Definitive Technology BP9000 (Test)

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Ganz unamerikanisch pflegt der US-Hersteller Definitive Technology den gediegenen Auftritt – und versteckt die Chassis-Technik, die sogar 3D-Sound ermöglicht.

Der amerikanische Boxen-Bauer Definitive Technology spielte in Deutschland bisher kaum eine Rolle, ist in den USA aber schon seit fast 30 Jahren aktiv und gehört dort mehr oder weniger zum Heimkino-Establishment. Als Unternehmen in Privatbesitz gegründet, gehört Definitive Technology (oft der Einfachheit halber Def Tech genannt) jetzt zu Sound United, einer amerikanischen Unternehmensgruppe, in der auch bekannte Heimkino-Marken wie Denon und Marantz zu finden sind. Jetzt will man mit den Lautsprechern von Def Tech auch in Europa durchstarten.

Umgewöhnen beziehungsweise eingewöhnen müssen sich hiesige Heimkino-Fans schon etwas, denn 08/15-Produkte bieten die Amerikaner nicht gerade an.

Technik

Unter dem Stoff der BP9080X verbirgt sich jede Menge Technik. Gut sichtbar sind hier die nach hinten strahlenden Chassis und die Atmos-Abteilung.

So ist beispielsweise bei dem von uns getesteten BP9000-Set von der Lautsprechertechnik nichts zu sehen – auch nicht von der Oberfläche der Gehäuse-wände, denn die Lautsprecher sind ganz-flächig in einen schwarzen Stoffschlauch gehüllt, der zwar optisch intransparent ist, akustisch aber komplett durchlässig sein soll. Für die Integration in Wohnräume ist dieses glattflächige, ruhige Design sicherlich ein Pluspunkt, stören doch da nach Technik aussehende Objekte häufig eher. Die Frontboxen BP 9080X sowie die Surrounds BP 9040, beides Standlautsprecher mit einer Höhe von 128 respektive 99 Zentimetern, sind äußerst schmal gehalten, weisen dafür aber eine große Gehäusetiefe auf. Das hat seinen Grund: integrierte Def Tech doch in die Seitenflächen jeder dieser Boxen eine aktive Bassabteilung mit einem angetriebenen Chassis und zwei Passivmembranen. Für die Frontlautsprecher fallen diese Chassis mit 30 Zentimetern Durchmesser deutlich größer aus als für die BP 9040, die mit 20-Zentimeter-Treibern ausgestattet ist.

Der Hersteller empfiehlt für beide Lautsprechertypen die Einstellung „Large/No Subwoofer“, so dass auch der LFE-Kanal wiedergeben wird. Das gilt im Übrigen auch für den Center CS 9080, der ebenfalls ein aktives Bassteil sowie einen 20-Zentimeter-Tieftontreiber und eine Passivmembran mit 25 Zentimetern Durchmesser sein Eigen nennt. Beide sind auf der Oberseite der Box untergebracht. Der integrierte Schaltverstärker bringt 200 Watt Leistung mit, bei der BP 9040 sind es 300 Watt und die BP 9080X kann gar mit 450 Watt auftrumpfen.

Angesteuert werden die Verstärker über das Sig-nal von den Lautsprecherklemmen. Mittels Pegel-regler auf dem Anschlusspanel kann der Bass-anteil recht feinfühlig eingestellt werden. Bei allen drei Boxentypen ist noch ein LFE-Eingang enthalten, dessen Verwendung wird vom Hersteller allerdings nur für Sonderfälle empfohlen.

Der Mittel-Hochtonteil ist hingegen eher konventionell aufgebaut, zwei Tief-Mitteltöner – bei den Surrounds mit 11, bei Front und Center mit 13 Zentimetern Durchmesser – rahmen eine Hochtonkalotte aus temperaturgehärtetem Aluminium ein. Bei Front und Surround findet sich je ein Tiefmitteltöner zusammen mit dem Hochtöner auch noch auf der Rückseite – die Boxen arbeiten im Bipol-Betrieb, der nicht abschaltbar ist.

Die Standlautsprecher des Sets von Definitive Technology gehören zu der immer seltener werdenden Gattung der bipolaren Lautsprecher. Diese strahlen einen Teil ihres Schalls nicht nur nach vorne, zum Zuhörer hin ab, sondern auch nach hinten, zur Rückwand. Dieser Bauart wird eine bessere, weiträumigere Raumabbildung nachgesagt als klassischen Direktstrahlern. Da ist, wie wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen haben, sicher etwas dran. Denn der aus dem Raum zum Zuhörer reflektierte Schall trägt zum Empfinden von Räumlichkeit eines Schallereignisses bei.

Die hinteren Chassis (rechts) der Def Tech-Standlautsprecher strahlen im Bipolmodus ab und sind um sechs Dezibel leiser als die auf der Front.

Bipol-Lautsprecher – und auch solche nach dem Dipol-Prinzip, bei dem der nach hinten abgestrahlte Schall zum vorderen um 180 Grad in der Phase gedreht ist – vergrößern den Raumschall-Anteil allesamt deutlich. Das zu steuern, damit der gewünschte Klangeindruck erreicht wird und der Schall von hinten nicht zu laut oder zu leise beim Hörer ankommt, ist allerdings nicht einfach und von äußeren Bedingungen geprägt, die sich den Entwicklern entziehen. So können sie nicht wissen, wie dicht der Anwender den Lautsprecher vor der Rückwand aufstellt oder ob und wie diese den Schall reflektiert. Def Tech versucht hier einen sinnvollen Kompromiss zu finden, indem die nach hinten strahlende Abteilung den Schall um sechs Dezibel leiser abstrahlt als die vorderen Chassis. Ob das zu den aktuellen Gegebenheiten passt, muss jeder Anwender für sich ausprobieren.

Diese Zweiweg-Kombination findet sich noch vier Mal im gesamten Set, nämlich in Form von Atmos-Höhenkanälen. Zwei davon sind in den PB 9080X fest integriert, die anderen beiden in den Höhen-Lautsprechern A90, die sich mit wenigen Handgriffen auf die BP9040 aufsetzen lassen. Die Anschlussklemmen hat Def Tech auf das jeweilige Anschlussfeld gepackt.

Erstaunlich erwachsener Bass kommt aus dem 1.500 Watt starken, aber gleichzeitig sehr kompakten Subwoofer SuperCube 6000 von Defintive Technology.

Obwohl es das Set eigentlich überflüssig macht, wurden wir zusätzlich mit einem Subwoofer versorgt, dem SuperCube 6000. Auch er arbeitet mit Passivmembran-Technik samt zwei solcher Chassis mit je 25 Zentimetern Durchmesser auf den beiden Seiten. In Schwingungen versetzt werden sie von dem 22-Zentimeter-Treiber auf der Front. Mit 1.500 Watt steht der integrierte Verstärker ausgesprochen gut im Futter.

 

Tonqualität Surround

Die kann er auch gut gebrauchen, holt er doch aus seinem sehr kompakten Gehäuse eine untere Grenzfrequenz von 29 Hertz und einen Maximal-pegel von 102 Dezibel heraus. Erfreulich linear verlaufen die Frequenzgänge von Frontboxen, Center und Surround. Allenfalls der erkennbare Höhenanstieg, der bei 20 Kilohertz fünf Dezibel erreicht, fällt da etwas aus der Reihe. Einen deutlichen Einbruch bei mittleren Frequenzen und größeren Winkeln zeigt das Rundstrahlverhalten des Centers.

Der gute Auftritt des Def Tech-Sets im Messlabor setzt sich im Hörraum ungebremst fort. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Heimkino-Kracher sind eine echte Domäne der Amerikaner. Ob der Abschleppwagen bei „Terminator – Die Erlösung“, die Schrotflinte aus „Ratatouille“ oder die „Duesenberg“-Szene aus „Sahara“ – das Set gibt immer alles, und zwar direkt auf die Zwölf. Die Def Techs gehen richtig nach vorne los und beeindrucken mit massiver Dynamik. Auch Rockkonzerte von Bands wie 3 Doors Down sind perfektes Futter für sie, die „Soundwall“, die sie in den Raum stellen, ist mehr als beeindruckend – und das auch bei echtem Kino-pegel. Der Subwoofer ist übrigens nicht so überflüssig, wie zunächst vermutet: Ist er allein für den LFE verantwortlich, kommt er nochmals einen Tick tiefer als die Frontboxen und passt sich nahtlos ins Klangbild ein. Erst bei extrem hohen Pegeln geht er in die Begrenzung und zeigt das brav auf seinem Display hinter dem Bespannstoff mit der Meldung „Clip“ an. Dem Set gelingt eine ausgesprochen große, sich auch weit nach hinten öffnende Raumwiedergabe, die gerade bei Filmen sehr angenehm ist, bei Musik aber des Guten zu viel sein kann. Deckensignale von Atmos-Filmen bringen die beiden Standboxen überraschend glaubwürdig, kaum einmal vermag man den Standort der Lautsprecher zu orten. Die mit 128 Zentimetern doch erhebliche Höhe der Frontboxen trägt dazu sicher ihren Teil bei, da ist der Atmos-Teil einfach näher an der Decke als bei anderen Konstruktionen.

Im Stereo-Betrieb – diesmal komplett ohne Subwoofer – zeigen sich einige kleinere Verfärbungen vor allem bei Frauenstimmen, Adele beispielsweise ertönt bei ihrem „Hello“ mit leicht anderer Klangfarbe als gewohnt und etwas aggressiver. Der doch teils sehr große Raum, den die BP 9080X produzierten, ist Geschmackssache. Darunter leidet allerdings die Ortungsschärfe erstaunlich wenig.  

Der Testbericht Definitive Technology BP9000 (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 8700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 sehr gut

Michael Nothnagel

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