Sony VPL-HW45ES (Test)

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Von vielen kompakteren Modellen hebt sich der stattliche Sony VPL-HW 45 ES deutlich ab: Der rund neun Kilogramm schwere und fast einen halben Meter lange Full-HD-Projektor ist hochwertig verarbeitet und sieht sehr elegant aus. Er bringt aber auch besonders leise Lüftertechnik sowie eine hochkarätige Zoom-Optik mit, für die bei kompakteren Konkurrenten kein Platz ist. Die in weitem Bereich verstellbare 2D-Lens-Shift-Funktion und Sonys intelligente Motionflow-Technik spielen ebenfalls in der Oberliga. Dennoch rangiert Sonys günstigster Heimkino-Projektor insofern in der Einsteiger-Klasse, als der japanische SXRD-Spezialist im obersten Segment gleich fünf 4K-Projektoren (Auflösung 4.096 x 2.160 Bildpunkte) zu Preisen zwischen 7.000 und 70.000 Euro anbietet.

Ausstattung und Praxis

sony_vpl-hw45es_proconDas matte, hellgraue Gehäuse und der weiß glänzende Deckel wirken schick und unauffällig, falls man den Projektor im hellen Wohnzimmer platzieren will. Der VPL-HW 45 ES ist aber auch in Schwarz erhältlich, was gut zu einer Heimkino-Installation mit dunklem Interieur passt. Dank der seitlichen Anschlüsse und des abgerundeten Hecks mit Lüfterschlitzen erlaubt das Gerät eine wandnahe Aufstellung. Die warme Abluft wird effektiv und geräuscharm nach vorne abtransportiert, weshalb der Sony in beiden Lampenstufen zu den leisesten Projektoren am Markt zählt. Er mag also etwas größer ausfallen als andere, verbindet aber Form und Funktion in einem besonders gut gelungenen Industrie-Design.

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Für die einfache Installation in kleinen wie großen Heimkinos verschieben zwei Rädchen das Bild sehr weit um je 25 Prozent zur Seite beziehungsweise um bis zu 71 Prozent nach oben oder unten. Damit gelingt vom Hochschrank aus eine Projek-tion über die Köpfe des Publikums hinweg, was eine Deckenmontage überflüssig macht. Die 1,6-fache Zoomoptik löst feine Details auch in Telestellung randscharf auf, wobei der lichtstarke Projektor bis zu 3,6 Meter breite Leinwände ausleuchtet. Automatische Bildspeicher wie bei vollständig motorisch steuerbaren Modellen kann der rein manuell justierbare HW 45 ES aber nicht bieten.

Groß, aber gereift: Die beleuchtete Fernbedienung bietet Direkttasten für Sonys Bildverbesserungs-Technologien wie „Motionflow“ und „Reality Creation“. Auch viele Bildfunktionen wie Farbmanagement, Gamma und Farbraum lassen sich direkt umstellen.

Groß, aber gereift: Die beleuchtete Fernbedienung bietet Direkttasten für
Sonys Bildverbesserungs-Technologien wie „Motionflow“ und „Reality
Creation“. Auch viele Bildfunktionen wie Farbmanagement, Gamma und Farbraum lassen sich direkt umstellen.

Ansonsten ist er kaum abgespeckt und orientiert sich mit feinen Detailverbesserungen am aktuellen Full-HD-Top-Modell HW 65 ES (audiovision 7-2016). Seine UHP-Lampe soll nun im Eco-Modus bis zu 6.000 Stunden lang halten. Auch die neue Funktion „Weiche Übergänge“ fehlt nicht: Sie glättet grobe Abstufungen im Videosignal (Banding) und trägt zu einer natürlichen und besonders analog wirkenden Bildqualität bei. Zudem arbeitet die verbesserte Schärfeschaltung „Reality Creation 2.0“ jetzt feiner als zuvor (siehe Kasten „Bildverbesserung“). Beim Vorgänger HW 40 ES hatten wir zwar die hohe Schärfewirkung gelobt, empfanden die alte Schaltung aber als zu grobstufig und kritisierten Nebenwirkungen wie Rauschen oder ein zu plakatives Bild (audiovision 10-2014).

Das Pixelraster der drei reflektiven SXRD-Panels ist sehr fein, technisch bedingt jedoch nicht völlig frei von Konvergenzfehlern. Immerhin lassen sich Farbsäume global oder selektiv in bis zu 134 Zonen mithilfe eines Gittertestbildes elektronisch nachregeln. Der Kontrast in feinen Linienmustern leidet nur wenig, reicht aber nicht ganz an beste Ein-Chip-DLPs heran. Diese wiederum leisten sich Regenbogen-Artefakte und verschmieren in rasanten Szenen stärker.

Sonys fünffach umschaltbare Motionflow-Technik glättet hingegen nicht nur Kinofilme effektiv, sondern lässt auch Sportszenen mit Bildraten von 50 oder 60 Hertz um einiges schärfer als bei der DLP-Konkurrenz über die Leinwand huschen. Auf diese sowie andere wichtige Bildfunktionen wie Kontrastverstärkung, Gammakorrektur oder Reality Creation greift die beleuchtete Fernbedienung schnell und direkt zu. Dabei verdecken kleine unten links platzierte Menüfenster den zentralen Bildausschnitt nicht, was eine zuverlässige Bildkontrolle ermöglicht.

Licht und Farbe

Im Bildmodus „Spiel“ stellt der HW 45 mit 1.460 Lumen die höchste Lichtausbeute sowie besonders plakative Farben bereit. Sie sind zwar erweitert, aber nicht unnatürlich. Generell hat Sony alle Bildmodi farblich recht neutral abgestimmt, weshalb auch das beste Preset „Referenz“ mit 1.288 Lumen kaum dunkler ausfällt. Für leichte Helligkeitsabweichungen bei blauen Farben und für den winzigen Grünstich in Graustufen gibt es jeweils einen Punktabzug. Gegensteuern ist aber einfach möglich; nämlich im Farbmanagement sowie im RGB-Untermenü „Verstärkung“ des D65-Presets.

Eine Spezialität der Japaner ist die nahezu perfekte Farbdarstellung im Ecomodus der Lampe: Die Farbtemperatur steigt von 6.410 nur leicht auf 6.850 Kelvin an und auch die Delta-E-Farbabweichungen behalten ein gutes Niveau bei. Nun sinkt der Geräuschpegel von knapp 24 auf wunderbar leise 19,7 Dezibel ab. Mit 760 Lumen lassen sich selbst im Sparmodus der Lampe noch 2,75 Meter breite Leinwände ausleuchten.

Abgespeckt: Das Anschlussfeld verzichtet auf analoge Videoeingänge und nimmt über die beiden HDMI-Inputs nur noch Formate ab 480p/576p entgegen. Neu ist der USB-Port, über den Firmware-Updates aufgespielt werden können.

Abgespeckt: Das Anschlussfeld verzichtet auf analoge Videoeingänge und nimmt über die beiden HDMI-Inputs nur noch Formate ab 480p/576p entgegen. Neu ist der USB-Port, über den Firmware-Updates aufgespielt werden können.

Auf Wunsch entruckeln die Motionflow-Modi „Schwach glätten“ und „Stark glätten“ Kinofilme (24p) sowie Camcorder-Videos (25p, 30p) gleichermaßen. Der Effekt beschränkt sich im ersten Fall auf dezente, feine Bewegungen, was den Kino-Look in vielen Szenen weit­gehend bewahrt. Die starke Stufe bügelt dagegen auch schnelle Schwenks glatt, produziert aber besonders bei 24p-Filmen mehr Artefarkte – etwa in Form von Pixelwolken um schnell bewegte Motivkanten herum.

Kinofilme laufen mit deaktivierter Motionflow-Schaltung bereits sauber in originaler 24p-Darstellung. Das Gleiche gilt für den Modus „True Cinema“, der jedoch Vorteile bei der Zuspielung von 60-Hertz-NTSC-Sig­nalen bietet. Dann beseitigt die Funktion das 3:2-Pulldown-Ruckeln (Inverse Telecine) und stellt zum Beispiel auch Filme von amerikanischen DVDs mit korrekten 24p dar. Bei TV-Material mit 50 oder 60 Bewegtphasen stehen zwei weitere Motionflow-Modi bereit, die mittels eingefügter Dunkelphasen in den Presets „Impuls“ beziehungsweise „Kombination“ die Bewegungsschärfe nochmals steigern. Letzteres geht aber mit sichtbarem Flackern bei 50 respektive 60 Hertz sowie deutlich reduzierter Helligkeit einher. Das Preset „Impuls“ liefert die höchste Bewegungsschärfe, allerdings nur noch 46 Prozent der Leuchtkraft. Der Modus „Kombination“ ist kaum unschärfer und bewahrt mit 74 Prozent Lichtausbeute deutlich mehr Helligkeit, weshalb allerdings auch das Großflächen-Flackern noch stärker hervortritt.

Intelligent und vielseitig: Sonys bewährte Motion­flow-Schaltung glättet Kinofilme oder reduziert Ruckeln bei 60-Hertz-NTSC-Trailern. Aber auch schnelle Sportmotive verschmieren weniger, die Modi „Impuls“ und „Kombination“ fügen sogar Dunkelphasen ein.

Intelligent und vielseitig: Sonys bewährte Motion­flow-Schaltung glättet Kinofilme oder reduziert Ruckeln bei 60-Hertz-NTSC-Trailern. Aber auch schnelle Sportmotive verschmieren weniger, die Modi „Impuls“ und „Kombination“ fügen sogar Dunkelphasen ein.

Im Sehtest mit unserem Bond-Klassiker „Casino Royale“ erscheinen alle Grund- und Mischfarben gleich intensiv und neutral. Hauttöne von Daniel Craig wirken natürlich, während blaue und türkise Farbnuancen im tropischen Meer minimal zu hell erscheinen. Wechselt man im Expertenmenü vom Preset „BT.709“ auf den leicht erweiterten Modus „Farbraum 1“, sehen das Wasser etwas dunkler und die Farben eine Spur brillanter aus. Das Preset „Farbraum 2“ erweitert die Koordinaten besonders stark und lässt Gelb, Rot sowie Magenta intensiv leuchten, ohne jedoch völlig deplatziert zu wirken. Feineinstellungen der Farbkoordinaten lassen sich übrigens für alle vier Farbraum-Presets vornehmen. Des Weiteren stellt der Projektor im Farbmanagement 18 Regler für Farbton, Sättigung sowie Helligkeit der sechs Grund- und Mischfarben bereit. Auch globale Farbsättigungsregler fehlen nicht.

Keine Spitzenwerte, aber gute Resultate liefern unsere Kontrastmessungen mit 350:1 im ANSI-Schachbrett beziehungsweise 720:1 im EBU-Testbild. Der native Ein-Aus-Kontrast erreicht knapp 5.000:1, weshalb auch in der düsteren Montene-gro-Szene die Wiesen und Wälder neben dem Gleisbett farblich nicht auswaschen. Klassische Weltall-Aufnahmen zeigen teurere Modelle mit dynamischer Iris noch etwas satter, während  DLP-Projektoren in den Letterbox-Streifen derzeit drei- bis viermal mehr Restlicht als der VPL-HW 45 ES stehen lassen. Eine dynamische Iris bleibt Sonys Top-Modell HW 65 ES vorbehalten. Beibehalten wurde die dreistufige Funktion „Kontrastverstärkung“: Sie verbessert etwa in der gerade genannten Montenegro-Szene aus „Casino Royale“ die Bilddynamik und Zeichnung der Büsche neben dem Bahngleis überzeugend, verändert gut ausgeleuchtete Einstellungen hingegen kaum.

Lob verdient die zweite Generation von Sonys Schärfe­regelung „Reality Creation“: Anders als beim Vorgänger HW 40 ES wurden grobe Anschärfungen abgelegt, die bisher etwa im Schwarz-Weiß-Intro von „Casino Royale“ das Filmkorn übertrieben stark herausstellten. Stattdessen hebt die neue Schaltung eher subtile Details wie die Muster auf Bonds Krawatte oder feine Falten um die Augen herum an. In der hellen Markusplatz-Szene gegen Ende des Films wirken die Passanten ebenso wie die Torbögen und Wandmuster schärfer, wobei sich die Parameter „Auflösung“ und „Rauschfilter“ in feinen Stufen von 0 bis 100 anpassen lassen. Je nach Qualität des Ausgangsmaterials können Details dezent oder auf Wunsch geradezu plakativ herausgestellt werden. Die Voreinstellung „10“ passt beispielsweise gut zum Betrachten hochwertiger Fotos. Dagegen verträgt unser betagter Blu-ray-Sehtest-Klassiker vor allem in der eben genannten Szene durchaus eine Anhebung der Auflösung auf Stufe 25 (siehe Screenshot unten). Werte darüber bis maximal „100“ werden selten gebraucht, sind aber nach wie vor für Anhänger eines extrem analytischen Schärfeeindrucks einstellbar. Eine automatische Umschaltung im Sekundentakt mit und ohne „Reality Creation“ hilft dabei, die beste Einstellung zu finden und eine übertriebene Anschärfung zu vermeiden. Sie würde Säume produzieren oder andere digitale Artefakte leicht verstärken, etwa Abstufungseffekte in Grauverläufen von Testbildern auf Blu-ray-Disc.

Sichtbar schärfer: Im Untermenü „Auflösung“ lässt sich die Detailschärfe dezent wie feinstufig anheben. In der totalen Einstellung am Markusplatz aus „Casino Royale“ erscheinen die Passanten sowie Wandmuster und einzelne Ziegel in Stufe „25“ deutlich klarer; erst bei noch höheren Werten wirkt die Szene zu plakativ. Ein Rauschfilter komplettiert die Bildjustagen.

Sichtbar schärfer: Im Untermenü „Auflösung“ lässt sich die Detailschärfe dezent wie feinstufig anheben. In der totalen Einstellung am Markusplatz aus „Casino Royale“ erscheinen die Passanten sowie Wandmuster und einzelne Ziegel in Stufe „25“ deutlich klarer; erst bei noch höheren Werten wirkt die Szene zu plakativ. Ein Rauschfilter komplettiert die Bildjustagen.

Diese Stufungen (Banding) verschwinden aber selbst bei zurückgenommener Schärfeeinstellung nicht. Hier steuert die neue Funktion „Weiche Übergänge“ aus dem Expertenmenü entgegen: Sie schwächt gestufte Übergänge im Grauverlauf in den Presets „Niedrig“ und „Mittel“ spürbar ab oder lässt sie im Modus „Hoch“ vollständig verschwinden (siehe Screenshot oben links). Erfreulich: Negative Auswirkungen auf die Detailschärfe oder das Rauschverhalten waren nicht erkennbar.

Wunderwirkung: Die Funktion „Weiche Übergänge“ beseitigt sichtbar grobe Abstufungen und lässt etwa Grauverläufe in Blu-ray-Testbildern annähernd so feinstufig wie bei einer 10-Bit-Zuspielung erscheinen.

Wunderwirkung: Die Funktion „Weiche Übergänge“ beseitigt sichtbar grobe Abstufungen und lässt etwa Grauverläufe in Blu-ray-Testbildern annähernd so feinstufig wie bei einer 10-Bit-Zuspielung erscheinen.

Schärfe und Videoverarbeitung

Der Sony VPL-HW 45 ES nimmt zwar keine Halbbild-Videos im Format 480i/576i entgegen, meistert aber fast alle unsere 1080i-Testsequenzen problemlos. Seine Vollbildwandlung übertrifft die der meisten 1080p-Sat-Receiver, weshalb der „Rückschritt“ auf eine 1080i-Videoausgabe in der Regel von Vorteil ist. Professionell gelingt ihm auch der Umgang mit 60-Hertz-NTSC-Trailern im Motionflow-Preset „True Cinema“: Sie laufen im 24p-Modus (Inverse Telecine) ebenso ruckelarm wie der originale Film auf Blu-ray-Disc. Eine Besonderheit sind die Motionflow-Modi „Impuls“ und „Kombination“, die speziell bei TV-Material (Bildraten 50/60 Hertz) zur Verfügung stehen. Somit steigert die Schaltung die Bewegungsschärfe (siehe Kasten „Bewegungsschärfe“), während „Reality Creation“ in Videos oder bei statischen Motiven wie Fotos Details anschärft oder Rauschen filtert; mehr dazu im Kasten „Bildverbesserung“.

Die dreistufige Funktion „Kontrastverstärkung“ steigert die Bilddynamik in der düsteren Montenegro-Szene auch ohne den Einsatz einer Iris überzeugend.

Die dreistufige Funktion „Kontrastverstärkung“
steigert die Bilddynamik in der düsteren Montenegro-Szene auch ohne den Einsatz einer Iris überzeugend.

Sonys Motionflow-Schaltung glättet auch 3D-Filme, deren Schärfe wie beim HW 65 ES leicht verbessert wurde. So löst der HW 45 ES nun alle Details in niedriger und mittlerer 3D-Helligkeitseinstellung messerscharf auf und halbiert lediglich im Modus „Helligkeit 3D-Brille Hoch“ die Auflösung vertikaler Linienmuster. Das ist gelegentlich mit Farbstörungen verknüpft und tritt bei 3D-Zuspielung ebenso auf wie bei Aktivierung der integrierten 2D/3D-Konvertierung. Ansonsten laufen dreidimensionale Filme originalgetreu und ruckelarm mit scharfer Doppelkante (48-Hertz-Modus), was leichtes Flackern in hellen Partien nach sich ziehen kann. Die Steuerung der 3D-Brille erfolgt über den integrierten HF-Sender, weshalb auch andere als Sonys eigene Shutter-Brille TDG-BT 500 A für rund 60 Euro eingesetzt werden können. ur

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AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht Sony VPL-HW45ES (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 2500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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AV-Fazit

85 sehr gut

Der wunderbar leise Sony VPL-HW 45 ES besticht durch Ausstattung und Bildqualität auf Top-Niveau. Die eingesparte Irisfunktion vermissen wir kaum, da Kontrast und Farben in hellen wie dunklen Szenen meist überzeugen. Dank der guten Praxistauglichkeit und der hohen Bewegungsschärfe ist er ein echtes „Highlight“ in der Full-HD-Klasse.

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