Durchliefen dieses Jahr vorrangig LGs hochpreisige Top-TVs unser Testlabor, ist mit dem 55UJ634V endlich wieder ein 55-Zöller für kleinere Geldbeutel an der Reihe. Online wird der Ultra-HD-Einsteiger der aktuellen Generation nämlich schon für 650 statt 1.200 Euro angeboten. Kommen sparsame Cineasten hier wirklich auf ihre Kosten?
Ausstattung und Praxis
Unser erster Eindruck: Ziemlich viel Plastik! Schließlich besteht der gesamte Fernseher samt Standfuß aus Kunststoff, der im Großen und Ganzen jedoch solide verarbeitet ist. Einzig der stellenweise überstehende, scharfkantige Displayrahmen zeugt nicht gerade von Akkuratesse. Zudem trägt er relativ dick auf. Ebenso präsentiert sich das Gerät selbst klobiger als die anderen Vergleichskandidaten. Der Grund dafür liegt im Inneren des 8,6 Zentimeter tiefen Gehäuses, da die Südkoreaner ein Direct- res-pektive Full-LED-Backlight verbauen. Die Anzahl an Local-Dimming-Zonen scheint aber gering zu sein, was wir später erläutern. Auch in puncto HDR muss man Abstriche hinnehmen – zum einen unter bildtechnischen Aspekten und zum anderen kommt der UJ634 nur mit dem HDR-10- sowie HLG-Format zurecht; Dolby Vision bleibt den teureren Brüdern vorbehalten.
Auf elementare TV-Komponenten wie einen Universal-Tuner samt Time-Shifting und USB-Recording oder ein reichhaltiges Multimedia-Angebot verzichtet LG erfreulicherweise nicht. Das webOS-Betriebssystem gestattet dabei einen direkten Zugriff auf den Mediaplayer und die Lieblingsapps, zumal die Taskleiste mit wenigen Handgriffen personalisiert werden kann. Auf Wunsch schlägt die in Version 3.5 neu hinzugekommene „Magic Link“-Funktion thematisch passende YouTube-Clips zum laufenden Programm vor. Statt der Magic Remote, die aber immerhin optional erhältlich ist, liegt dem Gerät bloß eine Standard-Fernbedienung ohne Bewegungssensor und Mikrofon bei.
Das 20 Watt leistende 2.0-Soundsystem bringt Stimmen sauber zu Gehör, angesichts des relativ großen Resonanzraums hätten wir allerdings einen satteren Brustton erwartet. Leider schafft hier auch der Fünf-Band-Equalizer keine Abhilfe.
Formate allein erzeugen noch keinen HDR-Effekt. Natürlich muss auch die Qualität des Displays mitspielen, was den LG 55UJ634 jedoch vor eine Herausforderung stellt. Problem Nummer eins: Der Im-Bild-Kontrast erreicht sehr bescheidene Höchstwerte von 783:1, mittig gemessen in einem 90-prozentigen Schwarzbild mit schmaler weißer Umrandung (APL zehn Prozent). Dieses spezielle Testbild verhindert, dass der LG (wie im vollen Schwarzbild) seine Hintergrundbeleuchtung ganz abschaltet und so einen enorm hohen Kontrastumfang vortäuscht. Auch der ANSI-Kontrast im Schachbrettmuster erreicht aufgrund des durchschimmernden Restlichts sowie von Streulichteffekten nur schwache Werte (662:1). Zum Vergleich: Der auf Seite 34 getestete LCD-Kollege Sony KD-55XE8505 zeigt bei der Messung des maximalen Im-Bild-Kontrasts rund sechsmal dunkleres Schwarz, das ANSI-Verhältnis ist zweieinhalb mal so hoch (1.654:1).
Zweitens: Der LG verfehlt im HDR-Modus „Kino Home“ die Vorgaben des DCI-P3-Spektrums deutlich und verliert zudem aus seitlicher Perspektive relativ stark an Kontrast und Brillanz. Aus einem Winkel von 45 Grad bleiben die stark rotbetonten HDR-Farben zwar erhalten, doch Kontrast und Leuchtdichte fallen weiter ab: Von maximal 490 Candela im HDR-Preset „Kino Home“ auf rund 137 Candela. Neben einem farbstarken sowie blickwinkelstabilen OLED-Display aus gleichem Hause sollte der LCD-Einsteiger UJ634 besser nicht stehen. Denn seine Farben wirken sowohl von vorne als auch von der Seite vergleichsweise blass oder sie übersteuern bei angehobener Sättigung stark. Drehen an den Bildreglern hilft nicht mehr, um einen HDR-Effekt mit dynamikreichen Kontrasten sowie reinen und brillanten Farben aufkommen zu lassen. LG hat offensichtlich zu stark am LCD-Display gespart, weshalb sich der ganze Aufwand mit der exklusiven HDR-Bildverarbeitung kaum lohnt.
Bildqualität
Bei seinen LCD-TVs schwört LG auf IPS-Displays, zu deren Stärken vor allem die Farbreproduktion und die Blickwinkelstabilität gehören. Schade nur, dass der 55UJ634V diese nicht ganz so klar herausstellt: Im besten Bildmodus „isf Experte (Dunkler Raum“) deckt er den für HDTV und Blu-rays maßgeblichen BT.709-Farbraum zwar präzise ab, verfehlt aber den D65-Weißpunkt (6.120 Kelvin). Wen der dadurch hervorgerufene Gelbstich stört, der kann vom Farbtemperatur-Preset „Warm 2“ zum kühleren „Warm 1“ wechseln (7.100 Kelvin). Alternativ ermöglichen der manuelle Weißabgleich sowie das vollständige Farbmanagement einen Feinschliff.
Drifts gibt es aus seitlicher Perspektive nicht zu bemängeln, jedoch verlieren die Nuancen aufgrund der abnehmenden Leuchtkraft ab 30 Grad sichtbar an Brillanz – betrachtet man den gesamten Blickwinkelbereich von zehn bis 60 Grad, geht die Helligkeit um die Hälfte zurück. Das wäre nicht weiter tragisch, würde der UJ634 bei SDR-Wiedergabe über die gleichen Reserven verfügen wie im HDR-Betrieb. Tatsächlich betragen diese aber nur 270 statt 490 Candela.
Der Kontrast bleibt mit 79 Prozent vergleichsweise stabil, wobei die Werte generell deutlich unter dem Durchschnitt liegen (siehe Kasten oben). Nicht ganz so schlecht schneidet der Koreaner bei der Messung des Hellraumkontrastes ab; dennoch haben hier Panasonic und Sony die Nase vorn. Große Schwächen offenbart er in Sachen Ausleuchtung: Trotz Full-LED-Backlight kommen in farblich monotonen Szenen Flecken sowie Schatten zum Vorschein. Ferner schimmert das Hintergrundlicht in dunklen Bereichen bläulich durch.
Der Testbericht LG 55UJ634V (Gesamtwertung: 64, Preis/UVP: 1200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit dem 55UJ634V schafft LG klare Anreize zum Kauf eines teureren TV-Modells. Zwar bietet auch der Einsteiger neutrale Farben und erzielt die höchste HDR-Helligkeit im Testfeld, ein Kinofeeling will wegen des mageren Kontrasts und der flauen Schwarzdarstellung aber nicht aufkommen.