Magnat Cinema Ultra-Set (Test)

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Magnat als deutscher Traditionshersteller von Lautsprechern hat schon zur Genüge bewiesen, dass er Schallwandler mit höchster Klangqualität zu bauen versteht. Das zeigt nicht zuletzt der Markterfolg, den das in Pulheim bei Köln angesiedelte Unternehmen schon Jahrzehnten insbesondere im Stereo-Sektor mit seinen Produkten hat. Da ist der Ehrgeiz zu verstehen, auch hartgesottenen Heimkino-Fans einmal zu zeigen, wozu die Entwicklungsabteilung in der Lage ist. Und was liegt da näher als eine THX-Zertifizierung, ist die doch ausschließlich auf den Zweck ausgerichtet, Lautsprecher perfekt auf die Anforderungen von Kinoton-Wiedergabe zu trimmen.

Magnat hat sich gleich für die größte Herausforderung entschieden, die THX zu bieten hat, nämlich die Ultra2-Kategorie. Lautsprecher mit einem Ultra2-Zertifikat müssen Räume mit bis zu 85 Kubikmetern Volumen (bei einer Raumhöhe von 2,5 Metern hat ein solcher Raum eine Fläche von rund 34 Quadratmeter) mit dem THX-Normpegel von 85 Dezibel unverzerrt beschallen können und dann immer noch 20 Dezibel Headroom aufweisen. Außerdem müssen die Lautsprecher über den gesamten Frequenzbereich hinweg eine definierte Winkelabstrahlung aufweisen, was sich bei der Entwicklung häufig als die Nuss erweist, die am schwierigsten zu knacken ist.

Technik

Magnat_CinemaUltraSet_PCFür das neue Cinema Ultra-Set nahmen die Magnat-Techniker insbesondere diese Herausforderung an und lösten sie auf eine einzigartige, bei näherer Betrachtung aber verblüffend einfache Weise: Sie entwickelten eine brandneue Hochtonkalotte mit 45 Millimetern Membrandurchmesser, die im kritischen Mitteltonbereich deutlich definierter abstrahlt als herkömmliche 25er-Kalotten. Um diesen Abstrahlwinkel auch bis in den obersten Frequenzbereich homogen zu halten, bekam die Kalotte einen Diffusor vorgesetzt. Zum Erstaunen der THX-Prüfer konnte die damit bestückte LCR 100-THX, die als Front- und Center-Box agiert, die Richtlinien im horizontalen wie im vertikalen Betrieb einhalten, was bisher laut Magnat noch keinem anderen Hersteller gelungen ist. Das ist uns schon mal eine „Innovations“-Auszeichnung wert.

Als Tiefmitteltöner dienen der LCR 100-THX zwei Chassis mit 17 Zentimetern Durchmesser, die klassisch ober- und unterhalb des Hoch-töners angeordnet sind. Ihre Membran besteht aus Aluminium mit besonders tiefer Eloxatschicht und ist dadurch extrem steif. Bis weit über ihren Arbeitsbereich – der bis 1.500 Hertz reicht – hinaus weist sie keinerlei Partialschwingungen auf.

Die Surroundboxen RD 200-THX tragen als Dipol-Konstruktionen je eine der 45-Millimeter-Kalotten auf ihren seitlichen 45-Grad-Schrägen. Sie werden gegenphasig angesteuert. Für tiefe und mittlere Töne sorgt ein zu denen der Front-boxen baugleiches auf der Vorderseite des Gehäuses montiertes Chassis.

Dank der neuen 45-Millimeter-Kalotte und den nah montierten Tief-Mitteltönern überzeugt der Magnat-Frontlautsprecher LCR 100-THX sowohl horizontal als auch vertikal mit einem sehr guten Rundstrahlverhalten.

Dank der neuen 45-Millimeter-Kalotte und den nah montierten Tief-Mitteltönern überzeugt der Magnat-Frontlautsprecher LCR 100-THX sowohl horizontal als auch vertikal mit einem sehr guten Rundstrahlverhalten.

Für einen Ultra2-Subwoofer fällt der SUB 300-THX kompakt aus. Von seinen drei Chassis mit je 32 Zentimetern Durchmesser ist nur das nach vorn abstrahlende aktiv angetrieben, die anderen beiden fungieren als Passivmembran, die ähnlich wie ein Bassreflexrohr die Energie, die der aktive Tieftöner ins Gehäuse hineinstrahlt, in hörbaren Schall umwandelt.

Passend zum Cinema Ultra-Set bietet Magnat mit den AEH 400-ATM auch Dolby-Atmos-Zusatzboxen für das dreidimensionale Klangerlebnis an (knapp 600 Euro pro Paar). Die besitzen zwar kein THX-Zertifikat, sind aber im gleichen, zurückhaltenden Design gestaltet wie das restliche Set. Sie passen genau auf die LCR 100-THX. Derart aufgestellt strahlen sie über die Decke ab und sollen so den Eindruck erwecken, dass sich die Schallquelle genau dort befindet. Das funktioniert nach unserer Erfahrung jedoch nur unvollkommen, da ein erheblicher Anteil des Schalls von den Zusatzlautsprechern auf direktem Weg zum Hörer gelangt und so den räumlichen Eindruck stört.

Dies sehen wohl auch die Magnat-Techniker so und versahen die AEH 400-ATM mit einer Umschaltung für eine direkte Abstrahlung. Diese wird nötig, weil die indirekt abstrahlenden Zusatzlausprecher hohe Töne anheben müssen, da durch die dort im Vergleich zu tiefen und mittleren Frequenzen stärkere Richtwirkung die Klangbalance sonst aus den Fugen geraten würde – die Signale von den Atmos-Lautsprechern würden dumpf klingen. Diese Anhebung beseitigt die Umschaltung, so dass die Atmos-Boxen von Magnat auch direkt an der Decke montiert werden können. Dabei helfen auch die integrierten Befestigungspunkte für eine VESA-Halterung.

Der Atmos-Zusatzlautsprecher von Magnat verwendet ein Koaxialchassis. Er lässt sich zwischen direkter und indirekter Abstrahlung umschalten.

Der Atmos-Zusatzlautsprecher von Magnat verwendet ein Koaxialchassis. Er lässt sich zwischen direkter und indirekter Abstrahlung umschalten.

Tonqualität Surround

Zufriedene Gesichter machten die Messtechniker, als die Magnat-Boxen den Testparcour durchliefen: Die Frequenzgänge zeigten keine nennenswerten Unlinearitäten. Selbst die Dipol-Surrounds, deren Abstrahlung über 180 Grad gemittelt wurde, wiesen nur geringfügige Welligkeiten auf. Prima auch das Rundstrahldiagramm der quergelegten LCR 100-THX, dessen Einschnürungen im Mittelton-bereich für die Bauweise erstaunlich gering blieben. Auch der Subwoofer tanzte mit 22 Hertz unterer Grenzfrequenz und 109 Dezibel Maximalpegel nicht aus der Reihe.

Wer jetzt für den Hörtest immensen Druck und gewaltige Pegel im Tieftonbereich erwartet, behält recht. Aber wohlgemerkt nur und ausschließlich dann, wenn das auch im Quellmaterial so vorgesehen war. Krachende Explosionen wie die aus Ratatouille, als der Blitz ins Dach einschlägt, kommen wirklich krachend, mit heftigem Nachdruck und erstaunlichem Maximalpegel. Dabei belässt es das Magnat-Set allerdings nicht: Der Sub trumpft zudem mit einer gelassenen, trockenen Präzision auf, die ihresgleichen sucht. Da wummert und schwingt nichts nach, ist der Bassschlag vorbei, herrscht sofort wieder Ruhe.

Wobei noch gar nichts über die „restlichen“ Qualitäten des Cinema Ultra-Sets gesagt ist: Die sind nämlich auf exakt dem gleichen Niveau angesiedelt. So selbstverständlich, homogen und räumlich hat selten ein THX-Set im Test bei der audio-vision gespielt. Egal was dem Set vorgesetzt wird, ob Heimkino-Action a la „Terminator“ oder Feinsinniges wie die „Legends Of Jazz“, das Set geht jedes Tempo mit und bleibt stets homogen und transparent. Selbst die Darstellung kleinster Details bereitet ihm keinerlei Probleme. Da hat Magnat mit der 45-Millimeter-Kalotte ganze Arbeit geleistet.

Tonqualität Stereo

Gab es bei THX-Ultra-Boxensets bisher im Stereobetrieb immer Verfärbungen zu beklagen, kann das Magnat-Set auch hier – beispielsweise bei Therese Juels „Tiden Bara Gar“ mit unverfälschten, natürlichen Stimmen überzeugen. Bemerkenswert ist auch die dreidimensionale, luftige Räumlichkeit, mit der das Set stereophone Klänge darstellt. Als i-Tüpfelchen integriert sich auch hier der Subwoofer nahtlos in das Gesamtklangbild. mino

Optisch zurückhaltend, also perfekt fürs dedizierte und meist ohnehin dunkle Heimkino, präsentiert sich das Cinema-Ultra-Set von Magnat. Die Detailverarbeitung hat darunter aber keineswegs gelitten.

Optisch zurückhaltend, also perfekt fürs dedizierte und meist ohnehin dunkle Heimkino, präsentiert sich das Cinema-Ultra-Set von Magnat. Die Detailverarbeitung hat darunter aber keineswegs gelitten.

Magnat_CinemaUltraSet_Wertung

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Der Testbericht Magnat Cinema Ultra-Set (Gesamtwertung: 90, Preis/UVP: 4400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

90 sehr gut

Magnat verwandelt beim Cinema Ultra-Set umfassendes technisches Know-how in faszinierende Klangqualität sowohl für Film-Soundtracks als auch – ungewöhnlich bei THX-Sets – bei Musik. Mit derartiger Universalität zieht das Set sogar in unsere Referenzklasse ein.

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