Canton C 309 Set (Test)

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Auch Traditionshersteller wie Canton setzen mittlerweile auf Direktvertrieb: Dessen C-Serie wird ausschließlich im Internet angeboten.

Teufel, Nubert und Saxx bekommen Konkurrenz: Und zwar nicht von einem neuen Mitbewerber, sondern von einem alten Bekannten: Canton, einer der dienstältesten deutschen Lautsprecher-Hersteller, hat zwei Serien ins Programm aufgenommen, die ausschließlich auf der eigenen Internetseite angeboten werden.

Technik

Die unter dem Namen C 309 Set 5.1 angebotene Kombi bietet zum Preis von 1.400 Euro eine Menge. Die Frontlautsprecher sind ausgewachsene Standboxen und gehen als Dreiwege-Konstruktion mit zwei Tieftönern nicht gerade sparsam mit Chassis-Material um. Letzteres ist zudem auf dem neuesten Entwicklungsstand und bietet etliche technische Highlights: Für die Membranen der Tief- und Mitteltöner setzt Canton ein Komposit aus Aluminium und Titan ein, das steifer ist als das bislang eingesetzte Aluminium und Membranresonanzen weiter zu hohen Frequenzen hin verschiebt. Die Staubschutzkalotten fallen für die Tieftöner erheblich größer aus als für den Mitteltöner und sind konkav geformt. Auch sind sämtliche Tief- und Mittelton-Treiber des Canton-Sets mit der neuesten Iteration der Wave-Sicke versehen, die für eine symmetrische Bewegung der Membran in beide Richtungen sorgen soll. Bei den Frontlautsprechern C 309 setzt Canton zwei Tieftöner mit je 18 Zentimeter Durchmesser und einen gleich großen Mitteltöner ein. Der Center C 305 weist zwei mit je 16 Zentimetern etwas kleinere Basschassis auf, die Surrounds C 302 jeweils einen davon.

Die Membran eines üblichen Tief- oder Mitteltöners ist immer an zwei Punkten aufgehängt: Zum einen an der sogenannten Zentrierspinne, die an der Schwing­spule festgeklebt ist und dort dafür sorgt, dass sich die Schwingeinheit möglichst nicht zur Seite bewegen kann. Dieses Bauteil ist so gut wie immer hinter der Schwingfläche montiert und von außen im eingebauten Zustand des Chassis nicht sichtbar.

Durch die wie eine Sinuskurve geformte äußere Aufhängung (Sicke) der Membran bewegt sich diese in beide Richtungen deutlich symmetrischer als bei herkömmlichen halbkreisförmigen Sicken.

Anders die sogenannte Sicke, denn die sorgt am äußeren Rand für die Aufhängung der Membran im Chassis. Sehr häufig besteht sie aus dünnem Gummi oder Schaumstoff, der halbkreisförmig nach innen oder außen gewölbt ist. Mit einer solchen Sicke sind durchaus große Membranhübe möglich. Untersuchungen haben allerdings ergeben, dass dieser Halbkreis-Querschnitt nicht die günstigste Form ist, denn er verursacht eine unsymmetrische Bewegung der Membran: Bei der Bewegung der Membran nach außen verläuft die Verformung der Sicke anders als bei der Bewegung nach innen, was dazu führt, dass der Widerstand, den die Sicke der Bewegung entgegensetzt, für die eine Richtung anders ist als für die andere. Zudem treten bei höheren Frequenzen unsymmetrische Verformungen auf, die auf Resonanzen zurückzuführen sind und Verfärbungen und Verzerrungen verursachen können. Aus diesem Grund hat Canton für die hauseigenen Chassis die sogenannte Wave-Sicke entwickelt, deren Querschnitt nicht halbkreisförmig ist, sondern an eine Sinus-Kurve erinnert. Durch die mehrfache kleinteilige Wölbung der Sicke verteilen sich die Bewegungskräfte erheblich gleichmäßiger und weisen, wie entsprechende Simulationen und Messungen ergeben haben, auch eine deutlich bessere Symmetrie auf als bei herkömmlichen Sicken. Nach Angaben von Canton konnte der maximale Hub der Chassis auf diese Weise deutlich erhöht und Verzerrungen deutlich vermindert werden.

Für den Hochtöner verwendet Canton eine 25- Millimeter-Kalotte aus einer Aluminium-Mangan-Legierung. Beim Tiefziehen der Metallfolie wird der Schwingspulen-Träger gleich mit eingearbeitet, so dass er zusammen mit der Kalotte aus einem Teil besteht. So kann sich die Wärme von der Schwing-spule sofort auf die gesamte Metall-fläche verteilen, ohne dass sie eine Klebestelle passieren muss, wie das bei anderen Konstruktionen mit getrennt gefertigtem Schwingspulenträger der Fall ist. Dadurch erhöht sich die Belastbarkeit des Hochtöners. Die Canton-Entwickler verbesserten zudem die Fertigungsgenauigkeit der Hochtöner-Einzelteile, so dass sie den Luftspalt im Magnetantrieb des Hochtöners besonders eng machen konnten. Dadurch erhöht sich wiederum die verfügbare Antriebskraft und damit der Wirkungsgrad des Treibers.

Noch weiter vergrößert sich dieser – vor allem im Frequenzbereich unterhalb 10 kHz – durch den Waveguide, den die Entwickler in die Montageplatte des Hochtöners eingearbeitet haben. Dessen eigentlicher Zweck ist aber die Verbesserung des Rundstrahlverhaltens genau in diesem Frequenzbereich, um eine bessere Anpassung an das Abstrahlverhalten des Tief- oder Mitteltöners zu erreichen.

Der Subwoofer SUB 300 beeindruckt durch seine beiden üppigen 30-Zentimeter-Chassis. Von diesen ist nur eines sichtbar und angetrieben, das andere ist in der zum Boden gerichteten Gehäusefläche montiert und arbeitet ohne Magnet als Passivmembran. Bei dieser Variante der Bassreflextechnik wird die bei großen Hüben häufig Störgeräusche produzierende Reflexöffnung durch eine Schwingeinheit mit großer Fläche ersetzt, die durch die vom angetriebenen Chassis erzeugten Luftdruckschwankungen im Inneren des Gehäuses angetrieben wird. Mit 200 Watt ist der integrierte Verstärker des Subs im Vergleich nicht sonderlich leistungsfähig. Das muss er aber auch nicht sein, denn durch die Bauweise erzeugt der SUB 300 immerhin 108 Dezibel Maximalschalldruck. Dadurch erhält er die volle Punktzahl bei dieser Wertung. Ähnliches gelingt ihm auch mit seiner unteren Grenzfrequenz von 23,2 Hertz – das können auch weit teurere Subwoofer nicht besser.

Als einer der wenigen neueren Subwoofer verfügt der Canton auch über Eingänge für Lautsprecher-Pegel. Die Phase lässt sich bei ihm stufenlos regeln.

Kaum Anlass zu Kritik bieten die Frequenzgänge, die lobenswert linear verlaufen, insbesondere im so wichtigen Mitteltonbereich. Das Rundstrahlverhalten des Centers fällt unsymmetrisch aus und sorgt damit für unterschiedlichen Klang links und rechts vom Platz auf der Lautsprecher-Achse. Canton lässt nämlich nur eines der beiden Chassis bis zum Hochtöner hochlaufen, das andere gibt nur die Bassfrequenzen wieder. Die Impedanzen liegen allesamt in der Nähe von vier Ohm, und entlockten so auch kleineren Mehrkanal-Receivern das Maximum an Leistung, ohne sie zu überfordern.

Tonqualität Surround

Messwerte und Technik-Features wurden schnell zur Nebensache, als das Canton-Set in unserem Hörraum seine akustischen Fähigkeiten unter Beweis stellen musste. Oder besser gesagt durfte, denn es zeigte eine lockere Spielfreude, die das Pflichtprogramm zum Vergnügen für die Tester werden ließ. Ein so preiswertes Set, das so frei, selbstverständlich und luftig spielte, hatten wir
lange nicht im Test.   

Großen Spaß machte das schon 1991 eingespielte, aber erst 2016 auf Blu-Ray erschienene Live-Konzert von Toto beim Jazz-Festival in Montreux: Das Canton-Set bietet echtes Live-Feeling, und zwar mit fast vollwertiger Live-Lautstärke. Sogar der recht prominent gemixte Bass kam auch dann noch magendrückend und präzise. Vom Rest ganz zu schweigen, Jeff Porcaros Schlagzeug kam mit Wucht und Luftigkeit, Stimme und Gitarre von Steve Lukather schallte auch in den Details sauber und fein aufgelöst.

Dass man bei Cantons Lautsprechern auch mit Film-Action an der richtigen Adresse ist, lässt sich schon erahnen: Die Flugandroiden aus „Terminator – die Erlösung“ lassen die Magenwände vibrieren, der Abschleppwagen die Motorrad-Robots mit Nachdruck in die Autowracks krachen. Dass bei extrem lauten Pegeln etwas Kompression einsetzt und dem Set der Überblick etwas verloren geht, verzeiht man ihm angesichts seines Preises gern.

Auch leisere Töne stellt das Set angenehm dar, was es unter anderem mit  „They Can´t Take that Away from Me“ demonstriert: Die Stimme von Jane Monheit kommt glaubwürdig und unverfärbt, die Gitarre von John Pizarelli spritzig und präzise.

Tonqualität Stereo

Bei Stereo-Ton darf man den Subwoofer ruhig deaktivieren, die großen C 309 schieben auch im Alleingang ein ordentliches Pfund an Bassenergie in den Raum. Ansonsten beeindruckten sie mit den gleichen Qualitäten wie im Mehrkanal-Betrieb: Michael Ruffs „Speaking in Melodies“ kommt luftig und sauber, Instrumente und Schlagzeug stehen fixiert und sauber umrissen im Raum. Auch von Verfärbungen kaum eine Spur, Marc Cohns Stimme beispielsweise ertönt bei seinem weltbekannten „Walking in Memphis“ sehr natürlich und sauber im Raum platziert.                                           

Der Testbericht Canton C 309 Set (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 4-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 sehr gut

Für günstige 1.400 Euro bietet das Canton-Set einen gelungenen Auftritt: Es klingt luftig und dynamisch und kann mit sauberer sowie kräftiger Basswiedergabe punkten. Davon kann sich manch teureres Set eine Scheibe abschneiden.

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