LG 55 UF 9509 (Test)

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Wird sich LG etwa selbst untreu? Die Südkoreaner bringen praktisch zeitgleich mit den 4K-OLED-Fernsehern (Test in Ausgabe 6-2015) ihre brandneuen „ColorPrime“-Modelle auf den Markt, welche der bewährten LCD-Technik die Krone aufsetzen: Sogenannte Quantum Dots beziehungsweise Nanokristalle sorgen für besonders kräftige und reine Farben – mehr zur Technologie erfahren Sie im Kasten „Das steckt hinter Color-Prime“). Der 55 UF 9509 wartet aber noch mit weiteren Verbesserungen auf.

Ausstattung und Praxis

lg-pcVerheimlichte oder umschrieb LG bisher oft die Art der Hintergrundbeleuchtung, machen sie bei den neuen „ColorPrime“-Modellen keinen Hehl daraus, dass ein Edge-LED-Backlight verbaut ist. Anders ließe sich die extrem flache Bauweise auch kaum rea-lisieren, misst das IPS-Panel selbst doch nur acht bis neun Millimeter – dünner sind derzeit nur die OLED-Fernseher. Im Gegensatz zu diesen verläuft der Bildschirm des UF 9509 jedoch schnurgerade, obwohl der schwungvolle Standsockel (dazu später mehr) den Eindruck eines Curved-TVs erweckt. Dank der weißen Rückseite mit mattem Karomuster macht das Gerät auch frei im Raum stehend eine tolle Figur, sofern nicht allzu viele Kabel am Anschlussfeld hängen.

Kein Jonglieren mehr: LGs neue Magic Remote harmoniert hervorragend mit dem webOS-Betriebssystem und den Smart-TV-Funktionen. Eine Tastenbeleuchtung fehlt.

Kein Jonglieren mehr: LGs neue Magic Remote harmoniert hervorragend mit dem webOS-Betriebssystem und den Smart-TV-Funktionen. Eine Tastenbeleuchtung fehlt.

Zu den technischen Highlights gehören neben der Quantum-Dot-Technologie die Local-Dimming-Schaltung, die Bildwiederholrate von 2.300 Hertz („Picture Mastering Index“) sowie die „Tru Ultra HD Engine Pro“-Signalverarbeitung. Ambitionierte Cineasten erhalten darüber hinaus Zugriff auf ein isf-zertifiziertes Farbmanagement. Dies ist dank des neuen Schnellauswahl-Menüs am rechten Bildrand ohne langes Suchen erreichbar. Generell lässt das webOS-2.0-Betriebssystem in puncto Bedienkomfort keine Wünsche offen. Über eine Art Task-leiste kann der Nutzer direkt zwischen verschiedenen Anwendungen respektive Apps wechseln.

Bewährt: Die Taskleiste von webOS 2.0 gestattet einen schnellen Wechsel zwischen den Anwendungen und brilliert trotz vieler Bilder mit kurzen Reaktionszeiten.

Bewährt: Die Taskleiste von webOS 2.0 gestattet einen schnellen Wechsel zwischen den Anwendungen und brilliert trotz vieler Bilder mit kurzen Reaktionszeiten.

LGs Content Store erschlägt den Zuschauer beinahe mit Inhalten. Hier stehen neben Filmen in 2D und 3D auch zahlreiche Apps und Minispiele zum Abruf bereit.

LGs Content Store erschlägt den Zuschauer beinahe mit Inhalten. Hier stehen neben Filmen in 2D und 3D auch zahlreiche Apps und Minispiele zum Abruf bereit.

Der „Auditorium Stand“-Sockel in gebogener Tribünenform soll die Schallwellen des nach unten abstrahlenden 4.2-Boxensystems bündeln und gezielt zum Zuschauer lenken. Auf diese Weise erzeugen die zusammen mit Harman Kardon entwickelten Lautsprecher eine saubere Stereobasis und bestechen zudem durch gute Sprachverständlichkeit sowie passable Bässe. An Druck fehlt es dem Klang wegen des kleinen Resonanzraums dennoch.

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Bildqualität Fernsehen

Anders als bei LGs OLED-Modellen sind Einbrenneffekte beim UF 9509 kein Thema – und das trotz deutlich höherer Helligkeitsreserven von bis zu 540 pro Quadratmeter, obgleich er diesen Wert einzig im zu kühlen Preset „Lebhaft“ erreicht. Aus den farblich perfekt abgestimmten isf-Modi lassen sich höchstens 275 Candela herausholen. Die Kontraste liegen auf durchschnittlichem Niveau: Sowohl bei der Im-Bild- und ANSI-Messung als auch unter Auflicht (Hellraumkontrast) bleiben dem „ColorPrime“-TV seine konventionellen LCD-Geschwister dicht auf den Fersen.

Die gesamte Technik des 55 UF 9509 steckt in einem flachen Kunststoffgehäuse.

Die gesamte Technik des 55 UF 9509 steckt in einem flachen Kunststoffgehäuse.

In puncto Schärfe gibt es wenig auszusetzen. Zwar büßen SDTV-Sender wegen des eingeschränkt abschaltbaren Overscans an Feinzeichnung ein, zeigen aber dennoch ein knackiges und flimmerfreies Bild. Die Bewegungsdarstellung gelingt sauber; nur sehr schnelle Laufschriften verwischen leicht.

Bislang legte LG seinen Fokus eher auf die Smart-TV-Funktionen als auf die Kernaufgaben eines Fernsehers, den Empfang von Rundfunkprogrammen: Die aktuellen Modelle kommen zwar allesamt mit Rotorantennen à la DiSEqC 1.2 sowie Unicable-Systemen zurecht, scheitern aber bei der gleichzeitigen Wiedergabe und Aufnahme mehrerer Sender. Auch der UF 9509 enttäuscht in dieser Disziplin. Von den zwei verbauten Sat-Tunern lässt sich nämlich immer nur einer nutzen, was uns ein Rätsel ist. In der Anleitung verliert LG kein Wort darüber.

Dafür entschädigen der übersichtliche Programmführer sowie die „Time Machine“, über die man den USB-Recorder flexibel einstellen kann. Um eine bereits laufende Sendung mitzuschneiden, reichen zwei Tasten­drücke. Der Kanalwechsel gelingt durchgehend flott.

Anlaufschwierigkeiten: Der LG ist wählerisch, was die Unterstützung von USB-Geräten angeht. Unsere Festplatte wurde selbst nach mehreren Anläufen nicht akzeptiert; erst die Formatierung am PC brachte Abhilfe. Die Speicherkapazität zur Nutzung der „Time Machine“ muss mindestens 40 Gigabyte betragen.

Anlaufschwierigkeiten: Der LG ist wählerisch, was die Unterstützung von USB-Geräten angeht. Unsere Festplatte wurde selbst nach mehreren Anläufen nicht akzeptiert; erst die Formatierung am PC brachte Abhilfe. Die Speicherkapazität zur Nutzung der „Time Machine“ muss mindestens 40 Gigabyte betragen.

Bildqualität Blu-ray

Wer hätte das gedacht: Spielte LG in Sachen Farb-reproduktion bislang eher die zweite Geige, stellt der 55 UF 9509 mit Delta-E-Abweichungen unter zwei sogar Samsungs SUHD-Spitzenreiter in den Schatten – unseren Referenz-Fernseher. Allerdings könnten Mischfarben etwas mehr Sättigung vertragen. Die ColorPrime- beziehungsweise Quantum-Dot-Technologie intensiviert in der Farb-umfang-Einstellung „Breit“ Rot- und Grüntöne deutlich; Zwischengänge wie bei Sonys Triluminos-Modellen gibt es leider nicht. Schwarz-Weiß-Filme kommen dank neutraler Graustufen perfekt zur Geltung.

So farbenfroh wie das Leben – weder begründet LG auf der Produktseite diese Aussage noch findet man im Datenblatt die Bedeutung der Abküzung „WCG“. Wir lüften das Geheimnis. Die Buchstaben stehen für „Wide Color Gamut“, also den „erweiterten Farbraum“, den der Color-Prime-Fernseher abdeckt. Neu ist die Technologie allerdings nicht: Sony setzt sie bereits seit Jahren unter dem Namen „Triluminos Display“ ein und auch Korea-Konkurrent Samsung war mit seinen SUHD-Geräten respektive „Nano Crystal Color“ etwas schneller am Drücker (siehe audiovision 4-2015).

Die Basis bilden stets die eingangs erwähnten Quantenpunkte. Konkret handelt es sich um winzige Kristalle im Größenbereich von zwei bis zehn Nanometer (Millionstel eines Millimeters), die in einer Schicht vor der Hintergrundbeleuchtung sitzen – im Fall des 55 UF 9509 also vor dem Edge-LED-Backlight. Dabei absorbieren die Nanokristalle blaues Licht und verändern je nach ihrer Größe dessen Wellenlänge, wodurch besonders intensives Rot und Grün entsteht. Laut Hersteller wird der Farbumfang auf diese Weise gegenüber herkömmlichen LED-LCD-TVs um 30 Prozent erweitert. Doch was bringt das in der Praxis? Schließlich können infolgedessen bestimmte Motive schnell unnatürlich wirken. Eine Ausnahme stellen hier Zeichentrick- beziehungsweise Animationsfilme dar, die sichtbar an Brillanz gewinnen. Ebenso profitieren davon ambitionierte Fotografen, die ihre Bilder am Fernseher vorführen.

Die isf-Bildmodi bestechen durch eine erstklassige Farbreproduktion ohne nennenswerte Ausreißer. Stellt man den Farbumfang von „Standard“ auf „Breit“, werden vor allem die Rot- und Grüntöne intensiviert.

Die isf-Bildmodi bestechen durch eine erstklassige Farbreproduktion ohne nennenswerte Ausreißer. Stellt man den Farbumfang von „Standard“ auf „Breit“, werden vor allem die Rot- und Grüntöne intensiviert.

Die Ausleuchtung des Edge-LED-Backlights lässt Luft nach oben, ist in monotonen oder dunklen Bildern doch ein leichter Dirty-Screen-Effekt zu erkennen. Außerdem könnte die Local-Dimming-Schaltung feiner und präziser arbeiten; den düsteren Weltraumszenen in „Gravity“ fehlt es sichtbar an Tiefe. Die 24p- und Bewegungsdarstellung verbessert sich, wenn man im TruMotion-Modus „Benutzer“ den Punkt „Entruckeln“ minimiert und „Schärfen“ maximiert.

Abgesehen vom systembedingten Auflösungsverlust weist LGs passive 3D-Technik keine nennenswerten Schwächen auf: Der 55-Zöller zeichnet sich durch saubere Kanaltrennung, gute Tiefenstaffelung sowie neutrale Farben aus. Zum Lieferumfang gehören zwei einfache Polfilter-Brillen.

Favoritenliste mal anders: Zum schnelleren Abruf können Lieblingssender mit wenigen Handgriffen in der „My Program“-Kategorie von webOS abgelegt werden.

Favoritenliste mal anders: Zum schnelleren Abruf können Lieblingssender mit wenigen Handgriffen in der „My Program“-Kategorie von webOS abgelegt werden.

Der elektronische Programmführer besticht nicht nur durch seine aufgeräumte Oberfläche, sondern auch durch eine komfortable Aufnahme-Programmierung.

Der elektronische Programmführer besticht nicht nur durch seine aufgeräumte Oberfläche, sondern auch durch eine komfortable Aufnahme-Programmierung.

4K-Wiedergabe

Der interne Mediaplayer gibt Rätsel auf: Verweigerte der zuletzt getestete UF 850 V (audiovision 4-2015) über USB und DLNA 4K-Videos mit 4.096 horizontalen Pixeln, spielt sie der UF 9509 auf Anhieb ab. Dafür werden nun aber weder die Aufnahmen der Sony-Camcorder FDR-AX 1 und -AX 100 noch von der Panasonic Lumix GH 4 erkannt. Unsere Democlips im H.264- sowie HEVC-Format laufen wiederum problemlos. Bei Fotos zeigt sich der Mediaplayer ebenfalls wählerisch, nimmt er doch nur bestimmte JPEGs entgegen. mr/ur/ff

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lg-wertung

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Der Testbericht LG 55 UF 9509 (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 3500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 sehr gut

LGs erster Color-Prime-Fernseher 55 UF 9509 besticht durch neutrale Farben und hinterlässt einen sehr ausgewogenen Bildeindruck; beim Kontrastumfabng und Schwarzwert ist hingegen noch Luft nach oben. Das webOS-2.0-Betriebssystem brilliert mit hervorragendem Bedienkomfort. In der Summe ist uns das ein „Highlight“ wert.

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