Dali Rubicon-Set (Test)

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Laut eigenen Angaben hat Dali schon mehr als eine Million Lautsprecher verkauft und braucht sich somit vor anderen Branchengrößen nicht zu verstecken. In Sachen Technik schwimmen die Dänen keineswegs mit dem Strom, sondern beeindrucken durch eigenständige Lösungen. Zudem haben sie eine eigene Chassis-Fertigung im Haus, was auch für größere Hersteller heutzutage nicht mehr üblich ist.

Technik

dali-rubicon_proconEin Produkt dieser Fertigung ist der bei Front, Center und Surround-Boxen verwendete 16-Zentimeter-Tieftöner, der zunächst durch seine ungewöhnliche, dunkelbraune Membran ins Auge fällt. Diese besteht aus Papier, dem ein erheblicher Anteil an gröberen Holzfasern beigemengt wurde. Diese Schwingeinheit ist leicht, soll aber trotzdem stabil sein und kaum Eigenresonanzen aufweisen.

Etwas Besonderes ließ sich Dali auch beim Magnetsystem des Tieftöners einfallen: Durch ein besonderes Material, vom Hersteller SMC genannt, sollen durch den Antrieb verursachte Verzerrungen (eine der Hauptquellen von Verzerrungen bei Tief-tönern) deutlich reduziert werden (siehe Kasten „Kampf dem Klirrfaktor“).

Auch alles andere als gewöhnlich ist das vom Hersteller Hybrid-Hochtöner genannte Hochton-Modul. Es besteht aus einer Gewebekalotte mit 29 Millimetern Durchmesser, über dem ein kleiner, mit einer kurzen Schallführung versehener Magnetostat angeordnet ist. Er arbeitet erst ab 14 Kilo-hertz und soll die in diesem Bereich enge Schallabstrahlung der Kalotte aufweiten und bis über 20 Kilohertz hinaus eine breite Abstrahlung gewährleisten. Mit 2,6 Kilohertz recht hoch gewählt ist die untere Frequenz, bei der die recht große Kalotte von den Tieftönern übernimmt. Das verwundert, kommen derartige Hochtöner doch meist problemlos mit einer Trennfrequenz von 2 Kilohertz oder sogar darunter zurecht. Bei den Frontboxen Rubicon 6 sitzen Kalotte und Magnetostat auf einem rechteckigen Montageflansch. Der obere ihrer beiden Tieftöner arbeitet bis hinauf zum Hochtöner, der andere nur bis 800 Hertz. Beim Center Rubicon Vokal unterscheiden sich die Arbeitsbereiche der beiden Tieftöner hingegen nicht.

Der Dali-Sub bringt einen ungefilterten LFE-Eingang mit. Die kleinen Tasten am oberen Rand für Pegel, Phase und Trennfrequenz sind nur als Notbedienung gedacht, für Funktionen liegt eine Fernbedienung bei.

Der Dali-Sub bringt einen ungefilterten LFE-Eingang mit. Die kleinen Tasten am oberen Rand für Pegel, Phase und Trennfrequenz sind nur als Notbedienung gedacht, für Funktionen liegt eine Fernbedienung bei.

Die Surround-Boxen Rubicon LCR sind als Wandlautsprecher konzipiert und daher recht flach aufgebaut. Bei ihnen hat der Hybridhochtöner einen kreisrunden Flansch. Dadurch lässt er sich nach Entfernen der vier Befestigungsschrauben um 90 Grad drehen und auf den liegenden Betrieb des Lautsprechers optimieren.

Das 25-Zentimeter-Chassis des kompakten Subwoofers Sub M10D strahlt als Downfire-Konstruktion nach unten ab. Für den nötigen Abstand zur Bodenfläche sorgt ein stabiler Rahmen aus Aluminium-Druckguss. Phase, Pegel und Trennfrequenz lassen sich per Fernbedienung und – per kleiner Drucktasten – am Sub selbst justieren. Als einer der wenigen bringt der Dali-Sub einen dedizierten LFE-Eingang mit, dessen Signale vom Tiefpassfilter nicht bearbeitet werden.

Nicht nur die mechanischen Bauteile verursachen bei einem Lautsprecher Nichtlinearitäten und Verzerrungen. Einen großen Anteil daran hat auch der elektromagnetische Antrieb mit Magnetsystem und Schwing­spule. Diese sind – neben einem asymmetrischen Magnetfeld – hauptsächlich auf sogenannte Wirbelströme im Magnetsystem zurückzuführen. Bewegt sich die Schwingspule, vom sie durchfließenden Strom angetrieben, nämlich in dem Magnetfeld, erzeugt sie wiederum ein eigenes Feld, das im metallischen Material des Magnet­systems versucht, Ströme zu induzieren. Meistens ist sie damit erfolgreich, weil diese Materialien nicht nur das Magnetfeld, sondern auch elektrischen Strom gut leiten, und erzeugen damit erhebliche Verzerrungen. Daher baut Dali in die Tieftöner der Rubicon-Serie ein Polstück aus SMC ein, einem Material, das Magnetfeldlinien hervorragend, elektrischen Strom aber schlecht leitet. So konnte Dali die durch den Antrieb verursachten Verzerrungen erheblich verringern.

Das Polstück aus SMC (das dunkle zylinderförmige Bauteil in der Mitte des Antriebs) reduziert bei den Tieftönern der Rubicon-Serie den Klirrfaktor.

Das Polstück aus SMC (das dunkle zylinderförmige Bauteil in der Mitte des Antriebs) reduziert bei den Tieftönern der Rubicon-Serie den Klirrfaktor.

Tonqualität Surround

Auf den ersten Blick erscheint der Frequenzgang des Subwoofers etwas merkwürdig: Er hat eine Spitze bei 90 Hertz und sinkt darunter deutlich ab. Bei 30 Hertz ist dann noch einmal eine Anhebung zu erkennen. Sinn macht diese Abstimmung, wenn man die Aufstell-Empfehlung von Dali – nämlich in der Nähe der Seitenwand oder einer Raumecke – in Betracht zieht. Dort werden nämlich tiefste Frequenzen überproportional angehoben, was den sinkenden Frequenzgang kompensiert.

Erstaunlich ist, dass, wie man aus den restlichen Frequenzgängen ersieht, die Standlautsprecher leiser spielen als Center und Surround. Bei keinem der drei sind besorgniserregende Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Die Raumabstrahlung des Centers ist nicht sonderlich gleichmäßig, er weist im Bereich zwischen 800 Hertz und 2 Kilohertz Einbrüche bei größeren Winkeln auf.

Die Fernbedienung des Dali-Subs macht einen wertigen Eindruck. Sie bietet neben Einstellmöglichkeiten von Pegel, Phase und Frequenz auch noch drei Tasten für Justage-Speicher.

Die Fernbedienung des Dali-Subs macht einen wertigen Eindruck. Sie bietet neben Einstellmöglichkeiten von Pegel, Phase und Frequenz auch noch drei Tasten für Justage-Speicher.

Einen besonders leichten Einstieg bietet das Dali-Set den Testern im Hörraum: Es klingt ungemein entspannt, locker und selbstverständlich und nimmt die Hörer sofort mit in die große weite Heimkinowelt. Wunderbar anheimelnd und einhüllend tönt es zum Beispiel zu Beginn von „Der Herr der Ringe“ beim Einzug von Gandalf ins Auenland. Wobei es die Dialoge ob der schönen Atmos-phäre keineswegs untergehen lässt, im Gegenteil: Sie kommen klar verständlich und sauber abgegrenzt. Wird es mal lauter im Heimkino, spielt das Set aus Dänemark bis zu stattlichen Pegeln genauso locker und entspannt weiter: Bewegt sich Manny das Mammut aus „Ice Age – Jetzt taut´s“ durch das Minenfeld aus heimtückischen Geysiren, rummst und kracht es glaubwürdig und teils erschreckend real. Erst bei XXL-Lautstärken zeigt das Set Anzeichen von Kompression und verliert seine Selbstverständlichkeit. Da aber sind die meisten Zuhörer aber sowieso schon an den Grenzen ihres Gehörs – und der Geduld ihrer Nachbarn – angelangt.

Ohne jegliche Abstriche wartet das Set in Actionszenen wie der Abschleppwagenverfolgung aus „Terminator – Die Erlösung“ mit vielen fein aufgelösten Details auf. Hier hört man das Sirren des Drahtseils deutlich durch das Scheppern des Robots gegen die Schrottautos am Straßenrand hindurch – das schaffen nicht viele.

Großen Spaß macht die Dänen-Kombi auch mit Mehrkanal-Musik: „Crash Into Me“ von Dave Matthews und Tim Reynolds beispielsweise klingt betörend livehaftig und luftig, die Atmosphäre in der Radio City Music Hall realistisch und mitreißend. So lassen sich ganze Konzertabende ohne Ermüdungserscheinungen verbringen.

Tonqualität Stereo

Einen Subwoofer zur Unterstützung benötigen die Rubicon-6-Frontlautsprecher im Stereobetrieb nicht. Ihr Bass wirkt voluminös und trotzdem knackig, wenn sie mit einem Meter Platz vor der Rückwand aufgestellt werden. Höchst räumlich und homogen kommt „Nick Of Time“ von Bonnie Raitt, Stimme und Instrumente positionieren die Dalis präzise und räumlich zwischen sich. mino

Klasse verarbeitet präsentiert sich das Rubicon-Lautsprecherset von Dali. Die Surround-Boxen sind als Wandlautsprecher konstruiert und deshalb sehr flach gehalten.

Klasse verarbeitet präsentiert sich das Rubicon-Lautsprecherset von Dali. Die Surround-Boxen sind als Wandlautsprecher konstruiert und deshalb sehr flach gehalten.

dali-rubicon_wertung

AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Dali Rubicon-Set (Gesamtwertung: 89, Preis/UVP: 9300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

89 sehr gut

Wer ein Lautsprecherset sucht, mit dem er lange ermüdungsfrei hören kann, das enorm viele Details präsentiert und obendrein verfärbungsarm spielt, ist beim Dali Rubicon-Set an der richtigen Adresse.

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