Bereits mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.000 Euro wäre der H55N5705 einer der günstigsten HDR-TVs gewesen. Pünktlich zum Marktstart hat Hisense den Kurs aber um 200 Euro nach unten korrigiert, ohne auf moderne Technik zu verzichten. Ob Cineasten hier wirklich an der richtigen Stelle sparen, verrät unser Test.
Ausstattung und Praxis
Der N5705 bietet auf den ersten Blick alles, was ein moderner Fernseher haben muss: ein großflächiges UHD-Display, 4K/60p- und HDR-kompatible HDMI-Eingänge (wenn auch nur zwei Stück), Triple-Tuner für Satellit, Kabel und DVB-T2 sowie ein breit gefächertes Smart-TV-Angebot.
Optisch weiß er ebenso zu gefallen, obgleich sich der eine oder andere Design-Liebhaber an der mangelnden Symmetrie des anthrazitfarbenen Rahmens stören dürfte. Was genau wir damit meinen, zeigt die Detailansicht auf der nächsten Seite. Schlecht verarbeitet war – zumindest bei unserem Testgerät – einzig das rückseitige Steuerelement. Dieses klemmte nämlich und schaltete so nach dem Sendersuchlauf die TV-Kanäle pausenlos wie von Geisterhand durch. Nach etwas Rütteln am Plastiktaster hörte das Speed-Zapping aber auf und es erschien eine gut sortierte Programmliste. Leider verzichtet Hisense auf die mittlerweile eigentlich zum Standard gehörende USB-Recording- sowie Time-Shift-Funktion, was ihn wertvolle Punkte kostet.
Ein paar Zähler wieder gut machen die Chinesen in der Disziplin „Praxis“. Vor allem am Bedienkomfort haben sie gegenüber ihren früheren Modellen gefeilt, wobei die frische „Vidaa U“-Benutzeroberfläche eine gewisse Ähnlichkeit zum hochgelobten Firefox-Betriebssystem der Panasonic-TVs aufweist.
So legen sich die Symbole in einer Reihe über das Bild und mit wenigen Klicks können Verknüpfungen zu oft genutzten Quellen, Apps sowie Fernsehsendern erstellt werden. Das Navigieren geht allerdings trotz Vierkern-Prozessor etwas hakeliger von der Hand als bei den Japanern.
Die Auswahl an Internet-Diensten ist großzügig, so dass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Wie sein großer Bruder H75M7900 (audiovision 2-2017) spielt auch der H55N5705 entsprechende YouTube-Clips in UHD-Qualität ab. Gleiches gilt für die Online-Videotheken von Amazon sowie Netflix. Der interne Mediaplayer besticht durch eine breite Formatunterstützung. Profis erhalten hier übrigens Zugriff auf dieselben Bildregler wie im Tuner- oder HDMI-Betrieb; dazu gehört ein Farbmanagement.
In puncto Lautstärke merkt man den Zehn-Watt-Boxen ihre niedrige Leistung nicht an. Sie bringen Stimmen sauber zu Gehör, verfärben aber schnell.
Bildqualität
Die drei Bildmodi „Standard“ (Werkseinstellung), „PC/Game“ und „Dynamisch“ sind gegenüber den nachfolgend genannten bis zu 40 Prozent heller, jedoch farblich unausgewogen und fallen zu kühl aus (rund 11.000 Kelvin im Weißbild). Übrig bleiben die Presets „Kino Tag“ und „Kino Nacht“, die normale HDTV-Quellen mit akkuraten Farben sowie Weiß mit einer neutralen Farbtemperatur von 6.250 Kelvin wiedergeben. Dafür holt sich der chinesische TV-Hersteller die volle Punktzahl, kann das Kunststück aber leider in kaum einer weiteren Disziplin wiederholen.
Die Leuchtdichte beispielsweise liegt unabhängig vom Weißanteil sowohl mit SDR- als auch mit HDR-Quellen bei lediglich 243 Candela. Falls man aus einem Winkel von 45 Grad auf den 55-Zöller blickt, bleiben davon nur magere 57 Candela übrig. Einen echten HDR-Modus sucht man zudem insofern vergeblich, als alle vier HDR-Presets des Hisense weder erweiterte Farben noch spürbar mehr Punch im Vergleich zu SDR-Videos bieten – wobei sich die anderen beiden Probanden von Sony und Panasonic hier ebenso wenig mit Ruhm bekleckern.
SDR-Quellen und das klassische TV-Programm zeigt der H55N5705 angenehm scharf, zumal der Overscan mit der Bildformat-Einstellung „Direkt“ komplett abgeschaltet werden kann. In Fußballübertragungen offenbart er allerdings ein Manko: Das Spielfeld verwischt, sobald die Kamera über den Rasen schwenkt. Denn der Hisense verzichtet auf eine Bewegungsglättung, die wir auch bei Filmabenden schmerzlich vermissen. Original in 24p angelegte Blu-rays erscheinen holprig mit 60 Hertz, was störendes 3:2-Pulldown-Ruckeln nach sich zieht. Immerhin überzeugen der gute Im-Bild-Kontrast und der niedrige Schwarzwert, sofern man mittig vor dem Fernseher sitzt.
Mit HDR-Quellen stehen nur noch vier Bildmodi zur Verfügung („Standard“ entfällt). Verwendbar sind die Presets „Kino Tag“ sowie „Kino Nacht“ aber erst, nachdem die Helligkeit leicht erhöht und der Kontrast stark um mindestens zehn Punkte abgesenkt wurde. Für den richtigen Punch im Bild reicht auch diese Korrektur leider nicht: Die Farben wirken eher fahl, Spitzlichter treten nur schwach hervor und funkeln kaum, während dunkle Konturen samt Farbnuancen vor allem bei zunehmendem Umgebungslicht untergehen. Eine Gammakorrektur ist – anders als bei SDR-Quellen – nicht mehr vorhanden. Der insgesamt etwas weiche und wenig plastische Bildeindruck lässt sich immerhin durch eine leichte Anhebung der Bildschärfe aufpeppen.
Unsere Labormessungen erklären den recht schwachen HDR-Bildeindruck: Die Farben erreichen in keiner Weise DCI-P3-Niveau, sondern bleiben auf den konventionellen HDTV-Farbstandard Rec.709 beschränkt (siehe CIE-Segel). Zudem bleibt die Leuchtkraft hinter den Erwartungen zurück. Sie ist zwar unabhängig von der Größe der Weißauslastung (Average Picture Level) zwischen 10 und 100 Prozent konstant, erreicht aber lediglich 243 Candela. Bis zu 290 Candela sind nur in den blaustichigen Bildmodi wie „PC/Game“ möglich. Die Funktion „Dynamische Steuerung der Hintergrundbeleuchtung“ verbessert die Lichtausbeute nicht und ist kontraproduktiv, da sie ausschließlich in düsteren Szenen wirkt und diese noch dunkler einstellt.
Der Testbericht Hisense H55N5705 (Gesamtwertung: 65, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Hut ab, Hisense! Die Farbabweichungen der früheren Modelle gehören der Vergangenheit an. Selbst komplexe Nuancen gibt der H55N5705 originalgetreu wieder. Der Kontrast kann sich ebenfalls sehen lassen, obgleich er von der Seite massiv abnimmt und dynamikreiche Videos allgemein etwas flau wirken. Leider sind keine TV-Aufnahmen möglich.