Marantz SR6011 (Test)

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So gefällt uns das: Marantz betreibt mit dem neuen SR6011 nicht nur Kosmetikpflege, sondern spendiert dem Nachfolger des SR6010 (Test in Ausgabe 3-2016) auch vollwertige Hardware-Upgrades. So wurde die Anzahl der Endstufen von 7 auf 9 erhöht und dank 11.2-Pre-outs lassen sich jetzt sogar 7.2.4-Boxensetups für den ganz großen 3D-Sound verwirklichen. Decoder für Dolby Atmos und DTS:X gehörten schon beim Vorgänger zum guten Ton. Das optio-nale Auro 3D-Upgrade gibt es dagegen nach wie vor nur für das Receiver-Flaggschiff SR7011, das wir in einer der nächsten Ausgaben testen, sowie für die AV-Vorstufen. Videoseitig hat der Receiver alles für die Ultra-HD-Wiedergabe samt HDR-10 an Bord.

Mit 1.400 Euro kostet der SR6011 zwar 200 Euro mehr als der Vorgänger, das geht angesichts des mannigfaltigen Mehrwerts aber völlig in Ordnung.

11.2-Processing, 9 Endstufen

marantz_sr6011_proconSo verfügt das üppige Anschlussfeld samt vergoldeten Kontakten unter anderem über 11 Boxen-terminals, 8 HDMI-Eingänge (davon einer vorne), 2 HDMI-Ausgänge, zahlreiche FBAS- und YUV-Anschlüsse, 4 Digitalton-Schnittstellen, eine Phono-Buchse sowie einen nur selten anzutreffenden 7.1-Cinch-Eingang – etwa für die analoge Verkabelung eines SACD-Players.

Der 11.2-Pre-out ist in der Preisklasse unter 1.500 Euro vermutlich einmalig. Mit Hilfe einer externen Stereo-Endstufe erlauben die 9 verbauten Verstärker des SR6011 somit 7.2.4-Boxen-Setups für 3D-Sound mit Dolby Atmos und DTS:X. Bei der Positionierung der zwei Paar Höhenboxen gibt es keinerlei Einschränkungen, auch Deckenlautsprecher mittig zur Raumlängsachse oder Aufsatzboxen für Back-Surround-Speaker sind möglich.

Marantz: Der Geber des SR6011 ist weitgehend identisch mit dem des Denon. Leider sind beide nicht beleuchtet.

Marantz: Der Geber des SR6011 ist weitgehend identisch mit dem des Denon. Leider sind beide nicht beleuchtet.

Die beiden Decoder für Dolby Atmos und DTS:X erlauben das Cross-Format-Upmixing, so kann man Dolby-Sig-nale auch mit dem Neural:X-Upmixer wiedergeben und DTS-Ton mit Dolbys Surround-Upmixer aufbereiten. Zudem lassen sich beide Decoder unter allen Boxen-Konfigurationen parallel betreiben. Audysseys DSX-Upmixer fiel allerdings Sparmaßnahmen zum Opfer und mit ihm die Option auf Front-Wide-Lautsprecher.

Ausstattung und Praxis

Der SR6011 bekam Audysseys hochwertigste Einmess-automatik „MultEQ XT 32“ spendiert, die bis zu acht Messpunkte berücksichtigt. Der 9-Band-Equalizer regelt bis auf die beiden Subwoofer alle Boxen ab – unserer Meinung nach zu hohen – 63 Hertz. Zudem lässt sich der EQ nicht parallel zu Audyssey aktivieren – zwei Einschränkungen, die nicht alle Mitbewerber aufweisen. Tadellos fällt dagegen die Konfiguration der Distanz- und Pegel-schritte mit 1-cm- bzw. 0,5-dB-Werten aus. Bass-Trenn-frequenzen sind für jedes Boxenpaar einzeln zwischen 40 und 250 Hz einstellbar. Bei der Bedienung punktet der Marantz durch seine verständlichen, wenn auch leicht verzögert reagierenden Menüs. Alternativ zur übersichtlichen Fernbedienung lässt sich der SR6011 via Smartphone-App und Web-Browser steuern. Beim Design unterscheidet sich der Nachfolger nicht von seinem Vorgänger, das bullaugenförmige Display gibt sich mit der Anzeige von Informationen eher sparsam. Auch scheinen die  geschwungenen Seiten-blenden konträr zur Metallfront noch immer aus Kunststoff zu sein.

Video-EQ: Bildeinstellungen kann man auch über das übersichtliche Web-Interface des SR6011 vornehmen.

Video-EQ: Bildeinstellungen kann man auch über das übersichtliche Web-Interface des SR6011 vornehmen.

Audio-EQ: Bis auf die Subwoofer lassen sich alle Boxen mit 9 Bändern zwischen 63 Hz und 16 kHz regeln.

Audio-EQ: Bis auf die Subwoofer lassen sich alle Boxen mit 9 Bändern zwischen 63 Hz und 16 kHz regeln.

Auf Wunsch skaliert der Marantz Videobilder der analogen und digitalen Eingänge auf 4K/60p.

Auf Wunsch skaliert der Marantz Videobilder der analogen und digitalen Eingänge auf 4K/60p.

Video und Multimedia

Die Videoverarbeitung ist mit 4K/60p-Unterstützung (HDMI 2.0a), HDR-10, HDCP 2.2, BT.2020 sowie 4:4:4-Farbraum auf dem aktuellen Receiver-Stand, ein Firmware-Update für die Unterstützung der HDR-Formate HLG und Dolby Vision ist für Ende des Jahres angekündigt. Zu den Audio-Vernetzungsfunktionen gehören WLAN, AirPlay, Blue-tooth, DLNA und das vTuner-Webradio. Die Multiroom-Funktion HEOS (Test in audio-vision 10-2016) bleibt jedoch Marantz‘ Flaggschiff SR7011 vorbehalten. Der Media-Player spielt auch Hi-Res-Dateien im DSD- (bis 5,6 MHz), FLAC-, WAV- und ALAC-Format ab. Die Antennen sollen optimales WLAN und Bluetooth garantieren.

Konträr zum Vorgänger wurde der Marantz SR6011 mit 9 statt 7 Endstufen ausgestattet. Dank vollwertigem 11.2-Processing sind mit zusätzlichen externen Verstärkern auch volle 7.2.4-Setups möglich.

Dolby Atmos und DTS:X funktionieren auch mit 4 Height-Boxen. Im 7.2.4-Betrieb sind die Rear-Heights oder die Front-Speaker auf externe Amps angewiesen.

Dolby empfiehlt für optimalen Höhen-Sound 4 Deckenboxen. Im 7.2.4-Betrieb können die Frontboxen oder die Top-Rears via Pre-outs betrieben werden.

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Dolby Atmos und DTS:X funktionieren auch mit 4 Height-Boxen. Im 7.2.4-Betrieb sind die Rear-Heights oder die Front-Speaker auf externe Amps angewiesen.

Multiple Konfigurationen für Höhenboxen sind möglich, so lassen sich etwa vordere Height-Speaker mit Aufsatzboxen auf den Back-Rears kombinieren.

Multiple Konfigurationen für Höhenboxen sind möglich, so lassen sich etwa vordere Height-Speaker mit Aufsatzboxen auf den Back-Rears kombinieren.

Wer eine zweite Hörzone aktiv beschallen möchte, dem stehen im Hauptraum nur noch 7 Endstufen für 7.1- oder 5.1.2-Setups zur Verfügung.

Wer eine zweite Hörzone aktiv beschallen möchte, dem stehen im Hauptraum nur noch 7 Endstufen für 7.1- oder 5.1.2-Setups zur Verfügung.

Tonqualität

Mit mindestens 78 Watt im 7-Kanal-Betrieb (6 Ohm) und 154 Watt im Stereo-Betrieb (6 Ohm) ist der SR6011 fast genauso kräftig wie sein Vorgänger. Die sparsame Eco-Schaltung reduziert den Stromverbrauch im Normalbetrieb um mehr als die Hälfte von 333 auf gute 151 Watt.

Vorbildlich: Das Info-Menü gibt Auskunft über ein- und ausgehende Tonsignale samt Kanalmatrix-Anzeige.

Vorbildlich: Das Info-Menü gibt Auskunft über ein- und ausgehende Tonsignale samt Kanalmatrix-Anzeige.

Randvoll: Gleich 11 Paar Lautsprecher kann man verkabeln, 9 davon laufen gleichzeitig. Die 5.2.4-Pre-outs erlauben vollwertigen 3D-Sound, den 7.1-Eingang findet man heute nur noch sehr selten. Die üppige Anzahl von Video- und Audioschnittstellen gibt keinen Grund zur Klage. Die aufschraubbaren Antennen sorgen für optimalen Wireless-Empfang.

Randvoll: Gleich 11 Paar Lautsprecher kann man verkabeln, 9 davon laufen gleichzeitig. Die 5.2.4-Pre-outs erlauben vollwertigen 3D-Sound, den 7.1-Eingang findet man heute nur noch sehr selten. Die üppige Anzahl von Video- und Audioschnittstellen gibt keinen Grund zur Klage. Die aufschraubbaren Antennen sorgen für optimalen Wireless-Empfang.

So gewappnet schob der Marantz im „Pure Direct“-Modus und damit ohne Klangfilter Steely Dans 5.1-Mix von „Gaslighting Abbie“ vollmundig, druckvoll und mit feinem Hochton in den Raum. Die Einmessung machte ihren Job fast tadellos, setzte den Sub-Crossover aber auf etwas hohe 250 Hertz. Die Filterkurve „Reference“ hellte den Klang für mehr Details nur gering auf. Mit aktiviertem Audyssey überzeugte der Japaner bei „Mad Max: Fury Road“ und Dolby-Atmos-Trailern mit toller Räumlichkeit und greifbaren Effekten. Zu unserer Verwunderung spielte der SR6011 dabei unten herum relativ schlank: Zwar vibrierte die Membran unseres Nubert-Woofers ordentlich, tatsächlich hörbare Bässe waren unserem Marantz-Testgerät aber nur moderat zu entlocken – da halfen auch Korrekturen am Basspegel, im Bass-Management sowie das Ab- und Anschalten von Audyssey nichts.

Im Stereo-Betrieb war die Bassarmut nicht hörbar, hier musizierte der Marantz tonal ausgewogen, aufgeräumt und mit großer Bühne. Das dreistufige „M-DAX“-Filter versucht die Obertöne schlecht codierter Dateien zu rekonstruieren, was sich in einem besseren bzw. saubereren, aber auch etwas dumpferen Klang bemerkbar macht.

1.400 Euro: Der in Schwarz oder Silbergold erhältliche SR6011 ist gut verarbeitet, hinter der schweren Aluminiumklappe verbergen sich u.a ein USB-, HDMI- und Kopfhörer-Anschluss. Das Bullaugen-Display geizt mit Informationen.

1.400 Euro: Der in Schwarz oder Silbergold erhältliche SR6011 ist gut verarbeitet, hinter der schweren Aluminiumklappe verbergen sich u.a ein USB-, HDMI- und Kopfhörer-Anschluss. Das Bullaugen-Display geizt mit Informationen.

marantz_sr6011_wertung

AuVi_AWARD-Testsieger

Der Testbericht Marantz SR6011 (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

86 sehr gut

Der Marantz SR6011 punktet mit Oberklasse-Features wie 9 Endstufen und 11.2-Processing – damit holt er sich den Testsieg. Allerdings kostet das Gerät auch mehr als die Mitbewerber.

Ein Kommentar

  1. Zum Thema EQ:

    Die Oktave GEQ’s sehe ich nicht als Kritikpunkt für ein Review. Ich hätte mir bei einem fundierten Test eher gewünscht, dass der Rezensent darauf eingeht, dass man anstelle der GEQs lieber die Audyssey App nutzt um die Zielkurve dort vorzugeben. Dann arbeiten nämlich alle 512 Tabs/ Kanal um das Target zu erreichen, was sehr gut funktioniert (Bis in die ULF Regionen)

    Und das ist nicht nur in der Mittelklasse (außer beim Denon Schwestermodell) einzigartig…

    Von daher sollten die EQ Möglichkeiten positiv, nicht kritisch bewertet werden.

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