Viewsonic Pro7827HD (Test)

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Beim 750 Euro teuren Einsteiger-DLP Viewsonic PJD 7830 HDL (Test in audiovision 12-2015) war es kaum möglich, den farblich besten Bildmodus zu identifizieren: Der Projektor leistete sich eine Rotschwäche sowie je nach Quellen-Auflösung (HDTV / SDTV) und HDMI-Farbmodus (YUV / RGB) Farbabweichungen. Der neue Pro 7827 HD gelobt Besserung und setzt auf den neuen Farbmodus „Film (Rec. 709)“. Der Ansatz ist vielversprechend, an der Umsetzung hapert es leider noch ein wenig.

Ausstattung und Praxis

Viewsonic_Pro7827HD_ProConDank der gebürsteten Oberfläche wirkt das Gehäuse des Viewsonic recht hochwertig, auch wenn es hauptsächlich aus Kunststoff besteht. Ein griffiges Drehrad verschiebt die Projektion vertikal; der Offset beträgt 110 Prozent, plus/minus fünf Prozent. Der Viewsonic Pro 7827 HD versetzt die Projektion etwas stärker als üblich und ist vergleichsweise weitwinklig, was im Fall eines Projektortauschs beachtet werden sollte (2,5 bis 3,4 Meter Abstand für 2,5 Meter Leinwandbreite).

Gut gefällt das 1,3-fach-Zoomobjektiv, das in Weitwinkel- wie in Telestellung Details bis in die Ecken scharf auflöst. Praktisch finden wir die Taste „Pattern“, die ein feines Gittertestbild einblendet und so das manuelle Fokussieren erleichtert. Mit an Bord sind außerdem eine elektronische Trapez- und Ecken-Korrektur sowie ein kleiner Lautsprecher. Die Funktionen werden eher selten im Heimkino gebraucht, erweisen sich aber im mobilen Einsatz als nützlich. Die zweite Klinkenbuchse des Viewsonic kann sogar auf Mikrofonbetrieb mit Pegelsteller umgestellt werden – ideal für Veranstaltungen oder Familienfeiern. Das Klangvolumen ist naturgemäß begrenzt, reicht jedoch für eine gute Sprachwiedergabe. Die Einstellung leiser Pegel leidet allerdings unter den groben Stufen der Lautstärkeregelung und mit dem Blu-ray-Player Sony BDP-S 790 traten via HDMI gelegentlich Tonstörungen auf.

Viewsonic_Pro7827HD_Ideal

Als besonderes Extra verwaltet der Viewsonic Pro 7827 HD drei HDMI-Quellen – ein Input versteckt sich wie beim Bruder PJD 7830 hinter einer Klappe neben dem Objektiv. Dort lässt sich auch der optional erhältliche MHL-WLAN-Dongle WPG-300 mit Strom versorgen. Weiteres Zubehör wie der USB-WLAN-Dongle PJ-WPD-200 verbindet geeignete PCs, Tablets oder Smartphones mit dem Projektor. Die akkubetriebene 3D-Brille PGD-350 kostet rund 50 Euro. Über 3D hinaus sucht man leider vergeblich nach bildtechnischen Finessen wie einer Bewegungsverbesserung oder etwa einer Dynamic-Black-Schaltung. Besonders ärgerlich: HDMI-Regler für Farbsättigung und Bildschärfe fehlen ebenfalls. Verfügbar ist lediglich Viewsonics Farbmanagement, das mit 18 Einstellmöglichkeiten aber eine globale Anpassung für die Farbsättigung nicht ersetzt.

Die kleine Fernbedienung ist unbeleuchtet, liefert jedoch nützliche Features wie einen integrierten Laser-Pointer sowie eine Maussteuerung mit Seitenwechselfunktion. Der Lüfter tönt in den Lampenmodi „Normal“ und „Dynamisch“ etwas vorlaut (35,9 Dezibel bei 282 Watt). Auch der extra-dunkle und farblich kaum brauchbare Super-Eco-Modus (102 Watt) ist nicht leiser. Akustisch entspannt läuft der Viewsonic nur im normalen Eco-Modus (30,8 Dezibel, 207 Watt).

Licht und Farbe

Leider taucht ausgerechnet im neuen Farbmodus „Film (Rec. 709)“ eine heftige Betonung grüner Farben auf. Und das gerade mit HDTV-Quellen im YUV-Farbmodus, den der Projektor im automatischen Handshake mit der HDMI-Quelle auch noch selbst vorschlägt: Der Viewsonic beachtet hier ärger-licherweise die HDTV-Norm „Rec. 709“ nicht, während er SDTV-Quellen (hier gilt der Farbstandard Rec. 601) annähernd neutral zeigt.

Dass es besser geht, beweist er in der aus Projektorsicht simplen Zuspielung im HDMI-Farb-modus „RGB“: Jetzt liefern sowohl das beste Preset „Standard“ als auch der etwas dunklere Modus „Film (Rec. 709)“ ordentliche Farben (siehe Kasten „Probleme mit HDMI-Farbmodi“). Da sich der Farbmodus „RGB“ im Setup der meisten HDMI-Quellen einstellen lässt, haben wir Gnade vor Recht ergehen lassen und beim Test die besseren Ergebnisse im RGB-Modus berücksichtigt.

Fast alles ausgegraut: Die vier Bildfunktionen für Farbe, Farbton sowie Bildschärfe und Rauschen sind bei HDMI-Quellen leider ausgegraut und ohne Funktion. Farben lassen sich deshalb nur umständlich mit den 18 Reglern des Farbmanagements justieren.

Fast alles ausgegraut: Die vier Bildfunktionen für Farbe, Farbton sowie Bildschärfe und Rauschen sind bei HDMI-Quellen leider ausgegraut und ohne Funktion. Farben lassen sich deshalb nur umständlich mit den 18 Reglern des Farbmanagements justieren.

Im Vergleich zum farbschwachen Bruder PJD 7830 HDL gelingt eine ähnlich helle Projektion (1.292 statt 1.444 Lumen), nun aber leuchten auch die Farben satt und natürlich. Der Im-Bild-Kontrast des Viewsonic Pro 7827 HD erreicht mit 650:1 (EBU) beziehungsweise 300:1 (ANSI) ordentliche Werte. In den sommerlichen Strandszenen auf den Bahamas aus „Casino Royale“ erscheinen grüne und türkise Nuancen im Meer ebenso wie Haut-töne von Daniel Craig ausgewogen – genau so, wie es sich für einen Heimkino-Projektor gehört. Nur in der düsteren Montenegro-Szene wirken Farben etwas fahl und ausgewaschen, denn der native Ein-Aus-Kontrast des DLPs ist auf magere 1.400:1 begrenzt.

Flexibler Alleskönner: Der zweite HDMI-Eingang unterstützt den MHL-Standard. Vorne versteckt sich im Gerät sogar ein dritter HDMI-Port inklusive USB-Stromversorgung für den optionalen WLAN-Dongle. Eine der Miniklinken-Buchsen kann sogar für ein Mikrofon mit Pegelfunktion konfiguriert werden – ideal für mobile Einsätze und Veranstaltungen.

Flexibler Alleskönner: Der zweite HDMI-Eingang unterstützt den MHL-Standard. Vorne versteckt sich im Gerät sogar ein dritter HDMI-Port inklusive USB-Stromversorgung für den optionalen WLAN-Dongle. Eine der Miniklinken-Buchsen kann sogar für ein Mikrofon mit Pegelfunktion konfiguriert werden – ideal für mobile Einsätze und Veranstaltungen.

Spielt man dem Viewsonic HD-Signale gemäß BT.709-Standard zu, produzieren beide Varianten (YCbCr 4:4:4 und YCbCr 4:2:2) grelle Grüntöne sowie überzogen helles Cyan. Da globale Regler für Farbsättigung und Farbton fehlen, kann man auch nicht schnell gegensteuern. Zum Glück lassen sich die meisten HDMI-Quellen auf den Farbmodus „RGB“ umstellen, was das Problem beseitigt (siehe Grafiken unten). Doch leider besteht diese Möglichkeit nicht bei jeder HDMI-Quelle und im häufig voreingestellten Auto-Betrieb einigen sich Quelle und Projektor auf den YUV-Farbmodus.

Im Preset „Film (Rec. 709)“ sind die Abweichungen sogar höher als in „Standard“. Mit SDTV-Signalen (Rec. 601) gilt ähnliches, allerdings fallen die Delta-E-Fehler deutlich schäwcher aus. Die geringsten Farbfehler (SDTV und HDTV) zeigt der Viewsonic schließlich mit HDMI-Quellen im RGB-Farbmodus. Ausgereifte DLP-Projektoren kennen das Problem nicht und beachten alle Farbnormen – etwa der 1.300 Euro teure Benq W 2000, der in audiovision 3-2016 stattliche 80 Punkte holte. Deshalb hoffen wir beim Viewsonic auf ein baldiges Firmware-Update.

Die besten Farben liefert der DLP-Projektor im etwas helleren Farbmodus „Standard“, der mit der Einstellung „Brilliantcolor 4“ verknüpft ist. Der Modus „Film (Rec 709)“ ist ein wenig dunkler (Brilliantcolor 1), liefert aber kaum besseren Farben, sondern etwas neutralere Graustufen. Die beste Bildqualität und die höchsten Helligkeits- und Kontrastwerte ergeben sich schließlich, wenn man den Farbmodus „Standard“ mit dem Farbtemperaturmodus „Neutral“ kombiniert (siehe auch „Ideale Einstellungen“ oben).

Heftiger YUV-Farbfehler: Die heute üblichen HDTV-Quellen im Farbmodus YUV zeigt der Viewsonic auch im neuen Bildmodus „Film (Rec. 709)“ mit überzogenen grünen Farben.

Heftiger YUV-Farbfehler: Die heute üblichen HDTV-Quellen im Farbmodus YUV zeigt der Viewsonic auch im neuen Bildmodus „Film (Rec. 709)“ mit überzogenen grünen Farben.

Deutlich besser: Stellt man die HDTV-Quelle auf den Farbmodus „RGB“, liefern sowohl der Bildmodus „Standard“ als auch das etwas dunklere Preset „Film (Rec.709)“ weit besser balancierte Farben.

Deutlich besser: Stellt man die HDTV-Quelle auf den Farbmodus „RGB“, liefern sowohl der Bildmodus „Standard“ als auch das etwas dunklere Preset „Film (Rec.709)“ weit besser balancierte Farben.

Schärfe & Videoverarbeitung

Die Schwarz-Weiß-Sequenz zu Beginn des James-Bond-Streifens wirkt insgesamt plakativ scharf und Details wie das Filmrauschen feinkörnig. Einige Regenbogenblitzer sind an hellen Konturen erkennbar, sie fallen aber schwächer aus als beim Infocus SP 1080 (Test ab Seite 56). Im Gegensatz zum blassen Vorgänger Viewsonic PJD 7830 HDL senkt sich im animierten Intro der Vorhang in sattem Blutrot über die Leinwand. Die Rouletteräder drehen sich jedoch nicht korrekt im 24p-Modus, sondern laufen mit 60 Hertz und sichtbarem 3:2-Pulldown-Ruckeln. Das müsste nicht sein, denn mit 3D-Filmstreifen wechselt der Viewsonic auf eine bessere 24p-Darstellung im flackerfreien 144-Hertz-Modus. Schade ist, dass man weder Sättigung, Farbton noch Schärfe global nachregeln kann. Zudem sehen Sportfans schnelle Motive etwas stärker verwischt als mit guten Drei-Chip-Projektoren. ur

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AuVi_AWARD-Preistipp

Der Testbericht Viewsonic Pro7827HD (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 880 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 gut

Kann die HDTV-Quelle auf den RGB-Farbmodus eingestellt werden, zeigt der Viewsonic Pro 7827 HD helle, scharfe sowie farbenprächtige Bilder. Schwächen beim Schwarzwert und in der Bewegungsdarstellung sind zu diesem Preis verschmerzbar, die YUV-Farbfehler bleiben aber ein Ärgernis.

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