Pioneer SC-LX501 (Test)

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Der LX501 stellt Pioneers Einstieg in die SC-Königsklasse dar. Für 1.300 Euro bekommt  man viele Features der ganz großen Boliden zu einem fairen Preis.

proscons4 verschiedene AV-Receiver offeriert Pioneer derzeit in der edlen SC-Baureihe. Zum 3.000 Euro teuren Flaggschiff LX901 (Test in Ausgabe 11-2016) gesellen sich die Modelle LX801 und SC-LX701 (Test in Heft 3-2017). Der LX501 löst laut Pioneer das ehemals kleinste SC-Modell, den LX59 ab – und überrascht beim Preis: Mit 1.300 Euro kostet der Neuling 400 Euro weniger als sein Vorgänger. Wie kann das sein?

Ausstattung und Technik

Ganz einfach, eigentlich ist der LX501 kein direkter Nachkomme des LX59 – diese Ehre wird aus unserer Sicht dem LX701 für 1.700 Euro zuteil. Das merkt man bereits an der Anzahl der Digital-Endstufen. Bot der LX59 noch 9, so kommt der LX501 mit 7 Verstärkern daher. Der Rotstift wurde auch bei den Vorverstärker-Ausgängen gezückt, von denen es nur zwei für Subwoofer und eine Nebenhörzone („Zone 2“) gibt. 3D-Sound mit 4 Höhenkanälen wie beim SC-LX59 lässt sich dem Abkömmling  daher nicht entlocken, bei 7.2 bzw. 5.2.2 ist Schluss. Federn lassen mussten auch die Video-Sektion sowie das Einmess-System, das weniger umfangreich ausfällt als beim LX59.

Mit seinen 7 integrierten Endstufen befeuert der Pioneer SC-LX501 standardmäßig ein 7.1- oder ein 5.1.2-Boxensetup. Dank 9 Lautsprecherklemmen können zwar zwei Höhen- und vier Surround-Boxen gleichzeitig verkabelt werden, sind aber bei Atmos- oder DTS:X-Ton die beiden Höhenboxen aktiv, bleiben die Back-Surrounds stumm. Umgekehrt gilt dasselbe: Liegt ein normales 7.1-Signal an, schaltet man am Pioneer die Höhenboxen ab und befeuert alle 4 Surround-Speaker.

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Die Boxenkonfiguration des SC-LX501 bietet die Option für ein 7.1.2-Setup. In der Praxis lassen sich jedoch die Höhen-Boxen und Back-Surround-Laut­sprecher nicht gleichzeitig betreiben.

Über die Optionstaste „AV Adjust“ auf der Fernbedienung kann man über das Onscreen-Display zwischen der Höhen- und Back-Rear-Ausgabe wählen, je nach Wunsch aktiviert bzw. deaktiviert der Pioneer das jeweilige Boxenpaar – und das unabhängig vom eingehenden Signal. So lässt sich zum Beispiel auch über den Dolby-Surround-Upmixer aufgeblasene Stereo-Musik wahlweise mit Höhen-Speakern oder zugeschalteten Back-Surround-Boxen hören. Die Kanal-Symbolanzeige am Verstärker-Display informiert gewissenhaft über die gerade aktiven Lautsprecher.

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Über die „AV ADJUST“-Taste der Fernbedienung gelangt man zur „AV-Anpassung“, wo im Reiter „Sonstiges“ unter „Speaker“ zwischen aktiven Höhen- oder aktiven Back-Surround-Boxen gewählt werden muss. Beides zusammen geht nicht.

Wer 2 oder 4 Höhenkanäle zusätzlich zum 7.1-Setup fahren möchte, muss bei Pioneer zum nächstgrößeren Modell SC-LX701 (Test in 3-2017) greifen.

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Ausreichend aber ausgedünnt: Das Fehlen der meisten Vorverstärkerausgänge lässt das rückseitige Anschlussfeld etwas leer wirken. Von den 8 HDMI-Schnittstellen sind nur 3 Eingänge sowie die beiden Ausgänge mit HDCP 2.2 kompatibel. Die schwenkbaren Antennen sorgen für WLAN- und Bluetooth-Verbindungen.

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Die neue, geschrumpfte Fernbedienung ist klar gegliedert, lässt aber Direkttasten und eine Beleuchtung vermissen. Die unteren, recht spitzen Ecken können in den Handballen drücken.

Der Blick auf die Rückseite zeigt alle wichtigen Anschlüsse in ausreichender Zahl: Zu 6 HDMI-Eingängen (plus einer vorn unter der Klappe) gibt es 2 HDMI-Ausgänge; einer davon kann separate Signale an ein Nebenzimmer senden. 2 Toslink-Buchsen und 1 Koax-Digitaleingang gesellen sich zu einem Phono-Anschluss – Letzteren hatte der SC-LX59 nicht zu bieten. Die Endstufentechnik legt Pioneer seit Längerem als Schaltverstärker (Class C) aus, die einen besseren Wirkungsgrad aufweisen als herkömmliche Linear-Leistungsstufen und weniger Abwärme produzieren. Nicht im Hauptraum genutzte Endstufen lassen sich auch für die aktive Beschallung einer zweiten Hörzone nutzen, alternativ ist das Bi-Amping der Hauptboxen möglich.

Wie von Pioneer in dieser Preisklasse nicht anders gewohnt, gibt die Verarbeitung keinen Anlass zur Klage, das sehr gut lesbare wie dimm- oder abschaltbare Punktmatrix-Display gefällt mit separater DB- und Kanal-Anzeige. Zudem saßen die beiden großen Drehregler für Lautstärke und Quellenwahl bei unserem Testgerät recht stramm. Die neu gestalteten Bedienmenüs sind optisch und strukturell eine Verbesserung gegenüber den alten Receiver-Modellen. Zwiespältig fällt dagegen unsere Beurteilung der neuen Fernbedienung aus: Zwar hat Pioneer diese entschlackt und nach Funktionsgruppen strukturiert, doch fehlen viele Direkttasten (zum Beispiel Boxenpegel) sowie eine Beleuchtung; zudem fallen einige Tasten recht klein aus. Hauptmanko sind aber die unteren spitzen Ecken, die unangenehm in den Handballen drücken.

Optional darf man den Receiver über Pioneers „Remote App“ für Android und iOS-Geräte steuern, ein klassisches Webinterface zur Konfiguration des SC-LX501 via PC-Browser fehlt indes.

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FireConnect und Chromecast sind Bestandteil des SC-LX501 sowie von Pioneers verbesserter Remote App.

Weniger Klang-Features

Als Einmess-System bringt der SC-LX501 das bewährte MCACC mit, allerdings nicht in der „Pro“-Variante. So fehlt ihm unter anderem die „Full Band Phase Control“-Funktion, eine der Vorzeige-Funktionen von Pioneer Top-Receivern, die etwaige Gruppenlaufzeitfehler der angeschlossenen Lautsprecher analysiert und korrigiert. Ebenfalls sucht man das „Standing Wave Control“-Filter zur Minderung von Dröhnbässen vergebens. Statt 3 automatisch ermittelten Zielkurven liefert die Einmessung nur eine, die Mehrpunktmessung wird nicht unterstützt.

Mit der fehlenden Umschaltoption zwischen 3 Digitalfilter-Typen (Slow, Sharp und Fast) zur subtilen Änderung der Klangausrichtung blieb zudem ein weiteres Klang-Feature auf der Strecke. Geblieben ist die „Phase Control“-Schaltung, die Phasen-Verzögerungen bei der Basswiedergabe zwischen Subwoofer und den Hauptlautsprechern kompensieren soll.

An Bord ist auch Onkyos „Reflex-Optimizer“, der die Phase von Aufsatzboxen (Dolby Enabled Speaker) jener der restlichen Boxen anpasst. Unter die regulären Tuning-Tools fällt der 9-bandige Equalizer, der bis auf den Subwoofer alle Boxen ab aus unserer Sicht zu hohen 63 Hertz regelt; den Woofer 4-bandig zwischen 31 und 250 Hertz. Via Doppel-Pre-out kann der Pioneer 2 Krawallmacher mit Sig-nalen beliefern, die Woofer jedoch nicht separat einstellen – auch nicht im Pegel. Getätigte EQ-Korrekturen darf man in 3 Benutzerspeichern ablegen.

Das Boxensetup erlaubt die Justage der Pegel um optimale 0,5-dB-Schritte, Distanzen lassen sich aber nur in 3-Zentimeter-Einheiten verschieben;  besser wären 1-Zentimeter-Schritte. Ebenfalls suboptimal: Crossover-Frequenzen können nicht separat gesetzt werden, stattdessen muss man einmal für alle Boxen die Bass-Trennfrequenz definieren.

Video und Multimedia

Die Video-Sektion des SC-LX501 ist mit 4K/60p, HDR-10, HDCP 2.2, 4:4:4-Farbraum und BT.2020-Standard auf der Höhe der Zeit. Der Scaler wandelt aber ausschließlich 1080p-Signale nach UHD-Auflösung, zudem lässt sich der rudimentäre Video-Equalizer nur bei aktivem Upscaler nutzen und schärft das Bild („Super Resolution“) in 3 Schritten an – mehr hat er nicht zu bieten.

Über WiFi-Direct, AirPlay, Bluetooth und DLNA kommuniziert der  Pioneer mit so gut wie allen Musiklieferanten im Heimnetz -– auch mit Hi-Res-Dateien (ALAC, AIFF, FLAC, WAV, DSD) bis 192 kHz / 24 Bit kommt der Receiver zurecht. Via TuneIn ist das Hören von Internet-Radio möglich, mit Spotify, Deezer und Tidal sind zudem populäre Streaming-Dienste an Bord. Eine Neuerung ist „Chromecast built in“, das Pioneer vor Kurzem per Firmware-Update aktivierte: Die Funktion erlaubt es, den Sound von Chromecast-fähigen Apps ohne große Konfiguration oder Passwörter auf den Pioneer-Receiver zu streamen; die Geräte müssen sich lediglich im selben Netzwerk befinden. Gleiches gilt für die FireConnect-Funktion, die als Steuerungszentrale für die Multiroom-Fähigkeiten des Pioneer fungiert. Für das Mehrraum-Zusammenspiel mit dem SC-LX501 werden jedoch auch FireConnect-kompatible Lautsprecher benötigt, um Inhalte von Streaming-Portalen via Tablet oder Smartphone drahtlos zu versenden.

Tonqualität Surround

Im Messlabor erwies sich der Pioneer als Kraftprotz und bot sogar etwas mehr Leistung als der SC-LX59: Mit 7 x 131 Watt (4 Ohm) beschallt der Bolide auch große Heimkinos problemlos; im Stereo-Betrieb kletterte die Leistung gar auf 228 Watt pro Kanal. Der durchschnittliche Stromverbrauch der Digital-endstufen fällt mit 81 Watt gering aus, was dem 501er unser Stromsparer-Logo einbringt.

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Unter dem Deckel des SC-LX501 geht es geordnet zu: Die 7 Digital-Endstufen sitzen im hinteren, unteren Teil des Gehäuses, sind im Vergleich zu größeren Pioneer-Modellen aber nicht in einem Blechkäfig gekapselt; Kühlkörper werden nicht benötigt. Die AV-Platinen sind übereinander gestapelt: Oben sitzt die Digitalsektion samt DSP-Chips, darunter die Analog-Abteilung. Vorne links ruht der Trafo, mittig sind zwei Elkos mit 15.000 Mikrofarad verbaut.

Beim Hörtest gewann der Pioneer mit seinem neutralen, luftigen, feinauflösenden und doch unangestrengten Klangbild Sympathien – schon im Direct-Modus ohne MCACC-Korrekturen. Die Einmessung erlaubte nur einen Messpunkt und dauerte daher gerade mal 3 Minuten, wobei die Ziel-kurve den Mitten mehr Durchzeichnung bescherte und höhere Frequenzen betonte – für unseren Geschmack etwas zu sehr. Dank zuschaltbarem Equalizer darf man hier aber gegensteuern. Die „Phase Control“-Schaltung ließen wir übrigens aus, erhöhte sie den Bass für unseren Geschmack doch etwas zu stark. Die konturierte und druckvolle Basswiedergabe wusste aber auch ohne Elektro-Helferlein zu begeistern. Mit Atmos-Trailern wie „Leaf“ erzeugte der SC-LX501 große und räumlich geschlossene Klangfelder, Höheneffekte wirkten aufgrund von nur 2 Deckenboxen aber nicht so präzise wie bei der teureren Konkurrenz von Denon und Marantz.

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Im Schnellmenü kann man die MCACC-Einmessung aktivieren und Filter setzen (EQ, Phase Control, Theater).

Auch Stereo-Musik lässt sich mit dem Pioneer gut hören: Jacksons „Bad“ hatte Biss, Timing und  Feinauflösung, der verspielte Electronic-Folk auf Eivørs „Slør“-Album schwebte losgelöst von den Boxen und schallte mit sauber aufgelösten Hallfahnen. Der „Sound-Retriever“ fügt dem Klang mehr Bässe und Höhen für einen vollen und dynamischeren Klang hinzu, was besonders stark komprimierter Musik von Youtube und Co. zugutekommt.    

bewertung

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Der Testbericht Pioneer SC-LX501 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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