Benq W1090 (Test)

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prosconsGünstige Projektoren locken gerne mit hohen ANSI-Werten; das schaffen sie aber oft nur auf Kosten der Farbneutralität. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie zum Beispiel der 1.300 Euro teure BenQ W2000 mit „CinematicColor“-Technik (Test in audiovision 3-2016). Ähnliches gelingt jetzt sogar dem abgespeckten Bruder W1090, der im Internet schon ab 650 Euro angeboten wird und deshalb ein veritables Schnäppchen ist.

Ausstattung und Praxis

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Rot hinterleuchtet: Die Tasten der Fernbedienung lassen sich auch im Dunkeln gut ablesen. Was wir vermissen, sind Direkttasten für jede Bildquelle, während andere wie „PIP“ keine Funktion haben.

Im Vergleich zum W2000 fehlen dem W1090 der analoge YUV-Eingang und die vertikale Lens-Shift-Funktion. Die Trapezkorrektur erfolgt manuell statt automatisch und nur noch vertikal, was allerdings verschmerzbar ist. Auch die Lampe wurde etwas schwächer dimensioniert und offiziell ist von „CinematicColor“ keine Rede. Doch in Wirklichkeit erzielt der BenQ W1090 im Bildmodus „Cinema“ sogar etwas besser balancierte Farben als sein großer Bruder, was man in dieser Preisklasse kaum zu glauben vermag. Die 1,3-fache Zoomoptik ist vergleichbar ausgelegt und ähnlich scharf, projiziert aber etwas stärker nach oben versetzt (Offset 115 Prozent). Deshalb dunkelt das Bild dort eine Spur stärker ab und in den obersten Ecken tauchen zumindest in voller Weitwinkelstellung minimale Farbsäume auf. Die sind aus normalem Sehabstand jedoch kaum erkennbar, weshalb auch der W1090 zu den knackig scharfen Ein-Chip-Projektoren zählt.

Bei einer Frontprojektion ist der große vertikale Bildversatz ein Vorteil, da das Gerät tief genug auf einem Tischchen platziert werden kann. Mit seiner recht weitwinkligen Optik befeuert der BenQ eine zweieinhalb Meter breite Leinwand bereits ab 2,8 Metern Abstand. Das interne Gittertestbild hilft beim Scharfstellen sowie Ausrichten der Projektion und nach dem Kinoabend verschwindet der flache DLP flugs in einer Schublade oder kleinen Tasche. Dank integrierter Mono-Lautsprecher sowie kompletter Tonschnittstellen ist der W1090 auch mobil einsetzbar. Angesichts des dünn klingenden Breitbänders dürfte man mit einem Aktivlautsprecher bessere Resultate erzielen. Am Klinkenausgang lässt sich auch ein Kopfhörer betreiben, wobei der BenQ in beiden Fällen die Klangfunktionen sperrt.

Einige Tasten der handlichen Fernbedienung wie „PIP“ sind nur Zierde und eine Direktauswahl für die Eingänge fehlt. Dafür lassen sie sich nicht zuletzt dank der roten Beleuchtung sehr gut ablesen. Ein praktisches Extra ist der zusätzliche MHL-kompatible HDMI-Port; ansonsten kommen beide mit den gleichen Signalen inklusive 3D zurecht (die dazu benötigte Brille kostet 60 Euro).

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Was man braucht: Die HDMI-Eingänge verarbeiten auch 3D-Signale und der zweite Port ist MHL-kompatibel. Dank kompletter Audio-Bestückung taugt der kompakte BenQ W1090 sogar als mobiles und kompaktes Heimkino-System.

Licht und Farbe

einstellungenBis auf das grünstichige Preset „Bright“ liefern alle Bildmodi vernünftige Voreinstellungen und Farben. Am besten gefallen sie im Modus „Cinema“ bei abgeschalteter Brilliant-Color-Funktion. Davon profitiert auch die Farbtemperatur von Graustufen und Weiß (6.590 Kelvin). Bei der Messung aller 33 Farbnuancen fallen bis auf einige Blautöne keine nennenswerten Abweichungen auf – das ergibt volle Punkte in dieser Disziplin.

Gleiches gilt für die Lichtausbeute von 1.124 respektive 824 Lumen im Eco-Modus der Lampe. Hier bewegt sich der W1090 fast auf dem Niveau des W2000 und übertrifft sogar den hauseigenen UHD-Debütanten W11000 (Test in audiovision 4-2017). Selbst die Kontrast- (ANSI und EBU) sowie die Schwarzdarstellung gelingen eine Spur besser als beim Flaggschiff, reichen allerdings nicht an den W2000 heran. So stören zum Beispiel in der düsteren Montenegro-Szene aus „Casino Royale“ die aufgehellten Letterbox-Streifen und die dürftige Farbtiefe. Das Lüftergeräusch ist recht laut, reduziert sich aber im Eco-Modus von 33,3 auf leise 28,8 Dezibel. Die Farben bleiben dabei  erstaunlich neutral. Mit Brilliant-Color-Schaltung gelingen bei akzeptablen Farben hellere Bilder und auch der native Kontrast wächst. Mit Ultra-HD und HDR hat der W1090 nichts am Hut, weshalb er beim entsprechenden Sehtest keine Punkte holt.

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Spielwiese für Bildtüftler: Das Farbmanagement des BenQ W1090 justiert Grund- und Mischfarben fein nach. Leider fehlen globale Regler für Sättigung und Farbton.

Der Bildmodus „Cinema“ liefert ohne Brilliant-Color-Schaltung und bei voller Lampenleistung die besten Farben. Legt man Wert auf einen leiseren Lüfter, bleiben noch 824 Lumen übrig – genug Lichtausbeute für eine rund 2,8 Meter breite Leinwand. Die Farbtemperatur steigt erfreulicherweise nur leicht auf 6.790 Kelvin an und auch die Farbabweichungen leiden kaum unter dem Stromsparmodus.

Mit „Brilliant Color“ erhöht sich die Lichtaus­beute auf bis zu 1.460 Lumen beziehungsweise erreicht im Eco-Modus der Lampe immer noch 1.060 Lumen, ist also trotz leiserem Lüfter und besserem Schwarzwert kaum dunkler als im Preset „Cinema“ mit voller Leistung (1.124 Lumen). Die Farben sind zwar etwas dunkler und wirken eine Spur blasser, bleiben aber noch natürlich. Am besten gelingen sie ebenso wie Grautöne und Weiß im Preset „User“.

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Bestes Preset mit „Brilliant Color“: Die Lichtausbeute steigt im Bildmodus „User“ auf 1.460 Lumen an, gleichzeitig legt der native Kontrast zu. Die Farben sind etwas schwächer, aber immer noch akzeptabel.

Im Sparmodus der Lampe steigt die Farbtemperatur erfreulicherweise nur leicht an (von 6.770 auf 7.100 Kelvin) und auch die Farben des User-Presets bleiben akzeptabel. Vorzüge dieser Kombination aus Eco-Modus und aktivem Brilliant Color sind der leise Lüfter, ein besserer Schwarzwert und der von 1.400 auf 1.800:1 gesteigerte native Kontrast. In düsteren Streifen wie „Gravity“ stellt dieses Setup eine interessante Alternative dar: Die Sterne funkeln fast so hell wie im besten Bildmodus „Cinema“ bei voller Leistung, gleichzeitig wirkt das Weltall schwärzer und die Lampe lebt länger.

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Leiser Eco-Modus: Im Preset „Cinema“ ohne Brilliant-Color-Schaltung liefert der BenQ W1090 immer noch erstaunlich geringe Farbabweichungen und eine neutrale Farbtemperatur von 6.790 Kelvin.

Schärfe und Videoverarbeitung

Ähnlich dem W2000 fehlen dem W1090 Extras wie eine dynamische Iris, eine Frame Interpolation zur Bewegungsglättung oder ein spezielles Detail-Enhancement. Immerhin überrascht der günstige BenQ mit einer perfekten Kino-Vollbildwandlung für Halbbild-Videos aller Art (576i/1080i). Nur bei TV-Material stören einige flimmernde Treppenstufen die Bildruhe und schnelle Motive verschmieren stärker. Dabei tauchen aber kaum Farbsäume auf und farbige Regenbogen-Artefakte blitzen schwächer auf als bei vielen anderen preislich vergleichbaren DLP-Projektoren. Schade ist nur, dass globale Regler für Sättigung und Farbton mit HDMI-Quellen ausgegraut sind. Dafür kennt der BenQ keine Decodierungsfehler mit verschiedenen HDMI-Farbmodi (YCbCr 4:2:2, YCbCr 4:4:4, RGB 4:4:4) und zeigt auch SDTV-Quellen (ITU BT 601) korrekt, was nicht vielen Einsteiger-Projektoren gelingt.

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Knackige Details: Native Linienpaare im Full-HD-Testbild fokussiert BenQs DLP-Projektor mit vollem Kontrast. Minimale Farbsäume sind nur aus der Nähe in den obersten Ecken erkennbar, in der Praxis stören sie kaum.

Kinofilme laufen in korrekter 24p-Qualität (in 3D flackerfrei mit 144 Hertz) und erscheinen dank des zarten DLP-Pixelrasters zugleich filmisch fein und knackig scharf. Wenn James Bond in „Casino Royale“ dem Meer entsteigt, überzeugen sowohl die natürlichen Hauttöne als auch der Kontrast in dieser hellen Szene. Nur dunkle Blautöne im Meer wirken etwas zu hell und das Grün der Palmen könnte eine Spur saftiger sein. Doch in der nächtlichen Urwaldszene aus „Avatar“ wird der Abstand zu Top-Projektoren offensichtlich: Zuviel Restlicht lässt die Projektion flach und die Farben der bunten Fabelwesen ziemlich flau erscheinen.           

wertung

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Der Testbericht Benq W1090 (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 840 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 gut

Die akkuraten Farben sowie der gute Im-Bild-Kontrast überraschen positiv. Die helle und scharfe Projektion rechtfertigt einen „Preistipp“, zumal man nur mit leichten Regenbogen-Artefakten rechnen muss. An der Bewegungsschärfe und Schwarzdarstellung von Top-Projektoren kann der BenQ W1090 aber nicht rütteln.
Udo Ratai

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