Pioneer VSX-1130 (Test)

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Der 730 Euro teure 1130er ist das Spitzenmodell der VSX-Reihe, darunter rangiert der 100 Euro günstigere VSX-930 (Test in audiovision 8-2015). Laut Datenblatt unterscheiden sich die beiden nur durch Äußerlichkeiten. So verfügt der VSX-1130 über eine solide Alu-Front, während der VSX-930 mit einer Kunststoff-Fassade auskommen muss. Ob die inneren Werte wirklich dieselben sind, zeigt unser Test. Manch einer mag sich fragen, warum wir kein 1.000-Euro-Gerät von Pioneer testen. Würden wir gerne, doch leider bringen die Japaner 2015 kein neues Modell in dieser Preisklasse, erst ab 1.500 Euro geht es mit der LX-Reihe weiter.

Ausstattung und Technik

pioneer-pcMit vier verschiedenen Equalizern bietet der Pioneer mehr Klangregler als andere Receiver: Er verfügt über einen Grafik-EQ inklusive neun Bändern, der Subwoofer lässt sich dank Reglern für 31, 63, 125 und 250 Hertz gut anpassen. Gegen dröhnende Bässe hilft das nahezu stufenlos abstimmbare Drei-Band-Kerbfilter, dessen tiefste Einsatzfrequenz mit 63 Hertz für große Räume allerdings zu hoch ist. Zudem lässt das sechsstufige X-Curve-Filter den Frequenzgang ab zwei Kilohertz sanft abfallen, was zu schrillen Filmton entschärft. Die Einmessautomatik (siehe Kasten) nutzt dabei die gleichen Equalizer wie bei manueller Einstellung, wodurch sich der Klang optimal anpassen lässt.

Wie die Testfeld-Konkurrenz ist der mit sieben Endstufen bestückte Pioneer bei Dolby Atmos auf zwei Höhenlautsprecher limitiert. Die stehen auch nur dann zur Verfügung, wenn man auf die beiden Back-Surrounds verzichtet. Mangels entsprechender Vorverstärkerausgänge lässt er sich nicht mit externen Endstufen aufrüsten. Beim Lautsprecher-Setup stechen die feinen Schritte für die Kanalpegel (0,5 dB) und Distanzen (ein Zentimeter) positiv hervor. Das Bass-Entlastungsfilter wirkt auf alle Boxen, wobei der Pioneer den Frequenzbereich zwischen 80 und 180 Hertz für Atmos-Aufsatzlautsprecher (z.B. die KEF R50, Test Seite 18) auf die darunter stehenden Boxen umleitet. So gehen auch bei tiefen Cross-Over-Einstellungen keine Klanganteile verloren. Eine weitere Spezialität ist „Phase Control+“: Die Schaltung analysiert und korrigiert die Phasenlage zusammengehörender Signale auf verschiedenen Kanälen und optimiert so den Bass.

Bei der Bedienung gefallen uns die Smartphone und Tablet-optimierte App „iControl AV5“, die viele Schritte wie das Anzeigen von Signalinformationen oder das Umschalten des X-Curve-Filters vereinfacht. Die direkte Lautsprecher-Pegelregelung ist ebenfalls praktisch. Als weniger gelungen empfinden wir das Menü, da es häufig verzögert reagiert und teils verschachtelt wirkt.

Die Smartphone-App iControl AV5 ist eine erstklassige Ergänzung zur Fernbedienung. Links sind die Klangeinstellungen, rechts der Statusbildschirm zu sehen.

Die Smartphone-App iControl AV5 ist eine erstklassige Ergänzung zur Fernbedienung. Links sind die Klangeinstellungen, rechts der Statusbildschirm zu sehen.

Video und Multimedia

Sieht man von den Multiroom-Fähigkeiten des Yamaha ab, punktet der Pioneer mit den meisten Multimedia-Extras: Er bietet Dual-Band-WLAN, HDMI-MHL und HTC-Connect, womit kein Receiver im Testfeld aufwarten kann. An Bord sind zudem ein USB/DLNA-Audioplayer, AirPlay, Bluetooth, Internet­radio und der Streaming-Dienst Spotify.

Mit drei HDCP 2.2-fähigen Eingängen und zwei Ausgängen ist der Receiver fit für Ultra-HD-Inhalte von Blu-ray. Die Scalier-Fähigkeiten beschränken sich auf die Wandlung von 1080p zu 4K und Analog-Vvideo, ohne Auflösungsänderung zu digita­lisieren. Hier leisten einige Mitbewerber mehr.

Tonqualität

Fordert man den VSX-1130, indem man allen sieben Endstufen das Leistungsmaximum abverlangt, kommen gute 60 Watt pro Kanal aus den Endstufen. Damit bildet er zwar das Schlusslicht, doch das ist bei einem Preisunterschied von rund 250 Euro nicht wirklich überraschend – und auch nicht sonderlich tragisch. Denn wenn es keinen riesigen Heimkino-Keller mit Standboxen rundum zu versorgen gilt, genügt die Gesamtleistung von bis zu 450 Watt allemal für ein dynamisches Heimkino-Erlebnis, wie sich im Hörtest zeigt.

Die Session starteten wir mit den perfekt arrangierten Jazzpop-Stücken des Steely-Dan-Albums „Two Against Nature“, die der Pioneer mit guter Detailtreue und Ausgewogenheit zum Besten gibt. Das Tiefton-Fundament bildet er anspringend und dynamisch ab, auch wenn er bei höchsten Lautstärken nicht ganz so druckvoll und souverän klingt wie die leistungsstärkeren Receiver. Actionreichen Filmton wie die Explosion der Gasflasche in „Casino Royale“ steckt er dennoch ohne einen Anflug von Schwäche weg. Die Nase vorn hat er dank seiner „Phase Control+“-Schaltung bei nicht optimal gemasterten Scheiben wie der Konzert-DVD „Away From The Sun“, die nur wenige Receiver mit einem druckvollen Bass reproduzieren, wenn Center und Surround klein eingestellt sind und ein Sub fehlt.

Pioneers Einmessautomatik „Multi Channel Acoustic Calibration System“ hebt sich von anderen Systemen durch ihre Flexibilität ab, indem sie dem Nutzer die Auswahl aus unterschiedlichen Messungen ermöglicht: „Voll Auto MCACC“ mit „Messtyp Grundlegend“ führt die schnellste Einmessung durch. Es werden Boxengröße, Pegel, Entfernung justiert und eine von drei Entzerrungskurven („EQ-Typ“) angewandt. „Messtyp Experte“ ermittelt zusätzlich die Halleigenschaften des Raums, stellt sie per Grafik dar, und korrigiert die Gruppenlaufzeit. „Automatisches MCACC“ ermittelt zusätzlich alle drei EQ-Typen („Symmetry“, „All Ch Adjust“, „Front Align“), die sich anschließend mit den MCACC-Speichern umschalten lassen. Bei der dritten Variante „Manuelles MCACC“ bleibt die Einstellung von Pegel, Distanz und Bassfilter dem Nutzer überlassen, nur die EQ-Entzerrung führt der „Erweiterte EQ“ automatisch durch. Wie bei „Voll Auto MCACC“ muss man sich für einen „EQ-Typ“ entscheiden, dafür werden dröhnende Bässe mittels drei Messdurchgängen („Standing Wave Multi Point“) genauer detektiert. Zudem kann man den Entzerr-Algorithmus per „Time Position“ beeinflussen – je nach Art des Raums liefern unterschiedliche Einstellwerte den besten Klang.

Das etwas schlichte Menü ist in Netzwerk-, Einmessungs- und Grundeinstellungen unterteilt.

Das etwas schlichte Menü ist in Netzwerk-,
Einmessungs- und Grundeinstellungen unterteilt.

Das etwas schlichte Menü ist in Netzwerk-, Einmessungs- und Grundeinstellungen unterteilt.

Das etwas schlichte Menü ist in Netzwerk-,
Einmessungs- und Grundeinstellungen unterteilt.

Im zweiten Hördurchgang ließen wir den Auto­piloten ans Ruder: Von den unterschiedlichen Distanzwerten für linke und rechte Frontbox abgesehen, waren wir mit dem Pegel- und Distanzabgleich sowie den Bassumleitungs-Einstellungen zufrieden. Die beiden EQ-Kurven „Symmetry“ und „All Channel Adjust“ lieferten einen Klang mit mehr Brillanz, wodurch Details wie leise Hallfahnen deutlicher hervortraten. Am meisten überzeugte uns die dritte EQ-Variante „Front Align“, die den Center effektiv und dennoch natürlich klingend auf den Sound der unbearbeiteten Frontboxen abglich, wovon die Räumlichkeit profitierte. Gut finden wir dabei, dass man die Korrektur der Gruppenlaufzeit unabhängig vom EQ zuschalten kann.

Ist sie aktiv, verbessert sich die Ortung der Höhen – vor allem bei Stereo-Wiedergabe auf allen Boxen wird der Effekt hörbar. Mit „Full Band Phase Control“ entsteht ein perfekter Sweet Spot, obwohl nun fünf Boxen aufspielen. Daher bevorzugten wir für die Stereo-Wiedergabe auch den Klangmodus „Direct“ statt „Pure Direct“, wo sich die Korrektur zuschalten lässt.

730 Euro: Obwohl der Dolby-Atmos-Receiver der günstigste im Testfeld ist, muss man weder auf eine reichhaltige Ausstattung noch auf eine edle – allerdings nur in Schwarz erhältliche – Aluminium-Front verzichten.

730 Euro: Obwohl der Dolby-Atmos-Receiver der günstigste im Testfeld ist, muss man weder auf eine reichhaltige Ausstattung noch auf eine edle – allerdings nur in Schwarz erhältliche – Aluminium-Front verzichten.

Das Anschlussfeld ist reichlich ausgedünnt: Bei den Pre-Outs gibt es nur zwei Subwoofer-Ausgänge, entsprechend kann man den Pioneer nicht mit externen Verstärkern für vier Höhenkanäle aufrüsten. HDMI-Anschlüsse sind genug vorhanden, wobei die drei HDCP-2.2-tauglichen Buchsen nicht beschriftet sind.

Das Anschlussfeld ist reichlich ausgedünnt: Bei den Pre-Outs gibt es nur zwei Subwoofer-Ausgänge, entsprechend kann man den Pioneer nicht mit externen Verstärkern für vier Höhenkanäle aufrüsten. HDMI-Anschlüsse sind genug vorhanden, wobei die drei HDCP-2.2-tauglichen Buchsen nicht beschriftet sind.

 

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AuVi_AWARD-Preistipp

Der Testbericht Pioneer VSX-1130 (Gesamtwertung: 77, Preis/UVP: 730 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2015 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

77 sehr gut

77 Punkte für 730 Euro – damit erreicht der Pioneer VSX-1130 ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das seinesgleichen sucht und uns einen Preistipp wert. Dass die Konkurrenz des VSX-1130 ein paar Punkte mehr ergattert, darf angesichts des deutlich höheren Preises nicht verwundern.

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