InFocus SP1080 (Test)

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Es ist ein Weilchen her, da lobten wir den 850 Euro teuren InFocus IN 8606 HD für seine gute Detailschärfe und konnten ihm zumindest ordentliche Farben bescheinigen (60 Punkte beim Test in audiovision 2-2014). Pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft präsentierte der amerikanische Hersteller dann den SP 1080 zum Tiefpreis von 599 Euro. Laut Datenblatt ist das Modell 3.500 Lumen hell und übertrifft mit einer Kontrastangabe von 25.000:1 sogar die teureren, hauseigenen Projektoren aus der Präsentations- respektive Business-Sparte. Schnäppchenjäger und DLP-Fans dürfen gespannt sein, was wir in unserem Testlabor herausgefunden haben.

Ausstattung und Praxis

InFocus-SP1080_ProConNatürlich ist es bei dem Preis nicht verwunderlich, wenn der Rotstift kräftig zuschlägt. So verzichtet der SP 1080 im Gegensatz zum IN 8606 HD sowohl auf analoge Videoschnittstellen als auch auf einen zweiten HDMI-Eingang. Zudem fällt der Zoom-faktor des Objektivs kleiner aus (1,22- statt 1,5-fach). Das sollte aber ebenso wie die fehlende Lens-Shift-Funktion keine echte Hürde bei der Installation bedeuten. Das schnörkellose Design des kleinen DLPs gefällt uns sogar besser als das des Vorgängers und der Lüfter läuft nicht nur leiser, sondern auch tonal unauffälliger (31,2 dB bzw. 28,3 dB im Eco-Modus).

Allerdings ist mehr Konzentration nötig, um den richtigen Schärfepunkt zu finden: In Telestellung leidet der Detailkontrast bereits leicht und im Weitwinkel fokussieren die oberen Bildecken nicht perfekt. Bei Cinemascope-Filmen mit schwarzen Letterbox-Streifen erkennt man aber keinen großen Unterschied zu Top-Projektoren. Und im Vergleich zur LCD-Konkurrenz erfreut das weniger stark gerasterte, filmisch fein wirkende DLP-Bild.

Handlich: Die großen Tasten der unbeleuchteten Fernbedienung lassen sich auch im Dunkeln recht gut ablesen. Vermisst haben wir aber Direkttasten für wichtige Bildfunktionen.

Handlich: Die großen Tasten der unbeleuchteten Fernbedienung lassen sich auch im Dunkeln recht gut ablesen. Vermisst haben wir aber Direkttasten für wichtige Bildfunktionen.

Der Vorgänger IN 8606 HD konnte 21:9-Streifen mittels digitalem Lens-Shift um 100 Pixel in Richtung der Maskierung verschieben; beim SP 1080 geht das nicht mehr, denn die H/V-Regler passen nur noch in Kombination mit der digitalen Zoom-Funktion die Lage des vergrößerten Detailausschnitts an. Komfortabel und praktisch im mobilen Einsatz ist die digitale Trapezfunktion, die manuell oder automatisch per Gyrosensor erfolgt. Jedoch vermissen wir wichtige Bildjustagen wie ein Farbmanagement oder globale Regler für Farbsättigung und Farbton für HDMI, die nur selten verfügbar sind (siehe Kasten). Nicht erwarten können wir zu diesem Preis Extras wie eine Bewegungsglättung für Kinofilme oder eine Dynamic-Black-Schaltung. Mit einer videooptimierten Farbrad-Technik und einem guten DLP-Kontrast wäre das in der Einsteigerklasse auch entbehrlich beziehungsweise verschmerzbar, doch schon auf den ersten Blick entdecken wir Regenbogen-Effekte und störendes Restlicht in schwarzen Bildern.

Seitlich gibt ein winziger Ein-Zoll-Lautsprecher HDMI-Ton wieder oder spielt zum VGA-Bild die Signale zweier analoger Tonquellen. Klanglich ist das eher als Notlösung zu betrachten. Dagegen kann der analoge Miniklinken-Ausgang des Infocus im Heimkino nützlich sein: Er versorgt einen Verstärker synchron mit analogem Stereoton von HDMI-Quellen wie einer digitalen Fotokamera mit HDMI-Ausgang.

Besser als die unhandliche Scheckkarten-Fernbedienung des Vorgängers IN 8606 HD gefällt uns der neue Infrarot-Signalgeber des SP 1080: Seine Tasten sind zwar unbeleuchtet, tragen aber eindeutige Symbole und greifen direkt auf die Quellen sowie wichtige Tonfunktionen zu. Doch leider sind die meisten Bildregler nur via Menü erreichbar.

Licht und Farbe

Während der Vorgänger im Preset „Film“ noch geringe Farbabweichungen lieferte (durchschnittliche Delta-E-Werte von 4,7 und 4,6), leistet sich der SP 1080 auch im einzig brauchbaren Bildmodus „Video“ größere Fehler (7,1 und 6,9). Zudem weichen die Resultate in den Farbmodi RGB und YUV vonein-ander ab: Mit einer (erzwungenen) YUV-Darstellung bringt der Wechsel des Farbraum-Menüs von „Automatisch“ auf „REC709“ eine leichte Verbesserung, mit RGB-Signalen produziert der Modus hingegen Falschfarben.

InFocus-SP1080_Ideal

Die gemessenen Helligkeitswerte von 947 beziehungsweise 761 Lumen im Eco-Modus beziehen sich auf das beste Preset „Video“, das ab Werk jedoch zu düstere Farben und zu helles Weiß einstellt. Zum Gegensteuern muss im erweiterten Bildmenü die Weißintensität von 60 zumindest auf 20 reduziert werden (siehe „Ideale Einstellungen“). Dann aber bleiben nur noch 677 respektive 544 Lumen im Eco-Modus übrig, der zudem Rot aufgrund des schlechteren Lampenspektrums dunkler als bei voller Leistung zeigt. Der Farbraum ist bei Rot erweitert (wirkt eher tief und satt) und zu Grün hin spürbar eingeschränkt (wirkt eher flau und hell); Cyan driftet in Richtung Grün, Magenta nach Blau. Mangels Farbmanagement können Bildtüftler nur im RGB-Menü an der etwas kühlen Farbtemperatur von Weiß (7.350 Kelvin) schrauben.

Flexible Zoom-Funktion: Hier lassen sich Inhalte vergrößern oder verkleinern und der Bildausschnitt horizontal wie vertikal verschieben. Eine elektronische Verschiebung des ganzen Bilds ist aber nicht möglich.

Flexible Zoom-Funktion: Hier lassen sich Inhalte vergrößern oder verkleinern und der Bildausschnitt
horizontal wie vertikal verschieben. Eine elektronische Verschiebung des ganzen Bilds ist aber nicht möglich.

Die Im-Bild-Kontraste fallen mit 420:1 (EBU) und 270:1 (ANSI) bescheiden aus – kein Wunder bei einem nativen Ein-Aus-Verhältnis von 700:1. Deshalb verliert der SP 1080 im Vergleich zum IN 8606 HD wichtige Punkte, was am Ende leider die Gesamtnnote „Ausreichend“ nach sich zieht.

Übersichtliche Anschlüsse mit Tonfunktion: Der Infocus wechselt nur zwischen einer HDMI- und VGA-Quelle. Praktisch sind der integrierte Lautsprecher und die Tonausgabe über Miniklinke. Sie reicht nicht nur zwei analoge Tonquellen weiter, sondern gibt auch digitalen HDMI-Ton (2.0) an einen Stereoverstärker aus.

Übersichtliche Anschlüsse mit Tonfunktion: Der Infocus wechselt nur zwischen einer HDMI- und VGA-Quelle. Praktisch sind der integrierte Lautsprecher und die Tonausgabe über Miniklinke. Sie reicht nicht nur zwei analoge Tonquellen weiter, sondern gibt auch digitalen HDMI-Ton (2.0) an einen Stereoverstärker aus.

Eigentlich sollte sich der Infocus SP 1080 mit den meisten HDMI-Quellen auf den üblichen YUV-Farbmodus einigen. Dann würden auch globale Farbregler für Farbsättigung und Farbton zur Verfügung stehen. Letztere sind mit RGB-Quellen leider ausgegraut und ohne Funktion, aber zumindest im Farbmodus YUV vorhanden.

Doch leider gibt es einen Haken: Der Projektor sig­nalisiert der HDMI-Quelle offenbar nicht, dass er den Farbmodus YUV beherrscht. Deshalb geben viele Blu-ray-Player wie der Oppo BDP 105 oder der Sony BDP-S 790 in allen von Hand einstellbaren HDMI-Farbmodi (RGB, YUV 4:4:4, YUV 4:2:2 und Auto) immer RGB-Signale aus, weshalb die Regler für Farbsättigung und Farbton am Ende doch wieder ausgegraut bleiben. Hier sollten die Entwickler nachbessern, denn mit unserem Testbild-Generator lässt sich die YUV-Ausgabe erzwingen und mit etwas Geduld klappt die Umstellung auf den YUV-Modus des Infocus. So zeigte das Gerät zunächst ein Falschfarben-Bild und stellte den korrekten YUV-Farbmodus erst nach einem zusätzlichen Wechsel der Bildauflösung oder der Framerate ein. In diesem Modus liefert auch der Farbraum „REC709“ etwas bessere Ergebnisse als das Preset „Autom.“.

Noch schmerzlicher vermissen wir ein komplettes Farbmanagement. Das würde Tüftlern bei der Korrektur der grünlichen Mischfarbe Cyan sowie der bläulichen Mischfarbe Magenta weiterhelfen.

Meist ausgegraut: Mit einer erzwungenen YUV-Bildausgabe lassen sich Farbsättigung und Farbton regeln. Leider klappt die Umstellung auf YUV aber mit eingen Blu-ray-Playern nicht; sie bleiben stets im RGB-Modus, dann aber fehlen beide Regler.

Meist ausgegraut: Mit einer erzwungenen YUV-Bildausgabe lassen sich Farbsättigung und Farbton regeln. Leider klappt die Umstellung auf YUV aber mit eingen Blu-ray-Playern nicht; sie bleiben stets im RGB-Modus, dann aber fehlen beide Regler.

Schärfe & Videoverarbeitung

Zugelegt hat hingegen die Qualität der Vollbildwandlung, die flimmernde Kinostreifen bei 576i- wie 1080i-Zuspielung verhindert. Die 24p-Darstellung klappt mit 3D- wie 2D-Filmen problemlos. Die Details des Schwarz-Weiß-Intros von „Casino Royale“ wie das rauschende Filmkorn werden klar aufgelöst, wobei der Schärferegler wenig an der Darstellung ändert. Irritationen entstehen jedoch durch gelblich eingefärbte Spitzlichter sowie starke Regenbogen-Blitzer. Der animierte Vorspann beeindruckt auf den ersten Blick durch sattes Rot, das aber zu dunkel ausfällt. Diverse Farben bei hellem Tageslicht im Meer und vor dem Hotel wirken ungenau, weil Farbton und Helligkeitswerte abweichen. Dagegen decken die fahlgrauen Farben in der Montenegro-Szene den schwachen nativen Bildkontrast auf; helle und dynamikreiche Szenen gelingen besser. Nichtsdestotrotz sehen kritische Augen bei schnellen Schwenks an Konturen DLP-bedingte Säume in den Farben Blau, Magenta oder Grün. ur

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InFocus-SP1080_Wertung

Der Testbericht InFocus SP1080 (Gesamtwertung: 56, Preis/UVP: 600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

56 ausreichend

Der InFocus SP 1080 kostet wenig und liefert eine recht helle, aber leider nicht farbechte Projektion. Bessere Presets sollten auch in der Einsteigerklasse möglich sein, ebenso wie komplette Farbjustagen. Für einen weniger stark abgespeckten Projektor würden Heimkino-Fans auch etwas mehr zahlen.

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