Blu-ray-Test: The Rocky Horror Picture Show

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Blu-ray-Test von 96 Hours"The Rocky Horror Picture Show" ist ein cineastisches Phänomen. Schon das 1973 in London uraufgeführte Musical zog die Massen magisch an. Auch die 1975 gedrehte Leinwand­adaption erlangte binnen kurzer Zeit Kultstatus und erfreut sich noch heute einer wachsenden Fangemeinde. Ein Grund: Die Low-Budget-Produktion läuft so lange wie kein anderer Film ununterbrochen im Kino.

Seit der Veröffentlichung vor 35 Jahren hat 20th Century Fox das bizarr-unterhaltsame Spektakel nie offiziell zurückgezogen und so wird es weiter in vielen Kinos auf der Welt gezeigt. In den Museums Lichtspielen in München beispielsweise steht "The Rocky Horror Picture Show" seit 1977 regelmäßig auf dem Spielplan.
 
Die Story
Ein biederes amerikanisches Pärchen (Susan Saran­don und Barry Bostwick) verschlägt  es in einer Gewitternacht in ein unheimliches Schloß. Dort treffen sie auf den außerirdischen Transvestiten und Wissenschaftler Dr. Frank N. Furter (Tim Curry), der den nichtsahnenden Gästen mit seinen exzentrischen Freunden eine abgedrehte Show präsentiert.

Nicht nur die Handlung der musikalischen Persi­flage auf Science-Fiction- und Horror-B-Movies ist schrill – auch die Fans tragen bei Aufführungen der "Picture Show" mit filmspezifischen Verkleidungen ihren Teil zu einem schrägen Happening bei. Und die Zuschauer haben stets mehr als ein Wörtchen mitzureden – im wahrsten Sinne des Wortes. So gehört es zum guten Ton, sich auf vielfältige Weise aktiv an der Filmvorführung zu beteiligen.

Die Sonderausstattung
Das Bonusmaterial trägt dieser in der Filmgeschichte wohl einmaligen Publikumspartizipation Rechnung – mit der aus drei Elementen bestehenden Bild-in-Bild-Spur "Interaktive Mitternachtsvorführung". Neben einem Trivia-Track mit coolen Infos zu Film- und Theaterversion kann man per "Wühl-und-Wurf Kiste" den Bildschirm mit virtuellen Gegenständen bewerfen. Objekte wie Pflaumen, Reis, Toast, Klopapier oder Konfetti entsprechen den Wurfgeschossen, zu denen "Rocky Horror"-Fans bei echten Kinovorführungen gerne greifen. Mit einer Klingel oder einer Tröte kann man zudem den Lärmpegel erhöhen. Erfahrene Fans setzen all das natürlich nur in den passenden Szenen ein – welches Objekt wann und wie benutzt wird, ist genau festgelegt und hat sich wie ein ungeschriebenes Gesetz über Jahre etabliert.

Das dritte Bild-im-Bild-Element namens "Late Night, Double Feature" zeigt einen sogenannten Shadowcast. Hier spielen verkleidete Fans auf einer Bühne die Filmhandlung in Echtzeit 1:1 nach. Ein 58-minütiges Making-of über die Produktion dieser Aufführung findet sich ebenfalls in den Boni. Per grüner Taste auf der Fernbedienung lässt sich der Shadowcast auf Vollbildgröße aufzoomen. Anders als bei sonstigen Bonusview-Features kann man sich übrigens alle drei Bild-im-Bild-Elemente gleichzeitig anschauen – selbst wenn dann nicht mehr viel vom Film zu erkennen ist.

In den Extras hat man ferner die Wahl zwischen britischer und amerikanischer Version des Films (deutschen Ton besitzt das Musical hingegen nicht), wobei es sich bei der um 88 Sekunden längeren UK-Fassung – mit Ausnahme des Songs "Superheroes" am Ende – um den gleichen Film handelt. Einen anderen Zugang zur "Picture Show" eröffnet hingegen der ursprünglich von den Filmemachern bevorzugte alternative Filmanfang. Hier sind die ersten 20 Minuten in Schwarz-Weiß (eine Hommage an "Der Zauberer von Oz") – eine kreative Entscheidung, die Fox seinerzeit als unakzeptabel ablehnte.

Handfeste Fakten zur Geschichte des Musicals, der Leinwandadaption, der Besetzung und dem Set-Design liefert das 36-minütige Making-of, das sich hinter dem Menüpunkt "Hinter den Kulissen" versteckt. Ebenfalls dort zu finden sind nicht gezeigte Liedszenen, Outtakes, ein alternativer Abspann, Aufnahmen von der Feier zum 10-jährigen Film­jubiläum, ein Musikvideo von "Time Warp" zum 15. Geburtstag der VHS-Veröffentlichung sowie Kinotrailer, PR-Material und Fotogalerien. Abgerundet werden die Boni durch einen hörenswerten Audiokommentar mit Erfinder und Komponist Richard O’Brien sowie Darstellerin Patricia Quinn, Karaoke-Versionen der Filmsongs sowie einen Beitrag über den Set-Fotograf.                                               

Bildqualität
Dank Restaurierung und 4k-Neuabtastung vom Original-Negati­v ist von Defekten nichts zu sehen. Tiefenwirkung und Schärfe liegen auf gutem Niveau. Die Detailzeichnung des 1,66:1-Transfers (seitliche Balken) kann jedoch nicht mit aktuellen Produktionen konkurrieren. Ab und an erkennt man leichtes Helligkeitsflackern (33:46).

Tonqualität

Dank neuer 7.1-Abmischung klingt die "Picture Show" so gut wie nie zuvor. Während der Songs sorgen regelmäßig direktional platzierte Ins­trumente für eine einhüllende Klangkulisse. Die Vocals klingen jedoch ab und an etwas blechern (u.a. die Soli in "Time Warp"). Der Original Mono-Track ist ebenfalls an Bord, deutschen Ton gibt es nicht.     

Extras

Audiokommentar, US- und UK-Fassung, Bild-in-Bild-Track, alternativer Filmanfang in Schwarz-Weiß (20:12), "Rocky-oke: Sing mit!", "Rocky Horror Fotograf: Mick Rock" (3:36), "nicht gezeigte Liedszenen" (5:00), "Outtakes" (10:02), "alternativer Abspann" (3:45), "falsch kopiertes Filmende" (1:44), "Rocky Horror Double Feature Video Show" (36:25), "Beacon Theater, New York" (5:26), "Time Warp Musikvideo" (4:41), Trailer, Fotogalerien, 16-seitiges Booklet, Zelluloid-Sammelbild.

                            

Blu-ray-Test von 96 Hours

Der Trivia-Track bietet zahlreiche Infos zur Produktion, aber auch zur Theaterversion des Musicals.

 
Blu-ray-Test von 96 Hours

Via "Late Night, Double Feature" lässt sich ein sogenannter Shadowcast
mit Darstellern aus der ganzen Welt einblenden.

Die Wertung   
Film 6 von 6 Punkten
Bildqualität 4 von 6 Punkten
Tonqualität 4 von 6 Punkten
Bonusmaterial 4 von 6 Punkten
   
Die technischen Daten  
Anbieter Fox
Originaltitel The Rocky Horror Picture Show
Laufzeit 100 Minuten
FSK ab 16 Jahren
Bildformat 1,66:1 (1080/24p)
Ton Deutsch DTSl 5.1
Ton Englisch DTS-HD Master Audio 5.1
Erhältlich ja

 

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