Onkyo TX-NR 535 (Test)

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Onkyo TX-NR 535 – AV-Receiver für 450 €

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €Mit dem 450 Euro teuren TX-NR 535 präsentiert Onkyo einen neuen Einsteiger-Receiver, der die aktuelle HDMI-2.0-Technik an Bord hat. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten nimmt der Onkyo 4K-Signale mit bis zu 60 Hertz Bildwiederholrate entgegen.

Ausstattung & Praxis

Trotz seines günstigen Preises und der Kunststofffront sieht der Receiver dank großem Matrix-Display und vielen Tastern hochwertig aus. Warum wir die Verarbeitung letztendlich nur mit „befriedigend“ bewerten, liegt am leichtgängigen Lautstärkerad und dem Metallgehäuse, das hinten nicht ganz bündig mit dem Anschlussfeld abschließt.

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 € 
Liegt gut in der Hand: die kompakte Onkyo-Fernbedienung
mit teils etwas kleinen Tasten.
 

Das Herz des AV-Receivers sind seine fünf fest zugewiesenen, diskret konstruierten Endstufen für Stereo, Center und Surround. Bi-Amping oder die unabhängige Beschallung eines zweiten Raums sind daher nicht möglich. In Sachen Einmessung verrichtet beim TX-NR 535 ein System namens AccuEQ seinen Dienst, statt wie bei größeren Onkyo-Modellen Audyssey. Unterschiedlich weit vom Hörer aufgestellte Boxen lassen sich nun mit Schritten von 3 statt 30 Zentimetern wie noch beim etwas größeren Vorjahresmodell TX-NR 626 (Ausgabe 9-2013) feiner zu einem virtuellen Kreis verrücken. Die in der letzten Generation eingeführte „Phase Matching Bass“-Schaltung verbessert ähnlich wie Phase Control bei Pioneer-Receivern die Basswiedergabe durch ein verbessertes Bassmanagement, also die optimierte Verteilung der Bässe auf die Lautsprecher. Ein einstellbarer Equalizer fehlt aber noch immer.

In Sachen Multimedia überzeugt der Onyko: Zwar braucht es für AirPlay eine Dockingstation, die mit rund 180 Euro (DS-A5) nicht gerade billig ist, doch dank integriertem WLAN und Bluetooth gelingt die Vernetzung via Internet, Heimnetzwerk und Smartphones komfortabel. Die verzweigten Senderlisten des TuneIn-Webradios gebärden sich etwas lahm, dafür gelingt das Speichern und Aufrufen von Lieblingssendern wie Podcasts unkompliziert. Weitere Musikapps wie Aupeo!, Deezer und Spotify ergänzen das Angebot. Der USB/-DLNA-Audioplayer spielt zahlreiche zweikanalige Formate ab, darunter AAC, ALAC, DSD, FLAC, MP3, OGG, WAV und WMA. Praktisch ist zudem das AV-Sync-Delay, weil es wahlweise Bild (um maximal 100 Millisekunden) oder Ton um bis zu 400 Millisekunden verzögert.  

 

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 € 
  Einfach, aber funktional: Das übersichtlich strukturierte
Setup-Menü des Onkyo verzichtet auf Grafiken.

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 € 
  Netz-Musik: Die Musik-App Pandora steht in Deutschland
nicht zur Verfügung, neu ist der Dienst Deezer.

 

 

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 € 
  Das Quick-Setup-Menu überlagert das Bild, so dass
man Bild und Ton per AV-Sync zur Deckung bringen kann.

 

 

 

Tonqualität Surround

Mit 2 x 120 respektive 5 x 60 Watt an je Vier-Ohm-Lasten fährt der Onkyo genug Power für den kraftvollen Musik- und Heimkinogenuss auf, selbst wenn er leistungshungrige Vollbereichsboxen befeuern muss. Zu dieser Höchstleistung ließ sich der TX-NR 535 im Test zwar nur für wenige Sekunden und unter Zuhilfenahme eines Ventilators überreden, da seine Schutzschaltung im Vergleich zu anderen Receivern recht früh die Leistung reduzierte.

Im Hörtest mit Film und Musik konnten wir davon aber selbst bei XXL-Lautstärken nichts bemerken; an unserem Nubert-Standboxenset spielt der Onkyo unbeschwert und mit genug Power auf. Der Bass klingt dabei angenehm druckvoll, wobei wir je nach Lautsprecher-Konfiguration und Disc die Wiedergabe mal ohne, mal mit zugeschaltetem „Phase Matching Bass“ bevorzugten. Die zahlreichen LFE-Effekte in „Transformers“ bereiteten trotz fehlender Subwoofer-Unterstützung keine Probleme. Erst bei sehr hohen Pegeln geht dem Onkyo im Vergleich zu leistungsstärkeren Modellen ein wenig die Straffheit und Kontrolle verloren, während er bei normalen Pegeln ausgewogen musiziert.

Im zweiten Hördurchgang überließen wir der Auto­matik das Ruder und wählten wie immer ein Setup mit Aktiv-Subwoofer: Während wir mit der Pegel- und Distanzeinstellung nicht ganz zufrieden waren und manuelles Korrigieren von nöten war – der Sub spielte nämlich hinterher zu laut und die rechte Frontbox zu leise – so überzeugte uns die technisch schwierigere Disziplin der Frequenzgangkorrektur. Selbst mit Rauschsignalen, die auffällige Equalizer-Eingriffe sofort offenbaren, fielen keine störenden Nasen im Klang auf. Was der Entzerrer genau macht, bleibt mangels Anzeige leider geheim, doch mit Accu-EQ harmonierten Front und Center besser im Timbre und verschmolzen bei Surround-Musik wie dem Live-Konzert der 3 Doors Down zu einer breiten Bühne. Moderat entschärfte untere Höhen machten das Hören besonders bei höherer Lautstärke angenehmer, ohne dass sich dabei Transparenz oder Sprachverständlichkeit verschlechterten.

Tonqualität Stereo

Im Stereo-Betrieb gefielen Spielfreude und Ausgewogenheit, egal ob über den optischen Eingang oder HDMI. Die klangneutralste Darbietung erzielt der Verstärker in den Modi „Pure Audio“ und „Direct“, in denen alle weitergehenden Verarbeitungsschritte (auch das Bassmanagement) außen vor sind. Besitzer von Sub-Sat-Systemen wählen deshalb am besten den Hörmodus Stereo. Wünschenwert zum leisen Musikhören wäre eine Loudness-Funktion. 

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €
400 Euro: Denons zweitgünstigster Surround-Verstärker ist nur in Schwarz zu haben.
Die dimm- und abschaltbare Anzeige liefert viele Infos und ist einwandfrei ablesbar.
Die hochglänzende Fläche darunter ist Geschmackssache.

 

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €
Das Anschlussfeld ist mit zwei analogen Audio-Eingängen und ohne
Koax-S/PDIF-Eingang spärlich bestückt.
Immerhin bleibt so genug Platz für die nebeneinander angeordneten,
gut erreichbaren Boxenterminals.

 

HDMI 2.0 – 4k mit 60 Hertz, aber kein HDCP

Wie schon bei früheren HDMI-Versionen zählt Onkyo bei der Implementierung in seine Receiver zu den schnellsten. Die Einsteiger-Receiver TX-NR 535 und TX-NR 636 akzeptieren Videosignale im Format 2.160/60p, der bislang höchsten Auflösung im Heimkino. Bisherige 4K-fähige AV-Receiver mit HDMI 1.4-Chips können UltraHD-Signale nur mit maximal 30 Hertz Bildwiederholrate verarbeiteten.
Möglich macht dies die jüngst verabschiedete HDMI-Spezifikation 2.0, die sich durch eine erhöhte Maximaldatenrate von 18 statt 10,2 Gbps auszeichnet. Der TX-NR 535 nimmt UHD-Signale an allen sechs HDMI-Eingängen in Empfang und leitet sie ohne weitere Bearbeitung an den HDMI-Ausgang weiter. Scaling, also das Hochrechnen niedriger aufgelöster Signale, beherrscht der TX-NR 535 hingegen nicht. Das bleibt dem größeren Modell 636 mit Qdeo-Videoverarbeitung vorbehalten. Darüber hinaus beherrscht nur der TX-NR 636 den HDCP-2.2-Kopierschutzstandard, der bei zukünftigen 4K-Filmen auf Blu-ray (oder anderen Datenträgern) zum Einsatz kommen soll. 

Bringen die HDMI-2.0-Eingänge beim TX-NR 535 gegenüber 4K-Receivern mit HDMI 1.4-Technik somit einen Zusatznutzen? Derzeit eigentlich nur für jemanden, der selbst 4K-Camcorder-Aufnahmen mit 60 Hz anfertigt und diese durch den Receiver schleifen möchte.   

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €
Sowohl der entfernbare Aufkleber am Gerät (unten) als auch auf dem Karton (oben)
bewerben die 4K-60Hz-Kompatibilität des Onkyo-Receivers.
Auf die Bezeichnung „HDMI 2.0“ wird hingegen verzichtet.
Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €

 

Fazit

Der Einsteiger-Receiver von Onkyo überzeugt durch seinen ausgewogenen und sauberen Klang. Wegen der fehlenden Siebenkanal-Fähigkeit lässt er, wie alle anderen Test-Kandidaten auch, allerdings etliche Punkte liegen.    Florian Goisl

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €

 

Technische Ausstattung und Bewertung 

Onkyo TX-NR 535 - AV-Receiver für 450 €

 

 

 

 

 

Der Testbericht Onkyo TX-NR 535 (Gesamtwertung: 64, Preis/UVP: 450 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2014 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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