Unzensierte DEFA-Fassung im MDR-Fernsehen

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Am Montag, 10. Juli, zeigt das MDR-Fernsehen um 22.05 Uhr die
unzensierte Fassung des DEFA-Spielfilms „Thomas Müntzer“. 1956
uraufgeführt, war diese Fassung seit 1966 nicht mehr im Fernsehen zu
sehen. Das MDR-Fernsehen bringt sie jetzt erstmals wieder auf den
Bildschirm.

„Thomas Müntzer“ wurde in der Rekordzeit von 83 Tagen in Quedlinburg
gedreht. Der Monumentalfilm war eine der aufwändigsten und teuersten
DEFA-Produktionen ihrer Zeit. Neben 169 Schauspielern wirkten 5000
Kleindarsteller, darunter hunderte Volkspolizisten, mit.

Zum Inhalt
Rasend schnell verbreiten sich die Thesen Luthers im Land. Auch der
junge Pfarrer Thomas Müntzer (Wolfgang Stumpf) ist davon begeistert.
Zu jener Zeit lernt er als Beichtvater in einem Nonnenkloster Ottilie
von Gersen (Margarete Taudte) kennen, seine spätere Frau. 1523 tritt
er in Allstedt eine Pfarrstelle an. Wie überall sind auch hier die
Bauern mit ihrer Situation unzufrieden. Müntzer mischt sich ein, als
der Bauer Hans Buss (Heinz Gies) verhaftet werden soll, der nur seine
Schwester Bärbel (Ruth Maria Kubitschek) verteidigt hat. Der Graf von
Mansfeld (Gerhard Bienert) hört erstmals den Namen Thomas Müntzer.
Wenig später hält Müntzer vor begeisterten Massen eine Predigt in
Deutsch. Die Bauern zerstören, von seinen Worten aufgewiegelt,
Heiligenbilder, brennen eine Kirche nieder und greifen die Soldaten
des Mansfelder Grafen an. Die Rädelsführer werden verhaftet.

Müntzer folgt nicht länger Luther, der einen Aufruhr ablehnt, er
sieht einen Kampf als unumgänglich …

„Thomas Müntzer“: am 6. Juli Thema bei „artour“
Auch das MDR-Kulturmagazin „artour“ widmet sich am Donnerstag, 6.
Juli, ab 22.05 Uhr im MDR-Fernsehen diesem historischen Filmschatz:
Seit 1966 war diese Fassung nicht mehr im Fernsehen zu sehen. Der
Film wurde 1956 uraufgeführt. 17 Jahre später beschloss das
DDR-Kulturministerium, dass er anlässlich des 450. Jahrestages des
Bauernkrieges erneut eingesetzt werden sollte. Wegen der veränderten
politischen Situation nach dem Mauerbau sollten allerdings Szenen
herausgeschnitten werden, die einen gesamtdeutschen Bezug hatten:
schwarz-rot-goldene Fahnen, Gespräche „vom großen Zug übern Neckar
und Rhein“ und Botschaften wie „Ihr müsst den Brüdern überm Main die
Hand reichen. Ganz Deutschland muss ins Spiel kommen.“ Regisseur
Martin Hellberg musste seinen Film um fast ein Viertel kürzen, bevor
er ab Oktober 1974 wieder in den DDR-Kinos gezeigt wurde.

2017, zum Reformationsjubiläum, hat die DEFA-Stiftung nun die
Ursprungsfassung des Films aufwändig rekonstruiert. Dabei hatten es
die Restauratoren nicht nur mit den politischen Schnittauflagen zu
tun, sondern auch mit einem unvollständigen Originalnegativ.

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