen auch etwas verschluckt bzw. bedeckter wiedergegeben. Bei einem 5.1-Boxen-Setup war die Wirkung von Dolbys Virtualizer geringer, auch weil hier die beiden Rear-Boxen ein Großteil der Surround- und Höheninformationen wiedergeben. Mit aktivem Virtualisierer klang zwar alles ein Stück räumlicher, jedoch tonal verfärbter, was sich sehr gut mit Testsignalen heraus-hören lässt.

Video und Multimedia

Das Video-Board unterstützt den neuesten Kopierschutz HDCP 2.3, der jedoch erst mit HDMI 2.1 relevant wird; der SR6014 besitzt noch HDMI-2.0-Ports und muss so auf einige Sonderfunktionen des neuen Standards wie eine variable Bildrate verzichten. 4K/60p und HDR (Dolby Vision, HLG, HDR10) sind auch mit HDMI 2.0 problemlos möglich. Das 4K-Upscaling für digitale und analoge Quellen sorgte im Test für dezente Doppelkonturen an kontrastreichen Kanten. Ein umfangreicher Video-Equalizer komplettiert die Ausstattung.

Möglichkeiten der Audio-Vernetzung offeriert der SR6014 mit AirPlay 2, Bluetooth, DLNA sowie der Streaming- beziehungsweise Multiroom-Funktion HEOS. An integrierten Streaming-Diensten bietet der Marantz lediglich das TuneIn-Webradio, zu anderen Streaming-Diensten wie Deezer, Spotify, Tidal, Napster und Amazon Music gelangt man über die HEOS-App. Neu im Streaming-Portofolio ist „Amazon Music HD“, hier unterstützt der SR6014 auch die beste Qualitätstufe („Ultra HD-Qualität“) mit 24 Bit/192 kHz.

Die Bedienung punktet mit intuitiven Menüs, schwächelt aber mit verzögertem Ansprechen auf Eingaben der Fernbedienung. Ohne festen und präzisen Druck genau in die Tastenmitte tat sich bei unserem Test-Exemplar oft nichts – und falls doch, dann oft erst nach einer kurzen Pause, weshalb wir hier nur einen Punkt vergeben können.

Tonqualität

Mit 78 Watt im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm), 100 Watt pro Kanal im 5.1-Modus (6 Ohm) sowie 191 Watt in Stereo (4 Ohm) lieferte der SR6014 recht genau die guten Leistungswerte seines Vorgängers. Die effiziente Eco-Schaltung reduziert den Stromverbrauch im Normalbetrieb um mehr als die Hälfte von 330 auf 145 Watt.

Im Hörtest fand der Marantz einen guten Mittel-weg zwischen Musikalität und Detailauflösung, dabei spielte der Japaner stets kultiviert und mit seidigem Timbre. Die rockigen Rhythmen von Steely Dan schallten greifbar und druckvoll aus den Boxen, unsere via SACD im 5.0-Mix zugespielten Bach-Kantaten wurden räumlich sauber in Chor und Instrumente aufgedröselt. Die Lautsprecher-Einmessung klappte problemlos, lieferte plausible Werte und gab dem Klang etwas mehr Grundton und Klangfarben auf den Weg, allerdings spielten Bässe dann etwas dünn.

Bei Dolby-Atmos-Trailern punktete der SR6014 mit seiner aufgeräumten Spielweise, die Effekte präzise im Raum verortete – dank 4 Höhenboxen auch über dem Kopf; im 5.1.4-Betrieb fehlte uns aller-dings hinten herum etwas Raum und Luftigkeit. Fürs Leisehören eignet sich das dreistufige „Dynamic Volume“-Filter, das bei Dolby- wie DTS-Streams bestens funktionierte.

Auch bei Stereo-Betrieb im Pure Direct Modus musizierte der Marantz mit dreidimensionaler Bühne sowie hoher Feinauflösung und schönen Klangfarben, die zu ausgiebigem Musik-genuss einladen.

Der Testbericht Marantz SR6014 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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