Mit 14 Fernsehern von 43 bis 75 Zoll ist Sony im unteren und mittleren Preissegment inzwischen bestens aufgestellt. Wem der XE70 (audiovision 8-2017) eine zu magere Ausstattung bietet, die 1.700 Euro für den XE90 (6-2017) aber zu viel sind, der sollte sich den KD-55XE8505 genauer ansehen. Warum? Das verrät unser Test.
Ausstattung und Praxis
Eines können wir schon vorab sagen: Der Aufpreis gegenüber dem Einsteiger XE70 lohnt sich. Allein Smart-TV-Freunde profitieren beim XE85 dank Android-Betriebssystem von einer erheblich größeren App-Auswahl sowie einem erweiterten Funktionsumfang. Besondere Erwähnung verdienen hier die Bild-in-Bild-Darstellung und das Task-Switching zum direkten Wechsel zwischen den zuletzt geöffneten Anwendungen. Ferner unterstützen Sonys Androiden neben HDR-10 bereits den HLG-Standard (Hybrid Log Gamma) für dynamikreiche TV-Übertragungen. Dolby Vision bleibt allerdings den Spitzenmodellen ab der XE93er-Serie vorbehalten. Nichtsdestotrotz erfüllt der XE85 mit seinem farbbrillanten Triluminos-Display, dem X1-Prozessor und „Super Bit Mapping“ die Voraussetzungen für eine überzeugende HDR-Wiedergabe.
Von gut 300 Candela im farblich perfekt vorjustierten SDR-Bildmodus „Cinema pro“ steigert sich der Sony KD-55XE8505 mit HDR-Quellen auf eine Leuchtdichte von rund 406 Candela. Sie wird bis auf leichte Drifteffekte mit verschiedenen APL-Werten (Average Picture Level) zwischen 10 und 100 Prozent gleichermaßen erreicht. In unseren über den Samsung UBD-K8500 zugespielten HDR-10-Testsequenzen zur Helligkeits- und Kontrastbeurteilung unterschlägt der Sony allerdings zunächst die niedrigsten Graustufen.
Abhilfe schafft das erweiterte Bildmenü „HDMI-Videobereich“: Nach dem Wechsel vom Preset „Auto“ auf „Voll“ präsentiert der Sony alle dunklen Graustufen in Perfektion, gleichzeitig werden Spitzlichter bis knapp oberhalb von 1.000 Nits immer noch sauber differenziert. Maximal 470 Candela erreicht der LCD-TV im HDR-Preset „Standard“ – das allerdings nur aufgrund einer deutlich zu kühl vorjustierten Farbtemperatur von 9.300 Kelvin.
Neutrale Graustufen mit rund 6.700 Kelvin bieten hingegen die beiden HDR-Modi „Cinema Pro“ und „Cinema Home“, die sich allerdings im Farbspektrum sowie beim HDR-Tone-Mapping leicht unterscheiden: Während „Cinema home“ die DCI-P3-Koordinaten nahezu exakt trifft, erscheinen Grün sowie Cyan in „Cinema pro“ leicht eingeschränkt und somit etwas blasser. In dunkler Umgebung überzeugt dieses Preset jedoch durch feiner abgestufte Kontraste, weshalb Gesichter deutlich natürlicher erscheinen. Dagegen liefert der Bildmodus „Cinema home“ bei Umgebungslicht aufgrund seiner plakativ hellen Gamma-Charakteristik etwas kräftiger durchgezeichnete Kontraste. So kompensiert er das Defizit an Punch und Dynamik, wie sie erst Sonys Top-LCD-Modelle mit weit über 1.000 Candela Spitzenhelligkeit liefern, recht gut.
Dank des satten Im-Bild-Kontrastumfangs (4.725:1 im 90-prozentigen Schwarzbild mit weißem Rand beziehungsweise 1.654:1 im ANSI-Schachbrettmuster) gelingen im Preset „Cinema pro“ vor allem am Abend überzeugend knackige HDR-Bilder. Will man sie mit intensiverem Grün und Cyan erleben, lohnt ein Ausflug in das erweiterte Bildmenü „Farbbrillanz“: Wechselt man von der Einstellung „Aus“ auf „Mittel“ oder „Hoch“, lässt sich das überzeugende Tone-Mapping in diesem Bildmodus mit den reinen DCI-P3-Farben kombinieren. Eine weitere kleine Spielwiese für HDR-Bildtüftler bietet schließlich das Untermenü „HDR-Modus“, das sich vom Preset „Auto“ manuell auf die Standards „HDR10“ und „HLG“ umschalten oder aber ausschalten lässt.
Zu den weiteren Ausstattungs-Highlights gehört der Twin-Tuner für Satellit, Kabel und DVB-T2. Dieser gestattet in Verbindung mit dem USB-Recorder die Aufnahme eines TV-Senders, während ein anderer angesehen wird. Mitschnitte sind maximal eine Woche im Voraus über den Guide progammierbar, was den meisten Nutzern ausreichen dürfte.
Jedoch erscheint die Liste ein wenig trist und unübersichtlich. Hinzu kommt das allgemein recht träge Navigationstempo: Befehle werden oft zeitversetzt ausgeführt; insbesondere nach dem Einschalten dauert es einen Augenblick, bis der Sony das gewünschte Menü oder eine App lädt. Auf ein detailliertes Farbmanagement verzichten die Japaner nach wie vor; notwendig ist dieses erfreulicherweise nicht, was wir auf der nächsten Seite erläutern.
Keinen Anpassungsbedarf sahen die Entwickler offenbar auch beim Sound: Der XE85 verfügt laut Datenblatt über zwei 10-Watt-Lautsprecher, wie sie bereits der Vorgänger XD85 (Test in audiovision 9-2016) an Bord hatte. Sie bringen Stimmen sowie Mitten sauber zu Gehör, Dynamik und Tiefgang lassen allerdings immer noch zu wünschen übrig. Tontüftler erhalten im Audiomenü Zugriff auf diverse Regler inklusive Sieben-Band-Equalizer.
Bildqualität
Von acht Bildmodi im Tuner-Betrieb vergrößert sich die Anzahl bei HDMI-Zuspielung auf zwölf. Die besten Resultate liefert stets das Preset „Cinema pro“: Hier werden sowohl die Farbtemperatur (6.675 Kelvin) als auch die einzelnen Nuancen und Grautöne (Delta-E von 1,4 respektive 1,2) präzise getroffen. Das Sony-typisch leicht in Richtung Grün und Rot erweiterte BT.709-Spektrum lässt viele Motive lebhafter wirken.
Wer es generell bunter mag, der kann die Farbbrillanz über den gleichnamigen Regler dreistufig steigern, ohne nennenswerte Abweichungen zu provozieren. Selbst bei Betrachtung von der Seite verfälscht der XE85 die Farben nicht, ab 30 Grad bleicht das Bild durch den Helligkeits- und Kontrastverlust aber zunehmend aus.
Im 45-Grad-Winkel fällt die (SDR-)Leuchtdichte von durchschnittlich 270 auf 142 Candela zurück – stellt man den Regler auf die höchste Stufe, kitzelt der Bildmodus „Cinema pro“ gerade einmal 36 Candela mehr aus dem Edge-LED-Backlight. Nichtsdestotrotz erzielt der Fernseher auch unter Umgebungslicht einen ordentlichen Kontrastumfang von rund 910:1, obgleich in sehr düsteren Szenen kaum noch Details zu erkennen sind.
Die Bewegungsdarstellung kann über das Motionflow-Menü optimiert werden: TV-Inhalte respektive Sportübertragungen begeistern im Preset „Standard“ mit einem erstklassigen Schärfeeindruck, für Spielfilme empfiehlt sich „Echtes Kino“ – der originale 24p-Look bleibt erhalten.
Der Testbericht Sony KD-55XE8505 (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2017 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Auch wenn der Sony KD-55XE8505 offiziell der Mittelklasse angehört, bietet er eine Bildqualität auf Top-Niveau. Seine größte Stärke ist das Triluminos-Display, das Farben wahlweise perfekt neutral oder erweitert darstellt. Verbesserungsbedarf besteht nach wie vor beim Bedien- bzw. Navigationstempo.