BenQs UHD-Projektor X12000 profitiert von moderner LED-Technik, welche bis zu 20.000 Stunden hält und ohne Lichtverlust das erweiterte DCI-P3-Spektrum abdeckt. Die prächtigen Farben gefallen ebenso wie die extrem scharfe Detaildarstellung. Die Basis stimmt, doch beim Thema HDR kneift der DLP und PAL-Videos sowie Filme laufen nicht rund.
Die 4K-Karten werden neu gemischt: Kompakte Einsteigermodelle wie der Optoma UHD60 kosten 2.500 Euro, der mit Bewegungsglättung bestückte Acer V7850 rund 3.000 Euro. Auf die purzelnden Preise hat auch der 4K-Platzhirsch Sony reagiert und zur IFA den nur noch 5.000 Euro teuren VPL-VW260 sowie den VW360 für 7.000 Euro präsentiert. Deren SXRD-Panels präsentieren 4K-HDR-Quellen mit 60 Hertz und bieten 4.096 x 2.160 Pixel, während BenQs DLP-Chips 2.716 x 1.528 Mikrospiegel per XPR-Shifting-Technik auf Ultra-HD-Auflösung bringen. Der 5.500 Euro teure UHD-Debütant W11000 gerät deswegen unter Druck, da er lediglich SDR-Quellen im klassischen HDTV-Farbraum zeigt sowie unter Bildruckeln und schwachem Kontrast leidet (audiovision 4-2017).
Zum Glück ist der BenQ X12000 moderner konzipiert: Seine LED-Technik hält fast ewig und deckt direkt das DCI-P3-Spektrum ab, ohne wie etwa Epsons LCD-Konkurrenz ein lichtschluckendes Farbfilter einsetzen zu müssen. Sollte der BenQ X12000 die Kinderkrankheiten des W11000 überwinden, könnte er ein herausragender UHD-Projektor sein. Doch so kommt es leider nicht und teilweise ist es zum Haareraufen, zumal die Licht-erzeugung per Leuchtdioden interessante Vorzüge bietet.
Ausstattung und Praxis
Trotz DCI-P3-Farben ist HDR auch beim X12000 kein Thema – laut BenQ deshalb, weil für Projektoren derzeit eine entsprechende Norm fehlt. Folglich einigen sich HDR-Zuspieler mit den beiden HDMI-Ports des Projektors nur auf die Ausgabe von SDR-Signalen. Immerhin bildet der LED-Beamer das erweiterte Farbspektrum DCI-P3 vollständig ab. Allerdings liefern auch Epsons HDR-kompatible LCD-Modelle EH-TW7300 (2.600 Euro) sowie EH-TW9300W (3.700 Euro) satte DCI-P3-Farben, ebenso der JVC DLA-X5500 (4.500 Euro) oder Epsons Laser-Projektor EH-LS1000 (7.000 Euro). Grundsätzlich bleibt die HDR-Projektion auf ein weißes Tuch schwierig, etwa wenn von den Wänden zurückreflektiertes Streulicht dunkle Partien aufhellt. Deshalb sollte man „High Dynamic Range“ auch nicht überbewerten. So sahen etwa die HDR-Bilder des Acer V9800 in audiovision 3-2017 schlechter aus als die simple SDR-Zuspielung.
Viele Großbildfans legen deshalb mehr Wert auf Schärfe und Detailkontrast, zumal die eShift-Panels der eben genannten Mitbewerber nur auf Full-HD-Auflösung basieren. Hier setzt BenQs Ein-Chip-DLP gerade in Kombination mit seiner flotten LED-Lichtquelle echte Maßstäbe.
Nach dem Einschalten des erfreulich leisen Projektors und dem Zuspielen erster UHD-Testbilder sind wir begeistert: Dank präziser Zoom-Optik und sehr flink ansteuerbarer LED-Lichtquelle wirft BenQs Ein-Chip-DLP die derzeit wohl schärfsten UHD-Bilder auf die Leinwand; weiche Kontraste oder Konvergenzprobleme der Drei-Chip-Konkurrenz kennt er nicht. Aber auch den mit klassischer UHP-Lampe sowie mit rotierendem Farbrad bestückten Bruder W11000 übertrifft er deutlich: Die aus dem Hause Philips stammende „ColorSpark HLD LED Technologie“ eliminiert das bekannte Flimmern der XPR-Shifting-Technik an feinsten Mustern fast vollständig und zeigt sie wesentlich klarer. Man sollte jedoch den Sparkling-Effekt der farbreinen LED-Projektion beachten und dem X12000 dringend ein Tuch ohne jedes Gain gönnen – dann zeigt er Fotos sowie native UHD-Testbildlinien nahezu in Vollendung.
Zum Vergleich haben wir den Screenshot des UHD-DLPs Acer V7850 mit ähnlicher XPR-Shifting-Technik herangezogen. Dessen Detailkontrast reicht in keiner Weise an den des BenQ X12000 heran.
Auch Regenbogen-Blitzer und Farbsäume an bewegten Konturen entfallen dank der LED-Lichtquelle nahezu vollständig, weshalb in einer UHD/60p-Zuspielung flott durch das Bild fahrende Autos recht sauber wirken.
Die Zoomoptik benötigt vergleichsweise wenig Abstand zu einer zweieinhalb Meter breiten Leinwand – 3,3 bis 4,9 Meter – und fokussiert randscharf, wobei manuelle Drehregler die Projektion großzügig um plus/minus 65 Prozent vertikal beziehungsweise 27 Prozent horizontal verschieben. Außerdem verliert sie in Telestellung wenig Helligkeit und die LED-Lichtquelle leuchtet alle Bildbereiche bis in die Ecken homogen und gleichmäßig aus.
Davon abgesehen bleiben wichtige Extras leider auf der Strecke; beispielsweise die beim Bruder W11000 noch vorhandene dynamische Iris, weshalb sich der nach wie vor schwache DLP-Kontrast in düsteren Szenen nicht steigern lässt. Der erste HDMI-Eingang nimmt Ultra-HD-Clips bis 60 Hertz entgegen (HDMI 2.0 mit HDCP 2.2), der zweite Port zeigt sie je nach UHD-Zuspieler lediglich in Full-HD-Auflösung mit 60 Hertz (Samsung UBD-K8500) oder mit halbierter Bildrate im UHD/30p-Format (Sony UBP-X800). Ein analoger VGA-Eingang komplettiert die mageren Anschlussoptionen. Eine 3D-Funktion fehlt, leider aber auch die dringend benötigte Bewegungsglättung.
Licht und Farbe
Acht der neun Bildmodi inklusive der beiden isf-Presets (mit ausgegrauten Bildreglern) basieren auf dem DCI-P3-Spektrum. Akkurate Farben gemäß dem HDTV-Standard BT.709 zeigt einzig der Modus „Cinema“. Er leuchtet bei voller Leistung (1.173 Lumen) maximal 3,4 Meter breite Leinwände aus. Die Farben sind bei Grün und Gelb ganz leicht eingeschränkt, weshalb wir uns noch ein weiteres Preset mit dezent erweitertem Farbraum gewünscht hätten.
Spielen wir dem BenQ X12000 über den UHD-Player Samsung UBD-K8500 unsere HDR-Testbilder zu, passiert erst einmal gar nichts: Der Projektor bleibt im zuletzt eingestellten Preset und der Samsung-Player im SDR-Ausgabemodus. Ganz dunkle Nuancen werden verschluckt, helle Spitzlichter oberhalb von 650 Nits übersteuern. Das gilt auch nach dem manuellen Wechsel auf das Preset „DCI-P3“, das tatsächlich akkurate Farben bei praktisch vollständiger Farbraum-Abdeckung liefert (siehe CIE-Diagram). Wiederum profitiert der BenQ hier von seiner modernen Lichteinheit, die mit effizienten, besonders hellen roten und blauen LEDs die Grundfarbe Grün zusätzlich über ein spezielles Phosphormodul verstärken.
Die satten und intensiven Farben von HDR-Inhalten gefallen uns gut, allerdings wirken dynamikreiche Szenen aufgrund der beschnittenen Kontraste zu plakativ. Dunkle Nuancen lassen sich einfach wiederherstellen, indem im HDMI-Menü des BenQ vom Preset „Auto“ auf „Voller Bereich“ gewechselt wird.
Spitzlichter bis 1.000 Nits tauchen jedoch erst auf, wenn man in den Bildeinstellungen des Samsung-Zuspielers UBD-K8500 (erreichbar über die Tools-Taste) den Kontrast um vier Punkte absenkt. Gesichter werden so ohne übertriebene Glanzlichter, Szenen im Wald mit viel Licht und Schatten ohne Verluste an Kontrastinformation differenziert. Auch Grauabstufen erscheinen fein, obgleich die SDR-Darstellung nichts mit echtem HDR zu tun hat.
Die Farbtemperatur von Weiß liegt bei 6.300 Kelvin, wobei sich ein minimaler Grünstich im RGB-Menü einfach korrigieren lässt. Auch im Sparmodus (163 Watt) schafft der X12000 bei ordentlichen Farben knapp 900 Lumen, was für eine drei Meter breite Leinwand reicht. Der dynamische Lichtmodus „Smart Eco“ bringt wenig, da er manche Szenen bei nur noch 80 Watt Stromverbrauch zu dunkel zeigt und die Lichtausbeute auf 530 Lumen reduziert. Das angenehm leise Lüftergeräusch schwankt in allen Leistungsstufen nur leicht (26 bis 28 Dezibel); das recht farbintensive Preset „Silence“ (kein XPR-Shifting, 172 Watt im Sparmodus) reduziert den Pegel nochmals um drei Dezibel.
Leider erreicht der native Panel-Kontrast nur ein Verhältnis von 770:1, liegt also knapp unter dem Niveau des Bruders W11000 (940:1). Zum Vergleich: Gute Einsteiger-DLPs wie der 1.300 Euro teure BenQ W2000 (audiovision 3-2016) schaffen 1.650:1 ohne und 2.200:1 mit BrilliantColor-Schaltung, JVC-Modelle wie der in audiovision 2-2016 getestete DLA-X7000B kommen sogar ohne Iris auf Top-Werte von 22.500:1. Auch die Im-Bild-Kontraste von 590:1 (EBU) respektive 390:1 (ANSI) sind in dieser Preisklasse kein Ruhmesblatt.
Schärfe und Videoverarbeitung
Kinofilme in Halbbild-Zuspielung (576i) flimmern, die HD-Variante 1080i verarbeitet der BenQ hingegen zu sauberen Vollbildern. Allerdings entdecken eingefleischte Cineasten früher oder später leichte Ruckelstörungen (3:2-Pulldown), welche sich der BenQ X12000 aufgrund der 60-Hertz-Darstellung leistet. Wie bei bisher allen von uns getesteten XPR-DLPs gelingt auch ihm keine native 24p-Ausgabe von Kinofilmen.
Unverständlich finden wir, dass sich der 8.000 Euro teure LED-Prokektor eine Bewegungsglättung spart. Beim deutlich günstigeren UHD-DLP-Modell Acer V7850 ist schließlich eine sehr gut funktionierende AcuMotion-Schaltung an Bord, die sogar Ultra-HD-Quellen mit 24, 25 und 30 Hertz Bildrate glättet. Noch schwerer wiegt jedoch die Darstellung von TV-Material mit 50 Hertz: Der X12000 halbiert die Bildfrequenz auf 25 Hertz und gibt sie dann mit 60 Hertz wieder. Bewegungen bei Sportübertragungen ruckeln und wirken zugleich nicht kontinuierlich. Das Problem erkennt jeder, während Laien das leichte 3:2-Pulldown-Ruckeln von Kinofilmen vermutlich übersehen.
Die Schärfewirkung der Blu-ray-Filmsammlung überzeugt allerdings auf ganzer Linie. Hier kombiniert der BenQ seine extrascharfe Ein-Chip-Projektion kongenial mit dem im Menü „CinemaMaster“ versteckten Regler „Pixel Enhancer 4K“. Dieser hebt filigrane Muster und Strukturen wirkungsvoll hervor, ohne störende Säume zu produzieren. Die Bildwirkung gefällt dabei gleichermaßen mit Full-HD- wie UHD-Quellen.
Im Menü „CinemaMaster“ stellt der BenQ X12000 zwei Farbregler „Color Enhancer“ und „Hautton“ sowie die Filter „DLTI“ und „DCTI“ bereit; Letzteres verbessert die Schärfe von Farbkanten und lässt kleine Farbtupfer intensiver leuchten. Besonders eindrucksvoll finden wir allerdings die präzise justierbare Schärfefunktion „Pixel Enhancer 4K“: Sie regelt in 15 Stufen feine Muster sowie Oberflächenstrukturen nach und wirkt dabei weitaus filigraner als übliche Schärfefilter. Bei einer geschickten Einstellung treten deshalb keine hässlichen Säume auf. Damit lassen sich Kinofilme von Blu-ray-Scheiben effektiv anschärfen. Noch eine Spur bessere Ergebnisse erzielt man, wenn der Player über ein UHD-Upscaling verfügt.
Unten haben wir zwei Screenshots aus dem Bond-Klassiker „Casino Royale“ mit und ohne „Pixel Enhancer 4K“ dokumentiert – zur Verdeutlichung mit einer etwas stärkeren Regelstufe „6“. Bei der Ankunft des 007-Agenten vor dem Hotel „The Ocean Club“ lassen sich einzelne Blätter sowie Strukturen der dunklen Dachziegel deutlich herausstellen. Übertroffen wird der Effekt noch bei der Projektion extrascharfer Fotos in UHD-Auflösung. Diesmal genügt eine feine Anhebung auf Stufe zwei bis drei, um Details wie einzelne Fensterkreuze der Skyline von San Francisco fein zu akzentuieren. Besser als mit BenQs UHD-Projektion können Foto-Enthusiasten ihre Bilder auf Leinwand kaum genießen.
Ultra-HD und HDR
Dass der BenQ X12000 statische Motive wie Fotos und Testbilder derart scharf auf die Leinwand werfen kann, liegt auch an seinem „4K-Optimiertem Linsensystem“. Die 1,5-fache Zoom-Optik besteht aus 14 Elementen in sechs Gruppen und vermeidet mit ihrer synchronisierten Fokuseinheit Verzerrungen. Angesichts dieser Qualität und der dank LED-Lichtquelle stark reduzierten DLP-Bewegungsartefakte finden wir es sehr schade, dass am Ende nur UHD-Videos mit 30 oder 60 Hertz Bildrate ruckelfrei laufen.
Mit allen anderen UHD-Clips (24p, 25p, 50p) liegt die Drei-Chip-Konkurrenz von Epson, Sony und JVC klar vorne. Vor einer Investition von 8.000 Euro sollte man den Unterschied am besten selbst bei einem guten Heimkino-Händler in Augenschein nehmen.
Dass HDR-Signale trotz erweiterter Farben nach DCI-P3-Standard nicht verarbeitet werden können, ist aufgrund des schwachen nativen Kontrastumfangs zweitrangig. Immerhin gelingt nach einigen Justagen eine ausgewogene SDR-Darstellung von HDR-Clips, worauf wir im Kasten oben eingehen.
Der Testbericht BenQ X12000 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 8000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Bei Schärfe und Detailkontrast setzt der BenQ X12000 Maßstäbe, zudem reduziert die haltbare LED-Leuchtquelle DLP-Artefakte und garantiert helle, farbstarke Bilder. Foto-Enthusiasten werden den UHD-Projektor lieben, doch ruckelnde PAL-Bilder, ein schwacher Kontrast und die Ausstattung ohne HDR sind im gehobenen Heimkino ein Problem.
Udo Ratai