TCL U55C7006 (Test)

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Beim Design haben die Chinesen ganze Arbeit geleistet: Das Display präsentiert sich äußerst schlank, so dass der U55C7006 auch von der Seite elegant und modern aussieht.

An Design und Verarbeitung hatten wir bei TCL noch nie etwas auszusetzen. Technisch hingegen offenbarten sowohl das frühere Top-Modell U65S8806DS (audiovision 1-2016) als auch der U55S7906 (9-2016) einige Schwächen – vor allem in Sachen TV-Empfang. Mit dem neuen U55C7006 beweisen die Chinesen ein glücklicheres Händchen.

Ausstattung und Praxis

Bereits im Vorfeld erhielt der C70 von der European Imaging and Sound Association (EISA) den begehrten „Best Buy“-Award. Die Jury lobte dabei besonders die „lebensechten WCG-Farben“ und die HDR-Kompatibilität zum „bezahlbaren Preis“. De facto kommt man derzeit kaum günstiger an einen HDR-10- und HLG-fähigen 55-Zöller mit sichtbar erweitertem Farbspektrum, der obendrein so edel aussieht: Die allgemein schlanke Bauart, der dünne silbergraue Aluminium-Rahmen und die Lautsprecherleiste mit ihrer im Licht glitzernden Stoffbespannung verleihen dem günstigsten Probanden eine wahrlich luxuriöse Optik.

Entgegen der Preisklasse ordnet TCL den C70 wirklich dem Premium-Segment zu, auch wenn das Modell im Vergleich zum QLED-Flaggschiff X2, das wir in einer der nächsten Ausgaben testen, sowie diversen Mitstreitern ein paar Ausstattungsmerkmale vermissen lässt.

Klassischer Einsteiger: Auf der Rückseite des TCL C70 stehen nur die wichtigsten Anschlüsse zur Verfügung. Sie verschwinden bei Bedarf hinter einer Kunststoffblende.

Am ehesten in Verzicht üben müssen sich TV-Freunde, ist doch bloß ein Single-Tuner an Bord, der weder Rotorantennen noch Unicable-Systeme unterstützt. Immerhin stellt dieser nun auf Anhieb eine brauchbare Senderliste zusammen, während bei den Vorgängern mehrere Anläufe nötig waren.

Android-typisch stehen im Google Play Store unzählige Apps zum Download bereit. Wir vermissen aber den neben Netflix beliebtesten Streaming-Dienst Amazon Video.

Leider gibt es keine Aufnahmefunktion; die beiden USB-Ports dienen lediglich der Multimedia-Wiedergabe beziehungsweise als Service-Schnittstelle, um etwa Firmware-Updates aufzuspielen.

Ordnung geschafft: Im Gegensatz zu den letzten TCL-TVs stellt der C70 eine brauchbare Kanalliste zusammen. Die Programme lassen sich mit wenigen Klicks sortieren.

Das Entwicklungsteam von TCL hat dem preisgünstigen U55C7006 ein kontrastreiches LC-Display mit intensiver Farbdarstellung spendiert, das viel Potenzial für SDR- und HDR-Quellen verspricht. Im Bildmodus „Kino“ trifft der 55-Zöller alle Farbnuancen konventioneller HD-Videos ebenso gut wie beste Markengeräte. Auch der Im-Bild-Kontrast erreicht in dieser Preisklasse Top-Werte von maximal 5.260:1 (im 90-prozentigem Schwarzbild mit weißem Rand) beziehungsweise 2.080:1 im Schachbrettmuster (ANSI-Kon­trast). Zudem erlaubt der TCL eine SDR-Darstellung mit erweitertem Spektrum (Farbraum „Nativ“ statt „Auto“), die immer noch ausgewogen und keineswegs übertrieben bunt erscheint. Dieser Modus lässt aus seitlichem Betrachtungswinkel Farben satter leuchten, die sonst aufgrund der schwachen Blickwinkelstabilität etwas blass wirken würden.

Die Puste ausgegangen: Deckt der TCL U55C7006 den SDR-Farbraum perfekt ab, wird das für HDR maßgebliche DCI-P3-Spektrum sichtbar eingeschränkt.

Mit HDR-Quellen steigert der TCL U55C7006 die Helligkeit von 263 (im SDR-Bildmodus „Kino“) auf rund 340 Candela im neutralsten Preset „Movie“. Dabei ändert sich die Leuchtdichte mit verschieden großen Weißanteilen im Bild (APL 10 bis 100 Prozent) nicht. Unsere über den Samsung UBD-K8500 zugespielten HDR-10-Test­sequenzen wirken tagsüber dennoch zu dunkel, zumal der Kontrast zur Vermeidung von übersteuerten Spitzlichtern um 12 Punkte abgesenkt werden sollte. Die Farbsättigung darf im Gegenzug ebenso stark angehoben werden. Das gemessene Spektrum geht insgesamt in Ordnung, obgleich der Fernseher bei Grün und Gelb den für HDR-Inhalte maßgeblichen DCI-P3-Standard deutlich verfehlt.

Sprachwechsel: Anders als im SDR-Betrieb tragen die Bildmodi bei HDR englische Namen. Die neutralsten Farben mit rund 6.200 Kelvin erzeugt das Preset „Movie“.

In heller Umgebung zeichnen die beiden identisch abgestimmten HDR-Presets „Natürlich“ und „Dynamisch“ dunkle Szenen scheinbar etwas besser durch. Sie sind mit rund 9.000 Kelvin allerdings zu kühl abgestimmt und übersteuern aufgrund des besonders hellen Gamma-Presets noch stärker (maximale Leuchtdichte 427 Candela). Für echten HDR-Punch reicht die Helligkeit des TCL U55C7006 in keinem der Bildmodi. Dagegen bringt das HDR-Preset „Movie“ (6.200 Kelvin) dank der satten Kontraste zumindest am Abend einen guten Teil der HDR-Bildwirkung rüber.

Apropos: Im November soll das Android-Betriebssytem von Version 6.0 auf 7.0 aktualisiert werden. Das ab und zu etwas träge Navigationstempo dürfte sich dadurch zwar nicht fühlbar erhöhen, allerdings darf man auf neue praktische Features wie die Bild-in-Bild- oder Task-Switching-Funktion hoffen. Unwahrscheinlich ist die Integration der Sprachsteuerung Google Assistant, da TCLs Signalgeber kein Mikrofon besitzt.

Mehr Apps: Wie Sony und Philips setzt TCL beim C70 auf das Android-Betriebssystem. Es besticht durch ein üppiges Smart-TV-Angebot, reagiert allerdings recht träge.

Die Tonwiedergabe meistert der C70 besser als die Mitbewerber: Das direkt zum Publikum abstrahlende Soundsystem aus dem Hause JBL brilliert mit einer breiten Stereobasis sowie sonorem Klang, der seine Charakteristik selbst bei hohen Schallpegeln behält. Mitten bringen die Boxen aber etwas topfig zu Gehör; außerdem fehlt es ihnen an Tiefgang.

Akustik trifft Ästhetik: Das Soundsystem von JBL verleiht dem U55C7006 nicht nur eine luxuriöse Optik, auch der Klang ist in dieser Preisklasse überdurchschnittlich.

Bildqualität

Nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch die Bildqualität des U55C7006 erweckt den Eindruck eines wesentlich teureren Geräts: Wie im Kasten oben erläutert, muss er sich weder bei der Farb- noch bei der Kontrastmessung vor Panasonic, Sony und Co. verstecken. Den LG übertrifft der Chinese in diesen beiden Disziplinen sogar haushoch, bringt jedoch nicht dessen Leuchtkraft auf den Schirm – die am besten abgestimmten Bildmodi „Kino“ (SDR) und „Movie“ (HDR) entlocken dem Edge-LED-Backlight höchstens 263 respektive 340 Candela.

Hut ab: Der TCL bietet in SDR eine bessere Farbdarstellung als manch anderer Testkandidat. Selbst schwierige Mischfarben und Graustufen erscheinen originalgetreu.

Leider geht die Helligkeit aus seitlicher Perspektive um mehr als die Hälfte zurück. Der Kontrast stürzt sogar auf 21 Prozent ab, weswegen wir den TCL nur für Filmabende im kleinen Kreis empfehlen können.

Klassische Audio-Equalizer gibt es nicht, doch lassen sich im Tonmodus „Benutzer“ die Höhen, Mitten und Tiefen immerhin grob über eine Handvoll Regler anpassen.

Während Kinostreifen ab Werk im originalen 24p-Look erscheinen, dürften sich Sportfreunde an der fehlenden Bewegungsglättung stören – ein Manko des C70, zumal rasante Motive und Schwenks verschmieren beziehungsweise Nachzieheffekte hinterlassen. Besonders fällt das in Fußballübertragungen an den Spielfeldmarkierungen oder Bandenwerbungen auf. Ferner lässt die grüne Rasenfläche leichte Inhomogenitäten bei der Ausleuchtung in Form von Wolken und Schatten erkennen.

Rätselhaft: Der „TV-Schutzmodus“ überprüft den C70 scheinbar auf Datenmüll. Was uns der Fernseher mit der Zeitangabe im Ergebnis sagen will, wissen wir aber nicht.

Der allgemeine Schärfeeindruck überzeugt. Erwähnung verdient der abschaltbare Overscan, der vor allem die Durchzeichnung von SDTV-Programmen dezent verbessert. Dennoch kommen an feinen Konturen gelegentlich leichte De-Interlacing-Artefakte sowie Abstufungen zum Vorschein.

Der Testbericht TCL U55C7006 (Gesamtwertung: 68, Preis/UVP: 1000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

68 befriedigend

China ist auf dem Vormarsch! Wurden die Fernseher aus dem Reich der Mitte vor Kurzem noch als Billig-TVs verschmäht, begegnet der TCL U55C7006 seinen Konkurrenten bei Farbdarstellung, Kontrast sowie Design auf Augenhöhe – und für einen günstigeren Preis. In Sachen HDR und Ausstattung besteht allerdings noch Luft nach oben.

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