LG 65 UF 9509 (Test)

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OLED oder Quantum Dot? Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten, haben doch beide Technologien ihre Vor- und Nachteile, wie unser Vergleich in audiovision 6-2015 aufdeckt. Wem 7.000 Euro für LGs OLED-Boliden zu viel sind, der sollte einen Blick auf den 65 UF 9509 werfen.

Ausstattung und Praxis

Das LCD-Flaggschiff ist kaum dicker als sein selbstleuchtender Bruder: Der 65-Zoll-Bildschirm misst gerade einmal acht bis neun (statt sechs) Millimeter in der Tiefe – klar, dass dies nur mit einem Edge-LED-Backlight funktioniert. Dank der weißen Rückseite mit mattem Karomuster macht der Fernseher auch frei im Raum stehend eine gute Figur; allerdings wäre hier eine Kabelführung wünschenswert. Schließlich kommen bei vier HDMI-2.0-Eingängen, analogen AV-Anschlüssen, drei USB-Ports sowie den TV-Tuner-Buchsen einige Strippen zusammen. Anders als beim Test des kleineren Modells 55 UF 9509 in audiovision 5-2015 können nun beide Sat-Empfänger parallel genutzt und folglich zwei Programme gleichzeitig wiedergegeben beziehungsweise mitgeschnitten werden. Zwar sind die Kanäle nach dem flotten Suchlauf nicht sonderlich praxis-tauglich sortiert, doch lässt sich deren Reihenfolge in den Sendereinstellungen anpassen.

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Zwei in eins: LGs handliche Magic Remote kombiniert die Vorzüge einer smarten Fuchtelsteuerung mit der praktischen Funktionalität einer klassischen Fernbedienung. Eine Tastenbeleuchtung bietet sie nicht.

Am Bedienkonzept gibt es nichts auszusetzen: Das kürzlich aufgefrischte webOS-Betriebssystem besticht durch eine übersichtliche Oberfläche, kurze Reaktions-zeiten und die praktische Taskleiste, die einen direkten Wechsel zwischen mehreren Anwendungen erlaubt. Unter „My Program“ finden persönliche Lieblingssender ihren Platz. Smart-TV-Freunde erhalten Zugriff auf alle wichtigen Internet-Dienste – angefangen bei einer Handvoll Online-Videotheken und Musikstreams über diverse Nachrichtenportale sowie den flexiblen Web-Browser bis hin zu YouTube inklusive UHD-Unterstützung. Der „Content Store“ stellt zahlreiche weitere Apps, Minispiele sowie Filme in 2D und 3D zum Download bereit.

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Die eingangs erwähnte Quantum-Dot-Technologie hat LG auf den klangvollen Namen „Color Prime“ getauft. Wie bei Sony („Triluminos Display“) und Samsung („Nano Crystal Color“) steckt dahinter eine Schicht aus winzigen Kristallen, welche die Wellenlänge des blauen Hintergrundlichts so verändern, dass extrem intensive Rot- und Grüntöne entstehen. Zu den Highlights gehören außerdem die Bildwiederholrate von 2.300 Hertz („Picture Mastering Index“), die Local-Dimming-Schaltung, die „Tru Ultra HD Engine Pro“-Signalverarbeitung und der „Auditorium Stand“ (siehe Kasten „Top-Klang von Harman Kardon“).

Ziehen und Ablegen: Die Icons der webOS-Oberfläche können kinderleicht per Drag and Drop verschoben werden. Das Gerät merkt sich die zuletzt geöffneten Apps.

Ziehen und Ablegen: Die Icons der webOS-Oberfläche können kinderleicht per Drag and Drop verschoben werden. Das Gerät merkt sich die zuletzt geöffneten Apps.

Momentaufnahme: Die „Capture TV“-Funktion erstellt einen Screenshot des aktuellen Bildinhalts. Im „LG Photo Editor“ können Effekte auf die Grafik angewandt werden.

Momentaufnahme: Die „Capture TV“-Funktion erstellt einen Screenshot des aktuellen Bildinhalts. Im „LG Photo Editor“ können Effekte auf die Grafik angewandt werden.

Dank einer Bautiefe von unter zehn Millimetern steht der LG 65 UF 9509 aus seitlicher Betrachtung wie ein Strich in der Wohnlandschaft. Mit seinem Ultra-Slim-Design umfasst das elegante Gehäuse den 65-Zoll-Bildschirm extrem eng und spart viel Platz. Der fehlt auf den ersten Blick allerdings den Lautsprechern und lässt einen schwachbrüstigen Klang befürchten.

Doch im Team mit den amerikanischen Sound-Spezialisten von Harman Kardon und mithilfe des „Auditorium Stand“-Sockels wurde eine eindrucksvolle Lösung realisiert: Der gebogene und leicht abgeschrägte Standfuß reflektiert die Schallwellen des nach unten abstrahlenden 4.2-Systems geschickt zum Publikum. Am Rand ist der Winkel etwas steiler und leitet den Schall der dort platzierten Hochtöner besonders effektiv um. Zur Mitte hin strahlen je zwei ovale Mitteltöner und Bassreflex-Tieftöner immer noch so frei ab, dass keine Klangverfälschungen oder Verfärbungen entstehen. Das unten in der Mitte knapp fünf Zentimeter dicke Gehäuse und insgesamt 60 Watt Endstufenleistung sorgen für eine erstaunliche Basswiedergabe sowie ordentliche Pegelreserven: Tiefe Töne werden ab 50 Hertz hörbar und rund 70 Dezibel laut, 80-Hertz-Bässe oder Rosa Rauschen intoniert Harman Kardons Soundsystem trotz einsetzender Luftgeräusche aus dem Reflexkanal mit satten 84 Dezibel, also in stark angehobener Zimmerlautstärke.

Unsere DVD-Dokumentation „Arktis Nordost“ präsentiert der Fernseher mit sonorem Sprecherton aus der Mitte und lässt den Eisbrecher akustisch eindrucksvoll durch die tobende See fahren. Wechselt man vom Tonmodus „Standard“ auf „Kino“, pfeift der Wind dank simuliertem 7.1-Ton weiträumig seitlich und sogar von hinten um das Publikum. Falls die Höhen mit „Ultra Raumklang“ etwas aggressiv klingen, wechselt man in das warm und bassstark abgestimmte Preset „Musik“ im klassischen Stereo-Modus.

Selbst wenn der LG nicht am noch höheren Potenzial des Sony-Dickschiffs KD-65 X 9305 C kratzt (siehe Test auf Seite 24), sind wir vom satten Klang wie der Tonausstattung mit Fünf-Band-EQ, Lip-Sync-Delay sowie DTS- und DD-Decoder begeistert.

Sound-Design by Harman Kardon: Es ist nicht zu überhören, dass Profis am Werk waren. Trotz Ultra-Slim-Design beeindruckt der LG 65 UF 9509 durch sauberen Klang und verblüffende Bässe. Auf Wunsch liefert der Ultra Surround Modus eine besonders plastisch klingende 7.1-Simulation.

Sound-Design by Harman Kardon: Es ist nicht zu überhören, dass Profis am Werk waren. Trotz Ultra-Slim-Design beeindruckt der LG 65 UF 9509 durch sauberen Klang und verblüffende Bässe. Auf Wunsch liefert der Ultra Surround Modus eine besonders plastisch klingende 7.1-Simulation.

Bildqualität

An den isf-Bildmodi führt kein Weg vorbei: Der 65 UF 9509 liefert auf Anhieb hervorragend abgestimmte Farben mit geringen Delta-E-Abweichungen. Während „Kino“ ähnlich gute Ergebnisse liefert, wirken die übrigen sechs Presets unterkühlt. Wer einen knalligen Look wünscht, kann den Farbumfang in Einstellung „Breit“ deutlich in Richtung Rot und Grün erweitern. Die Lichtausbeute liegt bei ordentlichen 260 Candela pro Quadratmeter, der blaustichige Modus „Lebhaft“ leuchtet mit 524 Candela jedoch mehr als doppelt so hell. Nicht optimal ist die Ausleuchtung des Displays, das vor allem nach oben hin abdunkelt; zudem verliert es aus seitlichen Blickwinkeln an Kontrast. In der düsteren Montenegro-Szene aus „Casino Royale“ hellen sich die Letterbox-Balken sichtbar auf, besonders die unteren Ecken. Die Farben hingegen lassen nur dezent nach und verändern ihren Farbton kaum.

Unter der Haube: Die Technik und die Schnittstellen sind in einem aufgesetzten Kunststoffgehäuse untergebracht. Alle vier HDMI-Eingänge beherrschen HDCP 2.2.

Unter der Haube: Die Technik und die Schnittstellen sind in einem aufgesetzten Kunststoffgehäuse untergebracht. Alle vier HDMI-Eingänge beherrschen HDCP 2.2.

Auch die Local-Dimming-Schaltung überzeugt nur bedingt; LG verheimlicht die Zahl der Zonen, vermutlich sind es aber nicht sonderlich viele: Aktiviert man etwa den Mauszeiger, kommen in weitem Bereich um ihn herum Aufhellungen zum Vorschein. Erst aus großer Distanz bewirkt die Technik eine deutliche Kontraststeigerung. Das unterstreicht der Im-Bild-Kontrast mit kleinem Weißfeld auf schwarzem Grund: Oberhalb des Spitzlichts erreicht er 2.000:1, seitlich dagegen satte 11.500:1. Ohne Local Dimming messen wir schwache 1.000:1; die ANSI- und EBU-Werte liegen mit 309:1 respektive 728:1 ebenfalls unter dem Durchschnitt.

Keine Ausreißer: Der 65 UF 9509 reproduziert sowohl schwierige Farbnuancen wie Hauttöne sehr gut. Lediglich helle Graustufen tendieren leicht in Richtung Rosa.

Keine Ausreißer: Der 65 UF 9509 reproduziert sowohl schwierige Farbnuancen wie Hauttöne sehr gut. Lediglich helle Graustufen tendieren leicht in Richtung Rosa.

Das Farbmanagement des 65 UF 9509 gestattet eine separate Anpassung der Sättigung, des Farbtons und der Luminanz von Rot, Grün, Blau, Cyan, Magenta und Gelb.

Das Farbmanagement des 65 UF 9509 gestattet eine separate Anpassung der Sättigung, des Farbtons und der Luminanz von Rot, Grün, Blau, Cyan, Magenta und Gelb.

3D-Fans dürfen sich über zwei bequem sitzende Polfilter-Brillen freuen, die helle wie augenschonende Bilder ermöglichen. Lob verdienen auch die Farben, Schärfe und Tiefenstaffelung.

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4.500 Euro: Der geschwungene Standsockel verleiht dem (flachen) LG 65 UF 9509 nicht nur ein modernes Erscheinungsbild, er leitet durch seine Tribünenform auch den Schall des Harman-Kardon-Soundsystems zum Publikum.

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Der Testbericht LG 65 UF 9509 (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 4500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Test

84 sehr gut

Unter dem Strich liefert das LCD-Flaggschiff von LG ordentliche Farben und einen angesichts des ultra­flachen Designs eindrucksvollen Klang. Lob verdient auch das komfortable webOS-Bedienkonzept. Der Kontrast und die Qualität der Local-Dimming-Schaltung spielen hingegen nicht in der Top-Liga.

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