Heco Aurora-Serie (Test)

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Die neue Aurora-Serie von Heco punktet nicht nur mit interessanter Chassis-Technologie, sondern auch mit ungewöhnlicher Optik – und das zu einem attraktiven Preis.

Eines muss man den Entwicklern von Heco lassen: Ihre neue Aurora-Lautsprecherserie setzt sich vom üblichen Boxen-Einerlei ab. Und das schon aufgrund der besonderen Optik, ist doch der eigentliche Gehäuse-Korpus mit Dekorfolie in Holzoptik beschichtet, Deckel und Front jedoch seidenmatt lackiert. Das Ganze gibt es in zwei Ausführungen: „Ebony Black“ mit Deckel und Front in Schwarz sowie „Ivory White“ mit weißer Front- und Deckelfläche. Die Folien sind so abgestimmt, dass sie mit den Lackflächen kontrastieren, aber nicht unsanft ins Auge springen. Die nette Design-Idee – die noch weiter unterstützt wird durch Schattenfugen zwischen den unterschiedlichen Oberflächen und magnetisch haftenden Frontbespannungen –  die, wenn weggelassen, die Front glattflächig und sauber zurücklassen.

Technik

Das neue Design hat neben der optischen auch eine akustische Wirkung: Die L-förmigen Deckel- und Front-Elemente werden nämlich auf das schon mit eigenen Front- und Deckelflächen versehene komplettierte Gehäuse aufgesetzt und verdoppeln so die Materialstärke, was sich in verringerten Vibrationen und geringeren Klangbeeinträchtigungen niederschlägt.

Die neue Serie war Heco so wichtig, dass eigens dafür komplett neue Chassis entwickelt wurden. Der „Fluctus“ genannte Hochtöner beispielsweise bekam eine Gewebekalotte mit 28 Millimetern Durchmesser auf den Leib geschneidert und einen Antrieb mit Ferrofluid-Kühlung verpasst. Besonders augenfällig ist der Befestigungsflansch, denn den versahen die Entwickler mit mehreren konzentrischen Wellen. Die wurden per FEM-Computerprogramm so optimiert, dass sie über einen weiten Frequenzbereich ein gleichmäßiges Rundstrahlverhalten bewirken sollen.

In den letzten Jahren sind im Lautsprecherbau zwei Trends deutlich zu erkennen: Zum Einen versehen die Lautsprecher-Entwickler ihre Produkte mit einem immer höheren Wirkungsgrad, zum Anderen sinkt die Nennimpedanz immer weiter ab. Ersteres ist durchweg zu begrüßen, Letzteres nicht in jedem Fall. Doch der Reihe nach: Ein Wirkungsgrad ist das Maß, mit wie viel Schalldruck ein Lautsprecher auf eine festgelegte Eingangsleistung – bei audiovision 1 Watt an 4 Ohm Impedanz – reagiert. Je höher dieser in Dezibel angegebene Wert, umso weniger Leistung benötigt ein Lautsprecher für eine bestimmte Lautstärke. Unsere Leser können das an den Frequenzgang-Diagrammen erkennen: Je näher die Kurve des gemessenen Lautsprechers an die 90-Dezibel-Linie heranrückt, umso genügsamer ist der Lautsprecher. Eine Box, deren Frequenzgang unter die 85-Dezibel-Kurve rutscht, benötigt einen deutlich potenteren Verstärker als einer mit knapp unter 90 Dezibel.

Der Impedanzverlauf eines Lautsprechers ist über die Frequenz keineswegs konstant, sondern meist wellig. Hier der Verlauf der Aurora 700 von Heco.

Die allgemein sinkenden Impedanzen sind damit zu erklären, dass Verstärker bei 4 Ohm meist deutlich mehr Leistung zur Verfügung stellen als an 8 Ohm Abschlusswiderstand. So kann ein Lautsprecher-Entwickler aus einem Verstärker quasi kostenlos noch mehr Leistung herauskitzeln. Doch das ist ein zweischneidiges Schwert. Denn zum Einen verzerren Verstärker an 4 Ohm deutlich mehr als an 8 Ohm. Diese zusätzlichen Verzerrungen müssen nicht hörbar werden, ausschließen lässt sich das aber nicht. Zum anderen ist bei der Minimierung der Impedanz auch schnell mal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: Hin und wieder rutscht Entwicklern das Minimum im Impedanzverlauf – der über die Frequenz bei Lautsprechern übrigens stark wellig verläuft – unter das für Heimkino-Verstärker Verträgliche, was unserer Erfahrung nach konkret ein Wert von unter 3 Ohm bedeutet. Dann kann es passieren, dass gerade preiswerte Heimkino-Receiver bei kräftigen Impulsen verschreckt die Schutzschaltung aktivieren, insbesondere dann, wenn sich das Minimum im Bassbereich befindet. Im ungünstigsten Fall ist auch ein Endstufen-Defekt nicht ausgeschlossen.

Beim Membranmaterial für die Tief- und Mitteltöner verlässt sich der Hersteller wie seit einigen Jahren auf das so genannte Kraftpapier, ein Material, das aus besonders langfaserigen nordischen Nadelhölzern und Wollfäden hergestellt wird. Es soll durch die so erzielte Steifigkeit und hohe innere Dämpfung besonders resistent gegen Membranresonanzen sein.

Die Frontboxen Aurora 700 bekamen gleich drei dieser Chassis mit jeweils 17 Zentimetern Durchmesser verpasst. Eines davon, das über dem Hochtöner sitzt, dient nur als Mitteltöner, die anderen beiden unterhalb davon als reine Tieftöner. Getrennt wird bei recht tiefen 260 Hertz. Der Übergang zum Hochtöner erfolgt – übrigens bei allen Auroras – bei 3.300 Hertz. Die Surrounds Aurora 300 bekamen das gleiche 17er-Tieftonchassis mit, allerdings nur in einfacher Ausführung. Den Aurora Center 30 bestückt Heco mit zwei kleineren 12,5-Zentimeter-Chassis, damit seine Abmessungen im überschaubaren Rahmen bleiben.

Der Subwoofer Aurora Sub 30A trägt sein 30-Zentimeter-Chassis auf der Front. Die beiden Bassreflexöffnungen verpflanzten die Techniker auf die Rückseite über das Bedienfeld. Als Energiequelle für den Tieftonlieferanten dient eine Class-D-Endstufe mit vergleichsweise bescheidenen 125 Watt. Die reicht aber für 102 Dezibel Maximalpegel, was bei spektakulären Heimkino-Effekten durchaus Bass-Spaß verspricht. Ihr Übriges dazu tut die untere Grenzfrequenz von 36 Hertz.

Tonqualität Surround

Mit geringer Welligkeit kommen die Frequenzgänge von Front-, Center- und Surroundboxen daher. Alle drei verlaufen recht linear. Allenfalls die Frontboxen weisen einen dezenten Anstieg zu den obersten Höhen hin auf. Das Rundstrahlverhalten des Centers weist im Mitteltonbereich allerdings deutliche Einbrüche auch schon unter kleineren Winkeln auf.

Auf dem Vorzugsplatz direkt auf der Abstrahlachse des Centers aber präsentiert sich das Heco-Set neutral, ohne merkliche Bevorzugung oder Vernachlässigung einzelner Frequenzbereiche. Die gemessene leichte Höhenanhebung der Frontlautsprecher macht sich kaum bemerkbar. Allenfalls lässt sie das Klangbild um Nuancen luftiger und durchsichtiger wirken, beispielsweise bei Pat Metheneys „Overture“ von der DVD „The Way Up“, was aber keineswegs unangenehm ist und einen etwas weiträumigeren Eindruck hinterlässt. Die Dynamiksprünge in diesem musikalisch und spieltechnisch anspruchsvollen Stück gehen die Hecos voll mit und lassen beispielsweise Snare- und Beckenschläge überaus temperamentvoll erklingen.

In dieses Klangbild findet der Subwoofer wie selbstverständlich hinein, auch bei ihm ist von Trägheit keine Spur: Bei „Terminator – Die Erlösung“ verleiht er den Schlägen und Explosionen bei der Verfolgungsjagd mit dem Abschleppwagen impulsiv Nachdruck, drückt aber auch, wenn der Flug-droide die Brücke kreuzt, kräftige Tiefbass-pegel in den Raum.

Wenn es etwas feinsinniger sein darf, kann das Heco-Set ebenfalls überzeugen: Bei „They Can´t Take that Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli stellt das Set die Sorgfalt unter Beweis, mit dem es Stimmen und Instrumente in den Raum stellt und dabei die Raumtiefe mehr als nur erahnen lässt. Bei längerem Hören wurde übrigens deutlich, dass das Set eine gewisse Einspielzeit benötigt, das anfangs etwas überpräsente Klangbild mit teils spitzen Höhen milderte sich bereits nach einer halben Stunde deutlich ab und wurde auch danach immer noch erkennbar luftiger und entspannter.

Tonqualität Stereo

Als ausgewachsene Standbox ist die Aurora 700 im Stereobetrieb nicht auf eine Subwoofer-Unterstützung angewiesen. Auch hier spielt sie dynamisch, neutral und präzise, beweist aber auch, beispielsweise mit der CD „40 Trips Around the Sun“ von Toto, auf der die Megahits der Rock-Veteranen neu gemastert wurden, einen ausgeprägten Sinn für Musikalität.          

                                          

Der Testbericht Heco Aurora-Serie (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 2200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 sehr gut

Interessantes Design, wertige Verarbeitung, prima Klang: Das Aurora-Set von Heco ist ein echtes Schmankerl für Augen wie Ohren – und dabei verhältnismäßig günstig.
Michael Nothnagel

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