LG OLED55E7N (Test)

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Ausgeklügelter Zauberstab: Die Fernbedienung reagiert auch auf Handbewegungen, wodurch sie sich perfekt für Smart-TV-Anwendungen und das Surfen im Web eignet.

Mit dem OLED55E7 hat LG einen 55-Zöller mit attraktivem Glas–Design im Programm. Dank Soundbar mit Dolby Atmos und breiter HDR-Unterstützung legen die Koreaner die Messlatte enorm hoch.

Der OLED65E7 hat in der audiovision 10-2017 mit dynamikreichen Videos begeistert. Jetzt muss der 4.000 Euro teure 55E7 von LG zeigen, ob er mit einer Bildschirmdiagonalen von 139 Zentimetern ebenfalls in der Lage ist, Großes zu leisten. Absolut identisch bei den TV-Geschwistern ist das Gehäuse. „Picture-on-Glass“ heißt das hochwertige Verfahren, bei dem die Koreaner das superdünne OLED-Panel auf eine Acrylglasscheibe aufgebracht haben. Das verleiht dem Fernseher eine sehr ansprechende Optik mit Premium-Charakter. Das untere Drittel des Geräts fällt mit einer Tiefe von 5,7 Zentimetern im Vergleich zum Bildschirm um einiges voluminöser aus, weil hier die Tuner-Buchsen und Anschlüsse verbaut sind.

Zum Glück spendiert LG auch dem 55-Zöller eine oberhalb des Aluminium-Fußes montierte 40 Watt starke 2.2-Soundbar, die sogar Dolby Atmos unterstützt. Obwohl das TV-Display glänzt wie die Oberfläche eines Sees, fallen keine störenden Reflexionen auf. Hier ist den Ingenieuren eine perfekte Entspiegelung gelungen.

Man merkt, dass die Soundbar des OLED55E7 Dolby Atmos unterstützt. Schon in der hektischen Anfangs­sequenz der UHD-Blu-ray „Lucy“ mit Menschenmassen und Autos in der Großstadt umhüllt den Zuschauer ein eindrucksvoller Klangteppich, der für einen einzelnen TV-Lautsprecher beachtlich ist – das 4.2-System des 65-Zoll-Modells klingt allerdings voluminöser. Einzelne Effekte und Geräusche werden deutlich herausgearbeitet mit schöner Plastizität, wobei die präzise räumliche Zuordnung wie mit zusätzlichen Höhenlautsprechern jedoch nicht möglich ist.

Mehr Raumklang: Dank Dolby-Atmos-Unterstützung gelingt dem LG-Fernseher mit entsprechender Zuspielung von UHD-Blu-ray ein umhüllender Sound-Kokon.

Ein pfiffiges Extra verbirgt sich im LG-Menü unter dem Punkt „Magic Sound Tuning“. Ähnlich wie Sonos-Lautsprecher mittels iPhone analysiert der 55-Zöller mit Hilfe der Fernbedienung und eines Testtons die Akustik im Raum. Der Vorgang dauert gerade mal acht Sekunden, anschließend kann man die Klangkorrektur mit der vorherigen Einstellung vergleichen. Für uns war der Klang nach dem Tuning etwas luftiger und freier, nicht mehr ganz so zugeschnürt. Empfehlenswert ist zusätzlich der „Bass-Modus“, der dem TV-Ton und Stimmen eine Prise mehr Tiefton­fundament spendiert.

Sound-Tuning per Fernbedienung: Über einen Testton analysiert der 55-Zöller die Raumakustik. Die tonale Anpassung ist in der Tat etwas luftiger.


TV-Empfang und Aufnahme

Ansprechende Grafiken und zahlreiche Erklär-texte erleichtern unter dem flotten Betriebssystem webOS 3.5 nicht nur generell die Bedienung des -OLED55E7, sondern auch die Einrichtung und die Sendersuche. Für Satellit, Kabel und DVB-T2 hat der Fernseher Doppel-Tuner verbaut. Das hat Vorteile bei TV-Aufnahmen über eine angeschlossene USB-Festplatte: Wird beispielsweise im Ersten ein Fußballspiel geschaut, kann zeitgleich der Krimi im ZDF aufgezeichnet werden. Bei Sat-Empfang sind dafür zwei, über Kabel und Antenne ist nur eine Zuleitung erforderlich. Zunächst ist es etwas irritierend, dass die Fernbedienung keinen klassischen REC-Button besitzt. Den vermisst man aber ganz schnell garantiert nie mehr. Denn ein Druck auf das Scrollrad der Magic Remote, und schon öffnen sich unten links drei Optionen, um eine Aufnahme oder TimeShift über den Mauszeiger zu starten bzw. das Aufnahme-Archiv zu öffnen.

Alles da: Anschlussseitig lässt der LG-Fernseher im digitalen Zeitalter keine Wünsche offen. Vier HDMI-Buchsen reichen aus, um diverse Zuspieler anzudocken. Ins Internet wird der Apparat entweder per WLAN oder über ein Netzwerkkabel eingebunden.

Super: Die Fernbedienung reagiert dank Gyrosensor auch hier auf Handbewegungen. Wahlweise lässt sich die aktuelle Sendung bis zum Ende mitschneiden oder man kann eine maximale Aufnahmedauer von zwölf Stunden in 30-Minuten-Schritten festlegen. Natürlich gelingen Programmierungen auch komfortabel über den übersichtlichen EPG. Im Archiv werden TV-Mitschnitte anschaulich mit Vorschaubild, Sendungstitel und Datum aufgelistet.

Apps & Medienwiedergabe

LG versteckt sein umfangreiches App-Angebot glücklicherweise nicht in einem Untermenü. Über die markanten Kacheln von webOS 3.5 hat man Zugriff auf die Online-Videoportale Netflix, Amazon
Video (jeweils eigene Tasten auf der Fernbedienung), Maxdome, Google Play Movies, You-Tube, Rakuten TV, DAZN, Videoload und die ARD-Mediathek. Da die Fernbedienung auf Sprachbefehle reagiert, lassen sich zahlreiche Video-Plattformen wie Netflix, Amazon Video, Maxdome oder YouTube blitzschnell und zuverlässig nach den gewünschten Inhalten durchsuchen. Etwas nervig: Fast alle Video-Apps mussten vor dem ersten Aufruf aktualisiert werden. Apps und Mediatheken über HbbTV reagieren per Ethernetkabel und WLAN gleichermaßen schnell, die Wartezeiten sind minimal.

Übersichtliches TV-Archiv: Alle Aufnahmen zeigt der LG mit Vorschaubild, dem Titel der Sendung und dem Datum an. Eine Suchfunktion steht zur Verfügung.

Auch für „Musik“ sowie „Foto und Video“ hat LG eigene Kacheln eingerichtet, um multimediale Inhalte vom USB-Stick auf den Bildschirm zu holen. Einen SD-Karten-Slot hat der Apparat nicht an Bord. Fotos im JPG- oder PNG-Format zeigt der LG wahlweise in der Originalgröße oder im Vollbild. Pfiffig ist die 360-Grad-Ansicht mit der Option, in ein Bild zu zoomen und den Blickwinkel zu ändern. UHD-Videos mit HEVC-Codierung von Camcorder und Speicherkarte spielt der Flat-TV ebenso im MP4- wie im MOV-Format problemlos ab.

Bewährtes Konzept: Das Betriebssystem webOS 3.5 zeichnet sich durch eine klar strukturierte Oberfläche aus, auf der man sich schnell zurechtfindet.

Im Netzwerk verfügbare Medienserver wie die FritzBox, den PC oder ein Musiksystem von Raumfeld fand der 55-Zöller im Test automatisch. Der Internet-Browser erlaubt zügiges Surfen im Netz, für hohen Bedienkomfort sorgen der Mauszeiger zum Navigieren und die Sprachsteuerung: So lassen sich Web-Inhalte auf Anhieb finden. Ein hübsches Accessoire ist die OLED-Galerie: Dank abgespeicherter Animationen und verschiedener Gemälde mutiert der LG zum Bilderrahmen.

Steuerung per Smartphone

War die Steuerung von Flat-TVs per Smartphone in der Vergangenheit oft nur eine Spielerei, so bietet die App „LG TV Plus“ für iOS und Android echten Mehrwert. Sie stellt nicht nur die klassischen Funktionen wie Senderwahl und Lautstärke parat, sondern listet für jede aktive Quelle, für jedes verfügbare Videoportal, das Aufnahme-Archiv oder den Web-Browser ein farbiges Symbol auf, das nur noch berührt werden muss. So gelingt das Navigieren und Steuern unwahrscheinlich schnell. Den Mauszeiger auf dem TV-Display bewegt man präzise über ein Touchfeld auf dem Smartphone. Dieses Feature muss man unbedingt ausprobieren.

Ein smartes Vergnügen: Über die App „LG TV Plus“ hat man vom Smartphone aus bequemen Zugriff auf sämtliche Funktionen, Quellen, Videoportale, den Web-Browser, Musik, Fotos und das Aufnahme-Archiv. Ein Fingertipp auf das entsprechende farbige Symbol genügt. Der Flat-TV reagiert sehr schnell ohne Verzögerung. Eigene Fotos, die auf dem Tablet oder Handy abgelegt sind, lassen sich zudem ganz intuitiv auf den Bildschirm des 55-Zöllers spiegeln.


Bildqualität

Über alle Empfangsarten und Einstellungen hinweg begeistert der LG durch das OLED-typische, extrem tiefe Schwarz sowie die daraus resultierende hohe Tiefenwirkung. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele wird so dank des Modus „isf Experte (Heller Raum)“ auch bei Tageslicht zum Erlebnis. Während die Arena in pechschwarze Nacht gehüllt ist, werden die Gesichter der einlaufenden Athleten mit feinsten Konturen herausgearbeitet. In dunklen Jacken erkennt man jede Falte, kleinste Schattierungen und die Faserungen der Stoffe. Bei Nahaufnahmen der weißen Olympiafahne offenbart der LG jedoch wie beim Arztkittel in Krankenhaus-Serien die OLED-Defizite: Hier sind Helligkeit und Leuchtkraft nicht auf dem Level hochwertiger LCD-Fernseher wie den QLED-Modellen von Samsung.

Sehr guter Durchschnitt: Sämtliche Farben erscheinen naturgetreu, auch wenn einzelne Blautöne leicht aus der Reihe tanzen. Die Graustufen werden perfekt getroffen.

Schafft der E7 bei optimierten Einstellungen in einem 10-Prozent-Weißfeld noch rund 700 Candela, schrumpft der Wert bei vollem Weiß auf unter 200. Bei der Blickwinkelstabilität hat der LG-OLED hingegen die Nase wieder vor jedem LCD-Konkurrenten. Selbst stark seitlich sitzende Zuschauer müssen kaum Einbußen bei der Qualität hinnehmen.

Neben den klassischen Bildverbesserern wie Helligkeit, Schärfe und Kontrast sowie unterschiedlichen Bildmodi hat der LG OLED55E7N zahlreiche Optionen an Bord, um den TV- und Filmspaß zu erhöhen und die Bildqualität zu steigern. Diese findet man im Menü unter „Erweiterte Steuerung“ und „Bildoptionen“.

Ab in die Untermenüs: Nicht nur Experten können durch das Schärfen der Kanten oder Veränderungen am Farbumfang die Bildqualität sichtbar steigern.

Anpassungen am „Farbumfang“ machen das Bild wärmer und etwas rötlicher („Breit“) oder steigern die Natürlichkeit („Automatisch“). Das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ein wenig Erfahrung sollte man mitbringen, wenn per „Farbverwaltung“ Sättigung, Farbton und Leuchtdichte für Rot, Blau, Grün, Cyan, Magenta und Gelb angepasst werden sollen. Prinzipiell sind die Farben ab Werk neutral eingestellt, einfacher ist es, an der „Farbtemperatur“ Hand anzulegen. Im Test erwiesen sich „Mittel“ und „Warm 1“ als perfekte Settings. Der „Kantenschärfer“ zeichnet die Konturen nach. In der Regel kann man dieses Feature deaktivieren, sonst besteht die Gefahr, dass Kanten von Objekten überzeichnet werden. Der „Augen­schonende Modus“ verändert ebenfalls die Farbtemperatur. Filmaufnahmen und TV-Sendungen erscheinen wärmer. Allerdings leidet darunter die Natürlichkeit, auch der Kontrast nimmt ab. Dieser weichere Bildeindruck ist für die Augen möglicherweise etwas weniger anstrengend, optisch überzeugt er uns aber nicht.

Komplexe Farbverwaltung: Den Eingriff in Sättigung, Farbton und Leuchtdichte für unterschiedliche Farben kann man sich beim LG-TV eigentlich sparen.

Das Rauschen des Satelliten-Tuners ist zudem minimal, Bewegungen sind im TV-Betrieb bei aktivierter „TruMotion“-Funktion flüssig und ohne Nachzieheffekte. Zu empfehlen ist die Farbtemperatur „Mittel“ bzw. „Warm 1“. Was besonders gefällt, ist die souveräne Art, wie der 55-Zöller einzelne Bildebenen voneinander unterscheidet – der Schauspieler im Vordergrund, dahinter ein vorbeifahrendes Auto vor endloser Landschaft: Der LG trennt die Objekte sauber voneinander ab, verlagert gekonnt die Schärfe und erzeugt dadurch eine vorbildliche Plastizität. Für einen entspannten Filmabend mit einer Blu-ray liefert der Modus „isf Experte (Dunkler Raum)“ die perfekten Settings, sämtliche Bildaufhübscher kann man sich hier sparen. Der Scaler des Fernsehers interpoliert sauber auf UHD, die Bewegtbilder sind schön durchzeichnet und ausgesprochen natürlich. Noch mehr Detailgenauigkeit kitzelt man mit dem „HDR“-Modus in mittlerer Stufe heraus. Bei der Blu-ray von „Medicus“ werden jetzt die Blätter von Bäumen besser abgegrenzt und hervorgehoben, in Baumstämmen gewinnt die Holzmaserung an Struktur.

Auch im HDR-Betrieb leistet sich der LG OLED55E7N keine großen Schwächen bei der Farbreproduktion. Das DCI-P3-Spektrum wird praktisch vollständig abgedeckt.

Von den echten HDR-Modi, die der Flat-TV automatisch zur Verfügung stellt, sobald er filmisches Futter von einer UHD-Blu-ray zugespielt bekommt, ist „Kino-Home“ etwas wärmer als „Standard“, dafür nicht ganz so intensiv. Der LG unterstützt die HDR-Formate HDR10, Dolby Vision und HLG, einen Punktabzug gibt es für das fehlende HDR10+.

Gegen die bei der OLED-Technik vorhandene Gefahr des Einbrennens scheint der E7 gefeit. Selbst ein 12-Stunden-Dauertest mit statischem Bild hinterließ keine Strukturen. Sollten sich Inhalte doch mal einbrennen, so verfügt der LG über ein Reparatur-Programm. Minimales Vertical Banding, also eine nicht perfekt gleichmäßige Ausleuchtung, offenbarte der LG zwar bei einem entsprechenden Testbild (5 Prozent Grau). Im TV-Alltag fällt das Phänomen allerdings nicht auf, weswegen wir ihm hier keinen Punkt abziehen.  

Der Testbericht LG OLED55E7N (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 sehr gut

Der OLED55E7 steht dem größeren LG-Modell in nichts nach. HDR-Aufnahmen begeistern ob ihrer Dynamik, bei SDR-Videos gefallen das satte Schwarz und die Plastizität. Ton und Bedienung verdienen ebenfalls Lob. Lediglich in großflächigen hellen Passagen lässt die Leuchtkraft nach.
Jochen Wieloch

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