Onkyo TX-NR656 (Test)

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Wenn es um technische Innovationen geht, spielt Onkyo stets vorne mit. Auch die 2016er-Receiver-Generation zeigt sich in Sachen Zukunftssicherheit auf dem neuesten Stand, gibt sich damit aber nicht zufrieden. Neben der Integration von Dolby Atmos und DTS:X (nach einem Update) verbesserten die Japaner beim TX-NR656 auch die Einmess-Automatik AccuEQ, machten das Videoboard fit für HDR-Inhalte und stellten die Weichen für das neue Drahtlos-Multiroom-System „FireConnect“, das mit einem künftigen Firmware-Update integriert wird. Und das alles bekommt man für gerade mal 650 Euro.

Ausstattung und Technik

Auch das Aussehen des in Schwarz oder Silber erhältlichen Receivers hat sich im Vergleich zum Vorgänger TX-NR646 (Test in 8-2015) verändert und gleicht sich in Teilen den größeren TX-RZ-Modellen (Test in 7-2016 und auf Seite 41) an. So dürften aufmerksamen Lesern der XXL-Lautstärkeregler genauso bekannt vorkommen wie die links unten positionierten Drehregler für „Tone“ und den „Listening Mode“. Reine Zierde ist dagegen die geschwungene Wölbung an der Unterseite. Komplett neu konstruierten die Onkyo-Ingenieure die kompaktere und für unseren Geschmack übersicht-lichere Fernbedienung: Ein Ziffernblock fehlt zwar, dafür sind die großen Volume-Tasten frei positioniert und auch ohne Sichtkontakt leicht zu finden. Ein Update erfuhr auch das Bildschirmmenü, das mit neuen Grafiken und Hintergrundbildern aufgehübscht wurde.

Komplett überarbeitet: Die handliche und übersichtliche Fernbedienung des TX-NR656 wurde neu gestaltet und verzichtet unter anderem auf einen Ziffernblock. Dafür sind die Volume-Tasten frei positioniert. Die vier Menü-Tasten um die Kreuzwippe herum könnten etwas größer sein.

Komplett überarbeitet: Die handliche und übersichtliche Fernbedienung des TX-NR656 wurde neu gestaltet und verzichtet unter anderem auf einen Ziffernblock. Dafür sind die Volume-Tasten frei positioniert. Die vier Menü-Tasten um die Kreuzwippe herum könnten etwas größer sein.

Der TX-NR656 kommt als 7.2-Receiver daher, es lassen sich maximal 7.2- bzw. 5.2.2-Layouts mit zwei Deckenboxen für 3D-Ton verwirklichen; aufgrund fehlender Pre-outs bleibt Mehrkanal-Sound auf neun Kanäle beschränkt. Freie Endstufen können für Zonen-Lautsprecher oder das Bi-Amping verwendet werden. Dem Rotstift fiel, verglichen mit dem Vorgängermodell, ein FBAS-Eingang sowie die Remote-Control-Buchse zum Opfer; einer der ehemals sieben Cinch-Eingänge wanderte in Form einer 3,5-mm-Klinke auf die Front. 

Boxen-Layout: Es sind 7.2- bzw. 5.2.2-Setups möglich, Dolby Speaker kann man vorn oder hinten platzieren.

Boxen-Layout: Es sind 7.2- bzw. 5.2.2-Setups möglich, Dolby Speaker kann man vorn oder hinten platzieren.

Der manuelle Equalizer besitzt 15 Bänder, von denen sich aber nur neun gleichzeitig aktivieren lassen.

Der manuelle Equalizer besitzt 15 Bänder, von denen sich aber nur neun gleichzeitig aktivieren lassen.

Onkyos Einmess-Automatik AccuEQ beschränkt sich immer noch auf einen Messpunkt und liefert auch nur eine entzerrte EQ-Zielkurve. Neu ist dafür die „Accu-Reflex“-Phasenkalibrierung für  Aufsatz-boxen (siehe Kasten „Eine Frage der Phase“). Mit dem zusätzlich zur Einmessung aktivierbaren Equalizer kann man den Klang feintunen, von den 15 Bändern (25 Hz bis 16 Khz) lassen sich neun gleichzeitig aktivieren – beim TX-NR646 waren es nur fünf. Eine Seltenheit ist der 5-Band-Grafik-EQ für den Subwoofer, die individuelle Konfiguration beider anschließbarer Krawallmacher ist aber nicht möglich. Die „Phase Matching Bass“-Funktion des Vorgängers konnten wir nicht auffinden – kein Beinbruch, dickte diese den Klang für unseren Geschmack doch ein.

Bei der Boxenkonfiguration fallen uns die 3-Zentimeter-Schritte als Distanzwerte sowie die 1-dB-Schritte bei der Pegeljustage zu groß aus – optimal wären 1 Zentimeter bzw. 0,5 Dezibel.

Video und Multimedia

Das Videoboard des TX-NR656 verarbeitet 4K/60p-Signale samt 4:4:4-Farbabtastung und HDR, den HDCP-2.2-Kopierschutz akzeptieren aber nur drei der acht HDMI-Eingänge. Der Video-Scaler rechnet lediglich 1080p-Videos auf 4K-Auflösung hoch, eingehende analoge FBAS- und YPbPr-576i-Signale werden in ein HDMI-Signal gleicher Auflösung konvertiert. Die Feinzeichnung von auf 4K-skalierten Blu-ray-Bildern lässt sich mit der dreistufigen „Super Auflösung“ etwas aufpäppeln. Das automatisch und manuell einstellbare Lip-Sync-Delay verfügt über einen großen Regelbereich, der sich von -100 bis +500 Millisekunden erstreckt.

Auf Multimedia-Seite steht neben dem kostenlosen Webradio TuneIn der kostenpflichtige Streaming-Service Spotify zur Verfügung; ein Firmware-Update soll zusätzlich die Dienste Tidal, Deezer und Google Cast bereitstellen. Ebenfalls per Software-Update möchte Onkyo die neue „FireConnect“-Funktion integrieren, welche das Streaming beliebiger Digital- und Analogquellen auf „FireConnect“-kompatible Drahtlos-Lautsprecher ermöglicht. Kontakt zu Musik nimmt der Receiver über AirPlay, Bluetooth und DLNA-Client auf, der Mediaplayer akzeptiert auch Hi-Res-Dateien mit 192 Khz / 24 Bit sowie DSD-Dateien bis 5,6 MHz. Für die D/A-Wandlung ist ein AK4458-Chip von Asahi Kasei zuständig.

Tonqualität Surround

Im Messlabor lieferte der TX-NR656 wie sein Vorgänger solide Leistungen, mit mindestens 74 Watt pro Kanal bei sieben voll ausgelasteten Endstufen und einer Gesamt-Power von knapp 570 Watt (4 Ohm) beschallt der Receiver auch große Heimkinos. Im Standby bei aktivierter HDMI-Durchleitung verbraucht der Onkyo 3,9 Watt – nicht schlecht, sein Vorgänger begnügte sich allerdings mit 2,1 Watt.

Das Einmess-System AccuEQ wird über die „Quick Menü“-Taste der Fernbedienung an- und abgeschaltet.

Das Einmess-System AccuEQ wird über die „Quick Menü“-Taste der Fernbedienung an- und abgeschaltet.

Waren die ersten Gehversuche Onkyos mit ihrem eigenen Raum-Einmess-System „AccuEQ“ noch durchwachsen, so haben die Japaner über die Gerätegenerationen hinweg Stück für Stück nachgebessert und um sinnvolle Funktionen erweitert. Erstmals in einem Onkyo-Receiver kommt nun als Ergänzung zu „AccuEQ“ die brandneue „Accu-Reflex“-Technologie zum Einsatz, welche die Phase von Aufsatzboxen für Dolby Atmos an die restlichen Lautsprecher angleicht und so für eine nahtlose Klangharmonie sorgen soll. Das zeitgleiche Auftreffen aller Tonsignale erhöht die Durchhörbarkeit und Präzision. Hierfür muss man manuell – die Einmess-Automatik ermittelt den Wert nicht automatisch – im Untermenü „Dolby Enabled Speaker“ die Distanz der Top-Firing-Module zur Decke angeben und die „Accu-Reflex“-Funktion aktivieren.

Onkyo-TX-NR656_accureflex

Für homogeneren Klang passt „Accu-Reflex“ die Phase von Aufsatzboxen den restlichen Lautsprechern an.

Auch der TX-NR656 legte im Hörtest mit dem für Onkyo typischen vollmundigen und kräftigen Klangcharakter los, der trotz fein aufgelösten Details auch bei gehobenen Pegeln nicht unangenehm aneckt – Steely Dans „Janie Runaway“ im Mehrkanalmix spielte musikalisch, lebendig und mit der nötigen Portion Druck. Die Einmess-Automatik setzte die Crossover-Frequenz unseres halbgroßen Centers auf etwas zu hohe 100 Hertz, errechnete ansonsten aber stimmige Werte, was in der Vergangenheit nicht immer der Fall war. Die automatisch ermittelte Klangkurve, wahlweise mit oder ohne Frontboxen, brachte etwas mehr Klarheit und Höhe – ohne negative Begleiterscheinungen. Beim Movie-Soundcheck musste der dritte „Tribute von Panem“-Film „Mockingjay Teil 1“ ran, wo die Bombardierung (80:18) mit Atmos-Ton unseren Hörraum erschütterte – hier trug der Bass für unseren Geschmack dann doch etwas dick auf. Die überzeugende Räumlichkeit und üppige Dynamik sorgten für ein authentisches Klangszenario mit hohem Spaßpotenzial.

Gut bestückt für ein Einsteigermodell: Drei der insgesamt acht (einer vorn) HDMI-2.0-Eingänge verstehen den HDCP-2.2-Kopierschutz. Zu sechs analogen Cinch-Buchsen gesellt sich ein Phono-Eingang für den Schallplattenspieler. Die beiden Antennen sollen besten Bluetooth- und WLAN-Empfang garantieren.

Gut bestückt für ein Einsteigermodell: Drei der insgesamt acht (einer vorn) HDMI-2.0-Eingänge verstehen den HDCP-2.2-Kopierschutz. Zu sechs analogen Cinch-Buchsen gesellt sich ein Phono-Eingang für den Schallplattenspieler. Die beiden Antennen sollen besten Bluetooth- und WLAN-Empfang garantieren.

Tonqualität Stereo

Auch bei Zweikanal-Wiedergabe konnte der Onkyo mit seinem kraftvollen und agilen Sound punkten: Kari Bremnes verströmte auf ihrer audiophilen CD „Over En By“ viel Schmelz und Instrumente standen greifbar im Hörraum. Die „Music Optimizer“-Schaltung für komprimierte Kost – wie per Bluetooth zugespielter YouTube-Clips – lässt den Klang ähnlich einer Loudness-Funktion etwas voller, dynamischer und klarer schallen, säubert diesen aber nicht von digitalen Störgeräuschen.

650 Euro: Der in Silber und Schwarz erhältliche Onkyo decodiert Dolby Atmos und per Firmware-Update im Sommer auch DTS:X. Die Front besteht aus Kunststoff, Optik und Anfassgefühl vermitteln trotzdem einen guten Eindruck.

650 Euro: Der in Silber und Schwarz erhältliche Onkyo decodiert Dolby Atmos und per Firmware-Update im Sommer auch DTS:X. Die Front besteht aus Kunststoff, Optik und Anfassgefühl vermitteln trotzdem einen guten Eindruck.

Onkyo_TX-NR656_Wertung

Der Testbericht Onkyo TX-NR656 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 650 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 gut

Mit optimierter Dolby-Atmos-Einmessung, dicker Multimedia-Ausstattung und voller 4K-Kompatibilität ist der Onkyo für 650 Euro ein echtes Schnäppchen. Leider wird DTS:X erst per Firmware-Update nachgereicht.

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