Marantz SR5012 (Test)

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Die übersichtliche und mit großen Tasten bedachte Fernbedienung überzeugt. Die grauen Tasten sind fluoreszierend, eine echte Beleuchtung fehlt aber.

Der SR5012 ist zwar der kleinste Marantz-Receiver der SR-Reihe, gehört mit 900 Euro aber bereits der Mittelklasse an. Die Veränderungen zum Vorgänger SR5011 sind eher im Detail zu suchen, doch es gibt sie: So wurde der Neuling mit Denon‘s Multiroom-System HEOS aufgerüstet und das HDMI-Board beherrscht Dolby Vision, nach einem Software-Update soll auch das HDR-Format HLG unterstützt werden. Abgesehen davon hat Marantz alle Streaming-Dienste in die HEOS-App ausgelagert und das verbaute vTuner-Webradio wurde durch TuneIn getauscht (Details Seite 40). 3D-Ton mit Dolby Atmos und DTS:X gab es schon beim Vorgänger, das dritte Höhentonformat Auro 3D biete Marantz derzeit nur in den Top-Modellen SR8012 und SR7012 sowie den AV-Vorstufen an.

Im Vergleich zum eine Nummer größeren SR6012 muss man beim SR5012 auf die eARC-Funktion (Enhanced Audio Return Channel) für 3D- bzw. HD-Tonsignale vom Fernseher verzichten – genauso wie auf DSD-Ton via HDMI, 2 zusätzliche Endstufen, 11.2-Pre-outs und die Aluminium-Frontplatte. Der SR6012 kostet allerdings  auch 500 Euro mehr.

Ausstattung und Technik

Rein äußerlich ist der in Schwarz und Silbergold erhältliche SR5012 vom Vorgänger nicht zu unterscheiden und auch bei den Anschlüssen hat sich nichts getan: 8 HDMI-Eingänge und 2 HDMI-Ausgänge lassen keine Engpässe aufkommen; Gleiches gilt für die 4 SPDIF-Schnittstellen. Die üppige Präsenz analoger YUV- und FBAS-Videobuchsen ist untypisch für einen 900-Euro-Receiver, Schallplatten-Fans dürften aber eine Phono-Platine vermissen.

Dicht besiedelt, erst recht für 900 Euro: Mit 8 HDMI-Eingängen und 2 HDMI-Ausgängen, analogen YUV- und FBAS-Schnittstellen sowie 4 SPDIF-Buchsen spielt der Mittel­klasse-Receiver anschlusstechnisch in der Oberklasse. Der 7.1-Eingang ist eine Seltenheit, dafür fehlt eine Phono-Platine. Pre-outs sind vorhanden, aber nicht für die Höhenkanäle.

Wie der SR5011 wartet der SR5012 mit 7 diskret aufgebauten Endstufen auf, die zum 5.2-Betrieb zwei zusätzliche Höhenkanäle oder zwei Back-Rear-Boxen erlauben. Alternativ darf man die Hauptlautsprecher bi-ampen oder 2 Schallwandler in einem anderen Hörraum aktiv beschallen; Letzteres ist auch via Pre-outs möglich. Für die 4 Höhen-boxen gibt es leider keine Vorverstärkerausgänge, weshalb bei 5.2.2- beziehungsweise 7.2-Boxen-layouts Schluss ist.

Blick unter den Deckel: 7 diskrete Endstufen schmiegen sich über die ganze Gehäusebreite ans Kühlblech.

Wenig gibt es an der Lautsprecher-Konfiguration zu bemängeln: Die Pegel- und Distanzschritte fallen mit 0,5-Dezibel- respektive 1-Zentimeter-Schritten optimal aus, die Crossover-Frequenzen lassen sich zwischen 40 und 250 Hertz für alle Speaker-Gruppen getrennt wählen. Das Boxen-Setup erlaubt es, die beiden Höhenboxen für Atmos- und DTS:X-Ton als vordere oder mittlere Deckenboxen, als vordere Height-Speaker oder als Aufsatzboxen (Dolby enabled) für die Front- oder Surround-Lautsprecher zu definieren. Trotz zweier Subwoofer-Pre-outs lässt sich aber nur ein Basswürfel im Menü steuern, beide Ausgänge liefern also dasselbe Signal.

Qual der Wahl: Entweder man betreibt Höhenboxen, oder Back-Rears – in jedem Fall ist bei 8 Boxen Schluss.

Ein steter Quell der Kritik ist – wie auch bei den Modellen von Denon – der Equalizer: Dieser greift erst ab aus unserer Sicht zu hohen 63 Hertz und schließt die Woofer aus. Für die automatische Korrektur von Klangproblemen im Hörraum ist Audysseys zweitbestes Einmess-System MultEQ XT zuständig. Es berücksichtigt bis zu 8 Messpunkte, stellt 3 Frequenzgang-Zielkurven bereit und verfügt zudem über die Klangschaltungen Dynamic EQ (Loudness) und Dynamic Volume (Dynamikreduktion).

Versteckt: Hinter einer simplen Plastikkappe verbergen sich ein FBAS-, Stereo-Cinch- und Mikrofon-Eingang.

Mit der optionalen „Audyssey MultEQ App“ für Android- und iOS-Geräte darf man zudem diverse Parameter der Audyssey-Einmessung manipulieren und Zielkurven selbst ziehen. Eine sinnvolle Ergänzung, die den regulären Equalizer, der sich nicht bei aktivem Audyssey aktivieren lässt, im Grunde überflüssig macht. Allerdings kostet die App 20 Euro.   

An Decodern verbaute Marantz Dolby Atmos und DTS:X sowie die Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X – mit Letzteren ist auch die Wiedergabe von Signalen des jeweiligen Konkurrenten möglich (Cross-Format-Upmixing). Ausnahme bildet DTS:X, das keine anderen Decoder zulässt.

Video und Multimedia

Das Videoboard des Marantz SR5012 akzeptiert 4K/60p-Bilder samt HDCP 2.2, HDR-10 und  4:4:4-Farbauflösung nach BT.2020-Norm an allen HDMI-Ein- wie -Ausgängen; ein Update für HLG und Dolby-Vision folgt später. Der Video-Prozessor rechnet eingehende analoge wie digitale Videosignale bis 4K/30p hoch, der vielseitige Equalizer regelt feinfühlig; obendrauf gibt es 6 vordefinierte Bildmodi, darunter 2 nach ISF-Norm.

Der Mediaplayer akzeptiert auch High-Resolution-Files bis 24Bit/192kHz (FLAC, ALAC, WAV, DSD), die Vernetzung funktioniert über DLNA, AirPlay und Bluetooth. Für das Musikhören via Spotify, Juke!, SoundCloud, TIDAL, Deezer, Napster und Co. muss man zur HEOS-App greifen, die für Android- und iOS-Geräte erhältlich ist. 

Ob Musik vom Smartphone oder Tablet, dem USB-Stick oder via Streaming-Diensten wie Spotify: Die durchdachte HEOS-App für iOS, Android und Amazon Kindle Fire vereinfacht das Musik-Streamen.
Seit 2014 hat Denon mit HEOS ein flexibles Multiroom-Musiksystem samt zahlreichen Streaming-Funktionen im Sortiment. In diesem Jahr sind fast alle neuen AV-Receiver von Denon und Marantz fit für das HEOS-System.

Die HEOS-App liefert eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen für Musik. Neben freiem Internet-Radio via TuneIn stehen etliche Streaming-Dienste bereit. Auch kann man Songs direkt vom Gerät, USB-Stick oder Netzwerkserver spielen.

Gelungen ist die bequeme Steuerung per App, seit damals hinzugekommen sind unter anderem die Bluetooth-Funk­tion und die Möglichkeit, hochauflösende Audioformate abspielen zu können. Über HEOS gelingt zudem der Zugriff auf zahlreiche Musikdienste wie Spotify, Deezer, Napster und Tidal, mit TuneIn ist auch ein kostenloses Webradio an Bord. Darüber hinaus gestatten die HEOS-Receiver das Durchstöbern der persönlichen Musikbibliothek im Netzwerk. Unterstützt werden sowohl Audio-Formate in Standard-Auflösung als auch hochauflösende Dateitypen wie FLAC HD und DSD. Außer­dem kann der Nutzer Titel direkt von seinem Handy, Tablet oder USB-Speicher übertragen.

Bis zu 32 Lautsprecher lassen sich in das HEOS-System einbinden, in allen Räumen kann man unterschiedliche Musik oder zeitgleich denselben Song spielen. Der Steuerung per App, dem Gruppieren von Lautsprechern und dem Bilden von Stereo-Paaren steht nichts im Weg.

Tonqualität

An Power erreichte der SR5012 im Stereo- sowie im 7.1-Mehrkanal-Modus (je 4 Ohm) 183 respektive 77 Watt pro Kanal. Der Eco-Modus reduziert den durchschnittlichen Stromverbrauch von hohen 313 auf gute 137 Watt.

Im Sound-Check zeigte der Marantz einen ausgeglichenen und entspannten, aber dennoch feinen Charakter; Bässe rollten druckvoll, wenn auch nicht in Stein gemeißelt aus den Boxen. Tonal also ganz in der Tradition vergangener Marantz-Modelle. An den Ergebnissen der Audyssey-Automatik hatten wir nichts zu bemängeln. Einmal aktiviert, klang es räumlich akkurater und etwas klarer. Mit denselben Klangattributen wusste der SR5012 auch bei Dolby-Atmos-Ton zu überzeugen, hier spannte der Japaner ein großes und luftiges Surround-Feld auf, in dem Effekte präzise ortbar waren – sogar in der dritten Dimension. Die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“ verhalf dem Sound zu mehr Volumen und Glanz und darf immer aktiviert bleiben.

Im „Pure Direct“-Modus brachte der Goldjunge Stereo-Musik entspannt und im besten Sinne zurückhaltend zu Gehör, Stimmen hatten Schmelz und Körper, Instrumenten gewährte der Japaner ausreichend Luft sowie Raum zum Atmen. Die M-DAC-Funktion zur Verbesserung komprimierter Musik addiert Bässe und Höhen, was für einen lebendigeren Klang sorgt.     

Der Testbericht Marantz SR5012 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

Mit dem SR5012 hat Marantz einen gelungenen 7-Kanal-Allrounder im Sortiment: Ordentlich Leistung unter der Haube, guter Klang, ein aktuelles Video-Board und flexible Vernetzungsmöglichkeiten zählen zu seinen Tugenden.
Andreas Oswald

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