Onkyo TX-RZ710 (Test)

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Mit dem 950 Euro teuren TX-RZ710 stellt Onkyo den Receivern TX-RZ810 (1.300 Euro) und TX-RZ900 (1.600 Euro) ein günstigeres Modell zur Seite. Bereits optisch unterscheidet sich der Neuling von den Brüdern und orientiert sich eher an den aktuellen TX-NR-Modellen. Doch wie sieht es unter der Haube aus?

Nahe Verwandtschaft

Onkyo_TX-RZ710_ProConBautechnisch offenbart der Blick unter den Deckel nur geringe Unterschiede zum TX-RZ810 (Test in Ausgabe 7-2016): Der Trafo und das Platinen-Layout sehen sich ähnlich, auch der leise Lüfter rotiert über den diskreten Endstufen. Die Elkos fallen mit 10.000 statt 15.000 Mikrofarad jedoch etwas schwächer aus. Der Blick auf die Rückseite legt einen Zwitter aus TX-RZ810 und TX-NR656 nahe. Zu Letzterem sind alle Anschlüsse identisch, vom TX-RZ810 erbte der TX-RZ710 die RS232-Buchse, den Infrarot-Eingang sowie den Trigger-Ausgang. Damit zählt der kleinste RZ-Sprößling auch nur neun statt elf Paar Boxenterminals, so dass man sich bei der Verkabelung für Back-Surround- oder Höhen-boxen entscheiden muss. Wie seine Brüder ist der TX-RZ710 auf 7.2- bzw. 5.2.2-Boxensetups beschränkt; Pre-outs für größere Konfigurationen fehlen dem 7-Kanal-Receiver. Freie Endstufen kann man für das Bi-Amping der Hauptlautsprecher oder die Beschallung einer zweiten Hörzone nutzen; für letztere gibt es auch Pre-outs. Einen dritten Hörraum versorgt der TX-RZ710 nicht.

Der rudimentäre 4K-Scaler rechnet ausschließlich 1080p-Signale auf UHD-Auflösung hoch.

Der rudimentäre 4K-Scaler rechnet ausschließlich 1080p-Signale auf UHD-Auflösung hoch.

Ausstattung & Praxis

Bereits ab Werk ist Dolby Atmos integriert, DTS:X soll via Firmware-Update nachgerüstet werden. Gleiches gilt für die kostenpflichtigen Musik-dienste „Tidal“ und „Deezer“, sowie das Streaming mit „Google Cast“ und Onkyos neuem System „Fire Connect“, welches das autarke Musik-Streaming analoger wie digitaler Tonquellen an Drahtlos-Lautsprecher im ganzen Haus ermöglichen soll. „FireConnect“-kompatible Lautsprecher will Onkyo ebenfalls nachreichen.

Eine für alle: Die handliche und übersichtliche Fernbedienung RC-911R kommt auch bei den anderen Onkyo-Modellen des Baujahrs 2016 zum Einsatz. Gut gefallen uns die großen und frei positionierten Volume-Tasten, die vier winzigen Menü-Tasten um die Kreuzwippe fallen für unseren Geschmack dagegen etwas fummelig aus.

Eine für alle: Die handliche und übersichtliche Fernbedienung RC-911R kommt auch bei den anderen Onkyo-Modellen des Baujahrs 2016 zum Einsatz. Gut gefallen uns die großen und frei positionierten Volume-Tasten, die vier winzigen Menü-Tasten um die Kreuzwippe fallen für unseren Geschmack dagegen etwas fummelig aus.

Mit auf den Weg gaben die Japaner dem RZ710 auch die THX-Select2-Plus-Zertifizierung, die genug Power für mittelgroße Räume (Hörabstände bis vier Meter) garantiert und durch ein passgenaues Absenken der mittleren und hohen Frequenzen für einen runden Klang bei Filmton sorgt. Besseren Sound in akustisch nicht optimalen Heimkinos möchte auch Onkyos Einmess-Automatik AccuEQ erzeugen, die mit „Accu-Reflex“ erweitert wurde: Die Schaltung soll die Phase von Aufsatzboxen für Dolby Atmos an die restlichen Lautsprecher angleichen und so eine bessere Klangharmonie gewährleisten; das zeitgleiche Auftreffen aller Tonsignale am Hörplatz soll die Präzision der Wiedergabe verbessern.

Im „Kurzmenü“, aufrufbar über die Q-Taste der Fernbedienung, lässt sich u.a die „Late Night“-Option aktivieren.

Im „Kurzmenü“, aufrufbar über die Q-Taste der Fernbedienung, lässt sich u.a die „Late Night“-Option aktivieren.

Das klangliche Feintuning gelingt dank des überarbeiteten und übersichtlichen Menüs komfortabel. Die Pegel-einstellung klappt mit Schritten von 0,5 Dezibel präzise, die Konfiguration der Boxen-abstände mit 3-Zentimeter-Schritten geriet aber zu großmaschig; 1-Zentimeter-Schritte wären besser. Die Crossover-Frequenzen lassen sich für jede Kanalgruppe individuell zwischen 40 und 200 Hertz einstellen; die beiden Cinch-Ausgänge des Subwoofer-Kanals kann man nicht getrennt regeln.

Gelungen finden wir den manuellen Equalizer, der sich entgegen den Modellen von Denon und Marantz auch zusätzlich zur Einmess-Automatik aktivieren lässt und für alle Kanalpaare mit Ausnahme des Subwoofers stolze 15 Frequenzbänder bereitstellt, von denen sich immerhin neun gleichzeitig nutzen lassen. Der Subwoofer-Kanal regelt großzügig mit fünf Einstellbändern zwischen 25 und 160 Hertz. Über die „Q“-Taste der Fernbedienung gelangt man ins Schnellmenü, das sich über das laufende Bild legt. Dort findet man die wichtigsten Audioeinstellungen, darunter die Klangprogramme, die Lip-Sync-Funktion, die Aktivierung der AccuEQ-Einmessung und des Equalizers, die Late- Night-Schaltung, den Music-Optimizer und die Re-EQ-Schaltung zur sanften Höhenabsenkung.

Das Web-Interface beschränkt sich auf wenige Funktionen wie Firmware-Updates, Eingabe des AirPlay-Passworts oder das Netzwerk-Setup (nicht im Bild).

Das Web-Interface beschränkt sich auf wenige Funktionen wie Firmware-Updates, Eingabe des AirPlay-Passworts oder das Netzwerk-Setup (nicht im Bild).

Neben dem schnell agierenden Onscreen-Menü kann zur Steuerung auch Onkyos „Remote“-App für Smartphones und Co. benutzt werden. Zusätzlich zum mit neuen Grafiken und größeren Überschriften aufgehübschten Menü-Design hat Onkyo die Fernbedienung überarbeitet, die nun auf einen Ziffernblock verzichtet und die Volume-Tasten frei positioniert. Besonders im Dunkeln ist sie daher besser zu bedienen als das Vorgänger-modell.

Mit seinen sieben integrierten Endstufen befeuert der TX-RZ710 standardmäßig ein 7.2- oder ein 5.2.2-Boxen-­Setup. Mit neun vorhandenen Lautsprecherklemmen können zusätzlich zu zwei Boxen in einer weiteren Hörzone entweder zwei Höhen- oder zwei Back-Surround-Boxen gleichzeitig verkabelt werden; mehr als 5.2.2- oder 7.2-Konfigurationen akzeptiert der Onkyo aufgrund fehlender Vorverstärkerausgänge nicht und tut es damit seinen beiden großen Brüdern gleich. Wer zwei oder vier Höhenkanäle zusätzlich zum 7.2-Setup fahren möchte, muss bei Onkyo derzeit zu den größeren, doch technisch inzwischen veralteten Modellen TX-NR1030 (Test in 3-2015) oder TX-NR3030 (Test in 11-2014) greifen.

Die Boxenkonfiguration des TX-RZ710 bietet maximal ein 5.2.2-Setup mit zwei Höhenboxen bzw. ein 7.2-Setup mit zwei Back-Surroundboxen.

Die Boxenkonfiguration des TX-RZ710 bietet maximal ein 5.2.2-Setup mit zwei Höhenboxen bzw. ein 7.2-Setup mit zwei Back-Surroundboxen.

Höhenboxen für Dolby-Atmos-Sound lassen sich an der Decke vorn, mittig und hinten platzieren, Aufsatzboxen auf den Front- und Surround-Boxen (Bild).

Höhenboxen für Dolby-Atmos-Sound lassen sich an der Decke vorn, mittig und hinten platzieren, Aufsatzboxen auf den Front- und Surround-Boxen (Bild).

Video und Multimedia

Inzwischen zum Standard gehört die volle 4K/60p-Funktionaliät samt HDR und HDCP 2.2, die der TX-RZ710 an den beiden HDMI-Ausgängen sowie an drei der acht HDMI-Eingänge bereitstellt. Neu ist der rudimentäre Video-Scaler, der – gut versteckt im Basismenü unter „TV-Ausgang /OSD“ – ausschließlich 1080p-Videos auf 4K-Auflösung hochrechnet; eingehende analoge FBAS- und YPbPr-576i-Signale werden dagegen nur in ein HDMI-Signal gleicher Auflösung konvertiert. Die dreistufige „Super Auflösung“ zum Aufpäppeln der Feinzeichnung von Blu-ray-Bildern lässt sich nur bei aktiviertem Up-scaler anschalten. Das automatisch und manuell einstellbare Lip-Sync-Delay verfügt über einen großen Regelbereich von -100 bis +500 Millisekunden.

Auf Audioseite offeriert der TX-RZ710 mit USB, Bluetooth, AirPlay, WLAN und Ethernet alle wichtigen Audiostreaming-Optio-nen via Smartphone oder Netzwerk. Internet-Radio stellt der Receiver über TuneIn zur Verfügung. Aktuell ist auch der Streaming-Dienst Spotify an Bord, die Bezahl-dienste Tidal und Deezer sollen per Firmware-Update folgen. Die USB-Schnittstelle liest die gängigen Audio-Formate.

Gelungen ist die kostenlose „Remote“-App von Onkyo, über die sich der Receiver vollständig bedienen lässt. Auf das Onscreen-Menü des TX-RZ710 lässt sich bei der App-Steuerung aber nicht immer verzichten.

Gelungen ist die kostenlose „Remote“-App von Onkyo, über die sich der Receiver vollständig bedienen lässt. Auf das Onscreen-Menü des TX-RZ710 lässt sich bei der App-Steuerung aber nicht immer verzichten.

Tonqualität Surround

Bei der Leistungsmessung konnte der TX-RZ710 erwartungsgemäß nicht ganz an die ausgezeichneten Werte des teureren TX-RZ810 anknüpfen, dennoch reicht die Power auch für große Heimkinos locker aus. So stemmte er an sieben Kanälen und 6-Ohm-Last 77 Watt, im Stereo-Modus kletterte die Leistung sogar auf üppige 190 Watt (4 Ohm). Die Energie-Effizienz im Betrieb mit durchschnittlich 310 Watt fällt etwas höher aus als beim TX-RZ810 (330 Watt). 

Die Innenaufnahme des Onkyo TX-RZ710 offenbart einen ähnlichen Aufbau wie beim TX-RZ810: Die beiden Elkos (Mitte) fallen allerdings etwas kleiner aus, auch fehlt die Blechwand als Abschluss der Frontplatine. Der durchdachte Aufbau trennt alle Funktionsgruppen und macht einen soliden Eindruck.

Die Innenaufnahme des Onkyo TX-RZ710 offenbart einen ähnlichen Aufbau wie beim TX-RZ810: Die beiden Elkos (Mitte) fallen allerdings etwas kleiner aus, auch fehlt die Blechwand als Abschluss der
Frontplatine. Der durchdachte Aufbau trennt alle Funktionsgruppen und macht einen soliden Eindruck.

Mit Joe Bonamassas Konzert in der Radio City Music Hall legte der Onkyo im Hörtest entsprechend dynamisch und kraftvoll los, ließ Gitarren-Saiten authentisch atmen und hievte den 5.1-Mix mit großer Räumlichkeit und viel Live-Flair in den Hörraum. An den Ergebnissen der Einmessung gab es wenig zu meckern, lediglich unseren halb-großen und frei stehenden Center setzt AccuEQ auf zu hohe 100 Hertz. Die ermittelte EQ-Klangkurve hob nur minimal den Hochtonbereich für etwas mehr Durchzeichnung an. Dolbys „Amaze“-Trailer mit Atmos-Ton platzierte der TX-RZ710 in Folge schön groß und dabei lückenlos in unseren Hörraum, Effekte schallten greifbar um uns herum  und auch glaubwürdig von oben. Nur den arg drückenden Subwoofer mussten wir gut zehn Dezibel leiser stellen. Dann klang auch die Eröffnungsszene aus „Mad Max: Fury Road“ voluminös, druckvoll und tonal ausgeglichen; die  Stimmen und Effekte nagelte der Onkyo präzise in den akustischen Raum.

Im Stereo-Betrieb tänzelte Michael Jackson bei „Who is it“ leichtfüßig und doch mit Substanz auf den Frontboxen, den ruhigeren Jazz-Klängen von  Christy Baron verlieh der Onkyo die nötige Portion Musikalität, Körperlichkeit und Schmelz. Die „Music Optimizer“-Funktion zur klanglichen Verbesserung stark komprimierter Musik hebt Höhen und Bässe ähnlich einem Loudness-Effekt hörbar an, eine Bereinigung von digitalen Artefakten oder Störgeräuschen erfolgt jedoch nicht. ao

Onyko-TX-RZ710-Front

Onkyo_TX-RZ710_Wertung

Der Testbericht Onkyo TX-RZ710 (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 sehr gut

Onkyos Einsteiger in die RZ-Reihe überzeugt mit gutem Klang, hoher Leistung und einer umfangreichen Ausstattung, die via Firmware-Update noch ausgebaut wird. Die einzige echte Schwäche ist das auf maximal 7.2- respektive 5.2.2-Kanäle beschränkte Boxen-Setup.

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