Blu-ray-Test: Der unglaubliche Hulk

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CoverIm Juni hatte "Hulk"-Regisseur Louis Leterrier in einem Interview den DVD- und Blu-ray-Käufern 70 Minuten an zusätzlichen Szenen versprochen, die es nicht in die Kinofassung geschafft hatten. Aus den angekündigten 70 wurden leider nur 40 Minuten – und warum man was aus welchem Grund herausgeschnitten hat, bleibt unklar.
Klar ist hingegen: Die 114-minütige Kinofassung von "Der unglaubliche Hulk" ist ein tempo­reicher Actionfilm mit tollen Effekten und charis­matischem, wenn auch zuweilen arg unterfordertem Cast. Apropos Cast, nicht nur die Schauspieler sind alle neu, auch der Hulk wurde im Vergleich zum Ang-Lee-Film von 2003 generalüberholt. Statt vier misst er jetzt nur knapp drei Meter und dank sehniger Hauttexturen wirkt er nicht mehr wie eine leuchtend grüne Gummipuppe. Auch inhaltlich gibt es keinen Bezug zum cineastischen Vorgänger.

Wissenschaftler Bruce Banner (Edward Norton) sucht ein Gegenmittel,
um bei Erregung nicht mehr zum Hulk zu mutieren.

Die Story

Die Vorgeschichte – Forscher Bruce Banner (Edward Norton) erleidet im Selbstversuch eine Gammastrahlen-Überdosis, die ihn bei großer Erregung in den Hulk verwandelt – zeigt der Vorspann in gebündelter Flashback-Form. Im Jetzt sucht der ins südamerikanische Exil geflüchtete Banner nach einer Heilung. Doch der US-General Ross (William Hurt), der den Hulk als Superwaffe missbrauchen will, spürt Banner auf und hetzt ihm den kampfbesessenen Marine Emil Blonsky (Tim Roth) auf den Hals. Der Gejagte kehrt in die USA zurück und bittet seine Ex-Freundin Betty (Liv Tyler) um Hilfe. Doch es bleibt nicht viel Zeit, denn inzwischen hat auch Blonsky eine Gammastrahlen-Kur erhalten.

 
Das Bonusmaterial

Über die erwähnten Kürzungen gab es zwischen Regisseur Leterrier und Hauptdarsteller Edward Norton heftige Differenzen, die in den restlichen Bonusbeiträgen (größtenteils in HD-Auflösung) leider nicht thematisiert werden. Die Unstimmigkeiten sind vermutlich ein Grund, warum Leterrier den Audiokommentar nur mit Darsteller Tim Roth spricht. Trotzdem lohnt sich das Reinhören, so erfährt man unter anderem, dass Edward Norton bei diversen Einstellungen Regie führte (34:17). Und da wird auf einmal klar, warum es hinter den Kulissen in Sachen Schnittfassung gekracht hat.

Zum Testzeitpunkt offenbarte der BD-Live-Zugang noch keine "Hulk"-Inhalte, sondern nur eine Hinweistafel.

Ein großes Dankeschön schuldet die Produktion dem Bürgermeister von Toronto. Wie das halbstündige Making-of verrät, erlaubte der Würdenträger und "Hulk"-Fan den Machern, die viel befahrene Yonge Street von sieben Uhr abends bis zum nächs­ten Morgen zu sperren, um dort den Showdown zu drehen, der im finalen Film in Harlem stattfindet. Dass im CGI-Hulk auch viel von Edward Norton steckt, beweist eine neunminütige Featurette über das Computerdesign: Erstmalig kam ein Motion-Capture-Verfahren zum Einsatz, das Bewegungen der Gesichtsmuskeln anhand eines phosphoreszierenden Make-ups bis auf einen Zehntelmillimeter registriert (siehe unten).

Um Edward Nortons Mimik auf den Hulk zu übertragen, wurde sein phosphoriszierend geschminktes Gesicht gescannt.

Ein Bild-in-Bild-Track versorgt den Zuschauer hauptsächlich mit wenig ergiebigen Szenen vom Set (B-Roll) und Interview-Schnipseln mit Cast und Crew. Aktivieren kann man den zweiten Video­strom übrigens auch durch die entsprechende Tas­te auf der Fernbedienung. Durch Betätigen des blauen Buttons lässt sich das Fenster in der Größe verdoppeln. Zwei Komfort-Features, die wir uns ab sofort bei allen Bild-in-Bild-Tracks wünschen.

Lou Ferrigno, Darsteller des TV-Serien Hulk, hat im Film einen Gastauftritt
und darf im Bild-in-Bild-Track seine Muskeln zeigen.

Auf Blu-ray und DVD erscheint die ungekürzte US-Kinofassung mit FSK-16-Freigabe. Sie ist zweieinhalb Minuten länger als die deutsche FSK-12-Kino­version, die bei Zuschauern aufgrund von hane­büchenen Schnitten große Verärgerung ausgelöst hatte. (cs/ce)                         

Die Bildqualität
Der auf Hochglanz gebürstete Cinemascope-Transfer sieht genauso bunt, scharf und knackig aus, wie man es von einer aktuellen Big-Budget-Produktion erwartet. Die Referenz-Qualität von Marvel-Kollege "Iron Man" wird allerdings nicht ganz erreicht. Denn bei Totalaufnahmen überzeugt die Detailzeichnung nicht immer (New York Skyline, 72:16) und insgesamt wirkt das Bild eine Spur zu dunkel, was zu Lasten der Tiefenwirkung und Plastizität geht.

Die Tonqualität

Surroundeffekte im Sekundentakt, XXL-Dynamik und hohe Detailfülle – tonal muss "Hulk" den Vergleich mit "Iron Man" nicht scheuen. Der DTS-HD-Mix verdient sich dank bassgewaltiger Explosionen (17:18), präzise durch den Hörraum krachender Schüsse (24:06) oder dem Effektgewitter während des Endkampfs (ab 92:45) die Höchstwertung.      

Das Bonusmaterial

Audiokommentar, Bild-in-Bild-Track, 22 entfallene Szenen (37:45), Making-of (29:49), "Die Entstehung von Hulk" (9:08), "Die Entstehung von Abomination" (10:13), "Die Anatomie eines Wutausbruchs" (27:43), "Vom Comic zum Film" (5:12), alternativer Beginn (2:02), "Scene Explorer"(8:46), BD-Live, Trailer.

Fazit

Mehr Action, mehr Spannung, bessere Schauspieler – der Neustart des "Hulk-"Franchise übertrifft die Ang-Lee-Version von 2003 in jeder Beziehung. Mit den diesjährigen Comic-Kollegen "Dark Knight" und "Iron Man" kann der grüne Wüterich cineastisch jedoch nicht konkurrieren. 

Die Wertung   
Film 4 von 6 Punkten
Bildqualität 5 von 6 Punkten
Tonqualität 6 von 6 Punkten
Bonusmaterial 5 von 6 Punkten
   
Die technischen Daten  
Anbieter Concorde
Originaltitel The Incredible Hulk
Laufzeit 114 Minuten
FSK ab 16 Jahren
Bildformat 2,35:1
Ton Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
Ton Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Veröffentlichung 26. November

Diesen und viele weitere Blu-ray- und DVD-Tests finden Sie in der audiovision 12/2008.  

 

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