LG SK10Y (Test)

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Für die Soundbar SK10Y hat sich LG mit den britischen Klang-Spezialisten von Meridian zusammengetan. Dolby Atmos, DSP-Filter und die Erweiterung mit Rear-Boxen versprechen vollwertigen Surround-Sound.

„Wow!“ war unser erster Gedanke, als die 1.200 Euro teure Soundbar SK10Y ausgepackt auf dem Tisch lag: breit, breiter, LG. Stolze 1,44 Meter misst der mächtige Klangkörper und passte damit gerade so auf unseren Tisch. Die gewaltigen Ausmaße schinden aber nicht nur Eindruck, sondern bringen auch klangliche Vorteile. Denn die immense Breite kommt der Stereo-Wirkung des Klangs zugute, das große Volumen der Klangfülle. Trotzdem gehört zum Lieferumfang ein Subwoofer zur Tiefbassunterstützung, der per Funk mit der Sounbar kommuniziert. Optional kann man die SK10Y mit separat erhältlichen Rear-Speakern zu einem vollwertigen 7.1.2-Surround-System aufrüsten.

Zwar verfügt die SK10Y-Soundbar über 5.1.2-Kanäle, vollwertiger Surround-Sound lässt sich dem Riegel aber nicht entlocken. Hierfür ist das separat erhältliche Wireless Surround Set SPK8 für knapp 200 Euro zuständig. Das Kit besteht aus zwei kleinen Boxen (10 x 14 x 10 cm) plus einem Verstärker mit 2 x 70 Watt, der via Lautsprecherkabel mit den 1-Wege-Satelliten verbunden wird. Der Verstärker selbst kommt ans Stromnetz und nimmt via Funk Kontakt zur SK10Y auf.

Das Surround-Kit SPK8 erweitert die SK10Y-Soundbar um Rear-Back-Kanäle.

Das Rear-Kit erweitert die SK10Y um zwei Back-Rear-Kanäle auf ein 7.1.2-System. Im Ergebnis klang Filmton damit deutlich räumlicher und eindrucksvoller, Sound war nun auch hinter unserem Rücken zu hören. Seitlich des Hörplatzes tönten Effekte plastischer und ortbarer als ohne Rear-Boxen, direktionale Effekte von oben konnten wir aber auch weiterhin nicht hören.

Einmal mit der Soundbar verbunden, spielt das Rear-Kit auch schon mit, selbst wenn der Surround Modus der Soundbar auf „Off“ steht. Dort sollte er auch stehen bleiben – des guten Klangs wegen. Stellt man die Surround-Funktion an, führt die SK10Y ein Re-Mixing der Kanäle durch, dann laufen die Rear-Boxen auch bei 2.0-Ton stets mit. Dies ist allerdings nicht das Problem, sondern: Mit Aktivierung des Surround-Modus veränderte unsere Soundbar ihre klangliche Abstimmung und spielte plötzlich grell, dünn, unnatürlich oder muffig. Egal welches Klangprogramm wir wählten, besonders überzeugend klang es nie.

5.1.2-System

Im Sitzen betrachtet wirkt die ausschließlich in Schwarz erhältliche  SK10Y dank ihrer geringen Höhe von 6,2 Zenti-metern gar nicht mal so protzig und passt zudem vor die meisten Fernseher, ohne ins Bild zu ragen. Halterungen für die Wandmontage liegen bei.

Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, die Oberseite sieht allerdings wie gebürstetes Aluminium aus. In diese eingelassen sind links und rechts je ein 2,5-Zoll großer Hoch-Mitteltöner, zudem sitzt an jeder Seitenwand ein Chassis, auf der Front sind es gleich drei – links, mittig und rechts. Jeder Treiber wird von einem 50 Watt starken Verstärker befeuert, das Bauprinzip entspricht dem eines 5.1.2-Kanal-Systems, das Schall nach vorn, seitlich und oben für dreidimensionale Klangfelder abstrahlt. Die Entwicklung der Soundbar erfolgte in Kooperation mit den britischen Sound-Tüftlern von Meridian, die in der Vergangenheit bei der Erforschung von DSP-Klangfiltern und Hi-Res-Codecs Pionierarbeit leisteten. In die Soundbar flossen die Meridian-Technologien „Bass und Space“ sowie „Height Elevation“ ein. Hierbei handelt sich um DSP-Filter, die im ersten Fall Bässe voluminöser und wärmer schallen lassen, im zweiten Fall den Klang über die Soundbar auf die Höhe des Bildschirms heben sollen.

Ausstattung & Technik

An Decodern spendierte LG so ziemlich alles von Dolby, inklusive Atmos. Von DTS gibt es dagegen nur den DTS Digital Surround Decoder, aber keine HD-Auflösung und keinen Höhen-Sound mit DTS:X. An Klangprogrammen stehen „Standard“, „Movie“, „Music“, Bass Blast“ und „ASC“ zur Verfügung – Letzteres steht für „Adaptive Sound Control“ und „Analysiert die Eigenschaften des Eingangstons und optimiert den Klang je nach Inhalt in Echtzeit“, wie LG in der Bedienungsanleitung erklärt. Selbige muss man sich übrigens von der Webseite herunterladen, im Karton liegt nur ein Faltblatt zur Ersteinrichtung, bei unserem Testmuster sogar nur auf Englisch. Über die Fernbedienung kann man Bässe und Höhen justieren, zudem darf man die Lautstärke des Subwoofers sowie den Pegel der nach oben und seitlich strahlenden Speaker getrennt regeln. 

Anschlussvielfalt: Mit 2 HDMI-Eingängen, einem HDMI- Ausgang, Toslink, 3,5mm-Klinke, USB und Ethernet ist die SK10Y außerordentlich gut bestückt.

Handlich: Die mittelgroße Fernbedienung liegt gut in der Hand, die gummierten, großen Tasten besitzen einen sauberen Druckpunkt.

Sämtliche Anschlüsse findet man auf der Rückseite: Der HDMI-Ausgang besitzt einen Audio Return Channel (ARC), womit Tonsignale vom TV zur Soundbar gelangen. Dank CEC-Funktion lässt sich zum Beispiel die Lautstärke der Bar mit der Fernbedienung des Fernsehers regeln. Bildschirmmenüs gibt es leider keine. Über die 2 HDMI-Eingänge schleift die SK10Y 4K/60p-Videosignale durch, auch Dolby Vision und HDR10 werden erkannt. Video-Scaler oder Video-Equalizer sind bei Soundbars unüblich und auch der LG-Riegel verzichtet darauf. Ton gelangt optional über den Toslink-Eingang sowie die 3,5mm-Klinke in den Klangbalken, das Musik-Streaming kann über WiFi (2,4 und 5 GHz), Bluetooth und Googles Chromecast erfolgen; NFC und AirPlay sind dagegen nicht mit an Bord. Die SK10Y versteht sich auf Musik mit 192kHz/24-Bit, niedriger aufgelöstes Material wird via Upsampling und Upscaling auf 192kHz/24-Bit-Qualität hochgerechnet.

Neben der Fernbedienung kann auch die App „LG Wi-Fi Speaker“ für die Steuerung und das Musik-Streaming herangezogen werden; zum Testzeitpunkt konnten wir die LG App in Apples App Store allerdings nicht finden. Für die grundlegende Bedienung des SK10Y sind auch auf der Oberseite des Geräts entsprechende Tasten.

Basswürfel mit 200 Watt

Der kompakte (22,1 x 39 x 31,2 cm) Basswürfel liefert laut LG 200 Watt, im Hörtest vermochte der 7,4 Kilo schwere Winzling mit seiner 7-Zoll-Membran ordentlich tief in den Basskeller zu reichen. Auf der Rückseite findet man eine Bassreflex-Öffnung, das Chassis sitzt auf der Front hinter einer Stoffumspannung. Die Verbindung erfolgt automatisch per Funk, weitere Schnittstellen bietet der Würfel nicht – auch auf Klang-Tuning-Features wie einen Regler für die Crossover-Frequenz muss man verzichten.

Tonqualität

Im Hörtest fiel uns zuerst einmal die Kinnlade herunter: Bereits bei Stereo-Ton stand es mit der Sprachverständlichkeit recht mau, da Musik und Geräusche immer wieder Dialoge in den Hintergrund drängten. Zudem schallten Stimmen je nach Klangschaltung dünn und sperrig oder eingedickt und muffig. „So schlecht kann doch keine 1.200 Euro teure Soundbar klingen?“, dachten wir uns. Der Übeltäter war nach Ausprobieren sämtlicher Ton-Funktionen gefunden – der „Surround-Modus“ zur Aktivierung des Wireless Rear-Kits hatte Schuld. Stand dieser auf „On“, tönte es wie oben beschrieben.

Schaltet man die Funktion ab, schallte es für unsere Ohren um Klassen besser aus dem Riegel. Dann drangen auch Dialoge gut verständlich und tonal mit recht natürlicher Anmutung aus der Bar, selbst aus stark seitlichen Hörwinkeln veränderte sich der Klang kaum. Von den 5 Klangprogrammen gefielen uns „Standard“, „Movie“ und „Music“ am besten; „Music“ bot eine verbesserte Sprachverständlichkeit aber weniger Raumklang gegenüber „Standard“; „Movie“ eine erweiterte Räumlichkeit und dezent leisere Dialoge, allerdings auch hörbaren Hall. „Bass Blast“ spielte tonal recht unausgewogen, „ASC“ spielte bisweilen etwas diffus und leicht muffig.

Sound von oben: Links und rechts strahlt je ein Chassis Töne Richtung Decke ab. Via Reflexionen soll der Sound dann zum Hörplatz gelangen.

Bei anliegendem Dolby-Atmos-Ton sperrt die SK10Y-Soundbar alle Klangprogramme, der Equalizer lässt sich jedoch noch nutzen, um dem Riegel etwas mehr Fülle und Höhendetails zu entlocken. Zur Beurteilung der Räumlichkeit rotierten wie üblich diverse Atmos-Demo-Clips im Player: Hier füllte die SK10Y schön den Raum zwischen sich und unserem Hörplatz. Auffällig unnatürlich tönten allerdings manche Surround-Effekte, die teils vorlaut oder tonal grell aus der Bar schallten. Über unseren Köpfen konnten wir leider nichts hören, die auf die Höhenkanäle gemixten Blätter im Atmos-Clip „Leaf“ schallten nur von vorn und seitlich anstatt von oben. Aufgrund des Reflexionsprinzips, bei dem Schall von Decke und Wänden zum Hörplatz gelangt, kann der Höreindruck von Raum zu Raum jedoch stark variieren.

Extreme Lautstärken konnten wir der SK10Y mit unserer beliebten Testszene aus „Ghost in the Shell“ (ab 87:24, Dolby Atmos) nicht entlocken, dafür verzerrte die Soundbar auch bei vollem Lautstärekpegel nicht. Bässe stemmte der kleine Subwoofer überraschend tief und dröhnfrei in den Hörraum, Erdbeben darf man allerdings nicht erwarten.

Mit Stereo-Musik spielte die Bar deutlich lauter als beim Atmos-Sound von „Ghost in the Shell“; das reicht sogar zur Party-Beschallung. Bei den Klangprogrammen konnten uns „Music“ und „Bass Blast“ überzeugen, hier lieferte die SK10Y einen relativ ausgewogenen und klaren beziehungsweise lebendig-druckvollen Klang, der sich gut bei Pop und Rock machte.                       

Der Testbericht LG SK10Y (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 gut

LGs SK10Y überzeugt mit Dolby Atmos und moderner Video-Technik. Die Erweiterung mit Rear-Boxen erscheint sinnvoll, auch wenn die gewaltige Soundbar auch so für räumlichen Sound sorgt. Mit 1.200 Euro ist der Riegel aber nicht gerade günstig.
Andreas Oswald

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