Blu-ray-Test: Die Tribute von Panem – Mockingjay, Teil 2

Sollte dem ein oder anderen IFA-Besucher die Szenerie während der Verfolgung in Kapitel 7 (77:41) irgendwie bekannt vorkommen, verwundert das nicht. Denn hier handelt es sich um die U-Bahn-Station Messedamm, die am Computer allerdings erweitert wurde. Dies und vieles mehr erfährt man im informativen Audiokommentar mit Regisseur Francis Lawrence und Produzentin Nina Jacobson. Auch eine alte NVA-Kaserne im Osten Berlins und der Flughafen Tempelhof standen für die futuristische Panem-Welt Pate. Dem Dreh auf mehreren Kontintenten widmen sich mit „Die Produktion in Atlanta, Paris und Berlin“ und „Die Drehorte in Atlanta, Paris und Berlin“ gleich zwei Featurettes. Der erste Beitrag ist Teil eines zweistündigen Making-ofs, das seinesgleichen sucht.

Ebenso herausragend wie das Bonusmaterial ist die Dolby-Atmos-Tonabmischung. Im Gegensatz zum ersten Mockingjay-Teil gibt es den Decken-Sound jetzt sowohl bei englischer als auch bei deutscher Sprachwahl. So soll es sein!

Der Film kann da nicht mithalten. Zwar führt der letzte Teil des Erfolgsfranchise alle Erzähl-stränge zusammen, viel passieren tut aber nicht – schon gar nicht angesichts einer Laufzeit von 137 Minuten. Entsprechend knapp fällt unsere Inhaltsangabe aus: Nachdem sie zum Gesicht der Rebellion erklärt wurde, führt Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) die Distrikte von Panem in den Kampf gegen das tyrannische System.

Die Verteilung des letzten Panem-Buches auf zwei Filme war vermutlich ökonomischen Gründen geschuldet. So liefert die 160-Millionen-Dollar-Produktion zwar imposante Aufnahmen der apokalyptischen Welt, Spannung und Tempo kommen aber nur während eines klaustrophobischen Gefechts in einem Abwasserkanal auf. Dass man sich dafür bei „Aliens“ bediente, verzeihen wir gerne. av   

Film: Alles in allem gelungenes, aber unnötig langatmiges Finale der vier Filme umfassenden „Tribute von Panem“-Saga.

Bild: Wie schon bei „Mockingjay Teil 1“ sorgen der etwas schwache Kontrast, tiefstes Schwarz und bedeckte Farben für einen tristen Düster-Look. Trotzdem bleiben die Cinemascope-Bilder meist scharf und plastisch, die Detailzeichnung fällt in sehr dunklen Szenen naturgemäß etwas ab. Noch 5 Punkte.

BIld 3D: Die 3D-Konvertierung überzeugt mit hoher Raumtiefe und geschlossener Anmutung. Menschen dürften aber körperhafter aussehen. Außerdem gerieten die dreidimensionalen Bilder in düsteren Szenen viel zu dunkel, so dass in Schattenbereichen bisweilen kaum Details erkennbar sind.

Ton: Der deutsche Dolby-Atmos-Ton liefert Referenz-Sound, der mit brachialem Effektegewitter die Heimkino-Wände zum Wackeln bringt. Ob Explosionen, Schüsse, Maschinenlärm oder die detaillierten Umgebungsgeräusche – stets sitzt man mitten im Geschehen. Die Höhenboxen sorgen für ein noch größeres Klangfeld, direktionale Effekte von oben fehlen aber. Ein Highlight ist zudem der groß und luftig aufspielende Score. Dafür gibt es die Höchstwertung.

Extras: Audiokommentar von Regisseur Francis Lawrence und Produzentin Nina Jacobson, „Der Abschluss einer Saga“ (13:41), „Die visuelle Gestaltung“ (10:23), „Das Schauspiel-Ensemble“ (17:16), „Kostüme, Make-Up und Frisuren“ (14:13), „Die Produktion in Atlanta, Paris und Berlin“ (13:40), „Stunts, Spezialeffekte und Waffen“ (18:51), „Die Postproduktion“ (29:57), „Reflexionen“ (23:31), „Eine fotografische Reise“ (10:16), „Willkommen zu den 76. Hunger-Spielen: Die Drehorte in Atlanta, Paris und Berlin“ (13:56), „Cinnas Zeichenbuch: Die Geheimnisse der Mockingjay-Rüstung“ (9:21), „Die Tribute von Panem: Die Ausstellung“ (1:56), „Auf eigene Faust: Der Cast“ (8:31), „Die Erschaffung von Tigris“ (11:21), „Untergrund Terror: Kampf mit den Echsenmenschen“ (12:35), Trailer; TV Spots.

So haben wir das gern: Dolby-Atmos-Ton gibt es bei deutscher wie englischer Sprachwahl.

Qual der Wahl: Nur wenige Blu-rays verfügen über mehr Extras als das letzte „Panem“-Abenteuer.