audiovision-IFA-Bericht: 8K Reloaded

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Da konnte es wohl jemand kaum erwarten. Bereits drei Tage vor dem offiziellen Start der Internationalen Funkausstellung ließ LG die Katze aus dem Sack: Noch im Laufe des September erfolgt in Europa, Australien und den USA die Markteinführung des weltweit ersten 8K-OLED-Fern-sehers. Das 88 Zoll große Display wird hierzulande 30.000 Euro kosten. Auf der einen Seite ist das rund viermal so viel wie das hauseigene 77-Zoll-4K-Modell C9, auf der anderen Seite deutlich günstiger als die nur 10 Zoll größere 8K-LCD-Konkurrenz von Sony und Samsung. 

8K von LG und Samsung

Im Vergleich geht LGs ebenfalls jetzt auf den Markt kommender 8K-NanoCell-TV als Schnäppchen durch, schlägt der 75-Zöller doch gerade einmal mit 5.000 Euro zu Buche.

Bei der Präsentation betonte man, dass beide Modelle die 8K-Mess-kriterien erfüllen, die im Information Display Measurements Standard (IDMS) des bei Bildexperten angesehenen „International Committee for Display Metrology“ (ICDM) definiert sind. Laut LG würden 8K-Modelle anderer Hersteller, auf deren Nennung man verzichtete, diese Kriterien nicht erfüllen – was zu einer schlechteren Unter-scheidbarkeit der Pixel führt. Im für die Öffentlichkeit nicht zugäng-lichen Presse-bereich war bei dem dort gezeigten Vergleich gar von „Fake 8K“ die Rede.

Wie dem auch sei, die Bildqualität des 88-Zoll-OLED begeisterte, vor allem die Plastizität und Farbtreue des nativen 8K-Materials mit Natur- und Tieraufnahmen war atemberaubend. Ein normales TV-Bild mit Tagesschau, Morgenmagazin oder Rosamunde Pilcher gab es hingegen nicht zu sehen, weswegen wir über die Upscaling-Qualitäten nur spekulieren können.

Besagte Skalierungsfähig-keiten hatte Samsung bereits auf der letzten Funkausstellung vorgeführt. Auch beim LG-Erzrivalen, der einmal mehr in der größten Halle namens City Cube residierte, stand das Thema 8K im Fokus – jedoch hatte man nur ein neues Modell mit nach Berlin gebracht. So wird die bereits im Frühjahr eingeführte Q950R-Reihe (Test in 7-2019) um einen 3.800 Euro güns-tigen 55-Zöller ergänzt. Nach eigener Aussage versucht Samsung seine 8K-QLEDs als Mainstream-Fernseher am Markt zu etablieren.

TV für 450.000 Euro

Das genaue Gegenteil von Mainstream sind die auf MicroLED-Basis arbeitenden „The Wall Luxury“-Modelle, die eine Spitzenhelligkeit von 2.000 Nits aufweisen und eine Bildwiederholungsrate von bis zu 120 Hz liefern. Die Größen des Displays vari-ieren von 146 Zoll in 4K- über 219 Zoll in 6K- bis hin zu 292 Zoll in einer 8K-Auflösung.

Trotz einer hiesigen Markteinführung im Oktober gibt es noch keine Preislisten beziehungsweise Samsung möchte diese der Öffentlichkeit nicht zumuten. Denn angeblich soll bereits die 4K-Variante von „The Wall Luxuty“ 450.000 Euro kosten und damit nur für Millio-näre oder Firmen interessant sein. Für den Preis garantiert der Hersteller zumindest eine Lebens-dauer von 100.000 Stunden für die selbstleuchtenden Pixel.

Proto-typen von zukünftigen Display-Technologien für den Massen-markt konnten wir im City Cube hingegen nicht erspähen. Auch kursierende Gerüchte, dass Samsung plant in den OLED-Markt einzusteigen, wurden in Berlin nicht bestätigt. 

8K-Doppel von Sony

Als Dritter im Bunde zeigte Sony sein 8K-Portfolio, das aber bereits seit Juli auf dem Markt ist. Neben dem von uns getesteten 85-Zöller gab es auch die 98-Zoll-Variante zu bestaunen, die mit einem Preis von 80.000 Euro aller-dings einem denkbar kleinen Kundenkreis vorbehalten bleibt.

8K-Fernseher gab es zwar auch an den Ständen von TCL, Sharp, Metz, Hisense, Skyworth und vielen anderen in allen Formen und Größen (bis 120 Zoll) zu bewundern – aller-dings wurden meist Prototypen gezeigt oder Modelle, die ausschließlich für den asiatischen Markt oder Firmen gedacht sind. Und was ist mit Panasonic? Obwohl die Japaner Mitglied der 8K-Association sind (siehe Kasten oben), gab es auf der IFA keinen 8K-TV zu bestaunen. Wie uns  Produkt-Manager Hauke Lang im Gespräch mitteilte, ist „8K derzeit kein Thema“.

Dafür zeigte Panasonic eine optimierte Version seines transparenten 4K-OLED-Fernsehers, der nächstes Jahr auf den Markt kommen soll, sowie einen 4K-Dual-Layer-TV namens Megacon. Bei Letzterem wird ein herkömmliches LC-Display um eine zweite, monochrome LC-Schicht ergänzt, was bessere Kontraste und höhere Maximalhelligkeiten ermöglicht. Diese Display-Technik richtet sich aller-dings in erster Linie an Mastering-Studios, die bei der Encodierung von HDR-Inhalten auf die Darstellung perfekter Farben bei hohen Hellig-keiten angewiesen sind.

OLED zum Aufrollen

Der größte TV-Hingucker war übrigens kein 8K-Modell, sondern ein aufrollbarer 4K-OLED von LG, den man bislang nur auf der CES in Las Vegas bewundern konnte – dort stand er sogar bereits 2018. Im ausgeschalteten Zustand nur ein Möbelstück, fährt das 65-Zoll-Display nach dem Einschalten in die Höhe (Bild rechte Seite oben). Eigentlich sollte der OLED zum Aufrollen zu Weihnachten auf den Markt kommen, doch auf Nachfrage entgegnete uns Marketing-Manager Andreas Urbach: „Erst nächstes Jahr.“

Bereits im Oktober ist das neue OLED-Flaggschiff 984 von Phillips erhältlich. Neben der Bildqualität steht der gute Ton im Fokus. Wie beim OLED903 (Test in 6-2019) setzen die Holländer auf ein Bowers & Wilkins Soundsystem, das hier allerdings um einiges größer ausfällt und ein entsprechend voluminöseres und räumlicheres Klangbild liefert – davon konnten wir uns bei einer Vorführung persönlich überzeugen.

Besseres Beamer-HDR

Im Gegensatz zu Fernsehern war die Anzahl an neuen Heimkino-Projektoren überschaubar. Zwar zeigte JVC mit dem LX-NZ3 einen neuen 4K-Bea-mer, doch Bilder durfte der im November für 3.500 Euro auf den Markt kommende Laser-Projektor nicht an die Wand werfen. Das war den bekannten DILA-Modellen vorbehalten, die frühestens nächstes Jahr ihre Nachfolger bekommen. Dafür hatte JVC etwas anderes, nicht minder Spannendes, im Gepäck: eine im November erscheinende Firmware, die per „Frame Adapt HDR“-Modus eine dynamische Helligkeitsanpassung bei HDR10-Quellen durchführt. In der Vorführung vom in Heimkino-Kreisen geschätzten Peter Hess klappte das hervorragend. Bei der UHD-Blu-ray von „Aquaman“ wurden Details in Schatten-bereichen besser durchgezeichnet, während helle Flächen durch eine Absenkung gleichzeitig weniger überstrahlen. Das Bild gewann an Plastizität und sah nach echtem HDR aus.    

Auch bei Sony gab es statt neuer Modelle nur neue Software. Die Funktionen für digitale Fokus-optimierung und duale Kontraststeuerung des VW870ES kommen per Firmware-Update im Flaggschiff VW5000ES und Mittelklasse-Modell VW760ES zum Einsatz. Zudem wurden Sonys Bildwerfer passend zur IFA für „IMAX Enhanced“ zertifiziert und erfüllen somit die von IMAX, DTS und Hollywoods Technik-Spezialisten festgelegten Leistungsstandards.

Apropos IMAX Enhanced, passend zur IFA wurde die Verfügbarkeit der ersten Titel in Europa angekündigt. Die gibt es allerdings wider Erwarten nicht auf der UHD-Blu-ray, sondern beim Streaming-Dienst Rakuten TV. In den USA waren bereits Ende 2018 eine Handvoll Dokumentationen in IMAX-Enhanced erschienen.

Neue Receiver

Mit einer IMAX-Enhanced-Zertifizierung können auch die beiden im November auf den Markt kommenden Receiver-Flaggschiffe aufwarten, die Pioneer und Onkyo in Berlin erstmals der Öffentlichkeit präsentierten.

Im Gegensatz zu den drei Jahre alten Vorgängern teilen sich der 2.700 Euro teure Pioneer SC-LX904 und der 2.800 Euro teure Onkyo TX-RZ3400 dieselbe Technik-Plattform, das bedeutet identische Anschluss-felder und Endstufen. Wie uns Produkt-Manager Stéphane Moussu versicherte, wurde den Modellen aber eine unterschied-liche Klangabstimmung zuteil, auf das Sound-Tuning in den Londoner Air Studios muss man allerdings verzichten. Während der Surround-Vorführung in einem Zen-Garten-Heimkino musizierte aller-dings nur der RZ840.   

Soundbars ohne Ende

Nach 9-jähriger IFA-Abstinenz war auch Denon auf dem Messe-gelände anzutreffen, in Sachen Heimkino hatte man aber keine neuen Receiver, sondern die Soundbars DHT-S516H (700 Euro) und DHT-S716H (900 Euro) mit Heos, Hi-Res-Wiedergabe und Sprachsteuerung im Gepäck. Für die Extraportion Bass gibt es den 700 Euro teuren Wireless-Subwoofer DSW-1H.

Auch bei Yamaha musste man in Ermangelung neuer Receiver (die kommen allesamt erst nächstes Jahr) mit den länglichen Klangriegeln vorliebnehmen. Die Modelle YAS-109 und YAS-209 richten sich mit Preisen von 300 (ohne Subwoofer) beziehungsweise 400 Euro (Subwoofer) aber an Heimino-Einsteiger. Von einem Nachfolger des drei Jahre alten Topmodells YSP-5600W (Test in 5-2016) fehlt hingegen jede Spur.

Nach Samsung, LG und Sony wollen auch die TV-Hersteller Philips und Sharp ein Stück vom immer größeren Soundbar-Kuchen abhaben und bringen eine ganze Reihe neuer Modelle im Segment bis 500 Euro auf den Markt, nicht selten mit Dolby-Atmos-Unterstützung.

Am anderen Ende der Preisskala residiert die 2.500 Euro teure Sennheiser-Soundbar Ambeo, die in Zusammenarbeit mit dem Fraun-hofer-Institut entwickelt wurde. In der stets rappelvollen Vorführung (Bild rechts) begeisterte die 1,25 Meter und fast 20 Kilo schwere Box die Zuschauer.

Nicht ganz so teuer, aber auch kein Schnäppchen ist die erste Soundbar von Bang & Olufsen. Die in Zusammenarbeit mit dem dänischen Designstudio NORM Architects entworfene Beosound Stage kostet 1.500 Euro, beherrscht sowohl Dolby Atmos als auch AirPlay 2 und soll im Spätherbst auf den Markt kommen. 

Der Rest vom Fest

Am Sony-Stand erregte ein Kopfhörer unsere Aufmerksamkeit, der per Smartphone-App erst ein Foto von unserem Ohr machte und dann mittels einer rund 30-sekündigen Analyse den Klang entsprechend optimierte. Das Resultat konnte sich hören lassen, leider handelt es sich bei dem „360 Reality Audio“-Modell noch um einen Prototyp.

Und was ist eigentlich mit der UHD-Blu-ray? Leider nicht viel, wir konnten keinen einzigen neuen 4K-Player in den Messehallen sichten. Ein Trauerspiel, das sich nächstes Jahr hoffentlich nicht wieder-holt.          

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