HDMI 2.0 Überraschung

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HDMI 2.0 ÜberraschungAuf der IFA war HDMI 2.0 hinter den Kulissen das unfreiwillige Hauptthema. Denn entgegen vieler Erwartungen im Vorfeld sagt die Spezifikation wenig über zukünftige Übertragungsstandards aus.

Das HDMI-Kabel gehört zum Einmaleins der modernen Unterhaltungselektronik. Wenn mit HDMI 2.0 eine neue Generation angekündigt wird, kommen natürlich viele Fragen auf: Unterstützen meine aktuellen Geräte den neuen Standard? Wenn ich mir jetzt einen Ultra-HD-Fernseher kaufe, ist der dann zu HDMI 2.0 kompatibel? Können Geräte ohne HDMI-2.0-Technik nachgerüstet werden? Klare Antworten der Hersteller auf solche Fragen sind natürlich besonders wichtig, geht es doch auch um die Kaufentscheidung fürs Weihnachtsgeschäft. Händler bestellen ihre Ware für die konjunkturelle Hochsaison auch gerne direkt auf der IFA – audiovision war ebenfalls vor Ort.

HDMI 2.0 Überraschung

Für günstige 3.000 Euro, aber ohne Zusicherungen für HDMI 2.0 machte
Toshiba mit dem 58-Zoll-Fernseher auf sich aufmerksam.

 

Das Problem

Was soll ein Hersteller dem Kunden oder dem Händler bloß sagen, wenn es für den neuen Standard kaum definierte Rahmenbedingungen und geeignete Quellgeräte gibt? Letztlich definiert HDMI 2.0 im Wesentlichen eine auf 18 GBit/s gesteigerte maximale Datenrate und einige neue Möglichkeiten (siehe Kasten „Das ist neu“). Zwingend erforderlich ist die technische Unterstützung der neuen Eigenschaften allerdings nicht. Im Klartext: Auch ein Gerät, das nur SDTV-Auflösung unterstützt, darf sich kompatibel zu HDMI 2.0 nennen, solange es die physikalischen Parameter der Schnittstelle unterstützt. Davon hat der Kunde dann allerdings reichlich wenig. Viel wichtiger ist daher die Unterstützung  auf der Seite der Wiedergabegeräte. Ein neuer Blu-ray-Standard lässt jedoch genauso auf sich warten wie erste Settop-Boxen, die Live-Übertragungen über Satellit oder Kabel für den Fernseher aufbereiten können. Anders gesagt: Der Nutzer verpasst aktuell noch nichts, möchte aber auf der anderen Seite sicherstellen, dass seine nächste Kaufentscheidung kein Schuss in den Ofen ist.

HDMI 2.0 Überraschung

 

HDMI 2.0 Überraschung

Der Kaiser in technischer Mission: Franz Beckenbauer wirbt für Sky Ultra HD.
Der Spot war in einer Testausstrahlung des DVB-Konsortiums auf der IFA zu sehen.

Die Lösung

Die japanischen Hersteller Panasonic und Sony lösten das Problem auf der IFA offensiv, indem sie kompatible Geräte vorführten und sich das Thema gesteigerte Bewegungsschärfe bei 4K-Quellsignalen mit 60 Hertz herauspickten – mit jeweils unterschiedlichen Ansätzen. Allen voran Panasonic stellte mit dem 65 WT 600 nicht nur seinen ersten Ultra-HD-Fernseher fürs Wohnzimmer vor, sondern stattete ihn auch gleich mit der neuen HDMI-2.0-Schnittstelle und vielen passenden Mehrwert-Funktionen aus, an die man bei vielen anderen Herstellern noch nicht gedacht hat: beispielsweise ein 4K-Web-Browser (toll für Google Maps) oder die Unterstützung für Video-Streaming in 4K (etwa via YouTube). Auch Fotos vom Smartphone oder Tablet-PC lassen sich bei Panasonic dank „Swipe & Share“ in 4K direkt und drahtlos per Fingerwisch auf den Fernseher übertragen. Sony hingegen kündigte Software-Updates für die neuesten Modelle der X9-Serie an und will Besitzern des im Frühjahr eingeführten 84-Zöllers ein wahrscheinlich kostenpflichtiges Hardware-Upgrade anbieten. Neue UHD-Geräte von Philips sollen sich bis Ende des Jahres ebenfalls dahin gehend aufrüsten lassen und Samsung möchte ein Upgrade der externen Anschluss-Box anbieten, sobald es seitens der Zuspieler entsprechenden Bedarf gibt. Überraschend ist, dass Sony nach dem Update zwar 4K in 60 Hertz unterstützen wird, jedoch nur in 4:2:0-Farbabtastung – also mit reduzierter Farbauflösung, wie man sie auf Blu-ray findet. Bei Anschluss eines Computers dürfte es für den einen oder anderen Anwender daher erstaunlich sein, dass man abhängig vom verwendeten Display und der eingestellten Bildwiederholrate nicht die volle Farbauflösung zu Gesicht bekommt. Abhilfe im Computerbereich schafft vorerst nur die Verwendung von DisplayPort 1.2a ohne Unterstützung der reduzierten 4:2:0-Farbabtastung, wobei derzeit der Panasonic 65 WT 600 der einzige Fernseher mit einer solchen Schnittstelle ist.

 

HDMI 2.0 Überraschung

Der wesentliche Vorteil von HDMI 2.0: Ultra-HD-Auflösung auch bei schnellen
Bildwechselfrequenzen mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde, die sich besonders
für ruckelfreie Sportübertragungen eignen.

 

Unser Fazit

So wirr die Einführung von HDMI 2.0 läuft, legt sie doch den Grundstein für die Übertragung von Ultra-HD-Signalen mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde sowie für 3D in höheren Frameraten. Der DisplayPort ist nur für Computer als Alternative denkbar, da dort die Unterstützung für HDCP als Kopierschutzverfahren fehlt. In naher Zukunft von deutlich größerer Bedeutung als HDMI 2.0 dürfte aber eine Anpassung aktueller Smart-TV-Funktionen auf 4K-Auflösung sein. LG zum Beispiel hat die direkte Unterstützung von HEVC als Videocodec im eingebauten Mediaplayer der aktuellen Geräte angekündigt.

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Mit der Lupe: Bei Philips konnten sich IFA-Besucher die Unterschiede zwischen
HD und 4K mit einer Lupe ansehen – wer sie braucht, bleibt wohl besser bei Full HD.

 

 

 

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