Denon AVR-X 7200 W (Test)

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Nach gut zwei Jahren präsentiert Denon den Nachfolger des AVR-4520, der bis heute zusammen mit den Flaggschiffen von Yamaha und Pioneer unseren Testspiegel anführt. Der Spitzenkandidat knüpft an die grandiosen akustischen Qualitäten des Vorgängers an (Test in Ausgabe 4-2013) und verfügt mit Dolby Atmos, HDMI 2.0 und WLAN über eine noch reichhaltigere Ausstattung, die sich zudem vielfältig aufrüsten lässt.

Viele Upgrade-Optionen

denon-pcBereits heute lässt sich der Neun-Kanal-Receiver per Firmware-Upgrade fit für das Tonformat Auro 3D machen (http://upgrade.denon.eu), allerdings kostet der Spaß 149 Euro. Weiter geht es im Mai mit einer Aufrüstmöglichkeit für das Kopierschutzprotokoll HDCP 2.2. Das den Tausch einer Platine beinhaltende Update wird für 199 Euro in einem  autorisierten Service-Center von Denon durchgeführt. Gleichzeitig ersetzt Denon den im Fachhandel erhältlichen AVR-X7200W (2.800 Euro) durch den AVR-X7200WA (3.000 Euro), der bereits ab Werk mit dem Upgrade ausgestattet ist. Damit nicht genug, denn die Denon-Entwickler arbeiten schon an einem Update für DTS:X – dem jüngsten und mittlerweile dritten 3D-Tonsystem für das Kino zu Hause (mehr auf Seite 10). Ob man für dieses Update ebenfalls zur Kasse gebeten wird und wann es erscheint, ist noch offen. Einen „Innovations“-Award ist es uns aber schon heute wert.

So soll es sein: Bis auf den Ziffernblock sind alle Tasten beleuchtet. Die übersichtliche Anordnung sorgt in Verbindung mit dem Display, das Zone und Zielgerät anzeigt, für eine bequeme Bedienung.

So soll es sein: Bis auf den Ziffernblock sind alle Tasten beleuchtet. Die übersichtliche Anordnung sorgt in Verbindung mit dem Display, das Zone und Zielgerät anzeigt, für eine bequeme Bedienung.

Aufbau und Anschlüsse

Optisch tritt Denons in Schwarz und Silber erhältliches Receiver-Flaggschiff eher zurückhaltend auf: Eine große Klappe lässt seine Front aufgeräumt wirken. Erwartungsgemäß macht auch die Verarbeitung einen hochwertigen Eindruck – nur die scharfkantigen oberen Gehäuseecken gefielen uns an unserem Test-Exemplar nicht so gut. Die Anschluss-Highlights sind drei HDMI-Ausgänge, ein analoger 7.1-Eingang, ein Phono-MM-Eingang sowie eine 19 Buchsen umfassende Vorverstärker-Sektion. Bereits der 800 Euro günstigere AVR-X 5200 W (Test in Ausgabe 11-2014) punktet durch neun Endstufen, 13 gleichzeitig nutzbare Vorverstärkerkanäle (genauer gesagt 11.2) sowie Audysseys beste Einmess-Automatik. Das Topmodell hat zwar nicht mehr Endstufen unter der Haube, sichert sich aber mit Verfeinerungen einen Vorsprung: So sollen die eigens für Denon gefertigten DHCT-Leistungstransistoren im 7200er bis 20 Watt zusätzliche Power je Kanal liefern, während für mehr Klangpräzision eine Signalverarbeitung mit 32 statt 24 Bit (D.D.S.C.-HD32) sowie symmetrisch angeordnete Monoblock-Endstufen sorgen.

Einzigartige Extras

Auch bietet nur der AVR-X7200 W die Möglichkeit, die Endstufen flexibel den 11 Lautsprecher-Terminals zuzuweisen: So versorgt er Heimkinos mit zwei Center-Boxen, was bei vielen Receivern nicht ohne Weiteres möglich ist. Außerdem beschränkt er die Tonauswahl in der Hörzone 2 (Nebenraum) nicht wie viele Kollegen auf analoge oder Netzwerk-Audioquellen, sondern gibt auch zweikanalige HDMI- und S/PDIF-Quellen wieder. Eine weitere Besonderheit ist die separate Lautsprecher-Einstellung bei Stereo, die viele Musik-hörer schätzen dürften. Beachtung verdienen ferner die separat in Pegel und Distanz justierbaren Subwoofer-Ausgänge.

Wem die Klangoptimierung der Einmess-Automatik nicht zusagt, kann von Hand mittels eines 9-Band-Grafik-Equalizers, der sich separat für jede Box außer dem Subwoofer (was einen Punkt kostet) einstellen lässt, nach-regeln. Weiteres Tuning-Potenzial eröffnet die Profi-Einmessung, die Audyssey-zertifizierte Fachhändler anbieten. Mit ihr kann der Nutzer den Klang mittels eigener Zielkurven beeinflussen, ohne dass er dabei auf den Audyssey-EQ verzichten muss, der den Klang dank mehr Bändern genauer als der Grafik EQ entzerrt.

Hochwertiger Video-Equalizer

Bis auf den Fronteingang verdauen alle HDMI-Buchsen UHD-Signale mit bis zu 60 Hertz Bildwiederholrate bei voller Farbauflösung; Der vordere HDMI-Eingang akzeptiert UHD-Signale mit maximal 30 Hertz. Niedriger aufgelöste Videos lassen sich zu 4K-Signalen mit bis zu 60 Hertz Bildwiederholrate hochrechnen. Das leistungsfähige Deinterlacing-Filter verwebt schwierige Szenen wie die Bergflanke im zehnten Kapitel von „Sechs Tage, sieben Nächte“ zu zeilenflimmerfreien Bildern. Für den letzten Schliff ist der Video-Equalizer verantwortlich, der mit dezentem Schärferegler, 100 Stufen für Kontrast und Helligkeit sowie einem „Vertikal Strecken“-Bildformat aufwartet, das für Projektor-Besitzer mit 21:9-Vorsatzoptik gedacht ist. Ein Lip-Sync-Delay mit einer maximalen Verzögerung von 200 Millisekunden ist ebenso vorhanden. Einzig wegen der fehlenden HDCP 2.2-Fähigkeit – die sich wie eingangs erwähnt aber für 199 Euro nachrüsten lässt – erreicht der Denon nur vier von fünf Punkten bei der Videoausstattung.

Der Denon ist ab Werk mit Dolby Atmos ausgerüstet und lässt sich für 149 Euro mit Auro 3D ausrüsten. Weil Atmos viele Boxenkonfigurationen erlaubt, Auro 3D aber nicht, wird die Sache kompliziert: Will man beide Formate nutzen, ist man bei Dolby auf zwei statt vier Höhenlautsprecher beschränkt. Die folgenden Bilder zeigen die vielfältigen Einstellmöglichkeiten hinsichtlich der Lautsprecher-Kanäle.

Auro 10.1-Setup: Der mittige Höhenkanal liegt am „Sub 2-Pre Out“ an, man braucht einen Zusatzverstärker.

Auro 10.1-Setup: Der mittige Höhenkanal liegt am „Sub 2-Pre Out“ an, man braucht einen Zusatzverstärker.

Bei der Höhenkonfiguration „Front Height + Surr. Height“ lassen sich Atmos und Auro zugleich nutzen.

Bei der Höhenkonfiguration „Front Height + Surr. Height“ lassen sich Atmos und Auro zugleich nutzen.

Einige Einstellungen schließen bestimmte Hörmodi aus – wie etwa hier, wo es nur Auro-2D statt -3D gibt.

Einige Einstellungen schließen bestimmte Hörmodi aus – wie etwa hier, wo es nur Auro-2D statt -3D gibt.

Dolby Atmos gestattet diverse Lautsprecher- Platzierungen wie „Top Middle und Rear Height“.

Dolby Atmos gestattet diverse Lautsprecher-
Platzierungen wie „Top Middle und Rear Height“.

Im 11.1-Modus schaltet der Receiver je nach Tonformat zwischen Höhenpaar 1, 2 und Surround Back um.

Im 11.1-Modus schaltet der Receiver je nach Tonformat zwischen Höhenpaar 1, 2 und Surround Back um.

Im Benutzer-Endstufen-Modus lassen sich die Endstufen flexibel zuweisen, etwa für zwei Center.

Im Benutzer-Endstufen-Modus lassen sich die Endstufen flexibel zuweisen, etwa für zwei Center.

Multimedialer Alleskönner

Dank WLAN nimmt er drahtlos Kontakt zum Heimnetzwerk und Internet auf. Die Musik lässt sich via AirPlay, UPNP/DLNA, Spotify Connect sowie Bluetooth zum Receiver streamen. Seine drehbaren Antennen gewährleisten einen optimalen WLAN- und Bluetooth-Empfang. Die USB-Eingänge, davon einer gut erreichbar an der Front, laden Smartphones auf, erlauben die Musikwiedergabe von iPod und Co. ohne Dockingstation und dienen der Musikwiedergabe von FAT16/32-formatierten Speichersticks bzw. Festplatten. Der Audioplayer spielt viele Dateitypen wie AAC, AIFF, ALAC, DSD, FLAC, MP3, WAV und WMA ab, allerdings nur zweikanalig. Ein Highlight ist das vTuner-Internetradio: Es lässt sich dank sinnvoll sortierter Senderlisten, relativ flotter Navigation – wahlweise auch am Smartphone – und einfachem Speichern bestens bedienen.

Mehr als nur gut bestückt: Die Rückseite des AVR-X7200 W besticht mit vergoldeten Anschlüssen in Hülle und Fülle. Die Buchsen oben links und rechts sind für die mitgelieferten elf Zentimeter langen Antennen vorgesehen, die für einen optimalen WLAN- und Bluetooth-Empfang sorgen.

Mehr als nur gut bestückt: Die Rückseite des AVR-X7200 W besticht mit vergoldeten Anschlüssen in Hülle und Fülle. Die Buchsen oben links und rechts sind für die
mitgelieferten elf Zentimeter langen Antennen vorgesehen, die für einen optimalen WLAN- und Bluetooth-Empfang sorgen.

In Sachen Handhabung hat Denon viel richtig gemacht: Die luxuriöse Fernbedienung mit Display ist lernfähig und mit großen, beleuchteten Tasten bestückt. Das Menü wartet mit Komfort-Extras wie der für alle Boxen gemeinsamen oder separaten Equalizer-Einstellung auf. Zu kritisieren ist lediglich die Anleitung, weil die nur als CD beiliegt. Außerdem könnten die Endstufen-Einstellungen etwas übersichtlicher sein.

Leistung satt auf allen Kanälen

Im Messlabor musste der Denon seine inneren Werte offenbaren – und die können sich sehen lassen: Im Vergleich zum bereits überaus potenten AVR-4520 legt er im Schnitt um 20 Watt pro Kanal zu. Gegenüber dem AVR-X 5200 W liegt das Plus gar bei durchschnittlich 25 Watt pro Kanal. Mit einer Gesamtleistung von rund 800 Watt hält er selbst für XXL-Heimkinos genug Reserven bereit. Dass er schon im Leerlauf 100 Watt aus der Steckdose zieht, sei ihm gegönnt. Schließlich kann man mit einem einzigen Tastendruck den Eco-Mode zuschalten, der genug Power zum normalen Musikhören bietet und den Verbrauch auf 60 Watt senkt. Lob verdient zudem die verbesserte HDMI-Durchleitung, die nicht mehr den Standby-Verbrauch erhöht, solange der Zuspieler abgeschaltet ist: Andere Verstärker genehmigen sich hierbei um die fünf Watt, was übers Jahr gerechnet zu zusätzlichen Stromkosten von etwa 15 Euro führt.

Das voluminöse Gehäuse ist fast randvoll mit Technik bestückt: Auffällig ist der symmetrische Aufbau mit den links und rechts stehend angeordneten Monoblock-Endstufenplatinen. In der Mitte sitzt der große mit Denon-Logo verzierte Hochstromtrafo. Die Kühlung der Endstufenplatinen erfolgt mittels zweier leiser Lüfter am Boden und großen Kühlrippen.

Das voluminöse Gehäuse ist fast randvoll mit Technik bestückt: Auffällig ist der symmetrische Aufbau mit den links und rechts stehend angeordneten Monoblock-Endstufenplatinen. In der Mitte sitzt der große mit Denon-Logo verzierte Hochstromtrafo. Die Kühlung der Endstufenplatinen erfolgt mittels zweier leiser Lüfter am Boden und großen Kühlrippen.

Grenzenlose Dynamik

Im Hörtest schiebt der Denon sofort Gedanken an so schnöde Dinge wie den Verbrauch beiseite. Schon bei den ersten Takten unseres Lieblings-albums „Two Against Nature“ von Steely Dan merkt man, dass hier ein High-End-Verstärker am Werk ist: Enorm spritzig, schnell und dynamisch lässt er die komplexen Pop-Arrangements erklingen. Mühelos schält er feine Details wie das Anschlagsgeräusch der Snare oder Konsonanten im Gesang hervor, lässt den Bass dazu ordentlich grooven und bleibt dabei tonal neutral. Bestenfalls nochmals teurere Vor-End-Kombis dürften seinen Vortrag in puncto Souveränität und Lässigkeit toppen.

Bassgewaltige Filmszenen wie die Schlacht im Vorspann des ersten „Der Herr der Ringe“-Films sind für den 7200er kein Thema, sie hören sich so an, als ob der Dynamik nur die Lautsprecher eine Grenze setzen würden. Obwohl der Verstärker ordentlich heißläuft, wurden seine beiden Lüfter nie hörbar. Dank der im Audio-Menü einstellbaren Bass-Verzögerung harmoniert er auch mit Lautsprecher-Sets ohne Subwoofer bestens: Bei einigen Mehrkanal-Musikstücken sind die Bassanteile auf den Hauptkanälen und dem LFE-Kanal phasenverschoben, wodurch sich der Bass spürbar abschwächt. Nach Pioneer-Vorbild kann man diesem Mastering-Makel durch eine passgenaue Verzögerung des LFE-Kanals entgegenwirken, so dass  die Dolby-Tonspur der 3 Doors Down-Konzert-DVD „Away from the Sun: Live from Houston, Texas“ mit satterem Bass erfreut.

Im zweiten Hördurchgang kam die Einmess-Automatik zum Zuge, die den Klang auf Basis von bis zu acht Messpositionen (32 bei der kostenpflichtigen Profi-Einmessung) optimiert. Durch den exakten Abgleich von Pegel und Distanz sowie der Entzerrung der Lautsprecher per Audyssey-EQ verbesserte sich die Ortung: Ohne hörbaren Bruch wanderten nun Stimmen vom Center in die Frontbox oder nach hinten. Insgesamt geriet der Klang aber auch im sanfteren der beiden Audyssey-Modi (Reference) etwas heller, was zwar die Sprachverständlichkeit von Dialogen verbesserte, andererseits den Klang bei niedrigen Pegeln etwas dünn, bei hohen Pegeln leicht aggressiv wirken ließ.

Allerdings bietet der Denon Möglichkeiten, den Klang auch bei aktivem Audyssey-EQ anzupassen: So entschärft der Cinema-EQ durch sanftes Absenken mittlerer und hoher Frequenzen das Klangbild, während der Dynamic EQ bei niedrigen bis mitt-leren Pegeln für einen satteren Bass sorgt. Das Gegenteil macht die Audyssey-Funktion LFC (Low Frequency Containment): Sie reduziert die Bässe abhängig vom Pegel, so dass man lauter hören kann, ohne den Nachbarn zu stören.

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Tonqualität Stereo

Auch als Stereo-Verstärker macht der Neun-Kanal-Bolide eine Top-Figur: Er reproduziert
Carly Simons 70er-Jahre-Bond-Klassiker „Nobody Does It Better“ kraftvoll und bar digitaler Kälte. 

Obwohl die Einmessung bei uns leicht abweichende Distanzwerte für linke und rechte Frontbox ermittelte, steht der Gesang dank der separaten Stereo-Einstellung messerscharf in der Mitte. Zwischen HDMI, optischen, und analogem Eingang konnten wir praktisch keinen Unterschied heraushören. Die analogen Eingänge zeichnen sich besonders im „Pure Direct“-Modus, der alle digitalen Schaltkreise samt Display abschaltet, durch eine erstklassige Rauscharmut aus. (fg)

DENON-AVR-X7200W_PS_E2-left

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AuVi_AWARD-Highlight

AuVi_AWARD-Referenz

AuVi_AWARD-Innovation

Der Testbericht Denon AVR-X 7200 W (Gesamtwertung: 94, Preis/UVP: 2800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

94 sehr gut

Mit dem AVR-X 7200 W legt Denon die Messlatte für Receiver wieder ein bisschen höher – Platz 1 in unserem Testspiegel ist die Folge. Dank seiner diversen Upgrade-Möglichkeiten sind die 2.800 Euro auch eine gute Investition in die Heimkino-Zukunft.

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