BenQ W 2000 (Test)

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Einsteiger-DLPs um 1.000 Euro sind meist per Brilliant-Color-Schaltung auf Helligkeit getrimmt; das bezahlen sie oft mit schwachen Farben. Nun will Benq mit „Cinematic Color“ den rund 1.300 Euro teuren W 2000 auf korrekte Farben nach HDTV-Standard Rec. 709 trimmen. Darüber hinaus bringt der Projektor mit 3D, vertikalem Lens-Shift sowie MHL-Funktionalität und optionalem Wire-less-FHD-Kit viele weitere Talente mit.

Ausstattung und Praxis

BenQ_W2000_pcAuf den ersten Blick fällt der vergleichsweise große Lüfter auf. Auch wenn das Farbrad bei PAL-Videos (50 Hertz) etwas lauter als bei NTSC- oder 24p-Kinofilmen rotiert, zählt der Benq W 2000 zu den leisen Projektoren und schwillt bei voller Leistung um nur ein Dezibel an. Eine kleine Schiebetür auf der Oberseite versteckt die manuellen Zoom- und Fokusringe der 1,3-fachen Zoomoptik sowie das kleine Rändelrad zur vertikalen Bildverschiebung (Lens-Shift). Das Offset beträgt 105 Prozent plus/minus 2,5 Prozent: Die Bildunterkante kommt also stets oberhalb der optischen Achse zu liegen. Bei mobilen Einsätzen gleicht der Benq per Gyrosensor eine schiefe Unterlage in vertikaler Richtung aus und kompensiert die Trapezverzeichnung vollautomatisch. Seitlich erfolgt die Korrektur manuell.

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Für eine erstaunlich gute Beschallung sorgen zwei in eigenen Resonanzkammern verbaute Lautsprecher. Sie liefern schlanke Bässe, intonieren aber Musik oder Männerstimmen sonor und unverfärbt. Klangtüftler finden fünf Klangmodi und einen Fünf-Band-Equalizer. Hebt man die Bässe bei 100 und 300 Hertz leicht an, überzeugt Benqs „CinemaMaster Audio+“ getaufte Tontechnik. Praktisch: HDMI-Ton und die Signale zweier analoger Quellen können via analoger Miniklinke an Stereoverstärker ausgegeben werden.

Rot hinterleuchtet: Die Tasten der Fernbedienung sind im Dunkeln gut ablesbar. Vermisst haben wir aber Direkttasten für jede Bildquelle sowie globale Farbsättigungsregler für HDMI-Quellen.

Rot hinterleuchtet: Die Tasten der Fernbedienung sind im Dunkeln gut ablesbar. Vermisst haben wir aber Direkttasten für jede Bildquelle sowie globale Farbsättigungsregler für HDMI-Quellen.

Die PIP-Taste der beleuchteten Fernbedienung ist nur Zierde und Direkttasten für die Eingänge fehlen. Stattdessen verzweigt die Input-Taste zu den analogen Quellen, den beiden HDMI-Schnittstellen sowie einem dritten HDMI-MHL-Eingang. Er versteckt sich zusammen mit einer Mini-USB-Stromversorgung unter dem oberen Gehäusedeckel. Hier lässt sich beispielsweise ein WLAN-FHD-Empfänger oder (über einen Adapter) ein MHL-Dongle von Benq anschließen. Mit dem optionalen Wireless-FHD-Kit (UVP 399 Euro) können dank vier Antennen selbst hochaufgelöste 3D-Videos aus bis zu 30 Metern in Echtzeit an den Benq gesendet werden. Die dazu benötigte 3D-Brille kostet 59 Euro extra.

Alles da: Anschlüsse für zwei HDMI-Quellen und komplette analoge Eingänge außer S-Video findet man heute selten. Unter dem Gehäusedeckel des Benq W 2000 versteckt sich ein dritter HDMI-Port für WLAN- oder MHL-Optionen.

Alles da: Anschlüsse für zwei HDMI-Quellen und komplette analoge Eingänge außer S-Video findet man heute selten. Unter dem Gehäusedeckel des Benq W 2000 versteckt sich ein dritter HDMI-Port für WLAN- oder MHL-Optionen.

Licht und Farbe

Aus dem Stand heraus begeistert der W 2000 im Preset „Cinema (Rec. 709)“ mit ausgezeichneten Farben. Nur Rot ist minimal in Richtung Orange verschoben. In dieser Form holt der preiswerte DLP-Projektor volle Punkte für seine akkuraten Farben und verliert nur einen Zähler für das minimal grünlich wirkende Weiß. Auch die Helligkeit von 1.172 Lumen respektive 741 Lumen im Eco-Modus sichert ihm Bestnoten. Kaum schwächere Farben zeigt er in den noch helleren Bildmodi „Game“, „User“ oder „Vivid“ (siehe Kasten „Die Bildmodi im Vergleich“).

Feineinstellungen für RGB-Werte, Gamma sowie Farbtemperatur und Farbmanagement komplettieren die Bildregler des Benq. Es fehlen aber globale Regler für Sättigung und Farbton via HDMI. Dafür vermeidet das Gerät Farbdecodierungs-fehler mit allen HDMI-Farbmodi (YCbCr 4:2:2, YCbCr 4:4:4, RGB 4:4:4). Nicht meckern können wir auch über den guten Im-Bild-Kontrast, der zwischen 970:1 (EBU-Testbild) und 550:1 (ANSI-Schachbrett) variiert. Der native Bildkontrast liegt bei 1.650:1, in den helleren Bildmodi mit aktiver Brilliant-Color-Schaltung bei 2.200:1. Kritikwürdig sind nur leichte blaugrüne Aufhellungen in den Bildecken.

Nur wenige DLP-Projektoren dieser Preisklasse bieten so gut vorjustierte Farben. Die liefert der Benq W 2000 aus dem Stand heraus im Preset „Cinema (Rec. 709)“ – ohne Brilliant-Color-Schaltung (siehe Grafik). Kritikwürdig ist nur das etwas blasse und in Richtung Orange verschobene Rot. Das macht sich vor allem in der Lampensparstufe bemerkbar, die mit einem etwas schwächeren Rot-Spektrum einhergeht.

Doch auch die anderen Bildmodi des Benq sind interessant. Hier erhöht die aktivierte Brilliant-Color-Schaltung die Lichtausbeute deutlich, wobei nur der mit 1.765 Lumen hellste Bildmodus „Bright“ unbrauchbare Farben liefert. Im 1.590 Lumen hellen Preset „Vivid“ kompensiert der Benq den höheren Weißanteil durch einen bei Rot, Gelb sowie Grün und Blau spürbar erweiterten Farbraum. Die Farben wirken zwar etwas dunkler, aber dennoch satt. Die beiden User-Modi ähneln in Helligkeit und Farbumfang dem Bildmodus „Vivid“, liefern jedoch etwas zu dunkle und zu schwach gesättigte Farben. Interessant finden wir den Modus „Game“. Er ist mit 1.470 Lumen zwar dunkler als „Vivid“, doch übertrifft er die Helligkeit von „Cinema (REC. 709)“ um 25 Prozent. Trotz aktiver Brilliant-Color-Schaltung fallen die Farbabweichungen nur etwas schwächer aus (siehe Grafik oben). Der leicht erweiterte Farbraum lässt Rot, Gelb sowie Grün recht intensiv und satt erscheinen. Insbesondere im Eco-Modus ist der Bildmodus „Game“ eine brauchbare Alternative, denn er wirkt dem Helligkeitsverlust und den blasseren Farben in der Lampensparstufe entgegen. Für korrekte Graustufen muss man nur das Farbtemperatur-Preset von „Kühl“ auf „Normal“ oder „Warm“ umstellen.

Bildmodus „Cinema (Rec. 709)“: Hier zeigt der Benq die geringsten Farbabweichungen und die beste Differenzierung. Brilliant-Color ist ausgeschaltet, weshalb die Lichtausbeute auf 1.172 Lumen begrenzt ist.

Bildmodus „Cinema (Rec. 709)“: Hier zeigt der Benq die geringsten Farbabweichungen und die beste Differenzierung. Brilliant-Color ist ausgeschaltet, weshalb die Lichtausbeute auf 1.172 Lumen begrenzt ist.

Bildmodus „Game“: Der 1.470 Lumen helle Modus zeigt einen nur leicht erweiterten Farbraum. Rote, gelbe und grüne Farben wirken recht satt, aber dank der geringen DeltaE-Abweichungen immer noch natürlich.

Bildmodus „Game“: Der 1.470 Lumen helle Modus zeigt einen nur leicht erweiterten Farbraum. Rote, gelbe und grüne Farben wirken recht satt, aber dank der geringen DeltaE-Abweichungen immer noch natürlich.

Schärfe und Videoverarbeitung

Die Bewegungsglättung „Frame Interpolation“ hat Benq eingespart; sie bleibt dem 1.700 Euro teuren sowie mit 1,5-fachem Zoom bestückten Bruder W 3000 vorbehalten. Schnell durch das Bild fahrende Autos verschmieren stärker, zeigen aber kaum  störende RGB-Farbkanten.

Die Vollbildwandlung des Videoprozessors überzeugt: Sie liefert Top-Resultate bei allen SDTV-Videos (576i) und beseitigt das Flimmern in HDTV-Kinofilmen (1080i) sicher. 3D-Streifen laufen dank der auf 144 Hertz erhöhten Bildwechselfrequenz ruckelarm und flimmerfrei. Die aufladbare 3D-Brille ist angenehm leicht und bietet ein weites Blickfeld. So erscheinen etwa die Urwaldszenen aus „Avatar“ plastisch und auch die Farben gefallen in 3D.

Scharf und kon­trastreich: Feinste Linienpaare im Full-HD-Testbild fokussiert Benqs Ein-Chip-DLP-Projektor knackig sowie ohne Farbsäume.

Scharf und kon­trastreich: Feinste Linienpaare im Full-HD-Testbild fokussiert Benqs Ein-Chip-DLP-Projektor knackig sowie ohne Farbsäume.

Beim Bond-Klassiker „Casino Royale“ beeindrucken im Schwarz-Weiß-Intro das messerscharf aufgelöste Filmkorn und der plakative Kontrast.  An den hellen Metallstangen im dunklen Büro treten kaum Farbblitzer in Erscheinung. Der fallende rote Vorhang der folgenden Animation wirkt im Cinema-Preset zunächst ein wenig blass. In den Modi „Game“ oder „Vivid“ zeigt der Benq dagegen den Vorhang mit besonders intensivem Rot. Diese helleren und kontrastreicheren Bilder haben auch in den hellen Strandszenen ihre Reize, da die Farben immer noch recht natürlich wirken. Profis bevorzugen dennoch den neutralen Bildmodus „Cinema (Rec. 709)“ und können die leichte Rotschwäche mit wenigen Eingriffen im Farbmanagement beheben.

Einsteiger wie Cineasten mit Anspruch werden sich angesichts der überzeugenden Farbenpracht, Detailschärfe und der filmisch feinen Projektion ungläubig die Augen reiben: Ein Abstand zu Top-D-ILA- oder SXRD-Projektoren ist in vielen Szenen kaum erkennbar. Lediglich in beinahe schwarzen Sequenzen bleibt ein Klassenunterschied beim nativen Kontrast bestehen: In „Gravity“ funkeln die Sterne zwar hell und scharf, doch das Weltall erscheint nicht rabenschwarz, sondern ist mit leichtem Restlicht behaftet. ur

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BenQ_W2000_wertung

AuVi_AWARD-Preistipp

AuVi_AWARD-Highlight

Der Testbericht BenQ W 2000 (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2016 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 sehr gut

In den Disziplinen Farbenpracht, Schärfe, Bild­homogenität und beim Im-Bild-Kontrast erreicht der Benq W 2000 Topwerte. Lediglich bei der Bewegungsschärfe ist noch Luft nach oben. Dank der guten Praxis­tauglichkeit hat er sich ein „Highlight“ und einen dicken „Preistipp“ verdient.

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