Nubert NuLine-Set (Test)

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fernbedienung

Der Nubert-Sub lässt sich in allen Details per Fernbedienung justieren und an die Anlage anpassen.

bildschirmfoto-2017-11-24-um-12-35-04Sehr zierlich und trotzdem klanggewaltig sollen die neuen Boxen der nuLine-Serie sein. Ob der Spagat gelingt, zeigt unser Test.

Schlanke Lautsprechersäulen hatten bislang oft ein Problem: Die schmächtige Basswiedergabe. Das ist bei näherer Betrachtung kein Wunder, denn auf eine schmale Schallwand passen nur kleine Tiefton-Chassis, die tiefe Töne nur mit Einschränkungen wiedergeben können. Da half auch der Einsatz eines Subwoofers nur bedingt, weil schon ab mittleren Pegeln die Tieftonchassis der Säulen an ihre Hubgrenzen kamen.

Technik

Für den schwäbischen Lautsprecher-Tüftler Günter Nubert ist so etwas eine Herausforderung. Bisher als unüberwindlich geltende Grenzen bei Schallwandlern hat er schon öfter mit intelligentem Technik-Einsatz verschoben.

Im Falle der neuen Lautsprecher nuLine 244 (Front) und nuLine CS-64 (Center) war das Rezept auf den ersten Blick einfach: Wenn die Membranfläche nicht erweitert werden kann, vergrößern wir einfach den Hub der Chassis, dann kann die Membran ebenfalls mehr Luft in Bewegung versetzen. Das ist jedoch alles andere als trivial.

Stattliche 10 Millimeter Maximalhub in beide Richtungen weisen die 12-Zentimeter-Tieftöner der nuLine 244 auf.

Die Aufgabenstellung für einen Lautsprecher ist stets dieselbe: Wie erzeugt ein Chassis besonders effektiv und verzerrungsarm tiefe Frequenzen. Früher war die Antwort einfach: Eine große Membranfläche wie die des klassischen 15-Zoll-Tieftonchassis schüttelt tiefe Bässe problemlos aus dem Ärmel, da reichen wenige Millimeter Bewegungsstrecke, um richtig viel Luft in Vibration zu versetzen. Kleinere Chassis müssen hingegen, um das gleiche Luftvolumen zu verschieben, einen erheblich höheren Membranhub ausführen. Den Hub zu vergrößern, ist allerdings nicht so einfach. Nur die Schwing­spule und den Magnet-Luftspalt zu verlängern, reicht nicht. Man muss auch dafür sorgen, dass das Magnetfeld im gesamten Luftspalt möglichst homogen ist und Wirbelstrom-Effekte gering gehalten werden. Zudem muss man die Aufhängung der Membran so gestalten, dass sich die Schwingeinheit möglichst linear und ohne zu taumeln bewegen kann. Zwar gibt es mittlerweile gute Mess-Systeme und Simulations­programme, die bei dieser Aufgabe helfen. Der Preis eines Chassis mit großem Hub schnellt aber trotzdem in die Höhe, denn sämtliche Einzelteile des Antriebs fallen zwangsläufig größer und damit teurer aus. Das fängt beim Magneten an. Um einen guten Wirkungsgrad zu erreichen, muss der deutlich an Masse zunehmen. Trotzdem kann es sein, dass die Effizienz leidet, wie die Nubert nuLine 244 zeigt: Trotz ihrer drei Tieftöner kommt sie über einen Wirkungsgrad von 82,5 Dezibel nicht hinaus. Dies ist allerdings heutzutage ein eher nebensächliches Problem, da auch preiswerte Heimkino-Receiver mit ausreichend Verstärkerleistungen aufwarten.

In die Kategorie „Säulen-Lautsprecher“ lässt sich die nuLine 244 allenfalls wegen ihrer 15 Zentimeter Breite einordnen. Um sie wohnraumfreundlich zu gestalten, hat Nubert sie aber nur mit einer Höhe von 87 Zentimetern versehen, was das Innenvolumen – und damit mittelbar die Bassfähigkeit – nochmals einschränkt. Dessen ungeachtet integrierten die Entwickler drei Tiefton-Chassis mit jeweils 12 Zentimetern Durchmesser und besonders großer Hubfähigkeit (maximal bis zu 20 Millimeter). Einer davon sitzt oben auf der Schallwand und überträgt neben dem Bass auch mittlere Frequenzen und übergibt bei etwa zwei Kilohertz an den direkt unter ihm angeordneten Hochtöner. Noch weiter unten sitzen die beiden anderen Bass-Chassis, deren Wirken die Frequenzweiche bei etwa 300 Hertz begrenzt.

Als Hochtöner kommt ein nuOva genanntes Chassis zum Einsatz, dessen 25-Milllimeter-Kalotte seitlich versetzt auf der ovalen Frontplatte thront. Dadurch ist die Membran bei mittiger Platzierung des Chassis auf der Schallwand ungleich weit von den seitlichen Gehäusekanten entfernt. Von diesen Kanten verursachte Diffraktionseffekte werden dadurch geringer. Wie bei Nubert üblich, sind die nuLine 244 mit Schaltern zu Klangmodifikation versehen, einem für den Bass mit zwei Stufen und einem für den Hochtonbereich mit drei Schaltstellungen.

Der Center nuLine CS 64 weist einen ähnlichen Hochtöner auf, diesmal aber mit einem Kalottendurchmesser von nur 19 Millimetern. Zu seinen beiden Seiten erstrecken sich je zwei 10-Zentimeter-Tieftöner. Die beiden direkt neben dem Hochton-Chassis strahlen auch den Mitteltonbereich ab, die zwei äußeren sind nur für den Bass zuständig. Dadurch versprechen sich die Entwickler ein breites Rundstrahlverhalten, bei dem auch seitlich sitzende Zuhörer in den vollen Klanggenuss kommen.

Auch die vier Basschassis des Centers können mit maximal 15 Millimetern besonders große Hübe ausführen, insbesondere für Treiber mit so geringen Abmessungen. Die Bassreflexöffnung ordnete Nubert hier seitlich an, damit sie auch bei einer Aufstellung direkt vor der Wand frei „atmen“ kann.Für die Surroundkanäle kommen die nuLine 24 zum Einsatz, die ein Exemplar des 12-Zentimeter-Tieftöners der nuLine 244 mit der 19-Millimeter-Kalotte des Centers vereint. Der Hochtöner ist bei ihr doppelt vorhanden, neben dem auf der Front sitzt ein Exemplar auf der Rückseite, mit dessen Hilfe sich die Box per Schalter zumindest für den Hochtonbereich in einen Dipol verwandeln lässt.

Das Chassis des kompakten Subwoofers nuLine AW 600 ist mit maximal 30 Millimetern deutlich hubstärker als seine Kollegen und lässt dank seines Durchmessers von 22 Zentimetern und der integrierten 240-Watt-Endstufe eine durchsetzungsfähige Wiedergabe im Bassbereich erwarten. Seine beiden Bassreflexöffnungen sind im Boden unter-gebracht. Für den nötigen Abstand sorgen vier Metallfüße, die mit Dämpfungselementen gegen Vibrationen ausgestattet sind. Sämtliche Funktionen der Subs wie die Trennfrequenz, der Pegel und die Phase lassen sich per Fernbedienung bequem vom Sessel aus einstellen.

Tonqualität Surround

Alles andere als schmächtig waren die Messergebnisse des kleinen Nubert-Subs: Die untere Grenzfrequenz von 33 Hertz und der Maximalpegel von 104 Dezibel lassen eine tiefreichende Wiedergabe erwarten. Die Frequenzgänge aller drei Boxentypen zeigen sich ausgewogen und weisen nur unwesentliche Welligkeiten auf. Für derart kleine Boxen reicht der Frequenzgang der nuLine 244 erstaunlich weit in den Bassbereich. Auffällig: Der Center spielt im Mitteltonbereich um etwa zwei Dezibel lauter als Front und Surround. Sein Rundstrahldiagramm zeigt auch unter großen Winkeln vorbildlich geringe Unregelmäßigkeiten und bietet damit auch Zuhörern, die nicht zentral vor ihm sitzen, eine gute Klangqualität.

frequenzweiche

Die üppig bestückte Frequenzweiche der nuLine 244 zeigt, wie viel Aufwand Nubert bei der Abstimmung der Box betrieben hat.

Als „Rundum-Sorglos-Paket“ präsentiert sich das 2.800 Euro teure beziehungsweise günstige Nubert-Set in unserem Hörtest. Was auch immer man der 5.1-Kombi an Material vorsetzte, quittiert sie mit angenehmem, gut durchhörbarem und niemals lästigem Klang. Ob das Dave Matthews und Tim Reynolds mit ihren virtuosen Gitarren und der eindringlichen Stimme bei „Crash into me“ sind oder Jane Monheit und John Pizarelli beim Gershwin-Klassiker „They Cant´t Take that Away From Me“, die Nuberts bringen das locker, verfärbungsarm und zudem mit viel Gefühl zu Gehör. Sie ziehen einen richtiggehend ins Geschehen und lassen die Füße der Hörer im Takt mitwippen. Die räumliche Darstellung bleibt dabei stets präzise mit sauberer Ortbarkeit und wahrnehmbarer Tiefe.

Richtig Spaß macht auch Action-Kino a la „Terminator – die Erlösung“, denn trotz aller Lockerheit lässt es das Nubert-Set auch mal richtig krachen. Besonders der AW 600 beeindruckte mit mächtigem, konturiertem Druck auch bei Pegeln, die wir dem kompakten Subwoofer gar nicht zugetraut hätten. Erst bei Lautstärken, die normalerweise die Nachbarn umgehend auf den Plan rufen, lässt er erkennen, dass es ihm jetzt zu viel wird – was wir ihm aber angesichts von Größe und Preis gerne verzeihen. Auch der Rest des Ensembles ist dann an seiner Grenze angelangt.

Tonqualität Stereo

Trotz der mehr als kompakten Bauweise ist es für die nuLine 244 überhaupt kein Problem, ohne Subwoofer zu musizieren. Ihr Bass kommt überraschend satt und knackig, und zwar bis zu durchaus üppigen Wiedergabepegeln. Mittel- und Hochtonbereich schließen sich nahtlos an das Ergebnis des Gesamtsets an und geben Bonnie Raits „Nick of Time“ musikalisch und entspannt wieder.

Ja, wir haben das auch schon mal dynamischer gehört, allerdings mit Lautsprechern aus deutlich höheren Preisklassen und erheblich stattlicherer Baugröße. Ganz kann man physikalische Gesetze also doch nicht außer Kraft setzen. 

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Der Testbericht Nubert NuLine-Set (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 2800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 sehr gut

Mit dem nuLine-Set von Nubert ist man immer auf der sicheren Seite: Unabhängig von der Material­auswahl überzeugt die Klanqualität. Aufgrund seiner schicken Optik und den kompakten Maßen eignet es sich auch bestens für designorientierte Heimkino-Freunde.
Michael Nothnagel

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