Sony HT-ST5000 (Test)

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Die Fernbedienung liegt gut in der Hand und besitzt separate Volume-Tasten für Bar und Woofer.

prosconsMit der HT-ST5000 präsentiert Sony eine 7.1.2-Soundbar/Woofer-Kombi, die dreidimensionalen Filmton unkompliziert ins Wohnzimmer holen möchte; ganz ohne Rear- und Top-Speaker. Ob das funktioniert?

3D-Sound ist längst nicht mehr nur Heimkino-Anlagen mit unzähligen Lautsprechern vorbehalten. Neben Fernsehern und sogar Smartphones hat der dreidimensionale Ton auch Soundbars erobert. Sonys neues Flaggschiff HT-ST5000 gehört zu jener noch eher selten anzutreffenden Gattung von Atmos-Riegeln, die mit wenig Installationsaufwand viel Klangspaß ins Wohnzimmer holen möchten. Für die Basswiedergabe stellen die Japaner dem mächtigen Klangkörper einen Subwoofer zur Seite, der drahtlos mit der Soundbar kommuniziert. 1.500 Euro kostet das Duo, das damit auch preislich in der Oberliga spielt.

Dolby Atmos mit 10 Kanälen

Das tadellos verarbeitete Gehäuse der HT-ST5000 besteht größtenteils aus mattschwarzem Kunststoff; es wirkt robust und auch das Gewicht von 8,2 Kilogramm deutet auf die hohe Stabilität der Bar hin. Auf der rechten Seite des Gehäuses integrierten die Japaner ein NFC-Feld sowie eine USB-Buchse. Alle anderen Schnittstellen wanderten auf die Rückseite: 3 UHD-taugliche HDMI-Eingänge sowie 1 HDMI-Ausgang sind stattlich für eine Soundbar, hinzu kommen Buchsen für Toslink, Ethernet und analoges Audio in Form einer 3,5mm-Klinke.

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Auf der rechten Gehäuseseite befinden sich ein NFC-Feld sowie unter einer Abdeckung der USB-Anschluss.

Das Metall-Frontgitter hält magnetisch und lässt sich abnehmen, dahinter kommen ein gut ablesbares und dimmbares Display sowie 7 Chassis zum Vorschein – drei davon in Koaxial-Bauweise mit davor sitzendem Hochtöner. An der Oberseite unter Schutzgittern wurde links und rechts je ein schräg angewinkelter Treiber ins Gehäuse eingelassen, der Töne zur Decke abstrahlt; via Reflexionen gelangt der Schall von dort zurück zum Hörer und simuliert so Sound von oben. 12 Digital-Verstärker betreiben die diskreten 7.0.2-Kanäle mit insgesamt 600 Watt Leistung (Herstellerangabe). Achtung: Die Oberseite der Bar kann im Betrieb recht heiß werden.

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Auf der Rückseite gibt es 3 HDMI-Eingänge plus einen HDMI-Out, Ethernet, Toslink und eine Klinkenbuchse.

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Der Schall der zur Decke abstrahlenden Chassis wird via Reflexion zum Hörplatz geworfen.

Für gewöhnlich erzeugen Soundbars virtuellen Surroundklang, indem sie Audiosignale so manipulieren, dass der Schall für das Ohr von hinten und/oder oben zu kommen scheint. Sonys „S-Force Pro Front Surround“-Technologie kombiniert den künstlichen Raumklang via DSP mit dem klassischen Boxen-Ansatz für diskrete 7.1.2-Tonkanäle: Die Soundbar HT-ST5000 verfügt hierzu über 10 Treiber (davon 3 Koax-Chassis), welche die Kanäle Center, Links, Rechts, Rear links und rechts sowie Back-Rear links und rechts bilden und Schall horizontal nach vorne strahlen; ein Subwoofer ergänzt den .1-Kanal. Auf der Oberseite des Gehäuses sitzen zwei schräg nach oben gerichtete Treiber, die nach dem Prinzip von Dolby Enabled Speaker Töne zur Decke schicken – der von dort reflektierte Schall soll die Töne von oben hören lassen. Ob und wie gut das klingt, hängt jedoch maßgeblich von der Position des Sitzplatzes sowie der Deckenbeschaffenheit ab, so mindern etwa schallabsorbierende Materialien den Atmos-Effekt erheblich.

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Für Dolby Atmos-Ton strahlen zwei Chassis auf der Oberseite Schall in Richtung Decke ab.

Mit einer Höhe von gerade mal 8 Zentimetern dürfte der 118 Zentimeter breite Riegel auch direkt vor die meisten Fernseher passen, ohne ins Bild zu ragen. Alternativ kann man das Klangmöbel auch an die Wand hängen, außer Schrauben und Dübel wird hierfür kein weiteres Zubehör benötigt.

Der Krawall-Würfel

ht-st5000-von-sony_14Der 14,5 Kilogramm schwere Subwoofer SA-WST5000 gehört mit zum Lieferumfang, misst 24,8 x 40,3 x 42,6 Zentimeter und kommuniziert via Funk mit der Soundbar. Der Bassreflex-Basswürfel funktioniert nach dem Front- sowie Downfire-Prinzip, allerdings wird nur einer der beiden Treiber aktiv von einem 200-Watt-Verstärker angetrieben; die zweite Membran arbeitet passiv. Toneingänge besitzt der Woofer keine, so dass er ausschließlich mit der Soundbar in Betrieb genommen werden kann. Die Verarbeitung ist hochwertig, während alle Seiten von Stoff bezogen sind, besteht die Top-Platte aus anthrazitfarbigem Aluminium.

Dolby Atmos, aber kein DTS

Entgegen vieler Soundbars kann die HT-ST5000 mit einem vollständigen Onsceen-Menü aufwarten, das die Bedienung erleichtert und zielsicher durch die Installation führt. Für bestmöglichen Sound sollte man im Menü „Ton-/Lautsprecher-Einstellungen“ zuerst die Treiber konfigurieren: Da kein Einmess-System existiert, müssen die Werte für Pegel, Deckenhöhe und den Abstand zum Hörplatz selbst ermittelt und eingetragen werden.

An Tonsignalen versteht die Bar PCM und alles von Dolby, DTS-Decoder sparten sich die Japaner jedoch, weshalb entsprechende Streams vom Zuspieler zuerst ins PCM-Format gewandelt werden müssen. Zudem unterstützen die HDMI-Buchsen keine DSD-Streams und auch kopiergeschütze Audio-Signale von SACD und DVD-Audio sind unerwünscht; so bleibt die Bar auch nach der Wandlung von DSD-Signalen zu PCM-Ton im Player meist stumm. Zu 7 Klangprogrammen kommen Schaltungen fürs Leisehören und zur Sprachverbesserung. Das Lip-Synch verzögert Ton um bis zu 300 Millisekunden. Tonregler für Bässe und Höhen, aber auch ein Equalizer fehlen der Bar.

Die Bedienung kann über die Knöpfe an der Soundbar erfolgen, mehr Optionen offeriert jedoch die gut in der Hand liegende Fernbedienung, die getrennte „Volume“-Tasten für Bar und Woofer aufweist. Die Bedienungsanleitung liegt übrigens ausgedruckt bei. Alternativ lässt sich die HT-ST5000 auch über Sonys „Music Center App“ (ehemals „Song Pal“) steuern. Die App ermöglicht zudem die Vernetzung mit weiteren WLAN/LAN-Speakern und so den Aufbau von Multiroom-Systemen.

Video & Multimedia

Dank HDMI 2.0a sind alle HDMI-Kontakte 4K/60p-tauglich und schleifen den HDCP-2.2-Kopierschutz sowie HDR-10-Metadaten durch. Einen Video-EQ oder Scaler besitzt die Soundbar jedoch nicht. Dank ARC-Funktion gelangt Ton aus dem Fernseher zur Soundbar, via CEC lässt sich der Riegel zum Teil auch über die TV-Fernbedienung steuern, etwa Ein-/Ausschalten oder in der Lautstärke regeln.

Über USB akzeptiert der Media-Player Hi-Res-Audio-Formate wie FLAC, DSD, WAV und ALAC, für das Wireless-Streaming stehen WLAN und Bluetooth (optional auch mit dem hochqualitativen LDAC-Codec) zur Verfügung. Bluetooth-Signale kann die HT-ST5000 nicht nur empfangen, sondern auch an andere kompatible Geräte versenden. Spotify bietet den Zugriff auf Online-Musik, mit Chromecast lassen sich zudem über 100 Apps aufrufen. 

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Bildschirmmenü: Von hier aus erfolgt die Quellenwahl oder der Sprung ins Netzwerk bzw. Internet.

Tonqualität

Insgesamt 800 Watt stehen der Soundbar zur Verfügung, welche auch lautstark umgesetzt werden; zwar reicht es nicht, um ganz große Räume mit Konzertpegeln zu beschallen, in normalen Wohnzimmern macht der Riegel aber ordentlich Dampf und verzerrt selbst bei Maximallautstärke nicht. Bei naher Aufstellung spielte der Subwoofer mit der Bar wie aus einem Guss und griff dabei druckvoll in den Basskeller; mit der Präzision nimmt er es allerdings nicht immer so genau.

Die HT-ST5000 verändert je nach Klangprogramm ihren Sound räumlich und tonal: Der „Standard“-Modus tönte für unser Gehör in den Mitten allerdings etwas verfärbt, was ein Check mit unserer 5.1-Referenz-Scheibe „Steely Dan: Two against Nature“ schnell aufdeckte. Aufgrund fehlender Equalizer lässt sich der Klang auch nicht nach individuellen Hörvorlieben anpassen. „Clear Audio+“ entschlackte den Sound etwas und sorgte so für mehr Klangneutralität. „3D Surround“, „Movie“, und „Sports“ aktivieren bei 2D-Ton die oberen Atmos-Boxen und fächerten das Klangbild räumlich auf. Allerdings litten darunter die Präzision und Durchzeichnung; zudem klang es halliger. Bei 5.1-Musik gefielen uns die „Music“- und „Game Studio“-Programme am besten, welche neutraler, trockener und damit sauberer als die restlichen Klangoptimierer spielten.

Mit Dolby-Atmos-Trailern konnte vor allem der „Movie“-Modus punkten, der es schaffte, Töne auch seitlich der Hörposition zu platzieren. Von oben bzw. über dem Kopf schallte dagegen praktisch nichts. So reproduzierte die Bar die Glockentöne in „Audiosphere“ nur vorne und auch nur knapp über der Höhe des TV-Schirms. Probleme hatte die Sony auch mit dem horizontalen 360-Grad-Vogelflug im „Amaze“-Trailer, der eingeengt und verschwommen aus der Soundbar schallte; solch diffizile Tonmanöver brachte bisher aber noch keine von uns getestete Soundbar überzeugend zu Gehör – zumindest nicht ohne zusätzliche Rear-Speaker.

Sprache schallte bei frontaler Sitzposition sehr klar, aus seitlichen Winkeln ließ die Verständlichkeit geringfügig nach. Die zweistufige „Voice“-Funktion verbesserte Dialoge, ohne den Klang besonders stark zu verändern. Der „Night“-Modus zur  Dynamikreduktion arbeitete jedoch kaum bemerkbar. Für das Mitternachts-Kino sollte man daher im  Tonmenü den Reiter „Dynamikbegrenzung“ aktiveren – dann werden Pegelsprünge auch zuverlässig heruntergeregelt.

Bei Stereo-Musik überraschte die Bar mit voluminösem Klang, so dass auch Orgelmusik nicht winzig oder kraftlos klang. Pop, Metal und Jazz spielten im „Music“- oder „Game Studio“-Modus trocken, sauber durchzeichnend und mit relativ breiter Stereobühne – so macht Musikhören Spaß. Die 3D-Klangprogramme funktionieren mit komplexer und detailreicher Musik dagegen nicht besonders gut, hier tönt die Bar zwar größer, aber auch hallig, verwaschen und dröhnend.              

bewertung

Der Testbericht Sony HT-ST5000 (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 1500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

74 gut

Die Sony HT-ST5000 ist hochwertig verarbeitet, dank vieler Multimedia- sowie Multiroom-Optionen flexibel einsetzbar und klingt gut. 3D-Sound gehört allerdings nicht zu ihren Stärken.
Andreas Oswald

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